Medienmitteilung der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe zum Tschernobyl Jahrestag am 26.04.22

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe ruft anlässlich des Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu einer Kundgebung am Mo. 25.04.22 um 17 Uhr am Karlsruher Marktplatz auf.

Am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (26. April 1986) macht der Ukraine-Krieg ein weiteres Mal deutlich: Erneuerbare Energien sind der einzige Weg, ökologische Katastrophen zu vermeiden. Jeden Tag kann es zu einem Super-GAU in einem Atomkraftwerk kommen.

Zum ersten Mal reden wir am Tag der Atomkatastrophe von Tschernobyl nicht nur von der verheerenden Explosion des Atomreaktors in der Ukraine, sondern auch von einer real existierenden Bedrohung durch direkten Beschuss oder einen zufälligen Treffer durch eine verirrte Bombe oder Rakete auf einen Atomreaktor in einem Krieg.

Vier Tage nach dem Atomunfall, am 1. Mai 1986, gegen 14 Uhr, ergoss sich die radioaktive Wolke der Atomexplosion in Tschernobyl in einem Gewitterregen auch über Karlsruhe und verbreitete radioaktives Material über ganz Europa.

Und heute: Die Ukraine hat 15 russische Atomkraftwerke vom Typ Tschernobyl 1+2. Der Brennstoff für die Reaktoren in der Ukraine wird in Gronau angereichert und in Schweden von Westinghouse zu Brennstäben verarbeitet.

Das ukrainische Atomkraftwerk Tschernobyl war seit der Einnahme durch russische Einheiten zunehmend von der Außenwelt abgeschnitten. Die IAEA wusste lange nichts über den Zustand der stillgelegten Atomanlage.

Russische Streitkräfte haben im März auch das größte Atomkraftwerk Europas, Saporischschja, angegriffen und eingenommen. Dabei war ein Brand auf dem Gelände ausgebrochen.

Die EU will nun Atomkraft in ihre Taxonomievereinbarung als nachhaltig und sicher aufnehmen. In der Slowakei laufen vier Reaktoren, zwei weitere sind im Bau. Tschechien hat fünf, Ungarn vier und zwei im Bau, Bulgarien hat zwei. Und alle diese Reaktoren sind russische Anlagen und auf Brennstoff aus Russland angewiesen, wie Sonderflüge im März 22 beweisen – denn der Import von Kernbrennstoffen ist von den Sanktionen der EU gegen Russland ausgenommen. In Europa gefährden derzeit 105 Atomreaktoren unsere Lebensgrundlagen. Wenn Atomkraft in die EU-Taxonomie aufgenommen wird, werden weitere AKWs gebaut.

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe fordert zum Tschernobyl-Jahrestag das europäische Parlament und insbesondere die MdEP Abgeordneten Prof. Rene Repasi (SPD) und Daniel Caspary (CDU) auf, die Aufnahme von Atom und Gas in die EU-Taxonomie abzulehnen. Ein Grünwaschen von Gas und Atom wäre ein großer Rückschritt für die Energiewende in Europa und würde die erneuerbaren Energien ausbremsen. Jeder Euro, der aufgrund der EU-Taxonomie in fossiles Gas oder Atomkraft fließt, fehlt für eine wirkliche Energiewende. Atomkraft und Gas sind keine nachhaltigen Energien. Auch bei Uran und Brennelementen für AKW ist die EU zu einem großen Teil von Importen aus Russland abhängig.

Wir fordern einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen. Wir sagen NEIN zu Waffenlieferungen und bleiben bei einem klaren JA zu Abrüstungsverhandlungen über die Abschaffung aller Atomwaffen.