Medienmitteilung: Mahnwache zum 39. Tschernobyl-Jahrestag am Samstag, 26.04.2025

Atomanlagen sind gegen kriegerische und terroristische Einwirkungen nicht geschützt

Am 26. April 1986 kam es im vierten Block des KKW Tschernobyl in der heutigen Ukraine (damals UdSSR), zu einem schweren Unfall, dem ersten, der auf der internationalen Störfall-Skala (INES) mit der höchsten Stufe, nämlich 7, bewertet wurde. In Folge der Explosion kam es zu einer Freisetzung radioaktiver Stoffe in große Höhen, die auch Deutschland erreichten.

Unter schlimmsten Bedingungen wurde versucht, eine Schutzhülle errichten. Ein Einsatz, der vielen ihre Gesundheit oder gar das Leben kostete. Hundertausende Menschen wurden evakuiert und verloren ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. Ein Sperrgebiet mit einem Radius von 30 Kilometern wurde eingerichtet und besteht bis heute noch.

Nach dem Super-GAU begann sehr schnell der Bau einer Schutzhülle zur Eindämmung der Strahlung. Doch das Provisorium war bald einsturzgefährdet. Ein weiterer Sarkophag wurde gebaut und 2006 über den immer noch strahlenden Reaktor geschoben. Auch der musste bald durch eine neue Schutzhülle ersetzt werden.

Am 14. Februar 2025 wurde diese Schutzhülle von einer russischen Drohne getroffen, die explodierte und das Dach durchschlug. Erst drei Wochen nach dem Angriff wurden die Brände als gelöscht bestätigt. Es besteht die Gefahr, das Radioaktivität austreten könnte.

In der Ukraine erleben wir das erste Mal, dass ein bewaffneter Konflikt in der Nähe von Atomkraftwerken stattfindet. Gegen militärischen Beschuss sind Atomreaktoren in der Welt und die deutschen Zwischenlager für noch radioaktiven Atommüll nicht ausgelegt.

Vor allem, wenn Kriegswaffen in die Hände von Terroristen fallen und mit Hilfe von Drohnen Atomanlagen angreifen. Dies ist auch an jedem der 16 Standorte in Deutschland für hochradioaktiven Atommüll möglich.

Um auf diese Gefahr hinzuweisen und die weiterhin geplanten Atomanlagen in Europa zu verhindern, stehen wir, die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, am 26. April 2025, um 5 vor 12 Uhr, auf dem Marktplatz Karlsruhe.

Mahnwache:39. Tschernobyl-Jahrestag am 26.04.2025

Das Völkerrecht setzt hohe Hürden für Angriffe auf Atom-Anlagen, schließt sie aber auch nicht gänzlich aus. Ein Angriff auf Atom-Anlagen kann jederzeit zu einer nuklearen Katastrophe führen. Vor allem, wenn mit Hilfe von Drohnen Atomanlagen angegriffen werden, wie vor wenigen Wochen in Tschernobyl geschehen, als eine Drohne den Sarkophag durchschlug. Dies ist auch an jedem der 16 Zwischenlager-Standorte in Deutschland für hochradioaktiven Atommüll möglich. Die zum Teil nur 80 cm dicken Betonwände der Zwischenlager bieten keinen Schutz für kriegerische oder terroristische Angriffe.

Um auf diese Gefahr hinzuweisen und die weiterhin geplanten Atomanlagen in Europa zu verhindern, stehen wir, die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, heute am 26. April 2025 hier auf dem Marktplatz.

Tschernobyl 1986

Am 26. April 1986 kam es im vierten Block des Kernkraftwerks Tschernobyl in der heutigen Ukraine (damals UdSSR), zu einem schweren atomaren Unfall, dem ersten, der auf der internationalen Störfall-Skala (INES) mit der höchsten Stufe, nämlich 7, bewertet wurde. In Folge der Explosion kam es zu einem Graphitbrand mit einer Freisetzung radioaktiver Stoffe in große Höhen von bis zu 10.000 Meter.

Tagelang brannte der Reaktor, jede Flamme schleuderte hochradioaktive Partikel hoch in die Luft. Mit Sand und Blei kämpften die Menschen in den ersten Tagen dagegen an. Und begannen schnell unter schlimmsten Bedingungen, eine Schutzhülle zu errichten. Die Strahlung war so hoch, dass die Arbeiter:innen nur wenige Minuten vor Ort bleiben konnten. Quasi im Vorbeirennen errichteten sie den ersten Sarkophag, der die Strahlung eindämmen sollte. Ein Einsatz, der vielen von ihnen ihre Gesundheit oder gar das Leben kostete. Hunderttausende Soldat:innen und Arbeiter:innen wurden dabei kontaminiert, viele Tausende erkrankten oder starben infolge der Strahlung. Hundertausende Menschen wurden evakuiert und verloren ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. Ein Sperrgebiet mit einem Radius von 30 Kilometern wurde eingerichtet und besteht bis heute noch.

