Mahnwache vor dem KIT Nord am Fukushima Jahrestag

11.03.2021

Rede von Brigitte Schilli am 11.03.21 vor dem KIT Nord, im Hardtwald nördlich von Karlsruhe

Ich möchte Euch im Namen des Aktionsbündnis „Für sichere Verwahrung von Atommüll BaWü örtlich, angeschlossen an die schon lange bestehende Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, hier im abgelegenen Hardtwald von mir auch „Nebelhain“ genannt ganz herzlich begrüßen, ganz herzlich begrüße ich auch Herr Alexander Werner von der BNN.

Normalerweise ist Vermummung ja verboten, aber wegen Corona möchte ich Euch bitten Eure Masken zu tragen und Abstand zu halten, damit der Grund und Inhalt dieser Mahnwache zum 10. Jahrestag von Fukushima Thema bleibt.

Des weiteren werde ich an die Adresse der Atomforscher frei nach Bert Brecht ein paar Zeilen lesen
denn, das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz, ihre Vorstellungsgabe für kommende Katastrophen und Leiden ist noch geringer.
Die Leiden und das Grauen der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki schreckten anscheinen zu wenig!
Die weltweiten Schrecken der 40er Jahre scheinen vergessen!
Die Reaktorkatastrophen von Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima sind anscheinend noch immer nicht genug !
Nichts wird uns überzeugen unseren Widerstand gegen die Atomforschung aufzugeben.
Lasst uns das oft gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde.
Lasst uns unsere Warnungen erneuern gegen die, die Katastrophen, Kriege und Zerstörung der Natur in aller Öffentlichkeit vorbereiten, auch wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind.
Setzen wir heute ein Zeichen der Vernunft gegen den Tod.

Seit 1956 befindet sich hier die Atomforschung Karlsruhe, deren kontaminierten Schlämme bis in die 70er Jahre hier und auf umliegende Hausmülldeponien gekippt wurden und im Wasser des Linkenheimer Altrheins noch immer zu finden sind.

Es fand von hier aus ein Atommüll Verschiebebahnhof nach der Asse und nach Lubmin statt. Es befinden sich nebenan auf dem WAK Gelände Atommüll in 6 sogenannten Zwischenlagern. Von den Atomruinen die hier stehen möchte ich gar nicht sprechen, wir setzen uns als Initiative dafür ein, dass der sogenannte „freigemessene“Abrissschutt“ nicht in den normalen Baustoff-Recycling Kreislauf untergemischt wird.

Zwischenzeitlich ist hier am Joint Reseach Center ehemals Institut Transurane ITU die gesamte EU-Atomforschung angesiedelt, wo man an Brennstoffen für neue Reaktortypen forscht und trotz Atomausstieg wird weiterhin Atommüll produziert.

Deshalb lese ich zum Abschluss aus einem Papier die Forderungen eines Gemeinschaftsprojekts der Anti- Atom-Klima und Umweltbewegung BUND vor, denn wir wollen weiterhin all denen, die in Sachen Atomenergie wieder Morgenluft wittern entgegentreten!

Setzen wir ein Zeichen der Vernunft gegen den atomaren Wahnsinn!

Nachfolgend bedanken wir uns für die Genehmigung zur Veröffentlichung des  BNN Artikels vom 13.03.21 beim Autor Alexander Werner.

Rede von Harry Block vor der EnBW Zentrale in Karlsruhe zum Fukushima-Jahrestag 2021

Mahnwache der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe unter Beteiligung und Unterstützung von BUND, Greenpeace und attac.

10 Jahre nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima sind die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt noch immer heftig. In ein rund 300 Quadratkilometer großes Sperrgebiet werden viele ehemalige BewohnerInnen wohl ihr Leben lang nicht zurückkehren können. Der Vorsitzende der IPPNW und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin stellt in einer Medienmitteilung zu Fukushima fest, dass bisher in Fukushima nur eine einzige Krankheit bei Menschen systematisch untersucht wurde: Schilddrüsenkrebs. Die Zahl der Schilddrüsenkrebsfälle bei Kindern in Fukushima liegt in den letzten drei Untersuchungen 20-mal höher, als zu erwarten wäre. Für Panikmache besteht kein Anlass, aber wenn es nach dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und der japanischen Regierung geht, soll der olympische Fackellauf am 26. März in einer Sportstätte beginnen, die in den letzten Jahren als Zentrale der Rettungs- und Aufräumarbeiten am havarierten AKW Fukushima Daiichi genutzt wurde. Das ist verantwortungslos, weil es zahlreiche radioaktive Hotspots in der Region gibt. Trotzdem soll der Fackellauf von hier aus direkt durch die Sperrzone von Fukushima führen. Der neueste Kino-Film über den Ablauf der Ereignisse auf dem Gelände der Atommeiler von Fukushima vor, während und nach den explodierten Reaktoren zeigt – wie bei uns in der Klima- und Corona-Krise – die totale Hilf-und Kopflosigkeit der Politik.

Seit der dreifachen Kernschmelze in Fukushima müssen die explodierten Reaktoren kontinuierlich von außen gekühlt werden. Dabei entsteht viel radioaktives Wasser. In Fukushima will man 1,2 Millionen Tonnen tritiumhaltiges radioaktives Wasser in den Pazifischen Ozean zu leiten. Tritium ist ein Betastrahler, der dann gesundheitsgefährdend ist, wenn er eingeatmet, mit der Nahrung, Trinkwasser oder über die Haut aufgenommen wird. Die biologische Halbwertszeit von Tritium im menschlichen Körper, es ist ja Wasser, beträgt angeblich zwischen 7 und 14 Tage. Aber wir haben dies angezweifelt und von der Wissenschaft Recht bekommen. Tritium, dessen physikalische Halbwertszeit 12,3 Jahre beträgt, reichert sich in Fischen an. Im Körper kann Tritium DNA-Schäden verursachen und somit zu Mutationen und Krebs führen. Dieses Tritium geben alle Atomreaktoren in ihre jeweiligen Flüsse ab. Selbstverständlich auch unsere beiden Baden württembergischen Reaktoren – selbst wenn sie wie GKN 1, KKP 1 und 2 abgeschaltet sind.

