Mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen nehmen auch die Aktivitäten gegen den geplanten CASTOR-Transport aus Sellafield über den Hafen Nordenham ins Zwischenlager Biblis wieder sichtbare Formen an. Der „hohe Norden“ entwickelt neue Veranstaltungsformate und will darüber am Mittwoch, 15. Juli berichten: Wolfgang Ehmke von der BI Lüchow-Dannenberg wird mit einer Lesung aus seinem Buch „der Kastor kommt“ das Publikum an Szenarien vergangener CASTOR-Transporte ins Wendland erinnern und gemeinsam mit dem Veranstalter AK Wesermarsch einen Ausblick auf die kommenden Proteste wagen. Die Veranstaltung soll ab 19:00 Uhr im überdachten Außenbereich der „Weserterrassen“, Strandallee 10 in Nordenham stattfinden. Weitere Infos: http://ak-wesermarsch.info/
Womöglich nicht Sellafield, sondern der Forschungsreaktor Garching könnte Absender von radioaktivem Müll sein, der noch dieses Jahr quer durch Deutschland transportiert werden könnte. Ziel der LKW-Fuhren mit hochaktivem Atommüll aus dem Betrieb der FRM-II bei München ist das 700km entfernte Zwischenlager Ahaus. Der Abfall ist ein problematischer „Sonderfall“, er enthält nämlich hochangereichertes, waffenfähiges Uran. In Ahaus hat es bereits erste Proteste gegeben. Mehr lesen im Blog von .ausgestrahlt: Ahaus: Atommülllieferung aus Garching noch in diesem Jahr?
Seit Wiederaufnahme der Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage Gronau nach Russland im Mai 2019 rollten bis Ende Juni bereits 15 Züge, plus 30 LKW-Konvois mit insgesamt rund 13 500 t abgereichertem Uranhexafluorid (UF6) – im Schnitt alle drei bis vier Wochen nahm das Uranschiff Mikhail Dudin in Amsterdam bislang die radioaktive Fracht auf, um den Uranmüll via St. Petersburg nach Novouralsk bei Ekaterinburg zu bringen – von Corona-Pause war in diesem Frühjahr keine Spur. Allein in diesem Jahr stehen nach Auskunft der NRW-Landesregierung noch fünf weitere derartige Bahn- und 10 LKW-Transporte durch den Urananreicherer Urenco an, der nächste wohl schon am 13. Juli. Weitere Urantransporte nach 2020 sind derzeit anscheinend umstritten, da es unterschiedliche Auskünfte gibt. Urenco und die Miteigentümer RWE und EON bestreiten bislang weitere Transportpläne, doch in den Niederlanden gibt es bereits eine neue Transportgenehmigung bis Juni 2023. Wir fordern natürlich den sofortigen Stopp! Seit Herbst 2019 gibt es zu jedem Urantransport Proteste an der Bahnstrecke, so auch beim vorerst letzten im Juni, auch in Russland gibt es weiter Proteste durch Ecodefense, Greenpeace und weitere Umweltorganisationen. Aktuelle Infos zu den Uranmülltransporten findet ihr auf www.sofa-ms.de sowie www.urantransport.de
Der ursprünglich für April / Mai vorgesehene CASTOR-Transport von hochradioaktivem Atom-Müll aus der Plutonium Fabrik („WAA“) ins „Zwischen“-Lager des stillgelegten AKW Biblis wurde bereits Mitte März wegen der Corona-Pandemie von Innenminister Horst Seehofer abgesagt. Ein neuer Termin noch in diesem Jahr stand dennoch zu befürchten. Nun hat das BASE unter dem pseudo-grünen Wolfram König den „Sofortvollzug“ der Transport-Genehmigung suspendiert. Doch nach wie vor gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Hochradioaktives Material, das in Sellafield aufbereitet wurde, könnte durch Delmenhorst rollen. Das befürchten Atomkraftgegner. Per Schiff kommen die Behälter nach Nordenham, danach geht es per Zug weiter.
