Thorium-Bündnis zum Flaggentag Mayors for Peace am 8. Juli

Pressemitteilung 06.07.19

Von Freitag, 5. Juli bis Dienstag, 9. Juli weht vor dem Ständehaus die Mayors for Peace-Flagge. Karlsruhe ist seit 2015 Teil des weltweiten Städtebündnises „Mayors for Peace/Bürgermeister für den Frieden“, das ein ausnahmsloses Verbot von Atomwaffen fordert.

Dazu eine Stellungnahme des „Karlsruher Bündnises gegen neue Generationen von Atomreaktoren“:

Das „Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren“ begrüßt, dass OB Frank Mentrup und die Stadt Karlsruhe bereits 2015 dem Städtenetzwerk „Bürgermeister für den Frieden“ beigetreten sind, das ein weltweites Verbot von Atomwaffen fordert. Konsequenterweise sollte OB Mentrup dann auch seine Haltung gegenüber den Forschungsvorhaben des Joint Research Centre (JRC) revidieren. Wir fordern ihn auf, sich dafür einzusetzen, dass die Forschung am Brennstoffkreislauf neuartiger Reaktoren, die die Weiterverbreitung von Atomwaffen ermöglichen, in Karlsruhe verboten wird.

Hintergrundinformationen entnehmen Sie bitte dem Kurzvortrag von Dr. Dirk Harmsen, Mitglied im „Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren“: „Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) und der Entwicklung neuartiger Flüssigsalz-Kernreaktoren mit Thorium als Brutstoff?“ auf dieser Homepagel

Keine neuen Atomreaktoren! Auch nicht mit Thorium!

PRESSEMITTEILUNG Ka. 27.04.2019

Unter dem Titel
„Keine neuen Atomreaktoren! Auch nicht mit Thorium!“
findet am Di. 18.06.19 um 19:30 Uhr im Jubez-Cafe, Karlsruhe eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren statt.

Referieren werden Dr. Dirk Harmsen und Thomas Partmann, beide vom Karlsruher Bündnis.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, aber gefördert mit Mitteln aus dem Bundesforschungs­ministerium und EURATOM, wird am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und am Joint Research Center-Karlsruhe (JRC-DirG) der Europäischen Union die europäische Grundlagenforschung für neue Flüssigsalz­reaktoren (MSR: Molten Salt Reactor) vorangetrieben. Sie zählen zu den Reaktoren der kommenden 4. Generation und werden mit geschmolzenen Thoriumsalzen (um 700 °C) betrieben. Dabei handelt es sich um thermische Brutreaktoren, die Thorium statt Uran als „Brutstoff“ verwenden und von geschmolzenem Salz zum Wärmetransport umgeben sind.

Thorium selbst ist kein Spaltstoff, aber es lässt sich daraus atomwaffenfähiges Uran-233 erbrüten. Die MSRs sehen eine integrierte Wiederaufarbeitungsanlage vor, um störende Nuklide und Spaltprodukte zu entfernen bevor das erbrütete spaltbare Uran zusammen mit dem Thorium zurück in den Brennstoffkreislauf kommt. Die Möglichkeit, bei diesem Prozess waffenfähiges Uran-233 „abzuzweigen“, ist gegeben. Damit ist die Gefahr der Verbreitung von Atomwaffen, insbesondere für terroristische Anschläge, sehr hoch.

In der Veranstaltung soll über die Flüssigsalzreaktoren der 4. Generation und die tatsächlichen Gefahren der Thoriumnutzung informiert und anschließend diskutiert werden.

Strahlende Zukunft in der Fächerstadt:

Neue Technologien für eine Atomkraft ohne Risiko?

Nur: 
Strahlende Augen bekommen wir bei dieser Technologie, die aus den 50er und 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt, nicht, auch wenn sie die „inhärent“ sichere Lösung für unsere Klimaprobleme verspricht.
Denn: 
Thoriumreaktoren können einerseits Strom erzeugen und sind doch so gefährlich wie die Hiroshima-Bombe. 