Die Tritiumabgabe war 2019 am Standort Philippsburg sogar noch höher als am Standort Neckarwestheim. Und natürlich kommen dazu noch die radioaktiven Gase und die radioaktiven Partikel, die sich durch den Abriss der stillgelegten Atomkraftwerke noch vergrößern, hinzu.

Und jetzt kommt aktuell die Gutachterliche Stellungnahme zum „Leck vor Bruch“-Nachweis bezüglich des AKW Neckarwestheim 2 (GKN II).
Dessen ehemaliger Leiter der Abteilung „Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen“ im Bundesumweltministerium, Dieter Majer, sagt, dass die Schäden an den Rohren, die radioaktives und unter extrem hohen Druck stehendes Wasser führen, seien schon 2018 als sogenannte „interkristalline Spannungsrisskorrosion“ eingeschätzt worden sind, und es könnte jederzeit zu einem Bruch dieser Rohre und damit zu einer radioaktiven Kontamination der Umwelt führen.

„Wenn wir einen totalen Rohrabriss haben, dann haben wir einen massiven Übertritt vom Primärkreis, der hoch radioaktiv ist, zum Sekundärkreis, der nicht radioaktiv sein darf, weil von dort nach außen Öffnungen bestehen.“

Dieses russische Roulette soll noch bis Ende 2022 andauern. Wir fordern die sofortige Abschaltung von Neckarwestheim mit der gleichen Begründung wie die Abschaltentscheidung des Bundestages von 2011: Paragraf 19, Absatz drei, Satz drei. Danach kann die Atomaufsicht anordnen, dass der Umgang mit radioaktiven Stoffen eingestellt wird, wenn sich daraus „Gefahren für Leben, Gesundheit oder Sachgüter ergeben können“. Und das ist in Neckarwestheim genau denkbar.

Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter auf das Vergessen und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den angeblichen sauberen Atomstrom machen – auch in den öffentlich rechtlichen Medien. Die Realität der laufenden wie der stillgelegten Atommeiler und der notwendige Entsorgung des hochaktiven Atommülls entlarven die Argumente der Befürworter als fake news. Aber die Forschung, Werbung und Bestellung vor allem von kleinen sogenannten small reactors nimmt gerade Fahrt auf und wird leider von Bill Gates mit viel Geld gesponsert und auch mit viel Sendezeit wie z.B. im öffentlichen ARD fast unwidersprochen gesendet. Die Europäische Union leistet dazu auch ihren Beitrag, den wir SteuerzahlerInnen mitfinanzieren. Vor unserer Haustür, am Joint Research Centre im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe finden unter Abgabe von Radioaktivität in die Umwelt Forschungen zu den Brennstoffen der sogenannten 4. Generation von Atomkraftwerken statt.

Die Anti-Atom-Initiative-Karlsruhe und der BUND haben sich immer intensiv um Philippsburg gekümmert. Die beiden Reaktoren sind stillgelegt und KKP 1 befindet sich im Abriss, der auch schon von mehreren Störfallmeldungen begleitet wird. Im Brennelementebecken von KKP 2 müssen die radioaktiven Stoffe noch mindestens weitere 4 Jahre abkühlen – mit Kohlestrom aus Karlsruhe – bevor sie in Castoren und dann in das Zwischenlager für hochaktiven Müll gebracht werden. Und dort stehen 65 Castoren.

Jetzt, nach 20 Jahren, soll eine Härtung erfolgen, die war schon beim Bau des Lagers wg. Terrorismus gefordert haben. Klar, jetzt bezahlt die Allgemeinheit diese notwendige Baumaßnahme. Die Verursacher dieser Misere geht das nichts mehr an.

Denn im Lager tauchen plötzlich riesige Probleme auf:

Die Dichtigkeit der Castorendeckel ist nicht 100 %ig gegeben. Das heißt, es treten radioaktive Gase aus. Nicht ganz normal, aber wie bei jeder Störfallmeldung völlig harmlos –so das Umweltministerium.

Seit einem Fachvortrag im KIT am 28. Januar 2020 von Herr Dr. Volker Metz vom Institut für Nukleare Entsorgung (KIT-INE), Campus Nord wissen wir, dass niemand genau weiß, wie inzwischen die Brennelemente in den Castoren aussehen.

Er berichtet über die Untersuchungen ans seinem Institut. Sie zeigen, und wir haben die Bilder, dass die Integrität, also die Stabilität des Inhalts rapide abnimmt. Das bedeutet, dass die Handhabbarkeit der Castoren und ihres Inventars stark beeinträchtigt werden kann. Was passiert in den Castoren? Im eigenen Strahlenfeld erfolgt die Alterung der Brennelemente. Es kommt zur Versprödung der den Brennstoff ummantelnden Zircaloy-Hüllrohre. Es besteht die Gefahr, dass sie brechen. Ferner kommt es im Innern der Rohre zur Korrosion, dies zerstört die Kristallstruktur der Uranpellets. Sie zerfallen.

Hier sehen wir nicht nur großen Forschungs-, Informations- und Kommunikationsbedarf, sondern wir fordern eine sofortige Untersuchung der Castoren in allen Zwischenlagern. Das geht aber vor Ort an keinem hochaktiven Zwischenlager bei deutschen Atomkraftwerken. Man benötigt dazu heiße Zellen, die wir seit Genehmigung des Zwischenlagers für hochaktiven Atommüll auch in Philippsburg fordern.

Und Deutschland ist nicht komplett aus der Atomproduktion ausgestiegen. Wir reichern in der Urananreicherungsanlage in Gronau Uran für ganz Europa an und fertigen in der Brennelementefabrik in Lingen für über 30 europäische Reaktoren deren Brennelemente an. Und in Karlsruhe wird am JRC auch in Zusammenarbeit mit dem KIT weiterhin Reaktorforschung betrieben.

Leider hat Japan die Chance verpasst, durch eine Abkehr von der Atomkraft zu einer positiven Kraft für die Welt zu werden. Wir versuchen es wenigstens. Denn wir stehen heute aber nicht nur gegen etwas, sondern vor allen Dingen für etwas. Für eine Energiewende die den Namen verdient. Der eingeführte neoliberale Stromhandel verhindert dies.

