Der BaWü Umweltminister Untersteller sagt,

ein Sack Kunstdünger aus dem Baumarkt strahle stärker als der Müll, der beim Abbruch der AKW nach Messungen aus dem Atomgesetz fallen und auf Deponien der Kreise entsorgt werden müsse“ LKZ 01.08.2017

Von der Interessengemeinschaft Deponie Froschgraben-Schwieberdingen

Vor der Freimessung im Kernkraftwerk wird zuerst in einigen wenigen aufwändigen Laboruntersuchungen bestimmt, welche radioaktiven Stoffe mit welcher Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung zu welchem Anteil im Untersuchungsmaterial enthalten sind. Den Anteil der verschiedenen radioaktiven Stoffe in diesen möglichst repräsentativen Proben nennt man den Nuklidvektor. Bei Bauschutt aus dem Kernkraftwerk könnte der Nuklidvektor ungefähr so aussehen:

Nickel-63 80 %
Cobalt-60 2 %
Eisen-55 15 %
Cäsium-137 2 %
Strontium-90 Spuren
Americium-241 Spuren
Plutonium-241 Spuren
Uran-238 <1 %
weitere Spuren

In der Freimessanlage wird dann nur noch die Gammastrahlung von Cobalt-60 gemessen. Über den Nuklidvektor wird dann abgeschätzt, wie viel von den anderen oben genannten radioaktiven Stoffen im Bauschutt enthalten sein sollte.

Steckt man nun einen Kunstdüngersack, z.B. konventionellen Rosendünger aus dem Baumarkt, also einen NPK-Dünger (Stickstoff, Phosphat, Kalium), in die Freimessanlage, so wird die gemessene Gammastrahlung als Cobalt-60-Strahlung interpretiert und mit dem in der Freimessanlage eingestellten Nuklidvektor wird ein Vielfaches an Nickel-63 und Eisen-55 sowie Strahlung von verschiedenen anderen Nukliden dazu gerechnet. Dafür wird dann die Dosis berechnet. In der Realität enthält ein NPK-Dünger diese radioaktiven Stoffe aber gar nicht. Die Gammastrahlung des Kunstdüngers stammt hauptsächlich vom radioaktiven Kalium-40, so dass hier falsch auf die Dosis hochgerechnet wird.

Bemerkenswert ist, dass ohne explizite Risikoberechnung Kalium-40 überhaupt nicht für eine Deponierung frei-gemessen werden kann. Die StrSchV kennt dafür keinen Grenzwert!

Kalium nimmt auch in Bezug auf die Gesundheitsgefährdung eine Sonderrolle ein. Es ist das zehnthäufigste chemische Element auf der Erde, davon 0,012% als radioaktives Kalium-40. Unser Körper braucht Kalium, aber er behält nur soviel, wie er braucht. Der Rest wird entweder gar nicht erst vom Darm aufgenommen oder über die Nieren wieder ausgeschieden. Eine gefährliche Anreicherung ist nicht möglich. Anders ist dies bei den meisten schwereren Radionukliden, die im Körper angereichert werden, Strontium z.B. in den Knochen.

Somit liegt bei obiger Aussage des Umweltministers Untersteller eine doppelte Mogelpackung vor: Die demonstrative Freimessung eines Kunstdüngersacks wird unter bewusst falschen Voraussetzungen durchgeführt und dies zudem für einen Grenzwert, der gar nicht existiert.

Dr. Monika Leder, Dr. Karl Bendel, Dr. Dierk-Christian Vogt

01. August 2017

Sofortige und endgültige Stilllegung der AKWs Philippsburg 2 und Neckarwestheim 2!

Presseerklärung, 13.04.2016
Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und BUND Mittlerer Oberrhein

Das Kartenhaus der angeblichen Sicherheit von Atomkraftwerken bricht immer mehr in sich zusammen. Schon immer besteht bei den AKWs ein nicht beherrschbares Risiko katastrophaler Unfälle, und dennoch wurden immer mehr Sicherheitsreserven eingespart, die Erfahrungen von Tschernobyl und Fukushima ignoriert, die extreme Anfälligkeit der Atomanlagen für Anschläge wird verleugnet und der Katastrophenschutz verdient seinen Namen nicht, denn vor den Folgen eines Super-GAUs kann und will er nicht schützen.

Wer trotz allem immer noch in die Betreiber und die Behörden vertraute, muss spätestens jetzt umdenken: Heute Abend teilte der baden-württembergische Umweltminister mit, dass im AKW Philippsburg wiederholter Betrug bei Sicherheitsprüfungen aufgedeckt wurde.

Jahre lang wollte man uns weismachen, die früheren Schlampereien und Fehler in Philippsburg seien aufgearbeitet und Vergangenheit. Jetzt liegt offen, dass die EnBW kein Vertrauen verdient, sondern dass in AKWs immer mit Misswirtschaft, mit Fehlern und sogar mit direktem Betrug gerechnet werden muss, das haben wir schon immer befürchtet, und in Zeiten des Spardrucks erst recht.

