Die endlich etwas ernsthafter stattfindende
Klimawandeldiskussion befeuert neue Atomphantasien. Zwar lässt es sich
nicht mehr so leicht leugnen, dass bisherige AKW-Konzepte zu unsicher
und zu teuer sind, aber die Lobby verspricht ersatzweise eine utopische
Zukunft mit AKWs der sogenannt vierten Generation. Nie wurde diese Idee
publikumswirksamer verkauft, als mit dem „Waste-Annihilating Molten-Salt
Reactor“ (WAMSR), also ein „Abfall-Vernichtender Flüssigsalz-Reaktor“.
Dieser Artikel zeigt am konkreten Beispiel, wie der weltweit erfolgreiche Ausbau der Neuen Erneuerbaren durch das „Versprechen einer noch besseren Lösung“ sabotiert werden soll, wie durchdringend eine PR-Maschinerie sein kann, wenn die Überbringerin so erfrischend allen Clichés widerspricht, wie leichtgläubig geneigte Kreise in Wissenschaft und Politik solche Wundermittel schlucken, wie stark sich die Proponenten dieser „Lösung“ an reinem Wunschdenken orientieren, sich grenzenlos selbst überschätzen—und schliesslich wie verfehlt es wäre, sich im Kampf gegen den Klimawandel zurückzulehnen und an eine solche „Rettung durch die Atomkraft“ zu glauben.
von Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen, Frankfurt am Main , 08.09.2019
Weltweit
gibt es rund 451 Atomkraftwerke in etwa 31 Ländern, in denen jedes
Jahr rund 10.500 Tonnen abgebrannte Brennelemente anfallen. In keinem
Land auf diesem wunderschönen blauen Planeten ist die Frage geklärt,
wo der Atommüll auf Dauer gelagert werden könnte. Das wird eine
unendliche Belastung für alle zukünftigen Generationen bleiben.
Alleine für Deutschland dürfte für Lagerung und Behandlung von
Atommüll eine dreistellige Milliardensumme in Euro zusammen kommen.
Eine genaue Summe ist nicht zu schätzen!
Die
Ausgangslage in den USA
Rund
140 Atomanlagen gab es mal in den USA, davon sind 97 AKW im Juli 2019
kommerziell aktiv und rund 35 (2016) stillgelegte zivile AKW. 24
militärische AKW soll es geben, wie viele davon stillgelegt sind,
ist unbekannt. Dazu kommen noch von der US-Navy unzählige
atombetriebene U-Boote, Flugzeugträger und andere Kriegsschiffe.
Einige Atom-U-Boote der US-Navy sind in den Weltmeeren verloren
gegangen, unerreichbar versunken.
In
den USA wird Atommüll an 131 Orten in 39 US-Bundesstaaten gelagert.
Die meisten Lagerplätze für Atommüll sind wie in Russland auch
offen der Umwelt also Wind und Regen ausgesetzt, kaum gesichert und
extrem anfällig gegenüber Unfällen und/oder Naturkatastrophen.
Es
gab einen schweren Atomunfall Ende März 1979 im AKW Harrisburg.
Brennelemente schmolzen zusammen und konnten nur knapp durch die
Zementwanne unter dem AKW gehalten werden. Nach diesem Super Gau an
dem die Welt damals haarscharf vorbei geschrammt ist, wurden rund
einhundert AKW, die sich in den USA in Bau befanden oder fast
fertiggestellt waren, stillgelegt oder aufgegeben.
Militärische
Geheimhaltung wird in den USA sehr großgeschrieben, das muss man
gegenüber der US – Öffentlichkeit nicht begründen. Die betroffene
Fläche umfasst mehr als 8.500 Quadratkilometer. Zahlreiche kleinere
Anlagen sollen schon saniert sein, aber wohin mit den 77.000 Tonnen
hochradioaktiver abgebrannter Brennelemente aus der zivilen
Atomenergienutzung und der atomaren Waffenproduktion? Jedes Jahr
kommen rund 2.000 Tonnen Brennelemente dazu. Was macht man mit den
344 Millionen Liter hochradioaktiver Abfälle aus der
Plutoniumproduktion? Wohin mit der halben Millionen Tonnen
abgereicherten Uran? (Wird unter dem freien Himmel gelagert, davon
viele in einem sehr schlechten Zustand, 38.000 Zylinder in Paducah,
US-Staat Kentucky.)
Wo sollen Millionen Kubikmetern verstrahlter Werkzeuge, Metalle, Öle,
Lösungsmittel, Schutzbekleidungen und anderer Atomabfälle gelagert
werden? Und was passiert mit etwa 245 Millionen Tonnen Abraum, die
bei der Förderung des Uranerzes angefallen sind? Was soll mit den
Tailings
geschehen? (Tailings
sind flüssige und oder feste Abfälle aus der ersten Stufe der
Anreichung, nach dem das uranhaltige Gestein gemahlen und das Uran
mit z. B. Säure herausgetrennt wurde, das Endprodukt ist Yellow
Cake.) Das sind riesige Halden, die Hälfte davon sind nicht
stabilisiert worden, sie verstrahlen nach wie vor die Landschaft. Ein
Güterzug mit diesen Abraumhalden und den 344 Millionen Litern
flüssigen Atommülls würde mehr als einmal um die Erde reichen. Die
Kosten werden für die Sanierungsarbeiten auf rund 400 Milliarden
US-Dollar über einen Zeitraum von 75 Jahren geschätzt.