An der Börse wird Strom genauso gehandelt wie Öl oder Getreide. Man kann ihn ein halbes Jahr vor Lieferung kaufen oder verkaufen; drei Monate, eine Woche, eine Stunde, selbst fünf Minuten vor Lieferung ist es noch möglich, ein Geschäft zu machen. Strom ist zu einem Spekulationsobjekt geworden, das den täglich drohenden Blackout denkbar macht. Dieses Geschäftsmodell braucht deshalb auch riesige Netze, um z.B. Kohlestrom aus Polen und Atomstrom aus Bulgarien billig zu uns zu bringen.

Es ist aber gut, dass die EnBW Wasserkraft wie in Forbach ausbaut, gut, wenn die EnBW ihren Offshore Park an Windkraftanlagen vergrößert. Schlecht dabei ist, wenn sie diese sofort wieder profitgierigen Fonds zu 50 % verkauft. Schlecht, wenn die EnBW nur für eine Elektromobilität auf Strombasis eintritt und dabei die Wasserstofftechnologie, die sich bei ihrem Windpark an Sonn- und Feiertag anbietet, vernachlässigt. Geothermie = Fehlanzeige. Das EnBW-Projekt in Bruchsal ist in seiner Bedeutungslosigkeit eine Schande für diesen Konzern.

Ganz schlecht, dass die StromkundInnen über die Netzentgelte den sinnlosen Ausbau von Milliarden verschlingenden Konvertern und Stromleitungen finanziert und dabei auch von der Politik die dezentrale Versorgung mit Wärme und Strom aus den Augen verloren wird.

Und unser Appell geht auch an die Bundespolitiker: Sorgen Sie für eine sozial ausgewogene Energiewende. Es kann nicht sein, dass Sprit, Strom und Wärme für uns normale KundInnen immer teurer werden und werden und wir die regenerativen Energien ohne produzierendes Gewerbe allein finanzieren. Die Wohlhabenden kaufen sich hochsubventionierte SUV-eAutos. Und die Großverbraucher müssen nichts zur EEG-Umlage beitragen.

Dies wie auch die Hemmnisse beim Ausbau von Wind- und Solaranlagen müssen sofort beseitigt werden. Passiert das nicht, so wird es wie in der derzeitigen Coronapandemie laufen. Die Menschen sind es leid, immer nur Versprechungen ohne Taten zu hören. Der Politverdrossenheit und der Spaltung unserer Gesellschaft wird damit ein Bärendienst geleistet.

Vom Vorstand und Aufsichtsrat der EnBW fordern wir:

  • Sofortige Abschaltung der Kohlekraftwerkes RDK 7.
  • Sofortige Abschaltung des Atomkraftwerkes Neckarwestheim.
  • Endgültige Stilllegung des Braunkohlekraftwerks in der Lausitz.
  • Den Ausbau dezentraler Netze, die auf regenerativ erzeugten Strom und Wärme basieren.
  • Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030.

Von der Landes- und Bundpolitik fordern wir

  • die Schließung der Brennelemente- und Urananreicherungsanlage;
  • die Rücknahme der die Energiewende behinderten Verordnungen im Bereich der EEG- Umlage und dem Bau von regenerativen Anlagen.

Eines ist aber 10 Jahre nach Fukushima sicher: Die Rolle, die Atomkraftwerke im Energiemix der Zukunft spielen werden, wird weltweit kleiner und kleiner werden. Der wichtigste Grund dafür ist nicht die Furcht von den sich jederzeit wieder ereignen könnenden atomaren Katastrophen: Nein, es ist wie immer das Geld. Solarstrom ist schon jetzt konkurrenzlos billig. Anders als jedes noch so fortschrittliche Atomkraftwerk werden Fotovoltaik und Wind mit jedem Jahr noch leistungsfähiger und preiswerter. In Deutschland können wir zusammen, auch mit der Unterstützung der EnBW, es schaffen, bis 2038 die Energiewende in Deutschland zum Erfolg geführt zu haben. Und solange werden wir weiter dafür – und ich benutze das Wort ganz bewusst – kämpfen, dass Atomenergieerzeugung und die Erzeugung von Strom und Wärme aus Kohle ein Ende finden müssen und weltweit die regenerativen Energieformen ihren Siegeszug ohne bremsende Lobbyeinwirkungen der Energieriesen weiterführen können.

Konsequente Energiewende statt Atomkraft

In jüngster Zeit wird vermehrt Atomkraft unreflektiert als „klimaneutral“ und dement-
sprechend „umweltfreundlich“ dargestellt und auf die jahrzehntealte Mär von angeblich sicheren zukünftigen Reaktoren zurückgegriffen.

Wir, die unterzeichnenden Organisationen, Gruppen und Verbände erklären: Diese Aussagen sind Gift für eine sichere und klimagerechte Zukunft!

Atomenergie ist keine Lösung für die Klimakatastrophe! Im Gegenteil, Atomkraft blockiert verfügbare Investitionsmittel für den Ausbau Erneuerbarer Energien und sie blockiert Kapazitäten im Stromnetz. Atomkraft ist ein tödliches Relikt eines überkommenen zentralisierten Energiesystems. Von ihr profitieren einzig die Akteure, die seit Jahrzehnten gegen eine sozial-ökologische Energiewende arbeiten. Außerdem: anders als häufig behauptet ist auch Atomkraft nicht CO 2 frei!

Atomkraft ist weder sozial noch sauber! Bereits die Gewinnung von Uran geht einher mit Ausbeutung, langanhaltender Umweltzerstörung und Krankheit und Tod vieler Arbeiter*innen. Atomkraftwerke setzen die Bevölkerung einem enormen und ständigen Risiko aus. Reaktorkatastrophen wie in Tschernobyl und Fukushima können sich jederzeit wiederholen. Die Produktion von Atomstrom geht außerdem mit der militärischen Nutzung der Atomenergie einher. Beide sind Teil derselben nuklearen Kette und ohne einander weder finanzier- noch realisierbar. Am Ende des Prozesses stehen radioaktive Abfälle, die die Umwelt über unvorstellbare Zeit verschmutzen und nachfolgenden Generationen aufgebürdet werden.

Atomkraft hat keine Zukunft! Der Anteil und die Bedeutung von Atomenergie sind seit Jahren rückläufig. Und auch die diversen, angeblich neuen Reaktorkonzepte basieren auf alten, vielfach gescheiterten Versuchsmodellen, die sich aus gutem Grund nicht durchsetzen konnten. Keines dieser Konzepte vermag grundsätzliche Probleme der Atomenergie und der Atommülllagerung zu lösen. Es wird Zeit, dass Atomkraft endlich der Vergangenheit angehört!