Tschernobyl 2006

Nach dem Super-GAU in Tschernobyl begann sehr schnell der Bau einer Schutzhülle zur Eindämmung der Strahlung. Doch das Provisorium war bald einsturzgefährdet. Ein weiterer Sarkophag wurde gebaut und 2006 über die immer noch hochgradig strahlende Ruine des havarierten Reaktors geschoben, von dem Teile 2013 unter Schneemassen zusammenbrachen.

Tschernobyl 2013

Um eine zweite nukleare Katastrophe zu verhindern, baute ein Konsortium aus 28 Geberländern einen weiteren 1,5 Milliarden Euro teuren Sarkophag. Dieses riesige bewegliche Bauwerk wurde 2016 über die alte Hülle geschoben.

Tschernobyl 2025

Am 14. Februar 2025 wurde diese Schutzhülle von einer russischen Drohne getroffen, die explodierte und das Dach durchschlug. Der Einschlag hat Brände ausgelöst, die zu erheblichen Schäden an der Dachkonstruktion führten. Erst drei Wochen nach dem Angriff wurden die Brände als gelöscht bestätigt. Wenn Wasser in das Gewölbe eindringt, erfüllt der Sarkophag/Schutzbunker seine Funktion nicht mehr. Radioaktivität kann austreten.

In der Ukraine erleben wir das erste Mal, dass ein bewaffneter Konflikt in der Nähe von Atomkraftwerken stattfindet. Gegen militärischen Beschuss sind Atomreaktoren in der Welt und die deutschen Zwischenlager für radioaktiven Atommüll nicht ausgelegt. Ihr sicherer Betrieb ist zudem abhängig von der lückenlosen Versorgung mit elektrischer Energie und der Verfügbarkeit von hochspezialisiertem Fachpersonal. Beides ist in einem Krieg gefährdet bzw. nicht vorhanden. Die russischen Angriffe sind an mehreren Stellen ukrainischen Atomkraftwerken bereits sehr nahegekommen. Das Atomkraftwerk Saporischschja mit 6 Atomreaktoren ist von den Russen besetzt, abgeschaltet und deren Brennelemente müssen mit Strom von außen gekühlt werden. Durch den Beschuss von Energieanlagen verloren im November 2023 die restlichen 15 aktiven Atomkraftwerke in der Ukraine ihre Netzanbindung und konnten nur noch mit Notstrom-aggregaten betrieben werden. Es besteht die Gefahr von Super-Gaus, die nur mit erheblichen Einsatz tausender Mitarbeiter zum Teil unter Lebensgefahr behoben werden können.

Atommüllzug hat Bayern erreicht – nächster Castor wohl 2026 von Sellafield nah Brokdorf

Am Donnerstag, 3. April 2025 hat nach 17,5 stündiger Fahrt quer durch Deutschland der CASTOR-Transport aus der englischen Plutoniumfabrik Sellafield um 15:15 Uhr den Bahnhof Wörth an der Isar erreicht. Er wurde von dort bis zum Abend in das Zwischenlager am bayerischen AKW Isar rangiert. Atomkraftgegner:innen haben sogar während der Fahrt durch die Nacht und an der gesamten Strecke diesen Transport mit Protestveranstaltungen begleitet, z.B. in Nordenham, Bremen, Göttingen, Salzderhelden, Fulda, Wicklesgreuth, Regensburg, Weiden Oberpfalz, Nürnberg, Landshut und Weiden-Neustadt.

eine Zusammenfassung des Transports hier
Nachlese im Ticker: https://castor-stoppen.de/ticker/

Die Proteste auf der Straße und an der Schiene fanden statt während in Berlin eine mögliche Regierungskoalition von CDU und SPD über eine Wiedereinstieg in die Energieerzeugung aus nuklearen Brennstoffen verhandelte.

„Wir zeigen im Kontext dieses CASTOR-Transports Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder und der Union klar die Rote Karte für ihre abwegigen Atompläne! Kein Gramm des bisher erzeugten Atommülls ist sicher „entsorgt“. Wird ernsthaft am Atomausstieg gerüttelt, sind wir wieder zu Zehntausenden auf Straße & Schiene.“

Möglicherweise schon in den kommenden Monaten ist mit einem weiteren Transport von sieben CASTOR-Behältern aus Sellafield nach Deutschland zu rechnen. Die Bundesregierung plant, die WAA-Transporte aus Großbritannien 2026 abzuschließen. Ziel wird dann die Zwischenlagerhalle am norddeutschen Atomkraftwerk Brokdorf sein. Auch gegen diesen Transport werden wir wieder aktiv werden, meldet euch hier für unseren Newsletter an oder folgt uns auf Bluesky | Mastodon | Instagram, damit ihr nichts verpasst!