Im
letzten Jahrhundert, mit Beginn der vierziger Jahre (1942), wurden
alle atomaren Abfälle in die Meere entsorgt. Das damalige
Entsorgungskonzept waren die „fünf V“: Verdünnen,
Verteilen, Vergraben, Versickern und vor allem Versenken.
Nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. An der Atlantikküste der
USA von 1946 bis 1967 an 11 Stellen und im Pazifik von 1946 bis 1970
an 18 Standorten.
In
den fünfziger und sechziger Jahren wurde der Atommüll planlos
irgendwo abgelagert. Fässer mit plutoniumverseuchten Abfällen
wurden vom Lastwagen einfach in Gruben und Gräben gekippt. Das Ganze
wurde mit einer Schicht Erde zugedeckt und mit schwerem Gerät
eingeebnet. Unterlagen gibt es darüber nicht. Die zuständigen
US-Behörden müssen heute raten, wo das atomare Zeug zu finden sein
könnte. Brisante Sachen wurden mit Flugzeug über dem Meer
abgeworfen. Das US-Energieministerium musste einräumen, dass aus den
planlos deponierten Atomabfällen, zehnmal mehr Radioaktivität
austritt, als erwartet.
Endlagerung
in den USA heißt aber auch, dass die Absicherung von verstrahlten
Gebieten mit dem verbuddeln von Keramikplätzchen durchgeführt
werden. Auf der Oberseite ist ein Radioaktivzeichen, auf der
Unterseite ein Totenkopf abgebildet. Das war es dann auch, die
einzige Maßnahme, die umgesetzt wird. Ob das Menschen in 20
Millionen Jahren noch verstehen? Solange müssen die hochradioaktiven
Abfälle zum Teil strikt von der Umwelt ferngehalten werden.
Die
AKW-Betreiber von etwa der Hälfte aller US-AKW haben nicht genügend
Rücklagen für den ordnungsgemäßen Abbau alter Atomreaktoren.
Zahlreiche AKW werden daher wohl jahrzehntelang brachliegen und damit
ein Sicherheits- und Gesundheitsrisiko darstellen. Hintergrund der
Entwicklung sind steigende Kosten für den Abbruch der Atomanlagen
und die Entsorgung des gebrauchten Nuklearmaterials, vor allem aber
ist der stark gefallene Wert der Rücklagen durch die weltweite
Finanzkrise 2008 / 2009 ausschlaggebend. Genauso wie es Anlegern,
Pensionsfonds und Universitäten erging, ist auch der Wert der teils
in Aktien investierten Rücklagen der Stromkonzerne deutlich
gefallen. Die durchschnittlichen Kosten für Abriss und Entsorgung
eines Atomreaktors werden derzeit auf 450 Millionen US-Dollar
geschätzt, die Rückstellungen belaufen sich im Schnitt aber nur auf
300 Millionen Dollar. Bei 19 Atomanlagen haben die AKW-Betreiber die
Erlaubnis erhalten, die Anlagen bis zu 60 Jahre brachliegen zu
lassen. (news.yahoo, 17.06.2009)
Die
NRC-Mitarbeitenden haben eine neue Waste Confidence Rule für die
Zwischen- und Atommülllagerung radioaktiver Abfälle ausgearbeitet,
die nicht vorgibt, wie lange bestrahlte Brennstoffe gelagert werden
dürfen. Einzig die Lagerbehälter müssen alle 100 Jahre erneuert
werden. Weiter muss ein Tiefenlager innerhalb von 60 Jahren nach
Bewilligungsablauf eines AKW zur Verfügung stehen. Gemäß NRC ist
diese Vorgabe konsistent mit dem erklärten Ziel des Department of
Energy (DOE), 2048 ein Tiefenlager für radioaktiven Atommüll in
Betrieb nehmen zu können. Nach NRC Angaben werden die Commissioner
in den kommenden Monaten über das vorgeschlagene Abfallregelwerk
befinden. (nuklearforum.ch, D.S. nach NRC, Rulemaking Issue, 7. Juni
2013)
Im
September 2014 genehmigte das NRC eine neue Richtlinie zur Ersetzung
seiner „Vertrauensregel für Abfälle“, die die zugrunde
liegenden Bedenken hinsichtlich der langfristigen Behandlung
hochradioaktiver Abfälle nur unzureichend berücksichtigt. Die Regel
beruht im Wesentlichen auf der Behauptung, dass die Lagerung des
Atomabfalls in trockenen Fässern auf unbestimmte Zeit – auch auf
ewig – sicher sein wird, obwohl die NRC anerkennt, dass erst noch
eine dauerhaftere Lösung gefunden werden muss.
Die
Regel vom 26. August 2014 übernimmt die Ergebnisse einer
unterstützenden allgemeinen Umwelteinflusserklärung (GEIS) und
kommt zu dem Schluss, dass abgebrannte Brennelemente kurzfristig (bis
zu 60 Jahre) und langfristig (100 Jahre danach) sicher in trockenen
Fässern gelagert werden können in den ersten 60 Jahre) und
unbestimmte Zeiträume. Es wird kein Zeitplan für ein Endlager
festgelegt.
