Atomkraftwerke sind nicht dafür ausgelegt, variabel an- und abgeschaltet zu werden

Leserbrief von Harry Block zu ‚Analyse des Tages – Ein Weiterbetrieb war ein zu großes Risiko‘
(abgedruckt in der BNN vom 6.9.2022)

Die BNN-Analyse hat auf die Sicherheitsprobleme des geplanten ´Reservebetriebs der Atomkraftwerke´ Neckarwestheim 2 und Isar 2 aktuell hingewiesen. Auch der für das laufendend baden-württembergische Atomkraftwerk zuständige Leiter der Abteilung „Kernenergieüberwachung, Strahlenschutz“, Gerrit Niehaus, hat dies im Juli 2022 seinen bayrischen KollegInnen ins Stammbuch geschrieben, als diese nach einem handwerklich mageren TÜV-Gutachten Isar 2 einen Persilschein zum möglichen Weiterbetrieb ausstellten: „… dass Sie eine für mich nicht nachvollziehbare Beurteilung der Sicherheit vornehmen, die den Grundsätzen der deutschen Aufsichtspraxis widerspricht“. Zu diesen Grundsätzen gehöre es, „… sich auf gründliche Prüfungen und Nachweise zu stützen.“ Genau diese fehlen aber auch in Neckarwestheim, für dessen nicht erfolgte 10-jährige Sicherheitsüberprüfung mit dreijährigem Rabatt (wegen der geplanten Stilllegung am Ende des Jahres) der zitierte Beamte die volle Verantwortung trägt. Das Protokoll einer Telefonkonferenz mit den Chefs der drei Atomkraftkonzerne, an der auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck teilgenommen hat, stellt laut Süddeutscher Zeitung (4. Aug. 2022) fest, dass eine Laufzeitverlängerung über den 31. Dezember hinaus „erneute Fragen der Sicherheit und der Sicherheitsüberprüfung“ aufwürfe. Ein Weiterbetrieb sei daher „nur sinnvoll, wenn entweder die Prüftiefe der grundlegenden Sicherheitsanalyse verringert würde und/oder auf weitreichende Nachrüstungsmaßnahmen (…) verzichtet würde“. Allerdings würden die Atomkraftwerke „in einer Situation der Gasmangellage nur wenig Gas ersetzen“, heißt es weiter in dem Protokoll.

Die ´Reservestreckung´, die der Stresstest auch im Blick hatte, diente nur der Untersuchung zur Netzstabilisierung, aber nicht der eigentlichen Stromversorgung. Die Netzbetreiber sorgen sich im Winter über einige Stunden einer möglichen Netzschwankung in unserem Land. Grund der Instabilitäten: Vor allem Frankreich, wegen seiner zur Hälfte stillgelegten, maroden Atomkraftwerke, saugt derzeit viel Strom aus unserem Netz. Dort ist es genau diese Hochsicherheitstechnologie, diese weiterhin auf Atomreaktoren setzende falsche französische Energiepolitik, die die deutschen Netzbetreiber zur Feststellung trieben, dass unsere drei laufenden Atomkraftwerke mit 0,09 % zur Versorgungssicherheit unserer Stromversorgung betragen könnten.

Es ist aber nicht nur die Sicherheit, die gegen eine ´Reserve´ sprechen. Es müssten dafür erst einmal entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen im Bund und in den zwei betroffenen Ländern für den Weiterbetrieb geschaffen werden. Zudem sind dann teure technische und organisatorische Prüfungen vorzunehmen. Die Kosten des Stroms, die sich in den letzten Monaten dramatisch für uns alle erhöht haben, würden noch mehr steigen. Auch von wirksamen Maßnahmen zur massiven Stromeinsparung war leider bei der Ankündigung der Reserveatomkraft wenig zu hören.

Anti-Atom-Radtour am 17.08.22 von Speyer nach Karlsruhe

Die von .ausgestrahlt und den örtlichen Bürger*inneninitiativen organisierte und durchgeführte Anti-Atom-Radtour führt am 17.08.22 von Speyer nach Karlsruhe.

Hier dokumentieren wir die Redebeiträge von Harry Block am AKW Philippsburg und am KIT Nord.

Wir, die ‘Anti-Atom Initiative Karlsruhe‘, die ‚BI Müll und Umwelt‘, der ‚BUND Karlsruhe und Mittlerer Oberrhein‘ sowie GREENPEACE begrüßen euch herzlich an der teuersten Baustelle der EnBW. Vorne läuft der Milliarden teure Abriss der Vergangenheit von zwei Atomreaktoren und hinten der Neubau des größten Konverters der Republik für über 500 Millionen Euro.

Bis Ende 2019 war der Druckwasserreaktor (Block 2), bis 2011 der Siedewasserreaktor (Block 1) am Netz. Seit 1979 war der Normalbetrieb der Reaktoren die eigentliche Katastrophe. Billionen Becquerel Tritium, das nicht zurückgehalten werden kann, flossen in den Rhein, Billionen Becquerel an radioaktiven Gasen wie Jod 131 gingen über die Kamine in die Atmosphäre.

Noch in der Nachbetriebsphase sind meldepflichtige Ereignisse wie Störung um Notstromsystem wie im Januar 2022 möglich. 2001 ereignete sich der schwerste Störfall: Bor, das zu Steuern des Reaktors notwendig ist, wurde zu wenig eingegeben, so dass die Gefahr einer unkontrollierten Kettenreaktion und damit eines Supergaus bestand. Der Reaktor wurde daraufhin für Monate stillgelegt.

Da drüben arbeitet das Reststoffbearbeitungszentrum (RBZ), wie sie verniedlichend eine Atommüllfabrik nennen. Daneben das Standort-Abfalllager für mittelaktivem Atommüll – mittelaktiv heißt: Steht ihr eine Stunde neben einem solchen Fass, dann seid ihr tot. Und es gibt einen Kamin, der trotz bester Filter radioaktive Stoffe an die Umgebung abgibt. Das Standort-Abfalllager für hochradioaktive Stoffe, also die 65 Castoren, unterliegt seit 2020 der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) als neue Betreiberin, und damit zahlen alle Kosten der Lagerung aller Atomstandorte wir SteuerzahlerInnen.

Radioaktivität lässt sich auch an diesem Standort nicht einfach abschalten. Seit 2019 ist Philippsburg 2 abgeschaltet. Gefahr vorbei? Weit gefehlt. Es produziert zwar keinen Atomstrom mehr, das gesamte radioaktive Inventar – 840 Brennelemente, also 151 Tonnen Uran – ist aber noch im Reaktor vorhanden. Er braucht heute 30 Megawatt Strom zur Kühlung der sich noch in den Abklingbecken befindlichen hochaktiven Brennelemente. Sie werden wohl im nächsten Jahr in Castoren verpackt und ins hochaktive Zwischenlager des Bundes gebracht werden.

Dieses Zwischenlager soll schon seit vielen Jahren gehärtet werden, weil es nur Betonmauern von rund 80 cm besitzt. Es ist bist 2047 genehmigt und bis heute nicht gegen Einwirkungen von außen – sprich Terroranschläge – geschützt. Es ist derzeit mit 65 Castoren gefüllt. Es werden noch 5 Castoren mit hochradioaktivem Material aus La Hague hinzukommen.

Unsere Fahrt war als endgültige Ausstiegsfahrt geplant, nun heißt es auch schon bei einigen Grünen: „Atomkraft – ja bitte“. Oh, nein, dafür und für Kriege habe ich 1980 die GRÜNEN nicht mitbegründet und bin deshalb auch nicht mehr Mitglied.

Haben wir jahrzehntelang die Bevölkerung damit belogen, dass Atomkraftwerke gefährlich sind, wenn man ihre Sicherheitskontrollen nicht periodisch durchführt? Schon 2019 wurden für die drei jetzt noch laufenden Atomkraftwerke die Kontrollen ausgesetzt. Dies wird nun völlig aufgehoben. Das Bundesverfassungsgericht hat festgestellt, dass die Atomtechnologie eine Risikotechnologie darstellt. Das Urteil scheint vergessen, genauso wie die von uns immer genannte Terrorgefahr, die nun im Kriegsgebiet um die ukrainische Atomanlage Sapronischschja eine mir bisher nicht gekannte Gefahr der friedlichen Nutzung der Atomenergie aufzeigt. Die Gefährlichkeit eines Atomkraftwerkes durch Beschuss wurde noch nie betrachtet und wird uns nun vor Augen geführt.

Unsere Absicht, eine Fahrt in die neue Welt der regenerativen Energien zu machen, wurde durch die ´Streckungsdebatte´ zunichte gemacht. Es ist nun eine Protestfahrt. Die teuerste und gefährlichste Form, heißes Wasser zu erzeugen, soll nach der Ansicht von CDU, FDP und AfD nicht nur für einen gewissen Notfallzeitraum gestreckt, sondern sogar wieder reanimiert werden. Diese Meinung unterstützt mit angeblicher wissenschaftlicher Fundierung auch der Lobbyistenverband TÜV Süd mit einem läppischen Gutachten für Isar 2. Die noch in Betrieb sich befindlichen Atommeiler laufen seit 3 Jahren mit einem Sicherheitsrabatt. Die durch Gesetz vorgeschriebenen periodischen Sicherheitsprüfungen wurden 2019 wg. der Stilllegung der Atomkraftwerke ausgesetzt.

Der für diesen Standort zuständige Aufseher heißt Niehaus. Der Atomaufsichtsbeamte hat an seine bayrischen Kollegeneinen in einem Brandbrief geschrieben: „Sie nehmen eine nicht mehr nachvollziehbare Beurteilung der Sicherheit vor, die den Grundsätzen der deutschen Aufsichtspraxis in allem widerspricht. Zu diesen Grundsätzen gehört auch die gründliche Prüfung und Nachweise zu jeder Zeit.“ Die EnBW äußerte sich hierzu, dass ein Weiterbetrieb nur sinnvoll wäre, Zitat: “wenn entweder die Prüftiefe der Sicherheitsanalyse verringert werden und oder auf weitreichende Maßnahmen verzichtet würden“ Und natürlich müssten alle entstehenden Kosten vom Bund getragen werden.