Presseerklärung Bündnis CASTOR-stoppen

24.03.2025

Wieder CASTOR-Transport aus Sellafield abfahrbereit

Im Frühjahr 2025 soll erneut ein CASTOR-Transporte aus der

Plutoniumfabrik Sellafield (GB) nach Deutschland erfolgen. Nach den

Transporten nach Biblis (November 2020) und  Philippsburg (November

2024) soll dieser Transport in das Zwischenlager Ohu/Isar bei Landshut

erfolgen. Es gibt konkrete Hinweise darauf, dass dieser Transport in der

14. Kalenderwoche ab dem 31. März erfolgen wird.

Eines der in Frage kommenden Schiffe (Pacific Grebe) liegt im britischen

Hafen Barrow-in-Furness abfahrbereit am Kai. Da heute Morgen um 9:00 Uhr

der AIS-Sender des Schiffes deaktiviert wurde, ist davon auszugehen,

dass der Belade-Prozess begonnen hat. Das Schiff wird laut

Transportgenehmigung den niedersächsischen Hafen Nordenham ansteuern.

Nach der Verladung der sieben CASTOR-Behälter auf die Bahn wird der

Transport über das Schienennetz mehrerer Bundesländer fortgesetzt.

Aus Protest gegen diesen Transport werden ab dem kommenden Wochenende

Kundgebungen, Mahnwachen und Aktionen stattfinden.

Den Auftakt macht eine Kundgebung am Bremer Hauptbahnhof am Sonntag, 30.

März ab 14:00 Uhr.

Anti-Atom-Gruppen wollen anlässlich dieses Transports auf die ungelöste

Problematik des vorhandenen Atommülls aufmerksam machen. Der geplante

CASTOR-Transport nach Isar ist die Fortsetzung der seit Jahrzehnten

stattfinden sinnlosen Atommüllverschiebung. Im bayrischen Zwischenlager

gibt es kein Reparaturkonzept für defekte Behälter. Die Halle ist nur

bis 2047 genehmigt und nicht ausreichend gegen Einwirkungen von außen

geschützt. Ein tiefengeologisches Atommülllager wird es bis 2047 nicht

geben. Bis zu einer verantwortbaren Lösung für die langfristige Lagerung

der hochradioaktiven Abfälle muss das Hin-und Herschieben von Atommüll

unterbleiben!

– es gibt weiterhin kein vertretbares Endlager-Konzept für den vorhandenen Atommüll

– CASTOR-Zwischenlager werden zu gefährlich ungeeigneten Langzeitlagern

– Atommüll ist nur ungefährlich, wenn er nicht entsteht:

Brennelementefabrik in Lingen und Urananreicherung in Gronau beenden!

– Atomkraft ist kein Klimaretter

Pressekontakt Bündnis CASTOR-stoppen:

Kerstin Rudek Tel. 015902154831

Castor-Alarm

Seit dem 1. März läuft der Genehmigungszeitraum für die ersten Castor-Transporte nach Bayern überhaupt. Es sollen sieben CASTOR-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll in das Zwischenlager am niederbayrischen AKW Isar (Niederaichbach im Landkreis Landshut) rollen.

Der Zeitpunkt ist Verschlusssache und somit noch streng geheim. Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass der Transport bereits in der 14. Kalenderwoche (erste April-Woche) erwartet wird. Klar ist auch die Transportstrecke, da sich diese aus der Transportgenehmigung des Bundesamtes für die „Sicherheit der BASE) ergibt. Laut Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), die den Transport übernehmen wird, werden die jeweils mehr als 100 Tonnen schweren Behälter zunächst per Schiff nach Nordenham gebracht. Anschließend geht es per Zug über Bremen und vermutlich Hannover und Göttingen durch die gesamte Bundesrepublik bis nach Niederbayern.

Wer aktuell über Neuigkeiten zu diesem Transport informiert werden will, kann sich hier für einen Newsletter per Mail anmelden.

Resuemee: Castor-Transport nach Philippsburg

Ein gefährliches Erbe für zukünftige Generationen!!!

Dies war das Motto der Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen gegen den am 20.11.24 stattgefundenen Castortransport von La Hague ins Zwischenlager Philippsburg.

Den Anti-Atom-Aktivist:innen der Südwest-Initiativen war bewusst, dass das Thema Castor-Transport für viele Menschen nicht mehr im Fokus steht und somit die Probleme mit dem hochradioaktiven Atommüll aus dem Blickfeld zu geraten drohen. Ziel war es, für diese Problematik wieder ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen.

In den Fokus des Protestes wurde die Frage nach dem verantwortungslosen Umgang mit dem Atommüll, den unnötigen Atommülltransporten und insbesondere die Frage der Zwischenlagerung in den Fokus gerückt. Alle bundesweiten Zwischenlager müssen weit über die genehmigten 40 Jahre und berechneten Sicherheitsbedingungen weiter existieren, weil voraussichtlich erst in 50-60 Jahren mit einem „Endlager“ bzw. einer Langzeitlagerung zu rechnen ist.

Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wurde auch immer wieder die Frage der Sicherheit durch äußere Einflüsse, wie Drohnen, Panzerfäuste und Bomben diskutiert.