Gemeinsam fordern wir:

• Deutschland muss endlich einen kompletten Atomausstieg beschließen, inklusive der Urananreicherungsanlage in Gronau, der Brennelementefabrik in Lingen und der bislang weiterhin betriebenen Reaktorforschung.

• Die EU-weite Förderung der Atomkraft durch den EURATOM-Vertrag muss beendet und durch eine Förderung von Erneuerbaren Energien, Speichertechnologien und Energieeinsparung ersetzt werden

Die energiepolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts werden nicht mit den ge-scheiterten, nicht nachhaltigen Technologien des 19. und 20. Jahrhunderts gelöst werden können. Der einzig realistische Weg hin zu einer sicheren, stabilen und nachhaltigen
Energieversorgung inklusive Wärme, Mobilität und Prozessenergie für die Zukunft ist und bleibt die weltweite Energiewende hin zu 100% Erneuerbaren Energien, die sozial gerecht gestaltet und mit Guter Arbeit verbunden werden muss.

Mehr Hintergrundinformationen unter:
https://www.bund.net/toedliches_relikt_ohne_zukunft

10.03.2021

Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren

Redebeitrag zum Fukushima Jahrestag in Neckarwestheim

von Anete Wellhöfer, Anti-Atom-Initiative Karlsruhe am 07.03.21


Hallo Leute hier in Kirchheim am Neckar,
liebe Atomkraftgegner*innen,


schön, dass ihr alle da seid. Danke, dass ihr trotz Corona-Pandemie gekommen seid.
Es ist gut, dass wir das Gedenken an die Atomkatastrophe von Fukushima aufrecht erhalten. Nicht vergessen ist wichtig.
Atomenergie hat keine Zukunft und ist zerstörerisch.
Uns allen ist klar, dass wir uns dafür einsetzen müssen, dass die Energiewende umgesetzt wird.

Wir wissen auch, dass die Anti-Atom-Bewegung schon mal kraftvoller war. Leider sind viele, zu viele, dem von Angela Merkel verkündeten sogenannten Atomausstieg auf den Leim gegangen. Chapeau, das war ein cleverer Schachzug von ihr, seitdem ist Ruhe im Karton, bei vielen, aber nicht bei uns! Wir wissen, Atomausstieg ist Handarbeit und wir werden weiter gemeinsam gegen diese sinnlose und gefährliche Technologie kämpfen, die eine Bedrohung für Mensch und Natur darstellt.

Ich möchte einen kurzen Blick zurück auf den letzten Castor Transport in Süddeutschland werfen. Der Protest gegen diesen Transport war ein gutes Beispiel für den Erfolg unserer Anti-Atom-Bewegung und kann uns für die nächsten Castor-Transporte motivieren!

Am 03. Nov. 2020 rollte ein Atommüll-Transport mit 5 Castoren von der Plutoniumfabrik im Britischen Sellafield nach Biblis in Hessen. 11.000 Polizist*innen waren im Einsatz, um den Castor zu sichern. Von der Nordsee bis Biblis gab es an der Castor-Strecke unzählige Proteste, manchmal waren es nur Einzelne auf einem Bahngleis mit einer Anti-Atom-Fahne. In Biblis haben wir von Mo.-Mi. durchgehend eine Mahnwache unterhalten, die auch Anlaufstelle für die Presse war.

Wir konnten den Castor nicht stoppen, darum ging es auch nicht. Wir konnten aber das Scheinwerferlicht auf den Castor-Transport lenken. Es ist wichtig, dass von den über 2.000 Atomtransporten im Jahr, die durch Deutschland fahren, zumindest die großen Castor-Transporte von der Anti-AKW-Bewegung ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, um zu zeigen, dass das Thema nach wie vor präsent ist und jeder Transport ein Risiko darstellt. Nach wie vor ist es wichtig, dass wir als Anti-Atom-Bewegung den Finger in die Wunde legen, damit nicht der Mantel des Vergessens und alles ist doch gut, darüber gelegt wird.

Wer mehr zu dem Castor-Transport nach Biblis wissen möchte, kann sich auf der Homepage von Castor-stoppen informieren. Dort wird auch auf die Kleine Anfrage des Linken Bundestagsabgeordneten Michel Brandt aus Karlsruhe verwiesen. Er hat zum Castor-Transport nach Biblis eine umfangreiche Anfrage an die Bundesregierung gestellt. In der Antwort der Bundesregierung steht u.a., dass die Kosten der Bundespolizei für den Einsatz ca. 7 Mio. € betrugen und der Castor-Transport trotz einer Pandemie wg. des Brexit durchgeführt wurde.

Noch eine Info zum Castor-Transport nach Biblis: Der twitter hashtag castor-stoppen hatte fast 1.500 follower und am Transporttag gab es auf der Homepage von Castor-stoppen 124.000 Zugriffe.

Als Fazit lässt sich zum Castor-Transport nach Biblis sagen, es war eine gute Aktion, die Presse hat in der gesamten BRD, sowohl in den großen als auch in den kleinen Medien darüber berichtet. Ohne unser Engagement hätte niemand etwas von diesem Transport mitbekommen.

Tja, und nun geht es weiter. 3 weitere Castor-Transporte sind angekündigt. Es könnte schon im Nov. diesen Jahres mit dem Castor-Transport von La Hague Frankreich nach Philippsburg nördlich von Karlsruhe weiter gehen. Geplant sind in den nächsten Jahren auch Castor-Transporte von Sellafield nach Bayern und Brokdorf. Wann diese Transporte stattfinden wissen wir derzeit nicht, wahrscheinlich jährlich einer.

Ich möchte euch dazu aufrufen, den nächsten Castor-Transport nach Philippsburg auf dem Schirm zu haben. Unterstützt die Anti-Atom-Bewegung, beteiligt euch an den Vorbereitungen zum Castor-Transport nach Philippsburg. Besprecht in euren Inis und Gruppen wie ihr euch am Widerstand gegen den Castor-Transport einbringen könnt. Kommt am Tag X zur Mahnwache. Es braucht viele kreative Köpfe, clevere Aktionen sind angesagt aber wir brauchen auch all die Leute die zur Demo und Mahnwache kommen. Helfer*innen, die Kuchen und Essen vorbei bringen und und und, es ist viel zu tun. Lasst uns gemeinsam der Presse, der Öffentlichkeit und den politisch Verantwortlichen zeigen, dass die Anti-Atom-Bewegung lebt.