Wir sagen der EnBW und der Politik: Bei der Sicherheit von kerntechnischen Anlagen darf es in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland nie Kompromisse geben. Die Sicherheit der Stromversorgung darf nie schwerer wiegen als die Sicherheit der Bevölkerung.

Das ist ein Rückfall nicht nur in die Zeit vor dem Atomausstieg, sondern in die finstersten Sechzigerjahre. So tief darf unser Land nicht sinken. Deshalb werden, wenn ein Weiterbetrieb erlaubt werden sollte, wir nicht nur demonstrieren, sondern der BUND und GREENPEACE werden dagegen klagen.

Ganz da hinten, wo die Kühltürme standen, wird der größte deutsche Konverter mit 2000 MW gebaut. Er wäre ein Teil der sicheren Versorgung Süddeutschlands mit Windstrom aus der Nordsee, wenn, ja wenn diese Gleichstromleitung nicht im Augenblick im Braun- und Steinkohlerevier in Kaarst enden würde. Der eine Fehler, die Atomenergie, wird hier gerade abgerissen. Gleichzeitig zementieren wir mit zigtausenden Tonnen Beton auf mehr als 20 Fußballfeldern die Energiewende mit einem 500 Millionen teuren Konverter ein. Hier wird heute wieder ein falsches Signal in Philippsburg gesetzt. Mit Unterstützung einer grünen Landesregierung und eines Gemeinderates, der mit zigtausenden Euro jährlichen Steuern rechnet, baut die EnBW eine vollautomatische Großanlage. Das Projekt ist nicht dezentral, regenerativ und schon gar nicht bürgerbeteiligt. Der Konverter unterstützt den alten Gigawattwahn der Energiemonopolisten. Er nützt nur den großen Netz- und Energieraubrittern wie der EnBW, die nur noch mit Netzentgeldern Profit machen können. Dieser Bau mit all seinen dazu notwendigen Stromleitungen ist ein Tiefpunkt einer immer noch falschen Energiepolitik. Ein Bewusstseinswechsel zum Stromsparen und für eine alternative Energie- und Mobilitätswende wird mit diesem Ausbau nicht erreicht.

Nachhaltig und klimaschonend sind nur die regenerativen Energien, und für die radeln wir heute.

Wir stehen hier am Geburtsort der deutschen Atomwirtschaft und Atomforschung.

Das ehemalige Kernforschungszentrum Karlsruhewurde – in einer sehr komplizierten Rechtsform – zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT Nord), einem Teil der ehemaligen UNI Karlsruhe.

Das Kernforschungszentrum wurde 1956 unter dem Atomminister Strauß gegründet. Es war das billigste Forschungslabor für Siemens Atomwirtschaft. Über viele Jahrzehnte liefen mehrere Forschungsreaktoren. Darunter den Forschungsreaktor 2 (FR 2), der heute als Museum dient. Und der Mehrzweckforschungsreaktor MFZR, der erste in Eigenbau realisierte deutsche Natururanreaktor, der gegen dem Willer der USA sich in Südafrika, Brasilien zusammen mit der hier entwickelten Anreicherungstechnologie gut für den Bau von Atomwaffen eignet. Viel Wissenschaftler aus Atomwaffenstaaten wie Pakistan, Indien etc. wurden hier in der Atomtechnik ausgebildet. In diesem Zentrum war alles vorhanden, was für eine Atomwaffe notwendig ist. ‚Besser‘ als eine Uranbombe wie die auf Hiroshima war eine Plutoniumbombe wie die auf Nagasaki. Dafür braucht man einen Reaktor, der waffenfähiges Plutonium erzeugen kann. Er wurde hier als der Brutreaktor-Prototyp „Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage“ (KNK II) gebaut. Er war das Vorbild für den nie in Betrieb gegangenen Brüter in Kalkar. Der erste Brüter am Standort hatte kurz vor seiner Beladung mit seinen Plutonium-Brennstäben einen Natriumbrand. Der KNK 2 wurde von der Atomaufsicht abgeschaltet. Begründung: der Umgang mit radioaktiven Stoffen wird eingestellt, wenn sich daraus „Gefahren für Leben, Gesundheit oder Sachgüter ergeben können“. Genau das fordern wir seit Jahren nicht nur für den EnBW Schrottreaktor in Neckarwestheim, sondern für alle Atommeiler.

In diesem Zentrum wurde der Januskopf der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomenergie deutlich. Dies haben wir schon in den 80iger Jahren in einem Film (Bombenwahn) dargestellt: Brüter für das Plutonium, Wiederaufarbeitungsanlage für die Entnahme des Plutoniums, Tritiumlabor für den Zünder, Heiße Zellen zum Zusammenbau. Natürlich arbeiteten sie nicht an einer Bombe – aber Deutschland hätte die Möglichkeit gehabt, und um das ging es.

In der WAK hier wurde die Technologie erprobt, die später einmal im bayerischen Wackersdorf kommerziell genutzt werden sollte. In Wackersdorf kam diese Technologie jedoch nie zum Einsatz, weil der Widerstand der Bevölkerung zu stark war. 1991 war in Karlsruhe Schluss mit der Wiederaufarbeitung von Brennstäben. Über 1000 Kilo Plutonium wurden aus den Brennelementen gewonnen. Es gibt rund 3000 radioaktive Substanzen. In einem Atomreaktor entstehen etwa 500. Die blieben nach der Entnahme von uran und Plutonium in 70.000 Liter hochradioaktiven Flüssigabfälle, „High Activ Waste Concentrate“. Diese wurden zwischen September 2009 und November 2010 in der eigens dafür gebauten Verglasungsanlage (Baukosten 2 Milliarden) bearbeitet, verglast und in sogenannte Kokillen gefüllt. Diese, immer noch hochradioaktiv, wurden dann in Castor-Behältern 2011 nach Lubmin gebracht.

Und Heute:

Der Rückbau der kerntechnischen Versuchsanlagen erfolgt durch die Bundesfirma „Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE)“. Über 1.000 Beschäftigten sind mit dem Abriss der Atomreaktoren und der WAK beschäftigt – bisher sind über 3 Milliarden ausgeben und erst rund 30 % zurückgebaut – dies alles auf Kosten von uns SteuerzahlerInnen. Im Moment lagern rund 70.000 Fässer strahlendes Material im schwachradioaktivem Zwischenlager in Karlsruhe. Hunderte sind verrostet und müssen neu verpackt werden, wenn sie ins sogenannte Endlager nach Schacht Konrad gebracht werden sollen. Es existieren noch 2 Lager für mittelaktiven Atommüll, eines neu gebaut und mit 2 m dicken Betonwänden und aufwändigen Stahlkonstruktionen gegen die denkbaren Einflüsse von außen geschützt (Krieg und Terror natürlich nicht). Über 6500 Fässer liegen in dem streng bewachten Bereich.

Neben der der WAK befindet sich das Karlsruher Joint Research Center (JRC). Hier ist die gesamte EU-Atomwissenschaft zusammengefasst.

Es hieß früher Institut für Transurane (KIT).

Ein wesentlicher Teil ihrer Forschungsaufgaben (Abt. 5: Nukleare Forschung und Anwendung) befasst sich mit den Brennstoffen für neue Atomreaktoren der sogenannte 4. Generation. Dafür haben sie die Genehmigung für 180 kg Plutonium, hunderte Kilo auch waffenfähiges Uran und alle anderen radioaktiven Substanzen im Kilogrammbereich. Ein neuer riesiger Hochsicherheitsbau, das Gebäude M, befindet sich vor der Fertigstellung. Das JRC entwickelt kleine Brennstäbe, die in Frankreich oder England in Reaktoren eingesetzt und dann wieder zu Untersuchung ins JRC zurückgebracht werden. Ausgerechnet das Joint Research Center (JRC) wurde mit einem Bericht beauftragt, der das Greenwashing durch ein Gefälligkeitsgutachen für die Atomindustrie in der EU ermöglichte. In der darauf fußenden Taxonomie-Entscheidung hat die EU-Kommission hat also den Atom-Bock zum Umwelt-Gärtner gemacht. Das JRC-Gutachten untersuchte weder die möglichen katastrophalen Folgen eines Atomunfalls, noch berücksichtigte es die Risiken der Verbreitung von Kernwaffen.

Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter auf das Vergessen und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den angeblichen sauberen Atomstrom durch Leserbriefe hier in Karlsruhe machen – leider auch in den öffentlich-rechtlichen Medien. Die Realität der laufenden wie der stillgelegten Atommeiler hier, der Krieg in der Ukraine und die notwendige Entsorgung des hochaktiven Atommülls entlarven täglich die Argumente der Befürworter als fake news. Aber die Forschung, Werbung und Bestellung vor allem von kleinen sogenannten ‚small reactors‘ nimmt gerade Fahrt auf und wird leider nicht nur von Bill Gates, sondern auch von der AfD und der FDP sowie hier in einem Institut des KIT und dem JRC befeuert. Dagegen müssen wir mit Argumenten angehen und auch wie wir heute demonstrieren. Robert Jungk („Heller als tausend Sonnen“) hat 1986 genau hier gestanden und den Menschen erklärt, was es heißt, in einem „Atomstaat´ zu leben. Er hat damals geschrieben und hier gesagt:

„Mit der technischen Nutzbarmachung der Kernspaltung wurde der Sprung in eine ganz neue Dimension der Gewalt gewagt. Zuerst richtete sie sich nur gegen militärische Gegner. Heute gefährdet sie die eigenen Bürger. Denn ´Atome für den Frieden´ unterscheiden sich prinzipiell nicht von ´Atomen für den Krieg´. Die erklärte Absicht, sie nur zu konstruktiven Zwecken zu benutzen, ändert nichts an dem lebensfeindlichen Charakter der neuen Energie. Die Bemühungen, diese Risiken zu beherrschen, können die Gefährdungen nur zu einem Teil steuern. Selbst die Befürworter müssen zugeben, dass es niemals gelingen wird, sie ganz auszuschließen. Der je nach Einstellung als kleiner oder größer anzustehende Rest von Unsicherheit birgt unter Umständen solch immenses Unheil, dass jeder bis dahin vielleicht gewonnene Nutzen daneben verblassen muss.“

(Der Atomstaat, Ausgabe 1984, S. 9).