„Strahlende Zukunft in der Fächerstadt:“ weiterlesen

Leser*innenbrief an die BNN Zu „Forschung an neuartigen Atomreaktoren?“

Leserbrief zum BNN Artikel: Forschung an neuartigen Atomreaktoren vom 18.11.2017 Aus der Region

Dieser Leser*innenbrief wurde von unserem Bündnismitglied Wolfgang Oberacker an die BNN geschickt, und wurde am 14.12.2017 stark gekürzt veröffentlicht.

Wie im BNN-Artikel zu lesen, blieb vieles an diesem Abend beim Vortrag von Whistleblower Dr. Rainer Moormann zu Forschungen an Atomreaktoren der 4. Generation und zu seinen Arbeiten im Forschungszentrum Jülich ein Buch mit sieben Siegeln. Was aber trotz der enormen wissenschaftlichen Tiefe der Aussagen immer wieder an der Oberfläche und auch für nicht Physiker oder nicht Chemiker zu verstehen war, nimmt dem Fragezeichen aus der Überschrift die Aussagekraft.

Es ist nämlich sicher, dass uns die Forscher im KIT und JRC (vormals ITU = Institut für Transurane) in Karlsruhe auf der Gemarkung Leopoldshafen und Linkenheim, aber auch die Genehmigungsbehörden in Stuttgart mit dem Begriff „Sicherheitsforschung“ an der Nase herumführen möchten. Dass dem so ist, ist eigentlich leicht zu erkennen: an den riesigen Mengen dort gelagerter radioaktiver Materialien, die eben für den Bau neuer Atomreaktoren und deren Brennstoffen bzw. den Forschungen daran notwendig sind. Die dort durchgeführten Forschungsarbeiten und Vorserienproduktionen zu Flüssigsalzbrennstoffen sind keine reinen „Sicherheitsforschungen“, sondern betreffen die ausdrücklich vom Umweltministerium verbotenen Forschungen für neue Atomreaktoren der 4. Generation. Zur Erinnerung: Deutschland steigt bis 2022 aus der Kerntechnik aus.

Fein säuberlich hat der Wissenschaftler aufgedröselt, dass z.B. wegen den extrem hohen AKW-Risiken fast alle Arbeiten zu AKWs als sicherheitsgerichtet eingeordnet werden können: „Entwicklungsarbeiten werden zu Sicherheitsarbeiten umdefiniert“. Deshalb forderte er dringend eine Präzisierung der anzuwendenden Sicherheitsdefinition auf politischer Ebene.

Zu verstehen waren auch die Mythen um die 4. Generation Thorium-Reaktoren, mit denen unsere Forscher auch hier gerne werben. Sie hoffen damit auf einen Wiedereinstieg in Deutschland in die Atomenergie mit den Argumenten wie: sie seien hochsicher, hätten geringe Entsorgungsprobleme, seinen nachhaltig oder sogar ökonomisch … alles Behauptungen/Lügen (die nur der Arbeitsplatz-sicherung und dem Prestige dienen). Die Zusammenarbeit von ITU und der Entwicklung in Jülich sind in diesem Zusammenhang auch Thema des Vortrages.

Deutlich wurde auch, dass durch die Entwicklungen an der 4. Generation Atomkraftwerke die Gefahr der Proliferation (Weiterverbreitungsrisiko von Kernwaffen) steigt und damit die Gefahr durch den internationalen Terrorismus in sich birgt.

Was für die Zuhörer auch erschreckend verständlich war: mit welchen kriminellen Methoden Moormanns früherer Arbeitgeber im Kernforschungszentrum in Jülich agiert hat. Eine Havarie der IAEA-Kategorie 4 bis 5 (verursacht durch ein illegal manipuliertes Feuchtemessgerät) war intern und der Behörde bekannt, wurde aber verheimlicht „um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen“.