Hanford
Site, US-Staat Washington
Auf
dem Gelände befinden sich neun alte Plutoniumreaktoren und große
Mengen Atommülls. Zwischen 1945 und 1947 wurden über zwei
Tiefbohrungen 40 Millionen Liter radioaktiv verseuchter
Flüssigabfälle bis auf grundwasserführende Schichten abgepumpt –
neben anderen radioaktiven Substanzen wurden allein 7,7 Kilogramm
Plutonium in den Untergrund gespült. Dort lagern der gefährlichste
und die größte Menge von Atommüll in den USA. In der 1.517
Quadratkilometer großen Anlage liegen 200 Millionen Liter strahlende
Abfälle, die in unterirdischen Tanks gebunkert sind. Diese Tanks
müssen ständig gerührt werden. Die Stromversorgung darf auf keinen
Fall unterbrochen werden, sonst erfolgt eine radioaktive Reaktion in
den Tanks. Hinzu kommen 2.100 Tonnen abgebrannte Brennelemente, vier
Tonnen hochradioaktiven und giftigen Plutoniums weitere 700.000
Kubikmeter feste Abfälle und eine Milliarde Kubikmeter verseuchtes
Erdreich und Grundwasser. Die gefährlichste Strahlenquelle – von
Atomreaktorkernen abgesehen – der USA sind 1.936 Stahlzylinder, die
Zäsium und Strontium enthalten, bedeckt mit vier Meter Wasser. Es
leuchtet unnatürlich königsblau, wenn das Licht ausgeknipst wird.
Aus den Atomreaktoren von Hanford stammte auch das Plutonium für die
ersten Atombomben. 1989 wurde die Anlage stillgelegt. Insgesamt ist
dort 54 Tonnen waffenfähiges Plutonium produziert worden. Aus den
Dokumenten von Hanford – Wissenschaftler geht hervor, dass eine
radioaktive Verseuchung bis in das Jahr 1943 zurückgeführt werden
kann. Auf dem Gelände wurde eine vier Milliarden Dollar teure
Atomanlage gebaut, in der radioaktive Abfälle in Glas geschmolzen
werden können. Die Anlage dürfte inzwischen fertig sein.
US-Staat
Idaho
Auf
dem Gelände von Idaho National Engineering and Environmental
Laboratory (INEEL), ein Forschungszentrum für AKW, das später als
Lager für Atommüll genutzt wurde. Dem zuständigen Gouverneur sagte
man, dass der Atommüll in ein Endlager komme. Anfang der 80er Jahren
sollte das „Endlager“ fertig sein. Als bis 1988 nichts geschah,
stoppten im Oktober 1988 der US – Gouverneur Cecil Andrus, er war
auch mal Holzfäller, von Idaho die Atommülltransporte aus Rocky
Flats. Die Atomtransporte erfolgten durch die Union Pacific Railroad
per Bahn ins INEEL Gelände. Cecil Andrus setzte die US- Staats –
Polizei und die US-Nationalgarde in Bewegung. Diese besetzte die
Bahnstrecke bei Blackfoot. Ein M 60 Panzer wurde auch noch in
Bereitschaft gehalten. Der Gouverneur Andrus rief persönlich bei der
Eisenbahngesellschaft an und sagte, dass sie ein Problem am Hals
hätten. Sie gingen in Deckung. Er sagte wörtlich „Ich werde den
Scheißkerl mit der Schnauze über die Schienen schleifen, und dann
werden wir ja sehen, wer das Flattern kriegt“. Das brachte US-weite
Schlagzeilen in der Presse zum Problem der Atomtransporte. Im
Zeitungsartikel am nächsten Morgen, in der New York Times, war ein
Foto von einem State Trooper auf den Eisenbahnschienen abgedruckt,
der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Ein perfektes Bild.
Dieser Polizist hatte einen Bizeps wie ich Oberschenkel, so Andrus.
In einem anderen Artikel der New York Times war auch die Rede von
einem hartschädeligen Kahlkopf von Gouverneur im fernen US-Staat
Idaho. Später mussten die Atomtransporte wieder aufgenommen werden.
Der US – Kongress hatte eine Gesetzesvorlage zur Bewilligung von
Geldern beschlossen, die dazu führte, dass der Atommüll der US –
Navy aus „Gründen der nationalen Sicherheit der USA“ angenommen
werden müssen. Cecil Andrus wurde viermal zum Gouverneur von Idaho
gewählt 1995 folgte der Beschluss, die plutoniumverseuchten Abfälle
hier auf dem INEEL Gelände in einer Atommüll- und
Giftmüllverbrennungsanlage zu verbrennen.
US-Staat
Minnesota
Die
Lagerbehälter am AKW Prairie Island in der Nähe von Minneapolis im
US-Staat Minnesota haben 23 Zentimeter dicke Mäntel aus Stahl. Der
Standort ist vor allem aufgrund der Lagerung des Atommülls in großen
Stahl Fässern vor Ort auf dem Überschwemmungsgebiet des Mississippi
umstritten. Sie fassen jeweils 16 Tonnen abgebrannte Brennelemente.
Am Standort ist die Anzahl von 48 der oberirdisch lagernden Behälter
auf 17 begrenzt worden. Sie reichten nur bis 2003. Der Betreiber,
seit dem Jahr 2000
Xcel,
beantragt den Ausbau des Atommülllagerung über die Grenze von 17
Fässern hinaus. Das wird vom Gesetzgeber gewährt. Die
Betriebszeiten werden 2011 von der NRC für Block 1 auf 2033 und
Block 2 2034 verlängert.