CASTOR-Alarm
2020? Hat sich da nicht jemand im Jahrzehnt vergriffen? Leider nicht.
Für die Jahre 2020 bis 2024 sind vier Castor-Transporte geplant, bei
denen hochradioaktiver Atommüll von Frankreich und Großbritannien
nach Deutschland verschoben werden soll, ohne dass es ein Konzept für
eine langfristige Lagerung gibt und geben kann. Jeder einzelne
Transport stellt ein zusätzliches Risiko durch radioaktive
Verstrahlung dar.
Für
die breite Bevölkerung scheint der Atomausstieg 2022 beschlossene
Sache zu sein. Ausstiegskonzepte beinhalten aber immer die
Möglichkeit eines Ausstiegs vom Ausstieg. Die Anti-Atom-Bewegung
fordert schon seit langem die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen
weltweit. Doch sechs Atomreaktoren sind in Deutschland noch in
Betrieb. Dazu kommen die Uranfabriken in Lingen und Gronau, die
unbefristet weiter laufen sollen. Durch das gezielte Ausbremsen des
Ausbaus erneuerbarer Energien und der Stromnetze, kommt die
Energiewende nur schleppend voran. Im Windschatten der
Klimakatastrophe versuchen die Befürworter*innen der mörderischen
Atomenergie nun wieder in die Offensive zu kommen. Industrie und
Politik arbeiten auf eine Laufzeitverlängerung der noch laufenden
AKW hin – über die vorgesehenen Stilllegungsdaten hinaus. Auf dem
Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs im Dezember 2019 wurde die
Atomenergie als Beitrag zur Klimaneutralität ausdrücklich genannt.
Aber die Atomenergie ist mit all ihren Gefahren für Mensch und
Umwelt – vom Abbau des Urans über den Betrieb der Reaktoren bis zur
nicht geklärten Atommüllproblematik – kein Beitrag zur Lösung der
Klimakrise. Wie längst totgeglaubte Zombies taucht die Atomenergie
nun aber wieder in der öffentlichen Diskussion auf.
Der
erste Castor-Transport soll im ersten Halbjahr 2020 per Schiff und
dann per Zug von Sellafield (UK) ins Zwischenlager beim Atomkraftwerk
Biblis stattfinden. Der genaue Zeitpunkt wird erst wenige Tage vorher
feststehen, wir werden uns dem Transport aber trotzdem mit unserem
Protest gegen sinnlose Atommüll-Verschiebungen und drohende
Laufzeitverlängerungen von AKW entgegenstellen.
Unser
Protest wird bunt und vielfältig sein und verschiedene Formen haben.
Es wird eine angemeldete Mahnwache für alle in Biblis geben. Auf dem
deutschen Teil der Transportstrecke wird es neben weiteren Mahnwachen
oder Kundgebungen Kleingruppenaktionen und anschlussfähige
gemeinschaftliche Aktionen mit vielen Aktivist*innen aus der
Antiatom- und Klimabewegung geben. Wir organisieren uns in
Bezugsgruppen und es wird in den Tagen vor dem Transport einen
gemeinsamen Anlaufpunkt geben.
Bei
der Vielfältigkeit der Aktionen achten wir darauf, dass wir uns
gegenseitig nicht gefährden und verschiedene Aktionsformen
nebeneinander möglich sind. Auf Grund der Kurzfristigkeit müsst ihr
euch stärker als sonst vorbereiten, flexibel und mobil sein. Wer
kann, bildet schon im Vorhinein Fahrgemeinschaften.
Wir
rufen Menschen aus der Antiatom- und Klimabewegung auf, Teil der
Proteste rund um den Castor-Transport zu sein. Überlegt euch, welche
Aktionsform für euch in Frage kommt und organisiert euch in
Bezugsgruppen. Auch wenn ihr nicht zu den Protesten kommen könnt,
nutzt den bevorstehenden Transport um auf die Gefahren der Atomkraft
hinzuweisen und klar zu machen, dass Klimaschutz und Atomkraft nicht
zusammengehen.