Viele Fragen, keine Antworten!!!

Durch die Proteste vor und an dem Tag des Castor-Transportes wurde das Ziel erreicht, die Information über die Problematiken von Atommülltransporten und der ungeklärten Langzeitlagerung von Atommüll wieder mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung zu tragen. Auch die umfangreiche mediale Berichterstattung – hauptsächlich auf lokaler Ebene – in Presse und Rundfunk trug mit dazu bei, die Problematik rund um den Atommüll zu verbreiten.

Wie wichtig der Widerstand gegen die Atommülltransporte ist zeigt die wieder aufkeimende erneut initiierte Debatte um die Wiederbelebung der Atomenergie als Stromerzeuger und als vermeintliche Lösung der Klimaprobleme. NEIN, die Stromerzeugung durch Atomkraft ist nicht klimaneutral!!!

Und wieder wird die Frage nach dem Verbleib des radioaktiven Atommülls negiert.
Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und haben im Zuge des Castor-Transports von La Hague nach Philippsburg auf Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung gesetzt. Der Atommüll ist unser aller Problem und wir können ihn nicht auf die nächste Generation abwälzen. Aber Wissenstransfer ist notwendig, da viele junge Menschen z.B. schon mit dem Begriff „Castor-Transport“ nichts anfangen können.

Interessierte wollen wir auf unsere Homepage hinweisen: www.antiatom.net, dort findet ihr z.B. unseren Flyer „Die Probleme mit dem hochradioaktiven Atommüll – Ein gefährliches Erbe für zukünftige Generationen!!!“. Bei Interesse schicken wir euch gerne einige Exemplare zu, der Inhalt des Flyers steht allen für „copy and past“ zur Verfügung.
Zudem haben wir 4 farblich und inhaltlich verschiedene Karten im Postkartenformat mit folgenden Fragen und Antworten auf der Rückseite entworfen, gedruckt und verteilt:


– Der von Deutschland produzierte Atommüll muss zurückgenommen werden. Oder? (Antwort jeweils auf der Rückseite)
– Die Endlager-Suche läuft. Bald kann der radioaktive Müll für immer sicher aufbewahrt werden. Oder?
Der Atomausstieg ist beschlossen, die Atomkraftwerke abgeschaltet. Thema erledigt. Oder
– Der radioaktive Müll wird in Zwischenlagern sicher aufbewahrt. Oder?
Auch diese Karten stehen der Anti-Atom-Bewegung zur freien Verfügung.
Die Karten eignen sich sehr, auf Sitzen im ÖPNV ausgelegt und in Kartenständer in Kneipen gesteckt zu werden. Die Flyer haben wir bei z:B. FfF Demos verteilt und an Veranstaltungsorten ausgelegt.

Gut angekommen ist anderthalb Wochen vor dem Castor-Transport unsere bunte Kundgebung am Haupteingang des Karlsruher Hbf mit drei Redebeiträgen und der anschließenden Zugfahrt nach Philippsburg und der dortigen Demo zum Marktplatz. Insgesamt haben daran über 100 Personen teilgenommen.
Am Tag x, einem Mittwoch, blieb die Teilnehmer:innenzahl leider auf den harten Kern beschränkt. Wir hatten aber einen tollen Infostand und waren optisch sehr gut aufgestellt. Das Presseinteresse war sehr groß.

Der nächste Transport steht für das Jahr 2025 (April 25 wird genannt) an, und zwar von Sellafield nach Isar in Bayern. Also ein Transport über den See- und Landweg quer durch die Republik.

Auch bei diesem Castortransport besteht die Möglichkeit, dem Thema ungeklärte Langzeitlagerung und die Problematiken der Zwischenlagerung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.

Die Anti-Atom-Bewegung muss sich überlegen, wie sie mit diesem anstehenden Transport umgeht. Wir als Südwest-Inis stehen zur Verfügung, unser Wissen und unsere Erfahrungen weiterzugeben.

Südwestdeutsche Anti-Atom- Initiativen

Rechnungshof fällt vernichtende Bilanz der französischen Kernkraftstrategie


Der französische Rechnungshof (Cour des comptes) hat in seinem aktuellen Bericht eine vernichtende Bilanz der französischen Kernkraftstrategie veröffentlicht. Gefordert wird die Aussetzung aller Investitionen in weitere Kernkraftwerke, solange die tatsächlichen Kosten nicht seriös ermittelt werden. Die Rentabilität ist schlecht, der Stromgestehungspreis hat sich seit 2019 von 6 Cent pro KWh auf 10 Cent pro KWh erhöht. Ohne massive Steuersubventionen ist Atomkraft nicht rentabel. Der Rechnungshof fordert, die Pläne für vier neue AKWs zu stoppen. Die Kernbotschaft des Berichts: Politische Positionen für neue AKWs sind unseriös. Stattdessen lauten zentrale Empfehlungen für die Energiezukunft 2050:
Die Beeinflussung des Verbrauchs durch Energieeffizienz und Energiesparen ist unerlässlich, um die Klimaziele zu erreichen.
Das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2050 ist nur möglich mit einem deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien.
In allen Szenarien müssen die Stromnetze rasch neu dimensioniert werden, um die Energiewende möglich zu machen.
Die Schaffung eines leistungsfähigen „kohlenstoffarmen Wasserstoffsystems“ ist von Vorteil
zur Dekarbonisierung bestimmter Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind.