Der
AKW-Betreiber
Xcel
muss pro Jahr 2,25 Mio. US-Dollar an die Indianische Gemeinde der
Sioux bezahlen um eine Evakuierung und Notfallmanagement-Maßnahmen
zu erleichtern, bei dem Erwerb und Entwicklung neuen Landes zu helfen
und eine Gesundheitsstudie zu ermöglichen. (Stand 27.04.2014)
Allein
aus den AKW kommen jedes Jahr rund 2000 Tonnen abgebrannte
Brennelemente hinzu. Schon heute sind in einigen US – AKW die
Kapazitäten der wassergefüllten Abklingbecken erschöpft. Die
abgebrannten Brennelemente werden oberirdisch im Freien in
Lagerstätten deponiert, noch nicht einmal eine „Kartoffelscheune“
wie in Gorleben ist da vorhanden. Diese Zwischenlager sind für
mindestens 20 Jahre als sicher zugelassen.
Carlsbad,
US-Staat New Mexico
Dieses
Atommüllendlager in einem mächtigen Salzstock in 655 Metern Tiefe,
in der Wüste von New Mexico, nahm am 26.3.1999 den Betrieb auf. Mit
der ersten Genehmigung eines Atommülltransportes wurde das
Atommülllager eingeweiht. Diese Anlage liegt 40 km östlich von
Carlsbad im US-Staat New Mexiko und war seit Jahren betriebsbereit.
1983 wurde das „Endlager“ ausgebaut. Große Mengen Sickerwasser
sind in das Endlager schon eingedrungen. Dieses Salzendlager ist ganz
eindeutig für Atommüll nicht geeignet.
Das
Waste
Isolation Pilot Plant (WIPP) soll bis 2035 mit rund 850.000 Fässer
mit Transuran – Abfällen bestückt werden.
Endlagerung
auf amerikanisch!!!
So
sagte die Leiterin Inés Triay von WIPP: „Ich will dieses Soll
mindestens 15 Jahre früher erreichen,“ so die Chemikerin, die ihre
Anlage „trotz einer Fülle von Vorschriften“ wie ein
Wirtschaftsunternehmen führt, „es gibt buchstäblich Zehntausende
von Vorgaben, an die ich mich halten muss und es werden immer mehr.
Das kostet Zeit und Geld.“ Wenn Ihr Plan aufgeht, wird sie
Einsparungen von rund acht Milliarden US-Dollar erzielen – das ist
in etwa genau die Hälfte des für das dieses Endlager veranschlagten
Geldes.
US-Staat
Utah
Auf
dem Reservat der Goshutes Indianer, der Skull Valley Gruppe soll ein
oberirdisches End- oder Zwischenlager für Atommüll entstehen. Rund
40.000 Tonnen Brennelemente sollen hier deponiert werden. Das
Indianergebiet liegt 55 km westlich von Salt Lake City. Die
Regierung des US-Staates läuft Sturm gegen das geplante
Atommülllager, ihr sind aber die Hände gebunden, da das
Indianergebiet ist. Die geplante Atomanlage wurde von der zuständigen
US Bundesbehörde am 12.03.2003 verboten.
Atomtransporte
Die
Castorbehälter in den USA haben hantelförmige Polster aus Balsaholz
und andere Dämmstoffe. Beim Transport auf der Schiene werden
Pufferwaggons zwischen den Transportbehältern gekoppelt. Kombiniert
mit LKW Transport, ohne Plane. Das Balsaholz ist ein sehr leichtes,
schwimmfähiges Holz mit dem Thor Heyerdahl mit der „Kon-Tiki“,
ein Balsa-Floß, 1947 auf dem Pazifik von Peru nach Polynesien
geschippert ist. Richtig ist, dass die Atommülltransporte aus 39
US-Bundesstaaten per Lastwagen oder Zug stattfinden müssen. Die
durchschnittliche Entfernung, die Atommülltransporte zurücklegen
betragen rund 3.200 Kilometer. Mit der Zahl der Atomtransporte und
den endlos langen Strecken steigt nach Meinung der
Atomkraftgegner*innen das Risiko von Pannen, Unglücksfällen oder
auch mögliche Terroranschlägen.
In
den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden möglicherweise
Zehntausende von Tonnen hochradioaktiver Substanzen auf der Straße
und Schiene kreuz und quer durch die USA gekarrt werden. Die meisten
AKW in den USA stehen an der Ostküste, das geplante Endlager in den
Yucca Mountain liegt im Westen des US-Staat Nevada, rund 140 km
nordwestlich von Las Vegas an der Staatsgrenze des US-Staats
Kalifornien gelegen. Grob gesagt an der Westküste.
So
werden in den USA auch andere Atommüllbehälter getestet. Diese
speziellen Stahlcontainer werden aber kaum einen Brand überstehen,
wie in Baltimore in einem Tunnel geschehen, der fünf Tage lang nicht
gelöscht werden konnte. Dort verunglückte ein mit Giftmüll
beladener Güterzug. Unvorstellbar, wenn es sich dabei um einen
Transport mit abgebrannten Brennelementen gehandelt hätte.