Für
die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit!
Am 2.2.20 hat ein Bundesweiter Aktionstag stattgefunden.
Die Anti Atom Initiative Karlsruhe hat mit Unterstützung von Freund*innen ebenfalls am Bundesweiten Aktionstag teilgenommen. Vor dem KA Hfb wurde mit Transparenten, Atommüllfässern auf die bestehenden Castor Transporte aufmerksam gemacht. Mehrere hundert Flugblätter wurden an die Reisenden verteilt. Unser Eindruck war, dass die Informationen interessiert aufgenommen wurden und es gab viel positive Rückmeldung und interessante Gespräche mit Passant*innen. Für die Anti Atom Ini KA war die Aktion ein Erfolg.
Erfolgreicher Aktionstag gegen #castor2020 am 2. Februar: Mehr als 300 Menschen beteiligten sich bundesweit an ersten Protesten gegen die Atommülllieferung und für den sofortigen Atomausstieg.
An einem Dutzend Orten hat es am Sonntag im Rahmen eines ersten Aktionstags kreative und wirkungsvolle Protestaktionen gegen den geplanten CASTOR-Transport aus der WAA Sellafield (GB) ins hessische Biblis gegeben. Damit hat ein Teil der Anti-Atom-Bewegung deutlich gemacht, dass sowohl erneute CASTOR-Transporte als auch eine angedachte Renaissance der Atomkraft als Energieträger auf erheblichen Widerstand stoßen werden.
„Die
Castoren aus Sellafied und La Hague beinhalten ja nur mittelaktiven
Atommüll und keine hochgefährlichen abgebrannte Brennelemente … “
Ich kannte das Verhältnis der Strahlung von Castor V zu Castor HAW (s. Folie 1 im Anhang aus Infokommission Philippsburg 2015) aus Berechnungen des Umweltministerium Baden-Württemberg. Dann besuchte ich das sich noch im Bau befindlichen Zwischenlager für etwa 6.000 Fässer mittelaktiven Atommüll der KTE im KIT Nord mit 2 m dicken Wänden (2019). Dort wurde mir die hochgefährliche Strahlung von mittelaktivem Atommüll deutlich vor Augen geführt und erläutert („1 Stunde neben einem dort gelagerten Fass und du bist tot“ = Strahlenchef KTE).
Mit
dem hervorragenden, weil wissenschaftlich neutral und nicht
verharmlosend, Vortrag von Herrn V. Metz PH.D. vom Institut für
nukleare Entsorgung am KIT am 28. Januar 2020 wurde mir zahlenmäßig
glasklar, dass in der Öffentlichkeit eine totale Verharmlosung des
mittelaktiven Atommülls in den Glaskokillen bezüglich seines
Gefährdungspotentials vorgenommen wird.
In
diesem Vortrag ‚Einstieg in die Entsorgung nuklearer Reststoffe zur
langfristigen Tiefenlagerung nuklearer Reststoffe‘ am 2020-01-28
von Dr. V. Metz (INE) bei kine erklärte er zu Folie 11 seines
Vortrages (er hat uns die Folien zugesandt, aus Datenschutzgründen
geben wir sie nicht weiter):
„Die
Kontaktdosisleistung … sind Größenordnung 400.000 mSv/die
Stunde! *1 … angenommen, dort in die Anlage würde eine Maus sich dahin
verirren, die würde innerhalb von Sekunden kollabieren, würde
sterben.
Zum Vergleich: Die durchschnittliche Strahlenexposition für den normalen Bürger in Deutschland liegt bei 0.0002 mSv/pro Stunde.