– Es gibt nach wie vor kein Konzept für ein geeignetes langfristiges Lager. Und trotzdem laufen 6 AKWs in Deutschland noch weiter.
– Die Zwischenlager sind nicht sicher und taugen nicht für eine längere Lagerung.
– Es gibt in den Zwischenlagern keine sogenannten heißen Zellen zur Reparatur eines undichten Castordeckels.
– Am Joint Research Center im Norden von Karlsruhe wird an den Brennstäben der nächsten Generation von Atomkraftwerken geforscht, obwohl Deutschland angeblich ausgestiegen ist.

Wir haben aber auch noch ein relativ neues Problem bzw. Phänomen. Nämlich die neue Pro Atom Bewegung. Sagt euch Nuklearia etwas? Nuklearia ist ein pro Atom Lobbyverein. Die machten z.B. in der Innenstadt von München eine Nuke Pride. Klauen also Ideen von z.B. der Gay Pride und anderen fortschrittlichen Gruppen. Nuklearia lässt riesige Eisbären auf dem Viktualienmarkt tanzen und das ganze hat dann Volksfestcharakter. Die Presse nimmt das Thema gerne neugierig auf, da ist nun also mal jemand für Atomenergie.

Das Hauptargument von den Atomlobbyisten und Nuklearia: Atomstrom sei CO2 neutral. Die Atomlobby vertritt, dass wir in Deutschland eine Laufzeitverlängerung brauchen und dazu noch viele kleine modulare Atomkraftwerke so genannte SMR, smal modular reaktors. Jetzt könnte man ja sagen, die spinnen, und das damit abtun. Die Anti-Atom-Bewegung hat auch erst mal mit ignorieren darauf reagiert, den Atomlobbyist*innen nicht noch mehr Aufmerksamkeit und keine Bühne bieten. Aber das funktioniert leider so nicht. Atomlobbyist*innen tummeln sich z.B. bei FfF Kundgebungen, sie erobern aber auch die Presse, da es für die was neues ist, für Atom zu sein.

Führende Wirtschaftsbosse und Politiker, da brauche ich nicht gendern, aus dem konservativen Spektrum sprechen sich seit ca. 3 Jahren vermehrt und immer wieder für ein „weiter mit der Atomenergie“ aus. Dem nicht genug brachten letztes Jahr mehrere große Zeitungen u.a. auch der Spiegel und die Zeit große, ausführliche Artikel über die Atombefürworter*innen. Das gleiche beobachten wir bei den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten. Anti-Atombewegung, wir müssen aufwachen und dem was entgegensetzen. Wir alle sind gefordert. Wir alle müssen das Erstarken der Pro-Atom-Bewegung kritisch beobachten und dem etwas entgegensetzen. Wir alle müssen einseitige pro Atom Lobby Beiträge in Zeitung und bei Funk und Fernsehen als solche kritisieren. Schreibt z.B. Leser*innenbriefe. Wendet euch an die Sender und kritisiert sie für ihr Lobbyverhalten.

Es ist gut und richtig, dass wir uns heute hier treffen. Die Anti-Atom-Bewegung braucht Orte des Austausches. Wir müssen uns gegenseitig informieren, weiterbilden und auf dem laufenden halten. Es braucht aber auch mehr. Wir müssen uns einmischen, wir müssen unsere Argument gegen die verfehlte Atompolitik in die Welt tragen. Wir müssen den jungen Menschen, die die starke Anti-Atom-Bewegung nie kennengelernt haben, unser Wissen und unsere Erfahrungen weitergeben.

Macht – sobald es unter Corona Bedingen wieder möglich ist – Infoabende, Erzählcafes, Filmabende zur Anti-Atom-Bewegung. Nehmt Kontakt auf zu FfF, PfF, SfF und bietet ihnen euer Wissen an. Seid sichtbar mit Schildern und Banners bei den FfF oder ähnlichen Klimagerechtigkeitsdemos.

Und, kommt zum nächsten Castor Protest. Kommt und unterstützt die Anti-Atom-Bewegung, wenn der Castor-Transport nach Philippsburg ansteht, protestiert mit uns gemeinsam. Leider ist es noch nicht vorbei, der Kampf geht weiter.

Impressionen zum Fukushima Jahrestag am AKW Neckarwestheim

am So. 07.03.2021

500 Teilnehmer*innen folgten dem Aufruf zur Energiewende-Demo am AKW Neckarwestheim, am 10 Jahrestages des Super-GAU in Fukushima.

Nachfolgend Bilder und Impressionen von der Kundgebung in Kirchheim am Neckar und der Demo zum AKW Neckarwestheim.

Redebeitrag von Anete Wellhöfer, Anti-Atom-Initiative Karlsruhe zu den Themen Castor-Transporte und Neue Atomlobby bei der Auftaktkundgebung in Kirchheim am Neckar.

https://www.pscp.tv/w/cxYEz3R3LTMyMDE0NTYxMTF8MU9kSnJWb3JsUE9KWJlfijMV-Ix_q51iQQaDv4FqbFE_9o5kQHrExHeCnHvV?s=09

Einladung an die Presse: zum Fukushima Jahrestag

Karlsruhe, 04.03.2021


11. März 2011 Fukushima: Beginn des dreifachen Super-GAUs in Fukushima, der Reaktorkatastrophe, die bis heute nicht aufgehört hat.

Bis heute sind die strahlenden Reaktoren eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit, tagtäglich tritt weitere Radioaktivität aus. Trotzdem sollen dort olympische Wettkämpfe stattfinden. Und die japanische Regierung will eine unverantwortliche Verklappung von über 1 Million Tonnen an radioaktiv kontaminiertem Kühlwasser in den Pazifik durchführen.

Bei uns in Deutschland sind immer noch 6 Leistungsreaktoren am Netz. Es wird noch bis Ende 2022 dauern, bis mit dem AKW Neckarwestheim der letzte Reaktor, dessen maroder Zustand auch dem Umweltministerium Baden-Württemberg bekannt ist, abgeschaltet wird.

Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter*innen auf das Vergessen und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den angeblichen sauberen Atomstrom machen anstatt sich wie wir für den zügigen Ausbau der regenerativen Energien stark zu machen. Denn die Realität der laufenden wie der stillgelegten Atommeiler und die notwendige Entsorgung des hochaktiven Atommülls ist besorgniserregend.

Wir werden am Mi., 10. März 2021 um 16 Uhr

vor der Hauptverwaltung der EnBW, Durlacher Allee, Karlsruhe

unseren Protest und unsere Mahnung (Corona angemessenen) kundtun.

Wir wollen die EnBW und Öffentlichkeit auf mehrere Atom-Probleme in Baden-Württemberg hinweisen:

  • Störfälle im noch laufenden maroden Atomkraftwerk GKN 2 in Neckarwestheim.
  • Störfälle beim Abriss der beiden Atommeiler in Philippsburg
  • Die Reststoffbearbeitungszentren (RBZ) für radioaktiven Abfall auf den Kraftwerksgeländen der AKW in Neckarwestheim und Philippsburg erzeugen täglich tonnenweise schwach- und mittelradioaktiven Abfall, der zunächst auf dem Gelände verpackt und zwischengelagert, ehe er dann in ein noch nicht vorhandenes Endlager gebracht werden soll.
  • Das größte Problem in Philippsburg stellen die im Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll stehenden über 60 Castoren dar, die noch viele Jahrzehnte dort lagern müssen.

Wir haben bei vielen Verfahren über die Atomanlagen in Philippsburg über die mangelnde Härtung des Lages für hochaktiven Atommüll gesprochen und vom Land Baden-Württemberg dessen sofortige Aufhärtung gefordert. Wir haben dabei immer auf das im Bau befindliche Zwischenlager im KIT Nord mit rund 2 m dicken Spezialbetonmauern und dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik hingewiesen und eingefordert. Ohne Erfolg.

Unsere Einwände wurden ignoriert. Jetzt plötzlich werden Härtungen, deren Umfang wir nicht kennen, ohne Genehmigungsverfahren und jetzt zu Lasten der Steuerzahler*innen (nach Pressemitteilungen) vorgesehen.

Aber im Lager selbst gibt es Probleme:

  • Die Dichtigkeit der Castoren ist nicht 100 %ig gegeben und:
  • Seit einem Fachvortrag im KIT am 28. Januar 2020 wissen wir, dass niemand genau weiß, wie inzwischen die Brennelemente in den Castoren aussehen. Hier sehen wir großen Forschungs-, Informations- und Kommunikationsbedarf.

    Wir laden Sie recht herzlich zu unserer Informationsmahnwache am 10.03.21 um 16 Uhr, einen Tag vor dem Fukushima Jahrestag, vor die EnBW Zentrale in Karlsruhe ein. Wir würden uns sehr über eine Berichterstattung freuen.

    Ansprechpartner: Harry Block, Phone: 0171 5359473, harryblock1@t-online.de

für Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und BUND Ortsgruppe Karlsruhe

www.anti-atom-ka.de – E-Mail: initiative@anti-atom-ka.de
bund.karlsruhe@bund.net

Bündnis Fukushima – Neckarwestheim

Bündnis Fukushima – Neckarwestheim
www.endlich-abschalten.de

Pressemitteilung 02.03.2021


Fukushima & Energiewende

10 Jahre Super-GAU Fukushima:
Demonstration zum Atomkraftwerk Neckarwestheim
Sonntag, 07.03.2021, Start: 13 Uhr Bahnhof Kirchheim/N.


Sehr geehrte Damen und Herren,

am 11. März 2021 ist der zehnte Jahrestag der Beginns der Atomkatastrophe von Fukushima/Japan mit einem Super-GAU gleich in drei Atomreaktoren.
Deshalb führen wir zum Gedenken daran und für eine rasche weitere und echte Energiewende unsere Demonstration am Sonntag, den 7 März um 13 Uhr vom Bahnhof Kirchheim/N. zum AKW Neckarwestheim durch. Dort findet dann unsere Kundgebung ab etwa 14:20 Uhr statt.

Wir freuen uns über eine Ankündigung der Demonstration, und über ihre Berichterstattung am 7. März.

Sie finden in dieser Mitteilung:
1.) Hintergründe der Demonstration und der Redebeiträge
2.) Informationen zu Programm und Ablauf
3.) Hinweise zu unserem Infektionsschutz-Konzept


*Hintergründe der Demonstration und der Redebeiträge*

Während die Welt schon lange nicht mehr hinschaut, ist in der Präfektur Fukushima nie wieder Normalität eingekehrt. Die Lage am havarierten Kraftwerk ist längst nicht unter Kontrolle, und die Umgebung ist weitflächig verstrahlt. Die einstigen Bewohner*innen von Fukushima haben ihr altes Leben, ihre Heimat verloren. Das gleiche kann an jedem AKW weltweit passieren, gerade auch in Neckarwestheim, wo die Atomaufsicht die Augen vor der fortlaufenden Korrosion der Dampferzeuger im Innersten des AKWs verschließt. Über die Situation im Neckarwestheimer AKW („GKN II“) spricht Armin Simon von .ausgestrahlt.

Zur besonderen Dramatik in Fukushima gehört das zunehmende Auftreten von Schilddrüsenkrebs bei Kindern, neben vielen weiteren schweren Folgen für Mensch und Natur. Über die Entwicklung in Fukushima wird Frau Nagomi Norimatsu berichten.

Wir lehnen die Politik der Atommüllverschiebung ab. Brandgefährliche Transporte von einem unsicheren Lager zum nächsten sind keine Lösung, sondern Politikversagen. Nach dem Castor-Transport im letzten November nach Biblis soll noch dieses Jahr ein ähnlicher Transport nach Philippsburg gehen. Anete Wellhöfer von der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe erklärt, warum dieser Transport verhindert werden muss und wie man den Protest unterstützen kann.

Sofortiger Atomausstieg und schnellstmöglicher Kohleausstieg bis spätestens 2030 sind das Fundament der Energiewende - dezentraler Ausbau der Erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energiesparen (auch Wärmewende!) sind die Bausteine von Nachhaltigkeit, Klima- und Naturschutz. Dass die reale deutsche Politik allerdings die Energiewende systematisch sabotiert, und was statt dessen passieren muss, wird Herbert Würth vom Trägerkreis der Demonstration erläutern.

