5 Jahre Pariser Klimaabkommen – Baumbesetzung und Mahnwache in Karlsruhe

Redebeitrag der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe am 12.12.20 bei der Mahnwache des Klimakollektive Karlsruhe am Friedrichsplatz.

Mythos: Atomkraft sei ein Klimaretter

Hallo, schön dass ihr da seid zu unserem spontanen Erzähl-Cafe unter dem Titel
„Mythos: Atomkraft sei ein Klimaretter“.

Erstmal möchte ich dem Karlsruher Klimakollektiv (Kliko) dafür danken, dass sie diesen Aktionstag zu 5 Jahre Pariser Klimaabkommen organisiert haben. Ich finde es sehr wichtig, dass wir Masken tragen und Abstand halten, aber wir müssen uns in dieser Pandemie auch austauschen, weiterbilden, diskutieren und vorwärts gehen und wir müssen unsere Meinung kund tun und sichtbar sein.

Ich spreche heute im Namen der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe (AAI KA), in der ich seit vielen Jahren Mitglied bin. Die AAI KA trifft sich 1 mal im Monat, Infos findet ihr auf unserer Homepage: anti-atom-ka.de. Wir sehen uns als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Wir finde ganz toll, was Ende Gelände und das Kliko KA so auf die Beine stellen und wir bin auch immer gerne bei den Aktionen vom Kliko mit dabei. Bündnisse und gegenseitige Unterstützung halten wir für sehr wichtig.

Vor wenigen Tagen nahm ich an einer überregionalen, natürlich online, Konferenz der Anti-Atom-Inis teil. Anstatt den nächsten anstehenden Castor-Transport zu besprechen, den wir für Herbst 2021 erwarten, mussten wir uns alle erst mal Luft verschaffen, im Angesicht des derzeit stattfindenden Backlashs, was die Anti-Atom-Politik angeht.

Den Backlash erleben wir beim Feminismus, bei progressiven Strömungen und nun auch seit Jahren bei der Atompolitik, der Rollback ist, was Atompolitik angeht, voll im rollen.

Seit Jahren beobachten wir, mit einer gewissen Verzweiflung, dass die Atomlobbyisten das Ruder an sich reißen. Erst vereinzelt von Lobbyisten aus der Wirtschaft, dann aus dem konservativen Lager der Politik. Dann haben sie Slogans aus den progressiven Bewegungen geklaut und z.B. eine Nuke Pride in München veranstaltet. Mittlerweile finden sich u.a. lange Artikel im Spiegel und in der Zeit, die den pro Atomkurs propagieren. Der Konsens, zum sogenannten Ausstieg aus der Atomenergie, wird von diesen Politiker*innen und Lobbyist*innen massiv in Frage gestellt.

Die neue Überschrift der Atomlobby lautet: Atomkraft sei ein Klimaretter.
Das stimmt aber nicht und dafür gibt es viele Beweise.

Atomkraft ist eben kein Klimaretter!

Der Propaganda der Atomlobby, die über viel Geld und Einfluss verfügt, müssen wir gemeinsam etwas entgegenstellen. Macht es in eurem Umfeld zum Thema. Redet und argumentiert gegen Laufzeitverlängerungen und gegen die Idee Atomenergie wieder Salonfähig zu machen. Seid Multiplikator*innen, sprecht das Thema in eurer Familie und bei Freunden an.

Das Thema Atompolitik ist leider nicht einfach, es ist sehr facettenreich, technisch und wie bei vielen Themen komplizierte und einfache Antworten sind nicht immer möglich. Deshalb kann ich hier und heute das Thema Atomkraft ist kein Klimaretter nur anreißen aber nicht vertiefen.
Um die Aussage „Atomenergie ist kein Klimaretter“ zu untermauern möchte ich auf .ausgestrahlt verweisen die einen super Beitrag zusammengestellt haben. Der Beitrag trägt den Titel 100 gute Gründe gegen Atomkraft. Bitte schaut ihn euch auf der ausgestrahlt Homepage „ausgestrahlt.de“ an.
Da findet ihr gute Infos und gute Argumentationshilfen.

Wenn man wie die Bundesregierung, die Energiewende an die Wand fährt, die erneuerbaren Energien und die Speicher nicht unterstütze, sondern im Gegenteil blockiert, dann legt man den Grundstock für den Ruf der Atomlobby nach Laufzeitverlängerungen und neuen AKWs.