Sicher und nachhaltig sind nur regenerative Energien, an denen auch in diesem Zentrum gearbeitet wird. Das vom Bund mit 90 % und dem Land mit 10 % geförderte Zentrum gibt aber den Löwenanteil seiner Fördergelder nicht für regenerative Energien, sondern für die Fusionsforschung aus.

„Die Sonne nachahmen“, das klingt natürlich sehr verführerisch. Wenn Befürworter der Kernfusion zugeben, dass bezüglich der friedlichen Nutzung der Fusion noch entscheidende Fragen offen sind, so weckt das Wörtchen „noch“ Hoffnung und rechtfertigt sozusagen großzügige staatliche Förderungen, auch im KIT. 

Es wäre tausendmal besser, die Finger von der Kernfusion zu lassen, sich somit neue Probleme mit der dabei entstehenden Radioaktivität zu ersparen. Stattdessen fordern wir, im KIT Nord nur noch in den Bereichen erneuerbare Energie und Energieeffizienz zu forschen und dies zu fördern. Dieses Zentrum beweist mit seinen Abrisstätigkeiten und radioaktiven Lagern täglich, dass die sogenannte kostengünstige friedliche Atomenergie ein gefährlicher und sauteurer Irrtum in der Energieerzeugung in Deutschland war. Das Zentrum sollte zum Vorreiter bei der Entwicklung effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger regenerative Energieerzeugungsanlagen werden. Vor allem deshalb stehen wir heute hier auch an diesem Ort.

Zum Song von Patty Smith „People have the power“ führ die Anti-Atom-Radtour auf dem Karlsruher Marktplatz ein und wurde lautstark begrüßt.

Vortrag zum Thema Atompolitik

vom 13.08.22, Anete Wellhöfer

Das Thema Atompolitik ist riesengroß und Abend füllend. Ich hab mich jetzt auf einen kleinen Input beschränkt und zeige kurz einige Etappen der Anti-Atom-Bewegung auf und Punkte beim Thema Laufzeitverlängerung was ja derzeit sehr brisant ist.

Agenda:
– 50 Jahre Atompolitik im Schnelldurchlauf
– Beispiele für Widerstand
– Argumente gegen Laufzeitverlängerungen
– Zum Atomausstieg fehlt noch was

Geschichte und Widerstand:
Vor 50 Jahren entstand die Anti-Atom-Bewegung in Westdeutschland. Geplant waren mal 600 AKWs in Deutschland zu bauen, es wurden dann 37 Leistungsreaktoren gebaut und heute gibt es noch 3 AKW.
Ohne den Widerstand auf der Straße würde die Situation ganz anders aussehen.

In den 70er Jahren wehren sich die Menschen mit z.B großen Bauplatzbesetzungen, mit viel Erfolg, gegen den Bau von Atomanlagen. 1975 gab es in Wyhl BaWü die erste überregional beachtete Auseinandersetzung. Einer der Slogans: „Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv“. Erst 1994 wurde das Projekt aufgegeben. Zu Wyhl gibt es einen guten Film, „Nai hämmer gsait“.

Mitte der 70er Jahre hat die Politik und die Atomindustrie das Wendland/Gorleben als Atomklo bestimmt. Dort sollte in einem Salzstock der Atommüll der Nation endgelagert werden und eine Wiederaufarbeitungsanlage war geplant, aber der Protest war zu stark.

In den 80er Jahren wird die Anti-Atom-Bewegung zur gesellschaftlichen Mehrheit. Die erneuerbaren Energien entwickeln sich von Garagen-Bastlern zu einer Branche. Mitte der 80er, Jahre Kampf gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf/Bayern.
1986 Reaktorkatastrophe Tschernobyl. Danach wurden keine neuen AKWs mehr geplant.

In den 90er Jahren heftige Kämpfe in Gorleben u.a. bei den Castor Transporten. Zusammengehen der Anti-AKW und Friedensbewegung. 1994 – 98 ist Merkel Umweltministerin. Ab 1995 Castortransporte.
1998 werden die Castortransporte vorübergehend gestoppt. In den 90er Jahren werden auch viele Strommasten aus Protest gefällt.

2000 rot-grüner „Atomausstieg“ Atomkompromiss. Für 2000 – 2005 waren 500 Castortransporte geplant, Dank des massiven Protestes wurde nur die Hälfte durchgeführt. 2008 Gründung von .ausgestrahlt.

Ein paar Beispiele von Demos in 2010 und 2011, damals war die Anti-Atom-Bewegung stark.
– 2008 Gorleben, 16.000 Menschen protestieren, Ergebnis: 24 Std. Verspätung für den Zug.
– April 2010 Menschenkette entlang der Elbe mit 120.000 Teilnehmenden
– Zeitgleich, Demo in Biblis mit 8.000 Menschen
– Sept. 2010, 100.000 in Berlin
– Zeitgleich, 50.000 in München
– dezentraler Castor Aktionstag mit 23.000 Menschen
– Okt. 2010, Laufzeitverlängerung durch schwarz-gelb
– Nov. 2010, 50.000 Menschen beim Castor im Wendland

11.03.2011 Fukushima Super Gau, danach Änderung des Atomgesetzes durch schwarz-gelb, es wurden 8 AKW abgeschaltet und 9 liefen weiter.

Protest für den Ausstieg
– 12.03.2011, 60.000 bei Menschenkette in Stuttgart
– 13.03.2011, 100.000 bei Mahnwachen im ganzen Bundesgebiet
– 26.03.2011, 250.000 in 4 Städten

30.06.2011, schwarz-gelber Atomausstieg, bis 2022

In all diesen Jahren gab es viele Skandale zu dem Thema. Die Recherchen der Anti-Atom-Bewegung haben viele davon ans Licht gebracht.

Zwischen 2015 und 2019 wurden 3 AKW abgeschaltet. Ende 2021 wurden weitere 3 AKW abgeschaltet und Ende 2022 sollen die letzten 3 AKW abgeschaltet werden. Dabei handelt es sich um Lingen im Emsland, Neckarwestheim in BaWü und Isar in Bayern.

Und nun in 2022 stehen wir vor einer evtl. Laufzeitverlängerung. Diese bahnte sich schon in den letzten 4 Jahren an. Gebetsmühlenartig forderten Wirtschaftsvertreter*innen und Politiker*innen von CDU/CSU und FDP den Weiterbetrieb. Die Meinung der AfD lasse ich außen vor. Die Strategie, nicht die AKW Betreiber*innen sondern Politik und Wirtschaft fordern die Laufzeitverlängerung.

Derzeit ist von Streckbetrieb und Laufzeitverlängerung die Rede. Den Streckbetrieb haben die Grünen erfunden, da geht es um Wochen bzw. Monate. Laufzeitverlängerung, also den Weiterbetrieb um mehrere Jahre fordern CDU/CSU und FDP.

Die 4 Atomkonzerne in der BRD: RWE, E.on, Vattenfall und EnBW (KA)

Was spricht gegen den Weiterbetrieb:
– Hochrisikotechnologie, Super Gau Gefahr, die AKWs sind alt, die Gefahr eines Unfalls steigt
– Uranabbau; fossiler Brennstoff Uran ist nicht unbegrenzt verfügbar; Naturzerstörung und Umweltverschmutzung; Import aus Russland, Kasachstan, Namibia, …
– Abhängigkeit von russischem Uran bleibt. Fast die Hälfte des in der EU eingesetzten Atombrennstoffs stammt aus Russland.
– Lagerung und Endlagerung von Atommüll mittel und hochaktiv ungelöst.
– Atomkraft kein Weg aus der Klimakrise, längere Laufzeiten blockieren erneuerbare Energien.
– Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe, der BUND und andere halten den Weiterbetrieb für rechtswidrig und sie haben Klagen wegen Staatshaftung angekündigt. (Gewinne privatisieren und Risiken verstaatlichen geht gar nicht.) Das Atomgesetz müsste im Bundestag geändert werden. Ohne Gesetzesänderung ist am 31.12.22 Schluss.
– Vertrag zwischen Bundesregierung und Atomkonzernen. Entschädigung 2.3 Mrd. € bei Stilllegung bis 31.12.22.
– Thema Brennelemente die erst noch bestellt bzw. gefertigt werden müssen, das geht nicht auf die Schnelle und fehlendes Personal.
– Wir haben einen Gasmangel, Wärme fehlt uns im Winter. Wir haben keinen Strommangel. Wir exportieren Strom nach Frankreich, weil die Hälfte ihrer AKWs derzeit abgeschaltet sind. Frankreich hat defekte AKW und zu wenig Wasser in den Flüssen.
– Sicherheitsmängel der 3 alten AKW, die letzte Sicherheitsprüfung liegt 13 Jahre zurück. Periodische Sicherheitsprüfung alle 10 Jahre, fällig 2019. Wurde wg. Abschalttermin zurück gestellt. Müsste bei Weiterbetrieb, auch Streckbetrieb, nachgeholt werden, kann bis zu 2 Jahren dauern und kostet Mio.
– Umweltverträglichkeitsprüfung müsste gemacht werden, vor dem Weiterbetrieb.
– Thema Krieg, Flugzeugabstürze, Terror- und Cyberangriffe. Deutsche Atomkraftwerke sind nicht dagegen geschützt.
– Haftung und Risiken bei Weiterbetrieb, die Konzerne lehnen Haftung ab.