Harry Block von der Anti-Atom Ini Karlsruhe und Atomsprechen des BUND Mittlerer Oberrhein ergänzt: „Der Betrieb eines AKWs gleicht einer Geisterfahrt. Und heute haben wir den Beleg, dass die EnBW beim Thema Sicherheit komplett versagt. Wir fordern:  Das AKW Philippsburg 2 muss jetzt auf Dauer vom Netz bleiben, und selbstverständlich muss auch das AKW Neckarwestheim II sofort und endgültig abgeschaltet werden, denn was die EnBW in Philippsburg gemacht hat, damit müssen wir auch in Neckarwestheim rechnen“.

Filmankündigung: Die Reise zum sichersten Ort der Erde

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und der BUND Mittlerer Oberrhein laden ein zum Film: am Dienstag, dem 24.11.2015 um 19Uhr im Bürgerhaus Wellensiek & Schalk, Jahnstr. 23, 68794 Oberhausen-Rheinhausen. Eintritt frei.

In den letzten 60 Jahren haben sich rund um die Welt mehr als 350.000Tonnen hochradioaktive Atomabfälle angesammelt, die für Tausende von Jahren an einem sicheren Ort – sprich: für Mensch und Umweltunschädlich – „endgelagert“ werden müssen. Doch ein Endlager existiert bis heute nicht, und die Produktion von atomarem Restmüll wird ungebrochen fortgesetzt.

Der in der Schweiz lebende Nuklearphysiker und der international renommierte Endlagerexperte Charles McCombie und einige seiner wichtigsten Weggefährten geben dem Regisseur Edgar Hagen Einblick in ihr hartnäckiges Ringen, den dereinst „sichersten Ort der Erde“zu finden, um das fatale Dilemma zu beheben.

Die weltumspannende Suche führt an die unterschiedlichsten Orte –durch dicht besiedelte Gebiete in der Schweiz, zu einer Nomadenfamilie in der chinesischen Wüste Gobi, zu einem heiligen Berg in einem atomverseuchten Indianerreservat, zu Demonstranten im Wald von Gorleben in Deutschland. Der Film wird Zeuge der geheimen Ankunft eines Atommüllfrachters in Japan und beobachtet Freiwillige an einer britischen Atommüllversammlung.

An all diesen Orten werden Vernunft, Demokratie und wissenschaftliche Redlichkeit durch Sachzwänge, Strategien und Ängste auf die Probe gestellt. Verlockende Optionen tauchen auf: Ein Bürgermeister in New Mexico will den gefährlichsten Stoff der Erde für viel Geld in seiner Gemeinde unterbringen. Ein unermessliches, flaches Gebiet in der westaustralischen Steppe wird eruiert, um hochradioaktiven Atommüll aus der ganzen Welt aufzunehmen. Edgar Hagens Film wirft eine Fülle von Fragen über unser gegenwärtiges Handeln und unsere Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen auf. Kann und darf man im Notfall ein solches Projekt gegen den Willen der BürgerInnen durchsetzen?

Die Reise zum sichersten Ort der Erdeist kontrovers und führt bis ans Ende der Welt. Es zeichnet sich ab,dass es keine schnelle Lösung des Konflikts geben wird.

Die Reise zum sichersten Ort der Erde bringt fixe Weltbilder ins Wanken und führt uns an die Grenzen von Wissen und gesellschaftlich Verantwortbarem.

ImAnschluss an den Film wird Harry Block, Atom- und Energiesprecher des BUND Mittlerer Oberrhein, einen Überblick geben über die bestehenden und geplanten Lager für hochaktiven (bislang 50 Castoren) und mittelaktiven Atommüll (geplant 4.000 t) in Philippsburg und im KIT Nord Karlsruhe (bislang 80.000 Fässer mittelaktiver Atommüll – Neubau ist im Genehmigungsverfahren für die gleiche Anzahl).

Demonstration zum AKW Philippsburg

Philippsburg II abschalten! Atommüll stoppen!

Sonntag, 26.04.2015
Tschernobyl Jahrestag
13Uhr, Marktplatz Philippsburg

Atomausstieg sofort – alle Atomanlagen abschalten!
Philippsburg II soll noch bis Ende 2019 Atomstrom und Atommüll produzieren. Bundesweit gefährden noch 9 Atomkraftwerke unser Leben und unsere Gesundheit. Auch im sogenannten Normalbetrieb werden permanent radioaktive Partikel und radioaktive Gase abgegeben. Die Ärzteorganisation IPPNW weist seit langem darauf hin, dass durch Langzeitstudien ein erhöhtes Krebs- und Leukämierisiko durch Atomkraftwerke nachgewiesen wurde.