Link zum Bericht des französischen Rechnungshofs auf ccomptes.fr

https://www.ccomptes.fr/sites/default/files/2025-01/20250114-La-filiere-EPR%20-une-dynamique-nouvelle-des-risques-persistants_0.pdf

KIT-Wissenschaftler tritt aktiv für eine Renaissance der Atomenergie ein

– KIT Nord forscht intensiv an ´neuen´Atomreaktorlinien –

Es gibt aktuell einige Parteien und deren VertreterInnen, die von einer Wiederkehr der Atomenergie träumen; Fukushima ist verblasst, die großen Gorleben-Proteste sind vorbei, und der Putin-Krieg gegen die Ukraine hat die Atomkraft-Sehnsüchte wieder hochgespült, weil man unabhängig von russischem Öl und Gas sein will. AfD, CDU und CSU gehören dazu und betonen dies lauthals in ARD und ZDF.

Wenn Herr Dr. Thomas Walter Tromm das KIT-Zentrum Energie im Rathaussaal (5. Juni 2024) vorstellt, so freut man sich auf das Topic Energiebereitstellung. Erneuerbare Energien, thermochemische Energieumwandlung, elektrochemische Energieumwandlung. Aber dann wird man schon etwas hellhöriger bei synthetischen/ alternativen/ biologischen Kraftstoffen, weil diese zur nachhaltigen Verkehrswende wenig bis nichts beizutragen vermögen. Aufhorchen lassen aber die Bereiche Fusionstechnologie und Kernenergie-Sicherheit. Bei der Fusion wird am KIT Nord vor allem an den Fusionstechnologien und Materialen geforscht.
Bei Atom liest man Nuclear Wast Management, Safety and Radiation Research. Wer kann schon etwas gegen die Erforschung der Endlagerproblematik von Atommüll und Sicherheit von Atomanlagen haben. Im KIT Nord werden derzeit die ´Altlasten der friedlichen Atomenergie vom 700 MitarbeiterInnen des KTE für hunderte von Millionen Euro jährlich abgerissen und in einem Lager für leichtaktiven Atommüll (rund 80.000 Fässer) und in zwei Lagern mit über 6000 Fässer für mittelaktiven Atommüll ´zwischengelagert.“ Diese gefährliche und teure Hinterlassenschaft der Atomindustrie vor der Haustüre müsste Herrn Dr. Tomm zeigen, dass Atomkraftwerke teuer, unsicher und vor allem auch nicht nachhaltig sind. Aber er tritt in den letzten Monaten eindeutig als Vertreter neuartiger Reaktorkonzepte auf und das macht besorgt, dass mit Landes-und Bundesmitteln der Wieder-Einstieg in die Atomkraft in Deutschland unter dem Mantel der Sicherheitsforschung der Weg bereitet werden soll.

Am 6. Dezember war Dr. Tromm in einer Online-Veranstaltung des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und zeigte in einer Power-Präsentation die Arbeitsbereiche im KIT Nord in Sachen Atom: „Partizipation in EU-Projects (EURATOM Call2021, Projects ongoing)“

Screenshot aus seiner Präsentation

Der Gipfel seiner Behauptungen war, dass Strom aus Windenergie genauso teuer sei wie Atomenergie.
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat in einer Studie die gesamtgesellschaftlichen, realen Kosten verschiedener Energieformen verglichen. Eine Kilowattstunde (kWh) Atomstrom kostet so bis zu 42,2 Cent. Die Windenergie liegt hingegen nur bei etwa 8,1 Cent/kWh. Bei seinen Berechnungen hatte er nicht nur die massiven Steuervergünstigungen, Subventionen und anderen Finanzhilfen für Bau, Instandhaltung und Entsorgung (in Deutschland insgesamt etwa 187 Milliarden Euro in den vergangen vierzig Jahren) vergessen, sondern auch kein Wort zu den Sicherheitsrisiken verloren. Sein Kommentar zu meinen im Chat geäußerten Vorhaltungen gegenüber seinem Preisvergleich: „Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler.“

Dennoch sein Fazit: Der Atomausstieg Deutschlands sei falsch gewesen. „Atomenergie ist eine mögliche zusätzliche Alternative zu den anderen Energieformen.“

Die anwesenden Wissenschaftler hielten ihm sehr sachlich entgegen:

  • Status: Erhebliche Anstrengungen zwischen den 1940er und 1970er Jahren, Wiederbelebung nach 2000, ein kommerziell nutzbares System ist nicht vor ~ 2050 zu erwarten
  • Sicherheit: Einige Vorteile möglich, aber
    – erhebliche technologische Entwicklung erforderlich (Materialien, Instrumentierung, Nachweisverfahren)
    – relevante Strahlenschutzprobleme auch im Normalbetrieb müssen gelöst werden
  • Abfälle: Verschiedene Abfallströme und andere relevante Nuklide (CI-36, C-14) Proliferation: spezifische Probleme aufgrund der erforderlichen Wiederaufbereitung von Brennstoff
  • Die Systeme sollen in den Bereichen Sicherheit, Ver- und Entsorgung, Non-Proliferation und Wirtschaftlichkeit Vorteile bieten.
  • Einzelne TL/RK bieten – bei konsequenter Auslegung – potenzielle Vorteile in einzelne Kriterien.
  • Kein Reaktorkonzept bietet aber gleichzeitig Vorteile in allen Kriterien,
  • Potenzielle Vorteile sind (fast) immer von der konkreten Umsetzung in Form eines Reaktorkonzepts abhängig, daher sind aus heutiger Sicht offen:
    – Wirtschaftlichkeit vs. Sicherheit
    – Bessere Brennstoffausnutzung wird durch Wiederaufarbeitung erzielt, mit der aber spezifische Proliferationsgefahren einhergehen.
    – Systeme setzten anstelle von Wasser ein anderes Kühlmittel ein. Damit sind spezifische Vor-, aber auch Nachteile verbunden. Es existiert signifikant weniger technologische Betriebserfahrung mit anderen Kühlmitteln wie z.B. Natrium.
  • Die Prinzipien der Technologielinien (TL) aller Reaktortypen sind im Wesentlichen seit den 1950er Jahren bekannt.
  • Da die Entwicklung von TL nicht „linear“ erfolgt, wäre eine Einordnung als „Generation II-B“ eher angebracht als von der Generation IV zu sprechen.
  • Trotz zum Teil jahrzehntelanger Entwicklung befinden sich viele TL bzw. Reaktorkonzepte (RK) hinsichtlich ihres Technologischem Reifegrads weiterhin in frühen Phasen der Entwicklung → zwar graduelle Fortschritte, aber keine grundlegenden Durchbrüche erkennbar.
  • Zeitpläne wurden systematisch nicht eingehalten.
  • Insbesondere Brennstoff-/Materialienentwicklung ist zeitlich limitierend.
    Der Zeitbedarf bis zu potenziellen „kommerziellen“ Systemen liegt wahrscheinlich im Bereich einiger Jahrzehnte.

Mein Fazit: Einige ´neue Reaktoren´ werden mit viel Finanzaufwand auf der Welt gebaut werden. Sie sind aber weder notwendig, keineswegs sicher und schon gar kein Beitrag zur klimaneutralen Energiewende.

Auch dem Traum von Partition und Transformation erteilten die beiden Wissenschaftler eine Abfuhr.
Für sie bedeutet P&T

  • sehr hohen Aufwand (Dutzende Reaktoren und Wiederaufarbeitungsanlage) für
  • sehr lange Zeiträume (>100 Jahre) bei
  • begrenzter Wirksamkeit (Endlagernotwendigkeit durch Restmengen) und
  • erheblichen Belastungen (Sicherheit, Proliferation, Gesellschaft)

Dabei leistet P&T (selbst) im Idealfall:

  • keinen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Wärmeproduktion (Flächenbedarf)
  • keinen Beitrag zur Reduktion des Abfallvolumens durch Abtrennung von Uran aus den HLW. Das abgetrennte Uran muss anderweitig entsorgt werden (mittelradioaktiver Abfall).
  • keinen nennenswerten Beitrag zur Langzeitsicherheit und reduziert daher auch nicht die Anforderungen an die Isolation.

Aber dies alles kümmert Herrn Dr. Tromm nicht. Am 7. Dezember stellt er in der Landesschau Ba-Wü das Kalla-Labor im KIT mit den Worten vor: “Hier forschen wir an innovativen Reaktorkonzepten. Die nächste Stufe der Kernreaktoren …“
Es wird dort die Kühlung von Mini-Akws erforscht. Dr. Tomm ist überzeugt, dass der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie ein Fehler gewesen sei. Er bezweifelt, dass der Weg in die erneuerbaren Energien in Deutschland der richtige sei und führt Tschechien, Finnland und Frankreich an, die an der Atomenergie festhalten. Er will die „small reactors“ als ´Ergänzung´ zu den anderen Technologien. Die Sendung endet aber mit den Einwänden gegen den Einstieg in eine neue Atomtechnologie.