Zum Atomausstieg fehlt noch was, denn es gibt noch folgende Themen:
– EU Taxonomie, Gas und Atom sind nun angeblich nachhaltige Energien
– Neue Atomreaktoren z.B. SMR, Thorium, 4. Generation
– Reaktorforschung in KA am KIT und JRC
– Der weiterbetrieb der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherungsanlage in Gronau
– Forschungsreaktor in Garching/Bayern
– Euratomvertrag
– Uranabbau
– Militärische Nutzung; Ohne Militär keine zivile Nutzung ohne zivile Nutzung keine militärische (Macron)

Ein weiteres ungelöstes Problem ist der Atommüll. U.a. Atommüllhalden in den „Zwischen“lagern in der gesamten Republik. Das ist ein großes eigenständiges Thema.

Wir brauchen:
– Systemwechsel
– Ausbau regenerativer Energien
– Dezentrale Systeme
– Effiziente Systeme
– Energieeinsparungen

Tipps für Veröffentlichungen, Magazine, Reader, Bücher, …
– Uran Atlas – Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters
– .ausgestrahlt Magazin
– Zeitschrift: Anti Atom Aktuell
– Broschüre: AKW-Abriss – versteckt-verteilt-verharmlost
– Buch: Strategische Einbindung – Von Mediation, Schlichtungen und runden Tischen … wie Protestbewegungen manipuliert werden
– Buch: Die Mitmachfalle – Bürger*innenbeteiligung als Herrschaftsinstrument

Dem Ausstieg entgegen! Die Zukunft ist erneuerbar! Deshalb: Kein Ausstieg aus dem Atomausstieg!

Medienmitteilung

Karlsruhe, 10. August 2022

Die große Anti-Atom-Radtour macht am 17.08.2022 Station in Karlsruhe. Protest gegen eine Laufzeitverlängerung – ja zum Atomausstieg.

Mit einer sechswöchigen Radtour durch Deutschland und vier Nachbarländer weist die Anti-Atom-Bewegung auf die Errungenschaften hin und setzt sich für die Abschaltung Ende 2022 der noch drei verbliebenen Atomkraftwerke ein.

Wir wollen nicht nur auf die Sicherheitsprobleme der laufenden Reaktoren, die ungeklärte Endlagerproblematik, die Behandlung des sich immer noch vergrößernden Menge an hoch, mittel und schwach aktivem Atommülls hinweisen, sondern zeigen, dass es einen alternativen Ausweg aus dem Atomdesaster gibt. Dieses russische Roulette, die sogenannte friedliche Nutzung der Atomenergie, muss am 31.12.2022 in Deutschland wie geplant und beschlossen sein Ende finden.

Die von der bundesweiten Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt gemeinsam mit zahlreichen Anti-Atom-Initiativen, darunter die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, geplante Tour macht am 17.08.2022 zwischen Philippsburg und Karlsruhe Station.

Ca. 10:30 Uhr Kundgebung am AKW Philippsburg

ca. 15:45 Uhr Kundgebung am KIT Nord, Nord-Eingang bei WAK

ca. 17:00 Uhr Kundgebung Marktplatz Karlsruhe mit anschließender Fahrraddemo durch die Karlsruher Innenstadt.

Wir laden die Presse und alle Interessierten zu den hier genannten Terminen ein, um sich über unsere Vorstellungen der Energiewende zu informieren.

Harry Block, ehemaliger Grüner Stadtrat: „Die Fahrraddemo soll ein deutliches Zeichen setzen gegen die aktuellen Versuche, Atomkraft wieder salonfähig zu machen“. Anete Wellhöfer von der Anti-Atom-Initiative KA hofft deswegen, dass möglichst viele ein paar Kilometer mitradeln.

Die große Anti-Atom-Radtour 2022 führt in 41 Etappen von Tihange (B) bis Gorleben und von Kahl am Main bis nach Freiburg. Auf den insgesamt 2.400 Kilometern sind zahlreiche Aktionen, Demos und Veranstaltungen geplant. Mitradeln ist möglich für einzelne oder mehrere Tage oder auch nur für ein paar Stunden. Aktuelle Infos zur Route und Programm gibt es unter ausgestrahlt.de/radtour.

Unsere Absicht, eine Fahrradtour in die neue Welt der regenerativen Energien zu machen, wurde durch die nun geführte Debatte von der ´Streckung´ der drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke zunichtegemacht. Es wird nun auch eine Protestfahrt.

Die teuerste und gefährlichste Technologie, um heißes Wasser zu erzeugen, soll nach der Ansicht von CDU/CSU, FDP und AfD nicht nur für einen gewissen Notfallzeitraum gestreckt, sondern sogar wieder reanimiert werden. Nicht nur die laufenden, sondern auch bereits abgeschaltete Reaktoren sollen weiterhin ans Netz.

Diese Meinung unterstützt mit angeblicher technischer Fundierung auch der Lobbyistenverband TÜV Süd. Auch führende GRÜNE haben inzwischen ihre Bereitschaft signalisiert, vom strikten Anti-Atom-Kurs der Partei abzuweichen, obwohl die sich noch in Betrieb befindenden Atommeiler schon jetzt mit Sicherheitsrabatten laufen, denn die durch Gesetz vorgeschriebenen periodischen Sicherheitsprüfungen wurden 2019 wg. der Stilllegung der Atomkraftwerke Ende 2022 ausgesetzt. Darauf hat auch der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, Wolfram König, hingewiesen, wenn er die vom Verfassungsgericht als Hochrisikotechnologie eingestufte Atomkraft nicht nur unter dem Gesichtspunkt Sicherheit, sondern auch unter der durch die Erdgasknappheit nicht vorhandene Wichtigkeit für die Stromerzeugung mit Atomkraftwerken beurteilte.

Rückfragen an:
– Harry Block, Anti-Atom-Initiative KA und BUND, Tel. 01715359473
– Anete Wellhöfer, Anti-Atom-Initiative KA, Tel. 01705543620

Anti-Atom Radtour Sommer 2022

DEM AUSSTIEG ENTGEGEN – DIE ZUKUNFT IST ERNEUERBAR1

Süddeutschland vom 13. August bis 4. September 2022

Start in Kahl/Main über z.B. Mörfelden-Walldorf, Biblis, Speyer, Karlsruhe, Heidelberg, Obrigheim, Neckarwestheim, Stuttgart, Mutlangen, Gundremmingen, Ulm, Riedlingen, Engen, Benken (CH), Basel (CH), Fessenheim (F), Wyhl, Freiburg.

weitere Infos: https://www.ausgestrahlt.de/aktiv-werden/anti-atom-radtour-2022/

Für Mitfahrende aus Karlsruhe:
wir fahren von Karlsruhe Hbf mit der Bahn nach Philippsburg
Zugverbindung zum AKW Philippsburg am 17.08.22:
Karlsruhe Hbf Abfahrt 9:28 Uhr, Gleis 4, S9 nach Mannheim
Umsteigen in Graben-Neudorf, Ankunft 9:43 Uhr Gleis 2
Abfahrt Graben-Neudorf Gleis 4 um 9:51 Uhr, S33 nach Germersheim
Ankunft Philippsburg um 9:59 Uhr
Gemeinsame Fahrt vom Bf Philippsburg zum AKW Haupteingang, dort schließen wir uns der Radtour nach Karlsruhe an.
Vorläufiger Ablauf:
10:30 Uhr Kundgebung AKW Philippsburg
ca. 15:45 Uhr Kundgebung KIT Nord Nordeingang
ca. 17 Uhr Kundgebung Marktplatz Karlsruhe mit anschließender Fahrraddemo Innenstadt Karlsruhe

Alternative zur Hauptversammlung der EnBW am 05.05.22

Am 5. Mai fand um 14 Uhr vor der EnBW Zentrale Durlacher Allee 93 in Karlsruhe ein Alternative, kritische Präsenz-Hauptversammlung der EnBW statt. Aufgerufen hatte die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe mit Unterstützung der Bürgerinitiative ‚Müll und Umwelt e.V.‘ und dem BUND Karlsruhe, da die diesjährige HV der EnBW grundlos wieder nur im Internet stattfindet.  

Die Veranstaltung war ein Erfolg zu dem auch das SWR Fernsehen kam und kurz darüber berichtete. (SWR aktuell um 18 Uhr über die ENBW-HV in dem unsere Aktion ganz kurz gezeigt und erwähnt wird ab 5:48
https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-baden-wuerttemberg/sendung-18-00-uhr-vom-5-5-2022/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2NTY3MTI)



Es wurde protestiert gegen die Klimaunfreundliche Politik der ENBW. Zum Beispiel: Der Einsatz der Steinkohle an der Energieerzeugung hat sich 2021 um 41 % erhöht, der von den erneuerbaren Energien verringert.  Die EnBW plant an drei Standorten in Baden- Württemberg die klimapolitisch verheerende Umsetzung von Fuel-Switch-Projekten zur Umstellung von Kohle- auf fossile Gasbefeuerung an drei Standorten in Baden-Württemberg. Die Risikovorsorge der EnBW taugt nichts.  Ihre Zukunftsszenarien brachte die EnBW in die totale Abhängigkeit von russischen Kohle- und Gasimporten – wie von uns vorhergesagt. Zukunftsinvestitionen in regenerative Energien wie das Pumpspeicherwerk Forbach werden verschleppt. Insgesamt muss der Umbau auf 100 % regenerative dezentrale Energie zeitnah erfolgen. Dies geht jedoch nur wenn Energie keine Ware mehr ist, mit der Profit erwirtschaftet werden soll. Daher forderte ein Redner dass das Prinzip so wenige Energie wie möglich so viel wie nötig  weltweit endlich umgesetzt werden muss. Dies geht jedoch nur wenn die ENBW und andere EVUs in gemeinnützige nicht profitorientierte Gesellschaften umgewandelt werden.
Skandalöserweise wird der Vorstandsvorsitzende der EnBW nun auch noch durch ein Manager von Rolls Royce (!) ersetzt, was nicht gutes ahnen lässt…Außerdem droht möglicherweise eine Laufzeitverlängerung der AKWs, wie Mastiaux auf Nachfrage einräumte… 
Unser Widerstand ist somit weiterhin gefordert.