Atommüllwohin?
Seit Jahrzehnten besteht der offizielle Umgang mit hochradioaktiven Atommüll aus unverantwortlichen Scheinlösungen der Politik und der AKW-Betreiber. Als „Entsorgungsnachweis“ galt der Transport in die Plutoniumfabriken nach Frankreich und England sowie Transporte in die zentralen Zwischenlager (Wellblechhallen) Gorleben, Ahaus und Lubmin. Die bisherige „Endlagersuche“ ist gescheitert, Gorleben nicht geeignet. Seit 2005 gelten die Standort-Zwischenlager als „Entsorgungsnachweis“.
In Philippsburg genehmigt für 152 CASTOREN über 40 Jahre – und dann?

Die radioaktive Gefahr bleibt auch nach dem Abschalten bestehen!
Die EnBW und Umweltminister Untersteller wollen aus Kostengründen den „raschen Abriss“ und behaupten, dies wäre gefahrlos möglich. Durch Freiputzen und das Freimessens erfolgt jedoch eine langfristige Gefährdung von Mensch und Umwelt. Indem das freigemessene Material dann beispielsweise im Straßenbau breit verteilt wird, auf Deponien landet oder als Abriss-Metall neue Verwendung findet. So kommt die radioaktive Gefahr im Alltagsleben der Menschen an. Wir lehnen deshalb die bisherige Genehmigungspraxis des Freimessens als unverantwortliches Vorgehen ab! Wir rufen dazu auf Einwendungen beim Rückbau – Genehmigungsverfahren zu machen!

Dezentrale, regenerative Energiewende jetzt!
Bereits 30% der Stromproduktion kommt von regenerativen Energien. Die dezentrale Energiewende hat das bisherige Geschäftsmodell der vier Monopolisten ins Wanken gebracht. Die klimaschädliche Stromproduktion der EnBW, vorwiegend aus Atom- und Kohlestrom, hat keine Zukunft mehr. Und EnBW, RWE, E.ON und Vattenfall gehören nicht einmal 10% der neuen Anlagen. Sie haben massiv politisch interveniert und mit der „Reform“des EEG soll die dezentrale Energiewende wieder zu ihren Gunsten ausbremst werden. Setzen wir die weitere Energiewende gegen die Konzerne und ihre politischen Helfer durch. Dezentrale und regionale Projekte puschen und vernetzen!

Atomausstieg sofort– Energiewende jetzt!
Keine weitere finanzielle Unterstützung für Atomforschung und Atomexport!


Sonntagsspaziergang am Atomkraftwerk Philippsburg am 25. 1. 2015

BUND und Anti-Atom-Ini KA: Atomkraftwerke gefährden Mensch und Umwelt – m Betrieb und durch die strahlenden Hinterlassenschaften

Philippsburg. Block1 des Atomkraftwerkes Philippsburg (KKP 1) ist seit März 2011 vom Netz. Radioaktivität und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken lassen sich aber nicht einfach „abschalten“. Ist die Gefahr vorbei? Weit gefehlt. KKP 1 produziert zwar keinen Atomstrom mehr, das gesamte radioaktive Inventar ist aber noch im Reaktor vorhanden. Fukushima ließe grüßen – wäre das Lagerbecken mit den Brennelementen auch nur für wenige Tage nicht gekühlt und käme es zu einem Trockenfallen des hochradioaktiven Brennstoffs.

Block2 vergrößert noch bis mindestens 2019 den Atommüllberg in Philippsburg, gibt Radioaktivität über den Luft- und Wasserpfad an die Umwelt ab und heizt durch seine Kühlwasserabgabe den Rhein weiter auf. Der von der EnBW vorgelegte vorläufige Plan zum schnellen Abriss droht zu einer nicht zu akzeptierenden Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung und den Rhein zu führen. Daneben sind weitere Anlagen zur Behandlung und„Zwischenlagerung“ der entstehenden Abfälle, möglicherweise auch aus anderen AKW-Standorten der EnBW, geplant.

Wir, Gruppen, Initiativen und der BUND Regionalverband MittlererOberrhein, die sich zum Bündnis Philippsburg zusammengeschlossen haben, sagen heute schon: So nicht.

Heute, beim Sonntagsspaziergang am 25. Januar 2015, wollen wir, BUND Regionalverband Mittlerer Oberrhein und Anti-AKW-Initiativen, nicht nur auf den völlig unzureichenden Schutz des Zwischenlagers gegen Terror und die Unmöglichkeit der vom Bundesamt für Strahlenschutz geforderten neuen Katastrophenschutzpläne Bezug nehmen, sondern auch auf weitere aktuelle Themen des Standorts weisen hin:

  • Rechtliche Grundlagen des KKP 2 sind unserer Ansicht nach nicht mehr gegeben
  • Bisher keine Wasserrechtsgenehmigungen für KKP 1 und 2
  • Radioaktivitätsabgabe im Normalbetrieb
  • Stilllegung und Abriss von KKP 1 und die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt
  • Stand der Vorbereitung der Einwendungen für den Abriss von KKP1
  • Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Zwischenlagers