Yucca
Mountain, US-Staat Nevada
Seit
1978 wurden neun Mrd. US-Dollar für die Erkundungsarbeiten zum
geplanten Atommülllager Yucca Mountain ausgegeben. 1982
wurde
der Nuclear Waste Policy Act (Atommüllbeseitigungsgesetz)
verabschiedet, da standen neun
mögliche Standorte für eine unterirdische radioaktive Lagerung zur
Diskussion. 1986 waren noch drei
in der engeren Wahl, so ein
Salzstock im Deaf County in Texas, der Basaltfels bei Hanford im
Staat Washington und der vulkanische Tuff des Yucca Mountain. Der
Kongress in Washington hat Yucca
Mountain
1987 als potenzielles Endlager für abgebrannte Brennelemente und
andere hochradioaktive Abfälle ausgewählt, weil dort in der
Wüstengegend weitzerstreut nur 3.000 Menschen leben. Auf Grund der
schwachen Bevölkerungsdichte, wird von der US-Bundesregierung in
Washington DC der geringste politische Widerstand erwartet. Dort
sollte nun bis zum Jahr 2010 ein unterirdisches Lager für 77.000
Tonnen Atommüll entstehen. In dieses Labyrinth sollen 12.000 große,
Castorähnliche Behälter mit abgebrannten Brennelementen und 4.500
weitere Behälter mit hochaktivem Müll aus der Atomwaffenproduktion
von 24 Militärbasen endgelagert werden. Die dabei entstehende Hitze
von rund 200 Grad Celsius soll Sicker- und Tropfwasser verdampfen und
die Lagerstellen trocken halten. Durch die extrem hohe Strahlung
werden alle Behälter spätestens in 5000 Jahren aufgelöst sein. Bis
heute sind vier Milliarden US-Dollar investiert worden, um den 450
Meter hohen Gebirgszug auf seine Tauglichkeit hin zu untersuchen. Das
Projekt ist unter Fachleuten und Anwohnern sehr heftig umstritten.
Der Strahlungshöhepunkt im Atommüllendlager wird nach Berechnungen
erst in 400.000?!? Jahren erreicht werden.
Erdbeben
kommen immer mal wieder vor, das Grundwasser in dem Wüstengebiet
wird eindeutig gefährdet, die Nickellegierung bestehender
Lagerbehälter sollen angeblich laut dem US-Energieministerium eine
Haltbarkeit von mindestens 10.000?!?! Jahren haben. Umweltschützer
und der US-Staat Nevada gehen eher von 500 Jahren aus.
Im
Januar 2002 erklärte Energieminister Spencer Abraham in Washington,
D.C., Yucca
Mountain
sei „vom wissenschaftlichen Standpunkt her nicht zu beanstanden und
sei für die Erschließung „technisch geeignet“. Er leitete
daraufhin die Vorlage an den Präsidenten weiter.
Präsident
Bush genehmigte das Atommüllendlager am 15. Februar 2002, der
US-Staat Nevada legte am 8. April Widerspruch beim Kongress ein. Nun
lag die Entscheidung beim US-Senat, der Nevadas Veto mit einfacher
Mehrheit überstimmen kann. Der Senat stimmte am 10.7.2002 mit 60
gegen 39 Stimmen überraschend deutlich für das Endlager in Yucca
Mountain.
Die Gegner des Projektes wandten ein, auch der Transport von Atommüll
ist ein gefährliches Unterfangen – nicht zuletzt wegen der Gefahr
terroristischer Anschläge. Die Beweise, dass Atommüll sicher
gelagert werden kann, konnte von der US-Regierung nicht vorgelegt
werden. Die gibt es auch nicht.
Mit
dem Ja des US-Senats war eine wichtige Hürde übersprungen. Das
US-Energieministerium musste für das rund 60 Milliarden US-Dollar
teure Endlager eine Lizenz bei der Atomaufsichtsbehörde beantragen.
Das dauerte einige Jahre. Das Ergebnis ist alles andere als klar.
Yucca
Mountain
ist keine
sichere Sache, so haben Umweltgruppen und die Behörden des
US-Bundesstaates Nevada angekündigt den Widerstand auch auf der
juristischen Ebene fortzusetzen. Umweltschützer und Anwälte
erklärten: „Unser Kampf ist mit der Senatsentscheidung nicht zu
Ende gegangen, er hat erst begonnen …“
…
und der Kampf gegen das Atommüllendlager in Nevada ging weiter.
Der
US Bundesstaat Nevada legte fristgerecht Klage gegen das zentral
geplante atomare Endlager der US-Bundesregierung ein. Das zuständige
US-Gericht erklärte in seinem Urteil am 20.07.2004 die
Sicherheitsgarantie für 10.000 Jahre für illegal. Der US –
Nationale Wissenschaftsrat hatte berechnet, dass die eingelagerten
Atommüllabfälle erst nach 100.000 Jahren die meiste Strahlung
emittieren werden und empfohlen, dass die Sicherheitsgarantie 10.000
Jahre auf jeden Fall übersteigen solle. Zehntausende Tonnen
hochradioaktiver Atommüll aus den 103 landesweit betriebenen AKW und
allen militärischen Anlagen, Atom – U – Boote, Flugzeugträger
sollen im Endlager eingelagert werden. Im Augenblick liegt das
atomare Zeug in offene Zwischenläger im zum Teil im Freien an den
AKW – Standorten oder auf Militärstützpunkten. Die US
Bundesregierung hatte sich schon 1950 verpflichtet, die Verantwortung
für die Entsorgung des Atommülls zu übernehmen. Eine alternative
Planung der US-Bundesregierung liegt nicht vor. Eine 20-jährige
Vorbereitungszeit für das atomare Endlager und neun Milliarden
US-Dollar sind möglicherweise in den Sand gesetzt. Die
Umweltschützer bleiben bei ihrem rigorosen Nein zum atomaren
Endlager. Der vorgesehene Gebirgszug ist tektonisch instabil und für
ein atomares hochradioaktives Endlager absolut ungeeignet.