*Informationen zu Programm und Ablauf*

12:30 Uhr Musik mit der Trommelgruppe "Lokomotive Stuttgart"
13:00 Uhr Begrüßung, dann
Redebeitrag: Anete Wellhöfer (Anti-Atom-Initiative Karlsruhe):
Castortransport La-Hague nach Philippsburg 2021: sinnlos und gefährlich

13:25 Uhr Beginn des Demozugs zum Atomkraftwerk
Bei Ankunft am Parkplatz vor Tor 1 am AKW Neckarwestheim Empfang mit Musik von „Pretty Incident“.

ca. 14:20 Kundgebung vor dem AKW:
Redebeitrag Frau Nagomi Norimatsu (Japanische Gruppe "Ichimoku", Stuttgart): 
Bericht zur aktuellen Situation der Menschen in Fukushima/Japan
Gegenseitige Solidaritätserklärungen Kyoto / Neckarwestheim
(vorgetragen von Dr. Jörg Schmid von Strom ohne Atom, Stuttgart)
Redebeitrag Herbert Würth (Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim):
Atomstopp, Kohleausstieg & Energiewende
Redebeitrag Armin Simon (.ausgestrahlt):
Risse im roten Bereich: gravierende Dauerschäden im AKW Neckarwestheim II

Bei der Kundgebung spielt „Pretty Incident“, Swings und Songs mit Tiffany Marie Estrada (Gesang) und Frank Eisele (Akkordeon)

Am Platz vor dem AKW haben wir mobile Toiletten (auch für mobilitätseingeschränkte Menschen).

Ende gegen 15.45 Uhr

*Hinweise zu unserem Infektionsschutz-Konzept*

Ja, auch in Pandemie-Zeiten sind Antiatom-Demonstrationen vor Ort notwendig, denn die drängenden Probleme in Fukushima und Neckarwestheim, in der Energiewende und in der Klimakrise, laufen ja auch trotz Pandemie weiter und warten nicht.

Es ist jedoch unser Anliegen, dass von der Demonstration keine Infektionsgefahr ausgehen soll. Wir erwarten deshalb von allen Teilnehmenden die solidarischen Einhaltung von Abstand und Maskenpflicht (FFP2- oder OP-Maske), wir haben den Ablauf der Demonstration an den Punkten geändert, an denen Abstand schwer einzuhalten wäre, und wir informieren auf der Demo-Webseite über die Regeln:
https://www.endlich-abschalten.de/virenschutz/ 
Auch wenn wir zusätzlich eine Mitmach-Möglichkeit für diejenigen anbieten, die aus Vorsicht nicht vor Ort kommen können, bleibt die Demonstration in erster Linie die bewährte Präsenzveranstaltung.

Mit freundlichen Grüßen
für das Bündnis Fukushima - Neckarwestheim

5 Jahre Pariser Klimaabkommen – Baumbesetzung und Mahnwache in Karlsruhe

Redebeitrag der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe am 12.12.20 bei der Mahnwache des Klimakollektive Karlsruhe am Friedrichsplatz.

Mythos: Atomkraft sei ein Klimaretter

Hallo, schön dass ihr da seid zu unserem spontanen Erzähl-Cafe unter dem Titel
„Mythos: Atomkraft sei ein Klimaretter“.

Erstmal möchte ich dem Karlsruher Klimakollektiv (Kliko) dafür danken, dass sie diesen Aktionstag zu 5 Jahre Pariser Klimaabkommen organisiert haben. Ich finde es sehr wichtig, dass wir Masken tragen und Abstand halten, aber wir müssen uns in dieser Pandemie auch austauschen, weiterbilden, diskutieren und vorwärts gehen und wir müssen unsere Meinung kund tun und sichtbar sein.

Ich spreche heute im Namen der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe (AAI KA), in der ich seit vielen Jahren Mitglied bin. Die AAI KA trifft sich 1 mal im Monat, Infos findet ihr auf unserer Homepage: anti-atom-ka.de. Wir sehen uns als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Wir finde ganz toll, was Ende Gelände und das Kliko KA so auf die Beine stellen und wir bin auch immer gerne bei den Aktionen vom Kliko mit dabei. Bündnisse und gegenseitige Unterstützung halten wir für sehr wichtig.

Vor wenigen Tagen nahm ich an einer überregionalen, natürlich online, Konferenz der Anti-Atom-Inis teil. Anstatt den nächsten anstehenden Castor-Transport zu besprechen, den wir für Herbst 2021 erwarten, mussten wir uns alle erst mal Luft verschaffen, im Angesicht des derzeit stattfindenden Backlashs, was die Anti-Atom-Politik angeht.

Den Backlash erleben wir beim Feminismus, bei progressiven Strömungen und nun auch seit Jahren bei der Atompolitik, der Rollback ist, was Atompolitik angeht, voll im rollen.

Seit Jahren beobachten wir, mit einer gewissen Verzweiflung, dass die Atomlobbyisten das Ruder an sich reißen. Erst vereinzelt von Lobbyisten aus der Wirtschaft, dann aus dem konservativen Lager der Politik. Dann haben sie Slogans aus den progressiven Bewegungen geklaut und z.B. eine Nuke Pride in München veranstaltet. Mittlerweile finden sich u.a. lange Artikel im Spiegel und in der Zeit, die den pro Atomkurs propagieren. Der Konsens, zum sogenannten Ausstieg aus der Atomenergie, wird von diesen Politiker*innen und Lobbyist*innen massiv in Frage gestellt.

Die neue Überschrift der Atomlobby lautet: Atomkraft sei ein Klimaretter.
Das stimmt aber nicht und dafür gibt es viele Beweise.

Atomkraft ist eben kein Klimaretter!

Der Propaganda der Atomlobby, die über viel Geld und Einfluss verfügt, müssen wir gemeinsam etwas entgegenstellen. Macht es in eurem Umfeld zum Thema. Redet und argumentiert gegen Laufzeitverlängerungen und gegen die Idee Atomenergie wieder Salonfähig zu machen. Seid Multiplikator*innen, sprecht das Thema in eurer Familie und bei Freunden an.