Solche
Glaskokillen, 28 zusammen, werden in einen Transport- und
Lagerbehälter eingestellt … diese Castoren sind sehr dickwandig,
dickwandig deswegen, weil sie diese Strahlung abschirmen. Was man an
der Oberfläche messen kann, das ist um millionenfach geringer als
der Zustand unter der Abschirmung. *2
*1 Messung 16. Febr. 2011, Transport von VEK zum Zwischenlager Lubmin *2 laut Folie 11: Kontaktdosisleistung 0.0480 mSv/h an der dünnsten Behälterstelle“
Der
Inhalt der Behälter aus Sellafield und La Hague (Castor HAW) ist bei
Beschädigung der ‚Transportbehälter‘ ähnlich tödlich wie bei
den Castor V eingelagerten abgebrannten Brennelementen. Die
Unterschiede in der Größenordnung der Becquerel spielen da eine
untergeordnete Rolle.
Zur ‚End‘lagerung des verglasten Materials sagte er: „Da minore Actiniden (Pu, Am, Np, Cm …) in verglasten hochaktiven Abfällen nicht transmutieriert werden können, kann das existierende Actinideninventar in HAW-Glas nicht verringert werden und muss endgelagert werden.
Die
radiologische Dosis des HAW-Glas wird dominiert durch langlebige
Spalt-, Aktivierungs- und Zerfallsprodukte ( 14 C, 36 Cl, 93 Zr, 99
Tc, 129 I, 135 Cs, 226 Ra).“
Der
Wissenschaftler des INE am KIT erklärte ferner in aller
Deutlichkeit, dass niemand genau weiß, was in den in den
Zwischenlagern sich befindlichen Castoren passiert. Die Forschung
tappt im Dunkeln und forscht und forscht.
Aus der Folie dazu: „Der Nachweis des Langzeitverhaltens von Metalldichtungen und anderen Komponenten der Behälter (z.B. CASTOR®) sowie der Nachweis der Integrität der Brennstäbe sind für eine verlängerte Zwischenlagerung (> 40 Jahre) zu führen.
Über
Zeiten von vielen Jahrzehnten wird eine Abnahme der Integrität bzw.
der Handhabbarkeit von Behältern / Behälterinventaren erwartet,
insbesondere durch Alterung der Brennelemente im eigenen
Strahlungsfeld, Versprödung / Korrosion der Zircaloy-Hüllrohre
Umorientierung
von Zirkonhydriden
erhöhte
Sprödbruchempfindlichkeit
Anstieg
des mechanischen Drucks auf die Brennstabhülle
im
Zircaloy/Brennstoff Kontaktbereich kann es zu Korrosion durch
volatile Spaltprodukte (z.B. Cs-Iod-Verbindungen) kommen
Amorphisierung
der Brennstoffmatrix durch Strahlung“
Seine Folie dazu zeigte ein Bild eines aufgeschnittenen Brennelements. Es macht deutlich, dass die Strahlung nicht nur den Brennstoff nach einiger Zeit pulverisiert, sondern die Ummantelung erst spröde, dann rissig werden lässt und ihn letztlich zerstört.*3
*3 Quelle: ESK (2015): Diskussionspapier zur verlängerten
Zwischenlagerung (…). Entsorgungskommission,
Bonn, Germany, Oktober 2015; Metz et al. (2016) Zircaloy cladding
properties under conditions of prolonged dry interim storage.
Abbildungen:
F. Becker, V. Metz, KIT-INE
Schutzziel
müsse sein: „Entsorgung radioaktiver Abfälle muss den Schutz von
Mensch, Umwelt und Gütern heute und in der Zukunft sicherstellen,
ohne künftige Generationen in unzumutbarer Weise zu belasten oder
verpflichten.“
Dr. V. Metz sprach sich für die „Entsorgung nuklearer Reststoffe durch langfristige Tiefenlagerung aus“. Er erklärte sachlich alle damit verbundenen ‚Probleme‘ und Zeitabläufe.