Sollte
das Yucca Mountain Project entstehen, und es sah 2005 danach aus, so
wäre perspektivisch mindestens jeder siebte Amerikaner von
Atomtransporten direkt betroffen. Das hatte die Environmental Working
Group noch vor dem angekündigten Bau neuer AKW im Jahr 2004 anhand
der geplanten Routen errechnet. Auch das Weiße Haus liege etwa nur
1,8 Kilometer von einer Castortransportroute entfernt.
Bisher
ist man davon ausgegangen, dass Plutonium immobil ist, da es nur eine
sehr geringe Wasserlöslichkeit besitzt. Dass diese Annahme falsch
ist, zeigen Studien, die am Lawrence Livermore und am Los Alamos
National Laboratories durchgeführt wurden. Die Forscher untersuchten
das Testgelände im US-Bundesstaat Nevada, auf dem insgesamt 826
unterirdische Atombomben in den Jahren zwischen 1956 und 1992 zur
Explosion gebracht wurden. Sie fanden heraus, dass das radioaktive
und extrem giftige Plutonium doch wandert. Ein Teil bindet an winzige
Mineralpartikel und nutzt diese als Transportmittel. Eine Strecke von
rund 1,3 Kilometern hat das Plutonium in über 30 Jahren
zurückgelegt.
Die
Kosten für Yucca-Mountain wurden 2009 auf rund 97 Milliarden
US-Dollar geschätzt, 13,5 Milliarden wurden für das Atommülllager
bereits ausgegeben.
Das
Scheitern des Yucca-Mountain-Projekts wurde im Januar 2012
bekanntgegeben. Die „Blue Ribbon Commission on America´s
nuclear future“ empfahl im selben Jahr eine stärker
konsensorientierte Vorgehensweise bei der Standortsuche und bei
Abfalltransporten sowie ein unabhängiges Programm für Atommüll.
2013
stellte ein US-Bundesgericht fest, dass die Nuclear Regulatory
Commission verpflichtet sei, die technische Evaluation
fertigzustellen, auch wenn die US-Bundesregierung das Verfahren nicht
fortsetzen wolle. Im Januar 2015 legte die Nuclear Regulatory
Commission den fünfteiligen Bericht vor, und kam zum Schluss, dass
aus technischer Sicht ein Endlager in Yucca Mountain nach den
Entwurfsplänen geeignet ist. Demgegenüber sieht der im Februar 2015
erstellte Entwurf des US-Bundeshaushalts keine Mittel mehr für Yucca
Mountain vor. Nachdem der 114. US-Kongress der Vereinigten Staaten in
beiden Häusern eine Mehrheit der Republikanischen Partei hatte, und
diese Yucca Mountain unterstützten, gilt die politische Entscheidung
als offen.
Der
aktuellen US-Präsidenten Donald Trump will die Bauarbeiten Yucca
Mountain wieder fortsetzen lassen. Will neue AKW bauen lassen. Das
Interesse am Wohlbefinden der US-amerikanischen Bevölkerung jetzt
und in der Zukunft sind einem Donald Trump wohl herzlich egal.
Da
die USA, wie andere Staaten auch, ihre Atomwaffen modernisieren und
einen völkerrechtlichen Abrüstungsvertrag nach den anderen
kündigen, wird das zu einem knallharten Wettrüsten von allen
Ländern mit Atomwaffen führen. Die Atommüllmengen werden
unbegrenzt weiter wachsen und niemand weiß wie das hochgefährliche
Zeug gelagert werden kann. Auch vor Donald Trump deutete sich diese
Richtung schon an. Die Atomwaffenlobby in den USA hat da ganze
Arbeitet geleistet. Ein riesen milliardenschweres Geschäft für alle
beteiligten Firmen. Die sind verrückt geworden.
Nicht
nur meine Eltern sondern alle anderen Soldaten aus Frankreich,
Deutschland, Polen, Ukraine, Russland und den USA haben nach dem 2.
Weltkrieg gesagt: Nie wieder Krieg! Wie können Menschen und Militärs
aller Länder heute glauben, dass ein Atomkrieg wieder geführt
werden könnte. Das ist irre! Es ist der Geruch des Krieges, wie ein
amerikanischer Kriegsteilnehmer des 2. Weltkriegs im Interview sagte,
der ja im Fernsehbeitrag nicht übertragen werden kann. Das gilt
heute auch z. B. für Syrien.
Da
in den USA vorzeitig die Präsidentschaftswahlen begonnen haben,
werden wohl keine Entscheidungen zum Atommüll bis November 2020
fallen.