Redebeitrag von Gudrun Vangermain zur EnBW-Hauptversammlung (HV) vor Ort:

… Seit 10 Uhr findet die virtuelle, die Online-HV statt. Weshalb halten wir [Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, BUND KA und BI Müll und Umwelt e. V.] hier die EnBW-Hauptversammlung (HV) vor Ort ab?

Bevor wir hier zum Inhaltlichen kommen, möchte ich euch, denen, die noch auf keiner HV waren, deutlich machen, worin der Unterschied zwischen einer ‚normalen‘ Präsenz-HV und einer virtuellen, einer Online-HV besteht. Zunächst: Auf einer HV eines Konzerns müssen die Fragen von Aktionären beantwortet werden. Auf Anfragen im Laufe des Jahres (vom BUND/Harry Block) gab die EnBW zurück, man könne diese Fragen z. Zt. nicht beantworten, man solle warten bis zu HV, dort könne man sie ja stellen. Denn wenn man diese Fragen jetzt beantwortete, hätten wir gegenüber den anderen Aktionären einen Vorteil …

Nun zur Präsenz/offline-HV: Transparente u. ä. wie jetzt hier waren nur vor dem HV-Versammlungsgebäude möglich.

[Die EnBW-Hauptversammlungen fanden bisher immer in einem Saal in Karlsruhe, dem Stammsitz der EnBW, statt – die virtuelle HV wurde aber wie letztes Jahr in einen Saal in Stuttgart abgehalten und live übertragen.]

  • Teilnehmen konnte nur eine Person, die sich zuvor an einem Stichtag schriftlich über die Aktie/n angemeldet hatte. Ich selbst habe keine Aktie, aber einzelne Aktien einer Person/Aktionärs konnten für die HV zusätzlich auf eine andere Person ohne eigene Aktie übertragen werden; so hatte ich immer eine Teilnahmemöglichkeit.
  • Es gab Eingangskontrollen genau wie im Flughafen: Nagelfeilen, Taschenmesserchen, Schirme, selbst ein Apfel usw. mussten hinterlegt werden …
  • Drinnen konnte man sich in eine Redeliste eintragen für 10 Min. Redezeit zum Darstellen eines Sachverhalts, weshalb man welche Fragen stellt …

Ich habe in den 10 Minuten meist ca. 40 Fragen für unterschiedliche Organisationen und BIs stellen können.

  • Nach jeweils 3 Reden kam eine Antwortrunde.
  • War man mit den Antworten nicht zufrieden, weil sie unzureichend oder unklar oder zu vage waren, konnte man sich nochmals in die Redeliste für dann weitere 3 Minuten eintragen.

Virtuelle/online-HV:

  • Teilnehmen kann nur eine Person, die sich zuvor an einem Stichtag über die Aktie/n angemeldet hatte. Zugangsdaten wurden dann wieder per Brief versendet. Die Übertragung des eigenen Zugangs an eine andere Person war, ebenfalls schriftlich, möglich, aber auch bei mehreren Aktien keine weitere.
  • Man hat 2 Tage vor der HV die Fragen in Internet einzeln einzugeben – in einer Länge, die das vorgegebene Eingabe-Kästchen ermöglicht.
  • Eine Nachfragemöglichkeit, falls die Antworten unzureichend oder zu vage oder unklar waren, gibt es nicht („nicht vorgeschrieben und zu teuer“ so die EnBW-Antwort soeben zu einer Frage).

Unterschiedliche Fragenbeantwortung

Präsenz/offline: „Herr/ Frau XY, Sie fragten nach …“, und dann kam vom jeweils zuständigen Vorstand die Antwort …

Virtuell/online: „Ein Aktionär/eine Aktionärsvereinigung [ohne Namen wg. Datenschutz – so die EnBW] hat die Frage gestellt …“, und dann kam/kommt vom jeweils zuständigen Vorstand die Antwort …

  • Andere Konzerne machen freiwillig ihre Hauptversammlungen öffentlich, die EnBW vertritt die Auffassung, sie sei nur den AktionärInnen vorbehalten. Man könne sich bei einem Interesse daran ja eine Aktie kaufen und dann teilnehmen.
  • In der virtuellen HV sehe man nur Vorteile, wurde soeben auf eine diesbezügliche Frage geantwortet: gesundheitlicher Schutz, alle altersbedingt- oder mobilitätseingeschränkte Aktionäre können so teilnehmen. Zudem ganz erhebliche CO2-Einsparungen und weniger Ressourcen-Verbrauch. Kosten deutlich geringer, weniger als die Hälfte einer Präsenz-HV.
  • Die Satzung solle möglichst so geändert werden, dass man auch künftig eine virtuelle HV durchführen könne, nicht automatisch, sondern jedes Jahr jeweils nach Entscheidung des Vorstands.

Soweit dazu. Ich gebe weiter: jetzt zum Inhaltlichen …

Hier folgt die Rede von Harry Block zur EnBW-HV 2022 – Hauptversammlung vor Ort

Zum dritten Mal findet die Hauptversammlung der EnBW nur im Netz statt. Wir protestieren heute dagegen, weil dies negative Folgen vor allem für das Auskunftsrecht von uns kritischen Aktionäre hat. Das wollen wir nicht hinnehmen, aber dazu wird der Rechtsanwalt Wolfram Treiber nachher etwas sagen.

Wir stehen heute auch hier, weil die Energiewende in Deutschland und die Klimaziele von Paris durch den verbrecherischen Angriffskrieg Russlands von der Politik als Nebensache empfunden werden. Der drittgrößte Energiekonzern Deutschland, die EnBW, spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Ich habe bestimmt an über 30 Hauptversammlungen der EnBW teilgenommen und dort eine Rede gehalten. Da gab es die HV 1986 direkt nach Tschernobyl, wo wir Ökos die Vorstände und Aufsichtsräte schon fast verzweifelt baten, ihre atomare und kohlebasierte Energieerzeugung in Richtung Erneuerbare rasch zu ändern. Wir wollten vor allem die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern auslaufen lassen und sofort die Risiken und Gefahren der Atomenergie beenden. Jedes Jahr haben wird dies danach wieder getan. Auch bei der HV 2011 direkt nach Fukushima appellierten wir Ökos wieder an die Vernunft – beim Atom zog die Bundesregierung den Stecker, bei Kohle und Gas nicht. Im Gegenteil, bei der letzten Hauptversammlung in Präsenz 2019 war die EnBW aus der kolumbianischen Kohle wg. eklatanten Menschenrechtsverletzungen ausgestiegen, um sich dann den russischen Oligarchen an den Hals zu werfen. Wir haben sie gewarnt. Dabei ging es uns nicht allein um die fast 100 %ige Abhängigkeit von Russland. Es ging uns um die fürchterlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen im Kusbass, die dort die Kohle fördern.

Dies stieß auf keinerlei Reaktion bei Vorstand und Aufsichtsrat und dies bei einem zu fast 100 % dem Staat, also uns, gehörenden Unternehmen.

Ja, auch bei mir schleicht sich die Erkenntnis ein, dass meine traditionellen Gewissheiten nur noch begrenzt gelten können. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat alles an jahrzehntelang eingeübter Erklär-Routine bei mir nicht nur erschüttert. Es ist jetzt schon klar, dass das Endspiel der Fossilen länger dauern wird, als wir gedacht haben. RDK 7 wäre vor drei Monaten noch in diesem Jahr zu Stilllegung angemeldet worden. Jetzt Fehlanzeige. Die Spielregeln im Krieg sind andere, als wir Klimaschützer lange Zeit geglaubt haben. Aber wir wollen keine Milliarden für die Aufrüstung und für Nato-Kriege, sondern für eine für alle Menschen lebenswerte, soziale und gerechte Welt. Die Rettung des Klimas braucht keine Absichtserklärungen, sondern vor allem Geld.

Das Zukunftsmodell der EnBW leistet dazu wenig. Es war auch im Jahre 2021 vor dem Krieg aus ökologischer- und Klimasicht auf ganzer Linie gescheitert. Der Einsatz der Steinkohle an der Energieerzeugung hat sich 2021 um 41 % erhöht; der Anteil von den erneuerbaren Energien verringert. Ihre CO2-Intensität hat sich auf über 16 Millionen Tonnen Co2 in die Atmosphäre erhöht. Bei den indirekten Co2-Emissionen kamen nochmals 60 Millionen Tonnen hinzu. Man plant die klimapolitisch verheerende Umsetzung von Fuel-Switch-Projekten zur Umstellung von Kohle- auf fossile Gasbefeuerung an drei Standorten in Baden-Württemberg, anstatt auch die Windkraft und die Solarenergie an Land voranzutreiben BW hat flächenmäßig den geringsten Anteil an der Windkraft in Deutschland mit 0,2 %.

Das liegt am Geschäftsmodell der EnBW. Man setzt auf Gas und Kohle und auf den Ausbau ihrer gewinnbringenden Giganetze, anstatt auf regenerative Energien.

Als Erfolg bei Investitionen 2021 wird am Kraftwerksstandort in Forbach der erste von zwei Fischliften gefeiert. Der Standort Forbach wartet aber seit Jahren auf die Entscheidung zum Bau eines neuen Pumpspeicherwerks mit fast 100 MW Leistung.

Der größte Schatz bei uns in Baden liegt unter der Erde. Geothermie. Ein winziges Projekt in Bruchsal hat die EnBW in die Wege geleitet und sie wollen, das haben wir eben erfahren, auch eines am Rheinhafendampfkraftwerk bauen. Die guten Claims zur Gewinnung von Wärme und Strom im Rheingraben haben sich private Firmen und Investoren schon weitestgehend gesichert.