Angela Merkel, Atomphysikerin, hat in ihrer soeben erschienenen Autobiografie auf Seite 608 ihre Antwort auf Söder, Merz und andere Atombefürworter sehr knapp und bündig formuliert: „Ich kann Deutschland auch in Zukunft nicht empfehlen, wieder in die Nutzung der Kernenergie einzusteigen. Wir können die Klimaziele auch ohne Kernenergie erreichen, technologisch erfolgreich sein und damit auch anderen Ländern der Erde Mut machen.“

Wir fordern die Landesregierung und die Bundesregierung auf, die finanzielle Unterstützung für Forschungen an ´neuen Reaktoren´ im KIT Nord einzustellen und die Forschungsgelder in die anderen nachhaltigeren und Erfolg versprechenden Energieforschungen zu investieren.

Harry Block

Castortransport von Frankreich nach Deutschland zum AKW Standort Philippsburg 2024 – Ein Rückblick

(21.11.2024, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main)  Montag 18.11.2024 Der Castortransport mit vier Castorbehälter fährt aus der Wiederaufbereitungsanlage Orano in La Hague an der Atlantikküste ab 14:55 Uhr per LKW die 40 km zum Verladebahnhof Valogne im Dauerregen los. Französische Atomkraftgegner :innen kündigen laut Presse in Frankreich an den Castortransport dauerhaft zu beobachten, werden aber keine Aktionen gegen den Castortransport durchführen. „Wir sind sehr froh, dass wir den strahlenden Müll von anderen loswerden“, sagt André Jacques, Präsident der Anti-Atomkraft-Vereinigung „Crilan“ in der Normandie. Seit 2006 ist es in Frankreich gesetzlich verboten ausländischen Atommüll zu lagern. Die Umlade Aktion in Valogne auf die besonderen Schienenwaggons braucht seine Zeit. Die Rangieraktion und die Zusammenstellung des Castorzuges auch.

Dienstag 19.11.2024 um 15:50 Uhr. Der Castor-Sonderzug ist beladen und die französische Polizei in Bereitschaft. Jedoch bleibt der Zug in Valognes mit den vier Castor-Behältern stehen. Stürmisches Wetter und Regen verhindern, dass der Castor-Zug abfahren kann. Aufgrund des Sturms und Regens über Teilen der Strecke ist auch der Einsatz von Hubschraubern nicht möglich, wie aus gut informierten Kreisen verlautet. Um 16:00 Uhr Der Castortransport rollt. 17:10 Uhr. Aktuelle Aufnahmen der AFP zeigen den langen Castorzug, beladen mit vier Castoren, wie er den Verladebahnhof in Valognes langsam über die Gleisweichen verlässt. Der Transport nach Deutschland dauert ungefähr 15 Stunden. Eine grüne E-Log zieht den Atommüllzug.
19.11.2024 um 18:32 Uhr rufen die Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen zur Mahnwache auf. Am Bahnhof in Philippsburg trifft man sich dazu ab Mittwoch um 09:00 Uhr. Protestiert wird, so lange der Castorzug rollt. Angemeldet ist die Mahnwache bis 22 Uhr.

Mittwoch 20.11.2024 um 08:00 Uhr. Das Wetter hat sich über Nacht beruhigt. In Philippsburg geht man davon aus, dass der geheime Castortransport in den nächsten Stunden ankommen wird. Um 10:00 ist alles für die Mahnwache am Philippsburger Bahnhof aufgebaut. Das Wetter ist kälter sonnig mit Wolken, das bleibt auch so bis in den Abend hinein. Rund 20 Menschen und ein paar Strohpuppen haben sich eingefunden. „Wir protestieren hier gegen die völlig sinnlose Verlagerung des Atommülls in ein Zwischenlager. Das ist eine tickende Zeitbombe“, Herbert Würth Sprecher der Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen. Der Castortransport kann über Saarbrücken kommen. Es gibt dazu einige Anzeichen. Die Atomkraftgegner: innen sind gefragte Leute. In Philippsburg herrscht ein großes Medienaufkommen. Es treffen weitere Kräfte der Bundespolizei in Philippsburg ein. Sie haben auch Polizeihunde an Bord. Dazu kommen noch Polizeipferde. 13:37 Uhr. Der Castorzug wurde in Neunkirchen hinter Saarbrücken gesichtet. Im Bahnhof Neunkirchen erfolgt der Wechsel zur schweren deutschen Güter Lok, Spitzname Taigatrommel DDR (sehr laut) und das Personal. Weiterfahrt vermutlich über Kaiserslautern, dann über Germersheim nach Philippsburg am Nachmittag. Der Castorzug wird in Kürze die Eisenbahnbrücke Germersheim über den Rhein überqueren. Immer mehr Polizei sammelt sich um die Brücke und ein Polizeiboot kreuzt darunter. In Philippsburg am Bahnhof treffen immer mehr Polizeikräfte ein. 13:58 Uhr. Der lange und schwere Castortransport überquert bei Germersheim den Rhein. Er fährt weiter nach Philippsburg. Dort erwarten ihn die Atomkraftgegner: innen. Nach dem Rangieren geht es weiter über ein privates Gleis auf die Rheinschanzinsel ins AKW-Gelände von Philippsburg. Ein paar Menschen bei Spontankundgebungen im Gelände. 150 Meter vor dem Gleis wir warten auf den Castor. Hubschrauber kreisen über dem Bahnhof. Der Castor ist quasi schon in Reichweite. Der Castortransport lief bislang ohne Zwischenfälle, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Am Bahnhof haben sich einige Schaulustige eingefunden. Über Philippsburg scheint die Sonne, und der Castortransport wird hier bald eintreffen. 15:50 Uhr. Der Castortransport ist da – am Bahnhof Philippsburg. Die Polizei stellt sich in lockeren Reihe auf. Es wird rangiert. 16:10 Uhr. Die vier Castorwaggons sind von Personenwagen getrennt. 16:23 Uhr. Die vier Castoren sind an der neuen Diesellok angekoppelt. Es geht weiter Richtung AKW. Neben der Mahnwache und spontanen Protest im Gelände nahe dem Zubringergleis Richtung AKW protestierten Atomkraftgegner :innen in Sichtweite der fahrenden Castorbehälter mit Transparenten und Anti-AKW-Fahnen in den sonnigen Abendhimmel mit perfekten Bilder gegen diese riskante und unnötige Atommüllverschiebung. Der Betrieb von Atomkraftwerken war schon immer Verantwortungslos! Weiter gilt: Keine Atommüllverschiebungen von A nach B solange die Langzeitlagerung nicht geklärt ist!