Abfallarten
und Mengen in den USA (Stand 2002)
Hochradioaktive
Abfälle
Die
gefährlichsten radioaktiven Abfälle sind abgebrannte Brennelemente
aus AKW (47.000 Tonnen) sowie flüssige Abfälle aus der
Plutoniumwaffenproduktion (344 Millionen Liter).
Transuran
– Abfälle
Schutzbekleidung,
Werkzeuge und andere Materialien, belastet mit Plutonium, Neptunium
und anderen künstlich hergestellten Elementen, die schwerer sind als
Uran. Ungefähr 321.000 Kubikmeter lagern auf staatlichen Deponien,
ein Teil auch im Endlager in New Mexico im Salz eingelagert.
Schwachradioaktive
Mischabfälle
Unter
diesem Sammelbegriff fallen radioaktive und gefährliche Abfälle aus
Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen sowie Überreste
stillgelegter AKW, Luftfilter, Kleidung und Werkzeuge. Die
Gesamtmenge wird auf rund 13 Millionen Kubikmeter geschätzt.
Uranabbau:
Hier Abraumhalden
Mit
240 Millionen Tonnen ist das der größte Abfallposten in den USA.
Der Abbau erfolgte auf dem Land, was der indigenen Bevölkerung
zwangsweise zugewiesen worden ist, damals wurde das Land als
„wertlos“ betrachtet. Das ist jetzt mobil geworden und wandert um
die Erde. Der Planet hatte nicht umsonst, das Zeug in Gestein
gebunden.
Transurane:
Sie werden vor allem in den USA als gesonderte Abfallkategorie
geführt. Vom U.S. Department of Energy (DOE) werden sie definiert
als „Abfälle, die mit Alphastrahlern der Ordnungszahl >92
und Halbwertzeiten über 20 Jahre in Konzentrationen oberhalb von 100
nCi/g kontaminiert sind“.
Schwach-
und Mittelaktiver Atommüll
ist in den USA nicht definiert. Man könnte ironisch sagen, alles was
kein Brennelement ist.
Quellen:
„Chronik
der weltweiten Anti-AKW-Bewegung“, Arbeitstitel,
Stand 05/2005, 305 Seiten, Dieter Kaufmann Arbeitskreis gegen
Atomanlagen, Frankfurt am Main. (noch nicht veröffentlicht)
„Atommüll
– die unsichtbare Gefahr“
von Michael E. Long, National Geographic Deutschland, Ausgabe Juli
2002, Seite 35 – 67,
Lebenszeit,
Halbwertzeit. Reportagen aus einer Zeitenwende: Vom Atomzeitalter ins
Zeitalter des Atommülls.
Englische Übersetzung von Ilse Strasmann. Zweitausendeins, Deutsche
Erstausgabe, 1.Auflage Februar 1998, ISBN 3-86150-223-2
Salzburger
Nachrichten vom 12.7.2002, Casper Star Tribune, US-Staat Wyoming vom
12.3.2003, TAZ, 21.7.2004, TAZ Nr. 7458, 10.9.2004, Seite 18.
Huffington
Post: Yucca
Mountain Project: Failed Nuclear Waste Site Should Be Replaced, Panel
Says
vom 26. Januar 2012 (via WayBack)
americangeosciences.org:
Recommendations from the Blue Ribbon Commission on America’s Nuclear
Future for a Consent-Based Approach to Siting Nuclear Waste Storage
and Management Facilities
vom 7. Juni 2012.
https://www.americangeosciences.org/policy/hearing-summaries/recommendations-blue-ribbon-commission-americas-nuclear-future-consent-based-approach-siting
Liste
von atomaren Endlagern in den USA,
nicht vollständig, weil die Meldung an die Internationale
Atomenergie-Organisation (IAO) freiwillig ist. (IAEO; Englisch
International Atomic Energy Agency, IAEA), www.iaea.org
Am Dienstag Abend (20. August) wurde in Gorleben Atommüll angeliefert, nach Angaben des Fahrers kam der LKW aus Karlsruhe. Dort wird auf dem Gelände des ehemaligen Forschungszentrums in großem Stil Atommüll konditioniert und gelagert – und durch den Abbau der dortigen Atomanlagen auch noch produziert.
Gorleben Atomtransport 20.8.2019, Foto: K. Rudek
Was genau der graue Container enthält und ob die Transporte regelmäßig ablaufen, ist unklar.
Wie zu lesen ist, tut sich der Landkreis Karlsruhe schwer, den freigemessenen Atommüll, der beim Abriss im Atomkraftwerk AKW Philippsburg und im ehemaligen Kernforschungszentrum, KIT Nord in Leopoldshafen/Linkenheim entsteht, loszuwerden. Es gibt keine geeignete Hausmülldeponie, die dafür ausgelegt wäre, diesen sehr speziellen radioaktiven Müll, der laut Regierung vollkommen harmlos sein soll, aufzunehmen.