Wir haben die EnBW mit ihrer Tochterfirma VNG als Drittgrößter Gaskonzern davor gewarnt, auf Nordstream 2 zu setzen. Wir haben sie vor Jahren nach der Beendigung des Bezugs kolumbianischer Blutkohle davor gewarnt, diese einfach durch russische Oligarchen-Kohle aus dem Kusbass auszutauschen.

Und nun wohl wieder Kohle aus dem größten Tagebau Lateinamerikas, El Cerrejón heißt die Mine, die seit 2021 vollständig dem multinationalen Glencore-Konzern mit Sitz in der Schweiz gehört. Sie liegt auf dem Gebiet des indigenen Volks der Wayúu, die für die Kohle mit Waffengewalt von ihrem Boden vertrieben werden. Und Gas. Wir haben als BUND BW ein Gesamtkonzept für den Ausstieg aus den fossilen Energien vorgelegt, dessen Darlegung hier zu weit führen würde. Sie können es auf der BUND Homepage nachlesen. Es ist diametral anders als die Zukunftsvorstellungen bei der EnBW. Das umweltzerstörende Fracking-Gas aus den USA oder Gas aus der Diktatur Katar wird wohl für die drei geplanten Gaskraftwerke in BW eingesetzt werden. In KA braucht die EnBW noch nicht einmal mehr ein Genehmigungsverfahren, weil sie eine Altgenehmigung für den Bau eines Gaskraftwerkes RDK 6S besitzt.

Risikovorsorge war auch in Atomzeiten bei der EnBW unterentwickelt: Der Geschäftsbericht, der auf den Ukraine-Krieg schon eingeht, stellt aber fest: „Von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden 2022 voraussichtlich keine wesentlichen positiven oder negativen Einflüsse auf den Geschäftsverlauf unseres Unternehmens ausgehen.“ Aber alle ihre schon vor dem Ukraine-Krieg falschen Zukunftsszenarien kann die EnBW in die Tonne treten. Denn ihre wirtschaftliche Lage ist alles andere als rosig.

Ihre Gewinne verdanken sie dem Netzentgelten von uns Verbrauchern.

Pro Aktie ist 12 Euro wirkliches Kapital vorhanden. 78 Euro pro Aktie sind Schulden. Bei rund 280 Millionen Aktien ist das eine Menge Schulden. Aber die Dividende wurde gegen jede wirtschaftliche Vernunft wieder erhöht. Ihr Eigenkapitalanteil ist von 16 % auf knapp 11 % gesunken. In der freien Wirtschaft wäre man damit pleite.

Die Bewertungsagentur Fitch wurde letztes Jahr von der EnBW gefeuert, weil sie die EnBW schlechter bewerteten. Nun hat Moddy‘s wenige Monate nach dem Rauswurf von Fitch dessen Rating, die Abstufung, bestätigt, weil die starke Neuverschuldung den Konzern immer mehr investitionsunfähig macht.

Entgegen dem Grundsatz der bestmöglichen Gefahrenabwehr und Risikovorsorge lässt der Vorstand den defekten Atomreaktor Neckarwestheim II trotz Rissen in den Dampferzeugern weiter im Betrieb, und wir sind gespannt, was sie uns heute auf die Frage nach einem möglichen Weiterbetrieb antworten. EnBW-Chef Mastiaux hat eben auf der HV gesagt, falls die Politik wg. der Notlage bei Strom es wünscht, auch ergebnisoffen eine Weiterführung von Neckarwestheim zu prüfen. (Bei der Beantwortung der Fragen führte später Stamatelopoulos aus, dass eine Laufzeitverlängerung z. Zt. ausgeschlossen sei.)

Wir geben keine Zustimmung zur Entlastung des Vorstandes und schon gar nicht für den auch mit Grünen besetzten Aufsichtsrat.

Dieser Aufsichtsrat lässt zu, dass sich der Konzern weiter in Auslandsaktivitäten verzettelt, deren Risiken nicht abschätzbar sind.

Und eine seiner Großinvestitionen in der Türkei wird als weiterhin attraktiv dargestellt, obwohl die Verletzungen der Menschenrechte in der Türkei nicht abgenommen haben, wie die lebenslange Haft des türkischen Kulturförderer Osman Kavala aktuell beweist.

Das politische Gremium, das sitzen 2 GRÜNE drin, ignoriert und verstößt eklatant mit der Zustimmung zum Bau neuer Gaskraftwerke gegen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die VerfassungsrichterInnen haben die Forderungen des Weltklimarats verfassungsrechtlich verankert, indem sie feststellen, dass der Übergang zur Klimaneutralität jetzt radikal eingeleitet werden muss, wenn für künftige Generationen Freiheit im Handeln geschont und gesichert werden soll.

Die Netzgesellschaften bereiten angeblich die Netzinfrastruktur auf die Nutzung grünen Wasserstoffs vor. Gleichzeitig wird aber festgestellt, dass die Anforderungen der EU-Taxonomie an Gaskraftwerke zu anspruchsvoll seien, „um den Übergang in die Wasserstoffwirtschaft aus technologischer und wirtschaftlicher Sicht zu ermöglichen“.

Die in jeder Zeile des Rechenschaftsberichts spürbare Selbstbeweihräucherung erreicht mit der Feststellung einen Höhepunkt: „Mit 30 % im Gesamtgremium liegt der Frauenanteil im Aufsichtsrat der EnBW auf der gesetzlichen Mindestquote von 30 %“.

Aber die letzte Fehlentscheidung des Aufsichtsrates ist die Regelung der Nachfolge von Herrn Mastiaux. Der kannte das Energiegeschäft. Sein Nachfolger wird Andreas Schell, dem bisherigen Chef des Großmotorenherstellers Rolls­Royce Power Systems. Ein Extremsportler und Autofreak soll die Probleme eines Energiekonzerns richten. Das ist, wie wenn man einen Metzger zum Leiter der Veganen Abteilung von Alnatura bestellt. Die E-Mobilität, die der Konzern in höchsten Tönen mit seinen E-Tankstellen preist, ist eben genau nicht ein Beitrag zum Klimaschutz und schon gar nicht zur Verkehrswende.

Wir haben über 40 Fragen an die EnBW gestellt, die sich kritisch mit dem Konzern auseinandersetzen. Vorstand und Aufsichtsrat haben grundlos verhindert, dass die Auseinandersetzungen mit den Kritikern des Konzerns wieder nicht stattfinden. Vor allem der Aufsichtsrat unterstützt damit eine aktionärsunfreundliche Willkür seitens des Vorstands und der Verwaltung. Deswegen stehen wir heute hier. Ich danke euch, dass ihr mir zugehört habt und vor allem, dass ihr zu dieser Uhrzeit und bei diesem Wetter gekommen seid.

Alternative, kritische Präsenz-Hauptversammlung der EnBW in Karlsruhe

Medienmitteilung Karlsruhe, den 2. Mai 2022
Wir laden ein: Am Donnerstag, dem 5. Mai, 14 Uhr,
EnBW Zentrale Durlacher Allee 93 vor dem Haupteingang,
werden die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, die Bürgerinitiative‚ Müll und Umwelt e.V.‘ und
der BUND Karlsruhe eine Präsenz-Hauptversammlung abhalten, da die diesjährige HV der
EnBW grundlos wieder nur im Internet stattfindet.

Wir protestieren gegen das Aushebeln der Rechte der Aktionär:innen, weil die aktionärsunfreundliche Willkür die Möglichkeit zu (Nach-)Fragen aller interessierten Aktionär:innen aushebelt.
Wir protestieren: Weil aus ökologischer- und Klimasicht das Zukunftsmodell der EnBW im Jahre 2021 auf ganzer Linie gescheitert ist. Zum Beispiel: Der Einsatz der Steinkohle an der
Energieerzeugung hat sich 2021 um 41 % erhöht, der von den erneuerbaren Energien
verringert. Die EnBW plant an drei Standorten in Baden- Württemberg die klimapolitisch
verheerende Umsetzung von Fuel-Switch-Projekten zur Umstellung von Kohle- auf
fossile Gasbefeuerung an drei Standorten in Baden-Württemberg.
Die Risikovorsorge der EnBW taugt nichts. Dies galt auch schon vor dem Ukraine-
Krieg. Ihre Zukunftsszenarien brachte die EnBW in die totale Abhängigkeit von
russischen Kohle- und Gasimporten – wie von uns vorhergesagt.
Das Ergebnis vor Ertragsteuern (EBT) verschlechterte sich dramatisch gegenüber
2020.
Zukunftsinvestitionen in regenerative Energien wie das Pumpspeicherwerk Forbach
werden verschleppt.
….
Dies und noch viel mehr werden wir vor Ort der Öffentlichkeit darlegen.
Ansprechpartner: Harry Block

Tschernobyl Jahrestag 26.04.2022

Zum Tschernobyl Jahrestag hat die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe mit Unterstützung von mehreren Anti-Atom- und Klimagerechtigkeitsbewegten um 17 Uhr eine Mahnwache am Karlsruher Marktplatz veranstaltet.
Unten dokumentieren wir 2 Redebeiträge der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe.

Ich bin fassungslos, dass ich am Tschernobyl Jahrestag, hier was zum Thema Atom sagen muss, während seit dem 24.02 ein fürchterlicher menschenverachtender Angriffskrieg Putins auf die Menschen in der Ukraine stattfindet.

Wir sind zutiefst betroffen von dem menschlichen Leid, was sich dort abzeichnet und tief besorgt, dass es noch schlimmer werden könnte. Zum ersten Mal müssen wir von einer realen externen kinetischen Aktivität reden. So nennen Fachleute der IAEA den direkten Beschuss oder einen zufälligen Treffen durch eine verirrte Bombe oder Rakete auf einen Atomreaktor.

Am 01. Mai 1986 standen einige von uns genau hier an diesem Platz und warnten vor einer radioaktiven Wolke, die uns aus der Ukraine treffen würde. Wenige glaubten uns damals – um 14 Uhr ergoss sich diese Wolke der Atomexplosion in Tschernobyl in einem Gewitterregen über Karlsruhe. Und diese radioaktive Wolke verbreitete nach 4 Tagen radioaktives Material über ganz Europa.