Dass es zu keinen nuklearen und chemischen Explosionen, zu keiner Katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima kam, lag nur daran, weil der Dampferzeugerriss sich nur langsam vergrößerte. Auch die gravierende Häufung von Kinderleukämie um Jülich im Zusammenhang mit radioaktivem Tritium im Grundwasser oder als 1988 trotz Embargo Know-how an den Apartheidstaat-Südafrika geliefert wurde waren für ihn ein Anlass, zum Whistleblower zu werden.

Die Liste der Verfehlungen war bzw. ist lang.

„Im Rückblick erscheint mir die Rolle der Aufsichtsbehörden, die das Jülicher Debakel erst ermöglicht haben: herunterspielen, verschweigen, Kumpanei … als problematischster Aspekt sagte Moormann zu Schluss.

Ich denke, der Vortrag hat uns gezeigt, dass die Forscher im KIT und JRC in Karlsruhe und auf der Gemarkung Leopoldshafen und Linkenheim nicht an allem forschen dürfen, zu dem sie in der Lage sind ̶ zu unser aller Sicherheit. Und ich glaube, dass viele Forscher genauso denken.

Wolfgang Oberacker Linkenheim-Hochstetten

Gründung des „Karlsruher Bündnisses gegen neue Generationen von Atomreaktoren“

Presseerklärung des Bündnisses vom 9. Oktober 2017

Deutschland hat den Atomausstieg bis 2022 beschlossen. Seit April 2017 ist das Joint Research Centre (JRC) Standort Karlsruhe (ehemals Institut für Transurane = ITU) auf dem Gebiet des KIT Nord ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung, weil alle europäischen Atominstitute nach Karlsruhe verlegt wurden. Zurzeit wird dort ein neues Forschungs- und Lagergebäude, u. a. auch für hochradioaktive Stoffe, gebaut. Wir kennen die großen Genehmigungsmengen von Plutonium, Uran, Thorium, die dort gelagert werden. Wir wissen auch, dass dort neue Atombrennstäbe gebaut und ̶ nach einer Bestrahlung im Ausland ̶ in Karlsruhe dann auf die Zusammensetzung der radioaktiven Substanzen untersucht werden. Was wir noch nicht wissen: was genau dort zum Thema neue Brennstoffe für neue Atomreaktoren geforscht wird.

Weltweit werden derzeit mehr als 60 Kernkraftwerke geplant oder gebaut, fast alle Giganten mit mehr als 1000 Megawatt Leistung, zwei neue auch in Europa. Dazu Absichten für Neubauten von kleinen modularen Reaktoren, die wie andere Reaktortypen mit spezifischen neuen Atombrennstoffen aus der Zeit gefallen scheinen, aber intensiv beforscht werden.

KIT und JRC Standort Karlsruhe sind über das EU-Projekt SAMOFAR an Thorium-Flüssigsalzreaktoren beteiligt, die eine integrierte Wiederaufarbeitung von waffenfähigem Uran 233 ermöglichen können. Diese Gefahren ungekannten Ausmaßes, die davon und von Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) ausgehen, wollen wir untersuchen.

Diese Tatsachen und die Verzahnung mit Forschungsbereichen der Nuklear-Institute des KIT Nord (ehemals Kernforschungszentrum Karlsruhe) ̶ und Teilen des KIT Süd (ehemals Universität Karlsruhe), meist unter dem Etikett ‚Sicherheitsforschung‘ ̶ haben uns bewogen, ein Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren zu gründen. In diesem breiten Bündnis von Parteien, Umweltverbänden, Atominitiativen und Einzelpersonen wollen wir versuchen, Licht in das Dunkel der europäischen bzw. weltweiten Forschung und Entwicklung zu neuen Atomreaktoren zu bringen, diese zu dokumentieren und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen.

Stellvertretend für das Bündnis:

Anti-Atom-Initiative Karlsruhe: Anete Wellhöfer
attac : Dr. Ullrich Lochmann
BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe: Harry Block
International Councillor IPPNW Deutschland: Dr. Helmut Lohrer
Initiative gegen Militärforschung an Universitäten: Dr. Dietrich Schulze
Sylvia Kotting-Uhl MdB BÜNDNIS 90/Die Grünen