Um 17:45 Uhr fährt nach Angaben der GNS der Castorzug in das AKW Gelände ein. Die vier Castorbehälter waren auf der Schiene fast 26 Stunden unterwegs. In den kommenden Tagen erfolgt das Umladen der vier Castorbehälter von den Schienenwaggons auf ein Straßenfahrzeug. Dieses wird die Behälter innerhalb des AKW-Standorts Philippsburg hintereinander in das staatliche Brennelementezwischenlager transportieren. Anschließend werden sie an die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, die Betreiberin des Zwischenlagers ist, übergeben, an den vorgesehenen Stellflächen hochkant aufgestellt und gemessen. In Zukunft werden auch hier keine weiteren Castorbehälter bewegt.

Wir werden weiter hellwach bleiben. Es ist noch lange nicht vorbei. Von Jülich nach Ahaus fährt noch eine Castorlawine von 152 Castortransporten. Nachdem die vier Castorbehälter in Philippsburg eingetroffen sind, folgen in den nächsten beiden Jahren noch zwei weitere Castortransporte 14. und 15. aus dem englischen Sellafield nach Brokdorf (2026) und nach Isar. 2025 soll der 14. Castortransport nach Bayern zum AKW Isar fahren. Ministerpräsident Söder wird sich „freuen“, dass er mehr hochradioaktiven Atommüll bekommt. Schließlich haben CDU/CSU/FDP 2011 den Atomausstieg und den sofortigen Rückbau aller Atomkraftwerke (AKW) im Bundestag und Bundesrat beschlossen und gesetzlich rechtstaatlich für alle verankert. Das nennt man Planungssicherheit. Noch 2019 hat die Union öffentlich gejubelt (Europawahlkampf), das 11 AKW von ihnen abgeschaltet worden sind. Niemand hat damals 2019 widersprochen! Erst 2074 soll es ein unterirdisches deutsches Endlager geben. „Wir wissen überhaupt nicht, wie sich die Brennstäbe in den Castoren über diesen langen Zeitraum verhalten“, Herbert Würth, Sprecher der Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen. In einem Castorbehälter sind rund 300 Brennstäbe in Millimetergröße in einem Gitternetz eingehängt. Die Aussage von ihm gilt auch für Kokillenbehälter die jetzt angeliefert werden. In die Castorbehälter passen je 28 sogenannte Kokillen, zylindrische Behälter aus Edelstahl (Sphäroguss). Die radioaktiven Abfälle wurden bei etwa 1.100 Grad mit Silikatglas verschmolzen und die Edelstahlbehälter hineingefüllt. Sie können je rund 400 Kilogramm radioaktiv eingeschlossene Glasmasse aufnehmen. Das gilt auch für die kommenden Castortransporte aus England.

Hintergrund:

Crilan: Comité de réflexion, d’information et de lutte anti-nucléaire. Die Anti-Atomkraft-Vereinigung Crilan gehört zu den wenigen Anti-AKW-Gruppen in Frankreich die durchgehalten haben, auch als die französische Anti-AKW-Bewegung 1984 ihre Selbstauflösung verkündet hat. 1997 fand in dem Stilllegungsverfahren der Atomanlage um Malville eine Neugründung statt. Von den Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen fanden in dieser Zeit viele Treffen in Saarbrücken statt, wo wir gemeinsam frz.-deutsch beratend aktiv waren. Die Entscheidung zur Neugründung konnte aber nur von den Anti AKW Gruppen in Frankreich alleine getroffen werden.

Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main