Übrigens, keine 10 km von hier entfernt, befindet sich das JRC, das Joint Research Center, auf dem Gelände des KIT Nord. Das JRC forscht an den Brennstäben für die nächste Generation von Atomkraftwerken. Und das, obwohl Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen ist. HaHa

Zurück zum Backlash: Fatal am Backlash in Sachen Atomenergie ist, dass die Medien dabei mitspielen. Die öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten ganz vorne. Mir persönlich tut das richtig weh, da ich die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten immer verteidige und froh bin, dass wir, nicht wie in anderen Ländern ein Monopol des Privatfernsehens haben.
Aber ausgewogener Journalismus ist leider keine Selbstverständlichkeit und so sehen und hören wir bei Deutschlandfunk, arte, ZDF und anderen, Beiträge die sich ausschließlich für Atomenergie aussprechen oder es zumindest nahe legen, dass es eigentlich keine Alternative dazu gibt.

Vor kurzem wurde auf Youtube das vom zdf in Auftrag gegebene Video „Kurzgesagt“ veröffentlicht. Kurzgesagt richtet sich an eine jüngere Zielgruppe. Der Titel des Video lautete: Brauchen wir Atomkraft, um den Klimawandel zu stoppen. Gestern hatte dieses Video schon über 500.000 Aufrufe.
Publiziert wird, dass Atomkraft Klimaneutral und umweltfreundlich sei. Das stimmt nicht. In dem Video gibt es keine kritische Stimme der Atomkraft gegenüber, aber das Video legt nahe, dass es ohne Atomkraft nicht gehe.

Nicht erwähnt wurde in dem Erklärvideo, dass es Studien gibt, die belegen, dass eine 100% Erneuerbare Energieversorgung möglich ist. Wenn junge Menschen, für die dieses Animationsvideo ja gemacht wurde und die die Geschichte der Anti-Atom-Bewegung und ihre Argumente gegen Atomenergie nicht kennen, dieses Video sehen, dann wundert es mich nicht, dass dieses Propagandavideo verfängt. Wie gesagt, über 500.000 Aufrufe.

Eva Steegen hat im Freitag dazu einen lesenswerten Beitrag veröffentlicht.
Im Abspann ihres Artikels legt Eva Steegen einige Quellen offen, woher das Geld für „Kurzgesagt“ kommt. Follow the money. Ratet mal? U.a. vom Atombefürworter Bill Gates. Übrigens, der hat gerade mit seiner Firma Terrar Power auf US Bundes- und Landesebene große Fördersummen abgeschöpft um weiter in den USA an der nächsten Generation von Atomkraftwerken zu forschen.

Auf was es mir aber ankommt. Wir, müssen unser Wissen zum Thema Atompolitik an die Jüngeren weitergeben, damit sie den Rattenfänger*innen unter dem Slogan CO2 neutral nicht auf den Leim gehen.

Derzeit laufen in Deutschland noch 6 leistungsstarke AKWs. Diese AKWs produzieren jeden Tag weiter Atommüll, obwohl wir nicht wissen wohin mit diesem Atommüll. Und der Ruf der Atomlobby wird lauter, dass es eine Laufzeitverlängerung geben muss, damit die Stromversorgung sichergestellt ist.

Hier ein paar Gründe, von vielen, die gegen Atomenergie sprechen:

– Atomkraft ist nicht sozial. Der kurzfristigen Gewinnung von Strom steht die Jahrtausendaufgabe gegenüber wohin mit dem Atommüll. Es ist keine Lösung in Sicht für eine einigermaßen sichere Lagerung des Atommülls. Dieses Problem wird auf die nachfolgenden Generationen übertragen.

– Atomenergie ist nicht sauber. Bereits die Gewinnung von Uran geht einher mit Ausbeutung, langanhaltender Umweltverschmutzung und dem Leid und Tod vieler Arbeiter*innen durch Verstrahlung.

– Atomenergie ist nicht CO2 neutral. Sowohl bei der Gewinnung, dem Transport, dem Bau der Atomkraftwerke, der sich über Jahrzehnte hinzieht, wie auch bei der Lagerung der Abfälle wird CO2 freigesetzt. In den letzten 25 Jahren hat Atomenergie nicht zu einer Reduzierung des CO2 Ausstoßes geführt. Dazu gibt es eine aktuelle Studie. Erneuerbare Energien hingegen haben zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes geführt, erst recht wenn der Platz im Netz und die Investitionen nicht von Atomenergie blockiert werden. Nicht Ideologie, sondern technische und wirtschaftliche Überlegungen sprechen gegen Atomenergie.

– Atomenergie war nie eine günstige Energie. Der Bau von Atomkraftwerken ist teuer, problematisch und dauert lange.

– Gegen Laufzeitverlängerungen spricht, dass gerade bei alten Atomkraftwerken die Unfälle am höchsten sind.

Zusammengefasst:
Atomkraft ist ein tödliches Relikt ohne Zukunft
Wir brauchen eine konsequente Energiewende ohne Atomkraft
Wir brauchen 100 % erneuerbare Energien
Und, wir schaffen das nur gemeinsam.

Baumbesetzung am 12.12.20 Karlsruhe Friedrichsplatz