Das Thema Atompolitik ist leider nicht einfach, es ist sehr facettenreich, technisch und wie bei vielen Themen komplizierte und einfache Antworten sind nicht immer möglich. Deshalb kann ich hier und heute das Thema Atomkraft ist kein Klimaretter nur anreißen aber nicht vertiefen.
Um die Aussage „Atomenergie ist kein Klimaretter“ zu untermauern möchte ich auf .ausgestrahlt verweisen die einen super Beitrag zusammengestellt haben. Der Beitrag trägt den Titel 100 gute Gründe gegen Atomkraft. Bitte schaut ihn euch auf der ausgestrahlt Homepage „ausgestrahlt.de“ an.
Da findet ihr gute Infos und gute Argumentationshilfen.

Wenn man wie die Bundesregierung, die Energiewende an die Wand fährt, die erneuerbaren Energien und die Speicher nicht unterstütze, sondern im Gegenteil blockiert, dann legt man den Grundstock für den Ruf der Atomlobby nach Laufzeitverlängerungen und neuen AKWs.

Übrigens, keine 10 km von hier entfernt, befindet sich das JRC, das Joint Research Center, auf dem Gelände des KIT Nord. Das JRC forscht an den Brennstäben für die nächste Generation von Atomkraftwerken. Und das, obwohl Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen ist. HaHa

Zurück zum Backlash: Fatal am Backlash in Sachen Atomenergie ist, dass die Medien dabei mitspielen. Die öffentlich Rechtlichen Rundfunkanstalten ganz vorne. Mir persönlich tut das richtig weh, da ich die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten immer verteidige und froh bin, dass wir, nicht wie in anderen Ländern ein Monopol des Privatfernsehens haben.
Aber ausgewogener Journalismus ist leider keine Selbstverständlichkeit und so sehen und hören wir bei Deutschlandfunk, arte, ZDF und anderen, Beiträge die sich ausschließlich für Atomenergie aussprechen oder es zumindest nahe legen, dass es eigentlich keine Alternative dazu gibt.

Vor kurzem wurde auf Youtube das vom zdf in Auftrag gegebene Video „Kurzgesagt“ veröffentlicht. Kurzgesagt richtet sich an eine jüngere Zielgruppe. Der Titel des Video lautete: Brauchen wir Atomkraft, um den Klimawandel zu stoppen. Gestern hatte dieses Video schon über 500.000 Aufrufe.
Publiziert wird, dass Atomkraft Klimaneutral und umweltfreundlich sei. Das stimmt nicht. In dem Video gibt es keine kritische Stimme der Atomkraft gegenüber, aber das Video legt nahe, dass es ohne Atomkraft nicht gehe.

Nicht erwähnt wurde in dem Erklärvideo, dass es Studien gibt, die belegen, dass eine 100% Erneuerbare Energieversorgung möglich ist. Wenn junge Menschen, für die dieses Animationsvideo ja gemacht wurde und die die Geschichte der Anti-Atom-Bewegung und ihre Argumente gegen Atomenergie nicht kennen, dieses Video sehen, dann wundert es mich nicht, dass dieses Propagandavideo verfängt. Wie gesagt, über 500.000 Aufrufe.

Eva Steegen hat im Freitag dazu einen lesenswerten Beitrag veröffentlicht.
Im Abspann ihres Artikels legt Eva Steegen einige Quellen offen, woher das Geld für „Kurzgesagt“ kommt. Follow the money. Ratet mal? U.a. vom Atombefürworter Bill Gates. Übrigens, der hat gerade mit seiner Firma Terrar Power auf US Bundes- und Landesebene große Fördersummen abgeschöpft um weiter in den USA an der nächsten Generation von Atomkraftwerken zu forschen.

Auf was es mir aber ankommt. Wir, müssen unser Wissen zum Thema Atompolitik an die Jüngeren weitergeben, damit sie den Rattenfänger*innen unter dem Slogan CO2 neutral nicht auf den Leim gehen.

Derzeit laufen in Deutschland noch 6 leistungsstarke AKWs. Diese AKWs produzieren jeden Tag weiter Atommüll, obwohl wir nicht wissen wohin mit diesem Atommüll. Und der Ruf der Atomlobby wird lauter, dass es eine Laufzeitverlängerung geben muss, damit die Stromversorgung sichergestellt ist.

Hier ein paar Gründe, von vielen, die gegen Atomenergie sprechen:

– Atomkraft ist nicht sozial. Der kurzfristigen Gewinnung von Strom steht die Jahrtausendaufgabe gegenüber wohin mit dem Atommüll. Es ist keine Lösung in Sicht für eine einigermaßen sichere Lagerung des Atommülls. Dieses Problem wird auf die nachfolgenden Generationen übertragen.

– Atomenergie ist nicht sauber. Bereits die Gewinnung von Uran geht einher mit Ausbeutung, langanhaltender Umweltverschmutzung und dem Leid und Tod vieler Arbeiter*innen durch Verstrahlung.

– Atomenergie ist nicht CO2 neutral. Sowohl bei der Gewinnung, dem Transport, dem Bau der Atomkraftwerke, der sich über Jahrzehnte hinzieht, wie auch bei der Lagerung der Abfälle wird CO2 freigesetzt. In den letzten 25 Jahren hat Atomenergie nicht zu einer Reduzierung des CO2 Ausstoßes geführt. Dazu gibt es eine aktuelle Studie. Erneuerbare Energien hingegen haben zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes geführt, erst recht wenn der Platz im Netz und die Investitionen nicht von Atomenergie blockiert werden. Nicht Ideologie, sondern technische und wirtschaftliche Überlegungen sprechen gegen Atomenergie.

– Atomenergie war nie eine günstige Energie. Der Bau von Atomkraftwerken ist teuer, problematisch und dauert lange.

– Gegen Laufzeitverlängerungen spricht, dass gerade bei alten Atomkraftwerken die Unfälle am höchsten sind.

Zusammengefasst:
Atomkraft ist ein tödliches Relikt ohne Zukunft
Wir brauchen eine konsequente Energiewende ohne Atomkraft
Wir brauchen 100 % erneuerbare Energien
Und, wir schaffen das nur gemeinsam.

Baumbesetzung am 12.12.20 Karlsruhe Friedrichsplatz