Und heute? Die Ukraine hat 15 russische Atomkraftwerke des Typs Tschernobyl 1+2, die laufen immer noch.

Das ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl ist seit der Einnahme durch russische Einheiten zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten. Auch 8 Wochen nach Kriegsbeginn wissen wir immer noch wenig über den Zustand der stillgelegten Atomanlage.

Russische Streitkräfte haben in den vergangenen Wochen das größte Atomkraftwerk Europas, Saporischschja angegriffen, eingenommen und bis heute besetzt. Bei dem Angriff war ein Brand auf dem Gelände ausgebrochen . Die IAEA hatte erklärt, dass zwei der sechs Reaktoren dort noch in Betrieb seien, dass das Personal der Anlage in Schichtbetrieb arbeite und die Strahlenwerte stabil blieben. Alle diese Reaktoren haben 30 Jahre Laufzeit schon hinter sich und wurden zwischen 10 und 20 Jahre verlängert. Ich will mir nicht vorstellen, wenn es bei den Reaktoren zu einer Schnellabschaltung kommt, der Reaktorkern von 5 Reaktoren und riesigen Brennelemente-Abklingbecken gekühlt werden muss. Und dies in einem Land, wo jetzt schon wenig Strom vorhanden ist., kein Bor zur Steuerung der Kernspaltung und schon gar keine Ersatzteile vorhanden sind.

Nicht nur wir sind von Gas, Kohle und Erdöl-Lieferungen betroffen. Für einige Staaten in Osteuropa gehen ohne die Russen die Lichter aus, wenn sie kein russisches Uran mehr bekommen.

In der Slovakei laufen vier Reaktoren, zwei weitere sind im Bau. Tschechien hat 5, ungarn 4 , 2 im Bau und Bulgarien hat 2. Und alle sind russische Anlagen und auf Brennstoffe aus Russland angewiesen, wie ein Sonderflüge in der letzten Zeit gezeigt haben – denn tatsächlich ist der Import von Kernbrennstoffen von den Sanktionen der EU gegen Russland ausgenommen, wie ein Sprecher der EU-Komission auf Anfrage bestätigte.

Mittlerweile hat sich die russische Armee aus Tschernobyl zurückgezogen. Doch in der Zeit ihrer Anwesenheit, wurde durch die Panzer der hochradioaktiv verseuchte Boden aufgewühlt, so dass es zu starken Ausschlägen der gemessenen Radioaktivität gekommen ist -36 Jahren nach dem GAU.

Diese Ereignisse zeigen erneut:

Es gibt keine risikolose Nutzung der Atomenergie. Es gibt auch keine Lösung der Endlagerproblematik und all diejenigen die behaupten Atomkraft sei CO2 neutral haben in dieser Gleichung wohl vergessen, dass das Uran auch aus der Erde kommen und transportiert werden muss.

Wir stehen heute hier, mit der Forderung, diesen für die Menschen der Ukraine verheerenden völkerrechtswidrigen Krieg Putins sofort zu beenden.

Und alle Atomkraftwerke sobald als möglich , nicht nur in der Ukraine vom Netz zu nehmen. Atom bedeutet dual use. Die friedliche Nutzung der Atomenergie ist nicht von der militärischen Nutzung zu trennen. Und Putin hat die Atomwaffen schon ins Spiel gebracht, als er die Alarmstufe hinaufsetzte. Deshalb fordern wir, die Atomwaffenverhandlungen sofort wieder aufzunehmen. Das wir als Anti Atom Gruppe an dem Tschernobyl Jahrestag den Schwerpunkt auf das Problem der Atomkraft und Atomwaffen legen, ist für die Menschen in der Ukraine sicherlich in ihrer Apokalypse von untergeordneter Bedeutung, aber leider gehört auch das zur fürchterlichen Realität eines Krieges in Europa mit 105 laufenden Atomreaktoren.

Hallo Anti-Atom- und Klimagerechtigkeitsbewegte,

Ende 2021 wurden in Deutschland 3 AKWs abgeschaltet und das ist gut so.
Nach dem Super GAU von Fukushima in 2011 hatte die Bundesregierung endlich beschlossen aus der Atomenergie auszusteigen, ein längst Überfälliger Schritt, der auf den starken Protest der Antiatombewegung in den letzten Jahrzehnten zurück geht.
Ende 2022 werden die letzten 3 AKWs in Deutschland vom Netz gehen und das ist richtig und notwendig.

Ich spreche heute als Mitglied der Anti-Atom-Initiative KA zu euch. Uns gibt es schon seit vielen Jahren und wir werden nicht aufgeben kritisch das Thema Atomenergie und dessen Hinterlassenschaften zu begleiten und Öffentlichkeit dazu schaffen.
Mein Hauptthema heute ist das Thema EU Taxonomie die in den nächsten Monaten vom EU Parlament beschlossen werden soll. Dabei geht es um Investitionen in Atomenergie, die als nachhaltiges Investment eingestuft werden sollen. Aber, Atomkraft ist keine nachhaltige Form der Energieerzeugung. Deshalb darf die EU Taxonomie so nicht verabschiedet werden.

Seit ca. 4 Jahren beobachten wir, die Anti-Atom-Bewegung, dass die Atomlobby immer präsenter wird. Sei es mit 6 Seitigen Artikeln im Spiegel oder einer ganzen Seite in der Zeit. Nach jahrelangem Konsens, dass wir aus der Atomenergie aussteigen, springen die Medien darauf an, dass es nun Atombefürworter*innen gibt. Das Narrativ, CO2 neutral, wird unhinterfragt hoch und runter gebetet, wissentlich wird außer Acht gelassen, dass der Uranabbau mit dem die Nutzendmachung der Atomenergie beginnt, alles andere als CO2 neutral ist. Mit der vorgeschlagenen EU Taxonomie würde aber indirekt auch der Abbau von Uran als fossilem Brennstoff und damit eine nicht nachhaltige und mit erheblichen Umweltrisiken verbundenen Tätigkeit gefördert.

Und all die weiteren Probleme mit der Atomenergie werden nicht berücksichtigt, so z.B.
strahlender Atommüll, Atomunfälle gleich Supergau, Hochrisikotechnologie,
ungelöste Entsorgung des hochradioaktiven Atommülls, fehlendes Endlager,
Gefahr des Missbrauchs von radioaktivem Material für terroristische und kriegerische Zwecke, hohe Kosten und alles andere als CO2 neutraler Rückbau der Atomreaktoren,
militärisches Interesse und Nutzung.
HALLO!

Wie lief das eigentlich mit der EU Taxonomie ab? Von der EU Kommission war ein Green Deal geplant, der zu einem nachhaltigen und sauberen Energiesystem der Zukunft führen sollte, ohne für andere schädlich zu sein. Die EU Kommission beauftrage ihre Expertengruppe eine „Green Finance Taxonomie“ zu erstellen. 2019 empfahl diese Expertengruppe Atomkraft auszuschließen, vor allem wegen des ungelösten Atommüll Problems.

Exkurs: Obwohl wir seit 70 Jahren Atommüll produzieren, gibt es bisher kein Atommüll Endlager.

Einige pro Atom Mitgliedsstaaten der EU akzeptierten das Ergebnis der Expertengruppe, Atomkraft auszuschließen, nicht, allen voran Frankreich dessen Energie überwiegend aus Atomkraft erzeugt wird. Daraufhin wurde ausgerechnet das auch an Atomforschung beteiligte JRC, Joint Research Center, mit dem Bericht beauftragt. Dazu sollte man wissen, dass das JRC auch eine Zweigniederlassung in Karlsruhe hat, nämlich am KIT Nord und dort an der nächsten Generation von Brennstäben für Atomkraftwerke forscht. Das Joint Research Center mit dem Bericht für die EU Kommission zu betrauen war ein wichtiger Lobbyerfolg der Pro-Atom-Länder. Das JRC ist die europäische Zentrale zur Förderung der Atomenergie, ihr Gutachten war ein Gefälligkeitsgutachten für die Atomindustrie.
Die EU Kommission hat also den Atom-Bock zum Umwelt-Gärtner gemacht. Und zu welchem überraschenden Ergebnis kam das JRC im März 2021, unglaublich, Atomkraft sei nachhaltig.

Im Juni 2021 hat das Base, also das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, der Bundesregierung gegenüber, eine Stellungnahme zum JRC Bericht abgegeben und kam zu dem Ergebnis, Zitat „Aus fachlicher Sicht ist die Einordnung von Atomkraft als nachhaltige Form der Energieerzeugung nicht haltbar“, erklärt BASE-Präsident Wolfram König.

Nun fragt ihr euch vielleicht ja und was hat die Anti-Atom-Bewegung die ganze Zeit getan? Viel. Seitdem wir Ende 2020 erfahren haben, dass das JRC mit einem Gegengutachten betraut wurde liefen die Drähte heiß. Vernetzung wurde angeleihert, auch über Deutschland hinaus. Papiere und Pressemitteilungen wurden geschrieben und veröffentlicht. Man hat sich an die Politik, die Behörden und die Presse gewandt und hat alles versucht das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Und die Anti-Atom-Bewegung wird dies auch weiterhin tun.

Wir dürfen nicht zulassen, dass Kapital und Ressourcen in veraltete Industriezweige gepumpt werden und somit der Ausbau regenerativer Energien verschleppt wird.

Eine Studie im Auftrag des österreichischen Umweltministeriums kam zu dem Schluss, dass Atomenergie Zitat „als Energiequelle nicht erneuerbar ist und auch nicht zur Erreichung der Klimaziele beitragen kann, weshalb sie abzulehnen ist und nicht Teil des Energiemix der Zukunft sein soll“. Zitat Ende. Die Atomenergie erfülle „alle in der Taxonomie genannten Umweltziele nicht.“

Da der derzeitige Entwurf der EU Taxonomie auch dem Umwelturteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 24. März 2021, nämlich dem Gebot der Sorgfaltspflicht des Staates zum Schutz zukünftiger Generationen widersprich, fordern wir die Bundesregierung auf, sich der Klage der österreichischen Regierung gegen die EU-Taxonomie-Verordnung anzuschließen.
Nur 100 % regenerative Energien sind nachhaltig.
Nein zu Greenwashing von Atomkraft.

Es bleibt ja nicht mehr viel Zeit bis über die Taxonomie entschieden wird. Wenn ihr euch zur EU-Taxonomie engagieren wollt, dann könnt ihr euren Protest an den Europaabgeordneten der CDU im Landkreis Karlsruhe Herrn Daniel Caspary richten. Schreibt ihm und fordert ihn auf die EU-Taxonomie abzulehnen.
Die Anti-Atom-Ini KA hat vor 13 Tagen den Europaabgeordneten aus KA Herrn Repasi von der SPD und Herrn Caspry von der CDU anschrieben. Der SPD Europaabgeodnete hat uns schriftlich geantwortet und wird gegen die Aufnahme von Atom und Gas in die Taxonomie stimmen.
Vom CDU Europaabgeordneten haben wir auch auf telefonische Nachfrage noch keine Antwort erhalten. Deshalb schreibt Herrn Caspary und fordert ihn auf nicht zu zustimmen.

Falls ihr mehr zum Thema Atompolitik wissen wollt, dann kann ich euch die homepage von ausgestrahlt empfehlen. www.ausgestrahlt.de

Und falls ihr mehr zum Thema Atompolitik in und um Karlsruhe wissen wollt, dann schaut doch mal auf der homepage von der Anti-Atom-Ini KA vorbei, die Adresse lautet: anti-atom-ka.de

Medienmitteilung der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe zum Tschernobyl Jahrestag am 26.04.22

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe ruft anlässlich des Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu einer Kundgebung am Mo. 25.04.22 um 17 Uhr am Karlsruher Marktplatz auf.

Am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986) macht der Ukraine-Krieg ein weiteres Mal deutlich: Erneuerbare Energien sind der einzige Weg, ökologische Katastrophen zu vermeiden. Jeden Tag kann es zu einem Super-GAU in einem Atomkraftwerk kommen.

Zum ersten Mal reden wir am Tag der Atomkatastrophe von Tschernobyl nicht nur von der verheerenden Explosion des Atomreaktors in der Ukraine, sondern auch von einer real existierenden Bedrohung durch direkten Beschuss oder einen zufälligen Treffer durch eine verirrte Bombe oder Rakete auf einen Atomreaktor in einem Krieg.

Vier Tage nach dem Atomunfall, am 1. Mai 1986, gegen 14 Uhr, ergoss sich die radioaktive Wolke der Atomexplosion in Tschernobyl in einem Gewitterregen auch über Karlsruhe und verbreitete radioaktives Material über ganz Europa.

Und heute: Die Ukraine hat 15 russische Atomkraftwerke vom Typ Tschernobyl 1+2. Der Brennstoff für die Reaktoren in der Ukraine wird in Gronau angereichert und in Schweden von Westinghouse zu Brennstäben verarbeitet.

Das ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl war seit der Einnahme durch russische Einheiten zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten. Die IAEA wusste lange nichts über den Zustand der stillgelegten Atomanlage.

Russische Streitkräfte haben im März auch das größte Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, angegriffen und eingenommen. Dabei war ein Brand auf dem Gelände ausgebrochen.

Die EU will nun Atomkraft in ihre Taxonomievereinbarung als nachhaltig und sicher aufnehmen. In der Slowakei laufen vier Reaktoren, zwei weitere sind im Bau. Tschechien hat fünf, Ungarn vier und zwei im Bau, Bulgarien hat zwei. Und alle diese Reaktoren sind russische Anlagen und auf Brennstoff aus Russland angewiesen, wie Sonderflüge im März 22 beweisen – denn der Import von Kernbrennstoffen ist von den Sanktionen der EU gegen Russland ausgenommen. In Europa gefährden derzeit 105 Atomreaktoren unsere Lebensgrundlagen. Wenn Atomkraft in die EU-Taxonomie aufgenommen wird, werden weitere AKWs gebaut.

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe fordert zum Tschernobyl-Jahrestag das europäische Parlament und insbesondere die MdEP Abgeordneten Prof. Rene Repasi (SPD) und Daniel Caspary (CDU) auf, die Aufnahme von Atom und Gas in die EU-Taxonomie abzulehnen. Ein Grünwaschen von Gas und Atom wäre ein großer Rückschritt für die Energiewende in Europa und würde die erneuerbaren Energien ausbremsen. Jeder Euro, der aufgrund der EU-Taxonomie in fossiles Gas oder Atomkraft fließt, fehlt für eine wirkliche Energiewende. Atomkraft und Gas sind keine nachhaltigen Energien. Auch bei Uran und Brennelementen für AKW ist die EU zu einem großen Teil von Importen aus Russland abhängig.

Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Wir sagen NEIN zu Waffenlieferungen und bleiben bei einem klaren JA zu Abrüstungsverhandlungen über die Abschaffung aller Atomwaffen.

Anti-Atom-Radtour

vielleicht hast Du es schon mitbekommen: In diesem Sommer finden anlässlich der Abschaltung der letzten deutschen AKW zwei große Radtouren durch die Republik statt, eine im Norden und eine im Süden. Von Tihange bis Gorleben und von Kahl am Main bis Freiburg im Breisgau. Viele aktive Menschen und lokale Initiativen vor Ort organisieren die Touren – gemeinsam mit der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. Das werden zwei ganz besondere Touren, auf denen nicht nur das AKW-Aus in Deutschland gebührend gefeiert wird, sondern wir auch Orte besuchen, an denen es auch weiterhin anti-atompolitisch noch viel zu tun gibt. Wir alle sind bereits mitten in den Vorbereitungen – und freuen uns schon auf viele gut gelaunte Mit-Radler*innen! Du willst dabei sein? Dann melde Dich jetzt an! Je früher wir wissen, wie viele Menschen mitmachen, desto besser können wir planen:

https://www.ausgestrahlt.de/radtour

Die beiden großen Anti-Atom-Radtouren im Sommer durch Nord- und Süddeutschland nehmen Gestalt an. Eine Anmeldung ist ab sofort möglich. An allen Orten wird es vielfältiges Programm geben.

Wen soll ich mitbringen?

Alle, die ein Zeichen gegen Atomkraft setzen wollen. Alle, die zeigen und feiern wollen, dass es sich lohnt, mit langem Atem gemeinsam für ein Ziel einzutreten. Und natürlich alle Freund*innen und Mitstreiter*innen, die mit Dir zusammen gegen Atomkraft aktiv waren oder sind.

Was passiert unterwegs und an den Etappenorten?

Dort wird es Aktionen, Kundgebungen, Partys, Vorträge, Diskussionen, Filmvorführungen, Konzerte und Begegnungen geben, jeweils geplant von örtlichen Initiativen und unterstützt von .ausgestrahlt. Alles in allem jede Menge Gelegenheiten, um Erinnerungen auszutauschen, die gemeinsamen Erfolge zu feiern und Kraft für die noch anstehenden Auseinandersetzungen zu tanken.

Muss ich die ganze Tour mitradeln?

Natürlich nicht. Jede*r sucht sich die Etappe(n) aus, die ihm*ihr gefallen. Wer gar nicht radeln will, kann auch einfach zu den jeweiligen Etappenorten kommen und dort mitmachen.

Sind E-Bikes erlaubt?

Klar. Es wird Lademöglichkeiten geben. Normale Räder tun es aber auch: Die Tagesetappen sind 30–70 Kilometer lang. Bei den längeren gibt es außerdem die Möglichkeit, eine Teilstrecke mit der Bahn zu fahren. Und natürlich haben wir auch ein Begleitfahrzeug dabei. Keine*r wird also auf der Strecke bleiben.

Was ist mit Unterkunft und Verpflegung?

.ausgestrahlt bucht für alle, die sich verbindlich anmelden, eine einfache Übernachtungsmöglichkeit. Selbstorganisierte andere Unterkünfte sind natürlich möglich. Die erfahrene Demo- und Camp-Küche „Fläming Kitchen“ begleitet uns die gesamte Tour und versorgt uns täglich mit drei Mahlzeiten.

Was kostet es mitzuradeln?

.ausgestrahlt will die Touren auf solidarischer Spendenbasis finanzieren. Das heißt: Alle, die wollen, sollen mitmachen, ohne finanzielle Verpflichtung. Und alle, die können, sollen sich an den Kosten beteiligen. Auch Spenden von Menschen, die nicht teilnehmen, sind erwünscht.

Muss ich mich anmelden?

Mitfahren geht auch ohne Anmeldung. Übernachtungsplätze können wir allerdings nur für angemeldete Teilnehmer*innen garantieren. Und es erleichtert die Organisation ungemein, wenn ungefähr klar ist, wie viele Menschen auf jeder Etappe dabei sind. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.

Wann kann ich wo dabei sein?

Nordtour: 9. Juli – 31. Juli, in 21 Etappen von Tihange nach Gorleben.
Südtour: 13. August – 4. September, in 20 Etappen von Kahl/Main nach Freiburg.

Mehr Infos und Anmeldung

Die genauen Tourpläne samt Etappenbeschreibungen, Kilometerangaben, Programm und organisatorischen Hinweisen sowie das Anmeldeformular findest Du auf ausgestrahlt.de/radtour

Tour-Praktikum

Für Vorbereitung, Begleitung und Unterstützung der beiden dreiwöchigen Anti-Atom-Radtouren im Sommer 2022 sucht .ausgestrahlt vom 16. Juni bis 15. September 2022 ein bis zwei Praktikant*innen. Infos unter ausgestrahlt.de/praktikum