Abgesehen davon, dass der Müll z.B. Plutonium und andere künstliche radioaktive Strahler, die aus AKW Betrieb stammen und krebserregend sind, beinhaltet, spricht der Gesetzgeber von Mengen, die unterhalb der vom Staat und Betreiber festgelegten Grenzwerte sind. Radioaktive Strahlenbelastungen bis 10 Microsievert (10 μSv) gelten per Definition als unschädlich, hat die Politik festgelegt um den Betreibern den Abriss möglichst kostengünstig auf Hausmülldeponien, Wertstoffhöfen, im Straßenbau und im Recycling zu ermöglichen – „Nachtigall ick hör dir trapsen“ oder „ein Schelm der Böses dabei denkt“? Aber die Wissenschaft ist sich einig: Es gibt keine Grenzwerte unter denen Radioaktivität ungefährlich ist.
Irgendwie glauben die Verantwortlichen immer noch daran, dass der Bürger doch nicht mündig ist, dass man ihm ein „X für ein U“ vormachen kann – weit gefehlt. Auch vorbei sind die Zeiten, in denen ein Landrat den Müll einem anderen Landkreis seiner ehemaligen Deponie-Arbeitsstätte von der Öffentlichkeit unbemerkt unterjubeln kann. In der gesamten Republik wehren sich Bürger, Gemeinde- und Kreisräte, Bürgermeister und Landräte gegen die Verharmlosung der Gefahr die auch von geringer künstlicher Radioaktivität aus dem Abriss von AKWs und Forschungsstätten für Mensch, Tier, Pflanze, Boden, Wasser, Luft ausgeht. Private Deponiebetreiber lehnen bundesweit die Annahme dieser giftigen Stoffe selbst gegen Bares vehement ab. Es bilden sich allenortens Bürgerinitiativen in Deponienähe, und selbst die Landesärztekammer und der Deutsche Ärztetag, BUND und viele andere weitblickende Organisationen wehren sich dagegen den Atommüll den kommenden Generationen unkontrolliert zu überlassen – und das mit Recht.
Allen, außer den Betreibern und dem Gesetzgeber, ist klar, wie denn eine Lösung des Problems aussehen könnte, denn: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“! Diese „gering radioaktiv“ verseuchten Stoffe sollten unter Atomaufsicht und am besten auf dem AKW-Gelände bleiben. Den nächsten Generationen zuliebe, auch wenn wir dafür etwas tiefer in die Tasche greifen müssten. Es wären auch keine Überlandtransorte notwendig, und die Arbeiten beim Abriss wären wesentlich ungefährlicher für die Menschen. Eine abschließbare Halle würde reichen, um zu verhindern, dass Radioaktivität in die Luft, ins Erdreich oder ins Grundwasser gelangen könnte. Diese Gebäude gibt es auf den Werksgeländen schon oder könnten leicht errichtet werden.
Noch anfügen möchte ich, dass in der letzte Woche die vom Umweltministerium veröffentlichte Abfallbilanz für BaWü auf 123 Seiten das Thema radioaktiver Freimessmüll aus AKW Abriss überhaupt keine Erwähnung findet und der Landkreis Karlsruhe vom Umweltminister Untersteller offensichtlich im Stich gelassen wird.
Die Aktionen in Nancy sind vom Juni auf den 27.- 29. September 2019 verschoben worden.
Von
Freitag bis Sonntag gibt es vielfältige Möglichkeiten zu
Information und Austausch.
Hier
nun das Programm (endgültig!):
Freitag,
27. September
abends:
wenn ihr schon da seid, laden wir euch zu einer Abendveranstaltung zu
den alten und neuen Problemen um Cigéo ein. (Cigéo ist das
geplante Atommüll-Lager in Bure).
Samstag,
28. September
Der
Wind von Bure weht in Nancy!
Morgenprogramm:
Begrüßung, Werkstätten zur Herstellung der Dekoration für einen
bunten Nachmittag. Wir haben folgende Idee: da die Radioaktivität
nicht sichtbar ist, wollen wir sie zeigen. Eure Kreativität ist
gefragt!
Am
Nachmittag:
14 Uhr: Treffen Cours Leopold im Zentrum von Nancy. Symbolische
Aktionen. Bilder eines post-apokalyptischen Universums. Wie sieht die
Welt nach einer radioaktiven Explosion aus?
am
Abend:
Konzerte, Ball der „Übeltäter*innen“ im Festsaal von Vendoeuvre
(südwestlich vom Stadtzentrum auf der Höhe gelegen), erreichbar mit
der Tram. Tolles Buffet mit selbstgemachten Leckereien!
Sonntag,
29. September
Nach
einem guten Schlaf auf einem schönen Flecken Erde auf den Höhen von
Vendoeuvre, wo ihr eure Zelte aufschlagen könnt, wollen wir über
die Fragen sprechen, die uns am Herzen liegen:
1.
die
Frage der Beschäftigung
bei Subunternehmen und Zulieferern im Nuklearbereich. Beitrag von
Gilles Reynaud, Angestellter in der Atomindustrie und Atomgegner, der
gegen die schlechten Arbeitsbedingungen kämpft, vor allem im Bereich
Service.
2.
workshop: Rettet
die Atomenergie das Klima?
danach,
wenn ihr noch da seid: Nachdenken über das weitere Vorgehen im Kampf
um das Atommüll-Klo.
Genauere
Infos über den Ablauf und die Fahrtmöglichkeiten vor Ort kommen
noch.
Sagt
bitte bald Bescheid, wenn ihr nach Nancy fahren wollt, damit wir die
Fahrt organisieren können!
Die
Initiativen, die gegen die Atommüllanlage kämpfen, brauchen unsere
Unterstützung und die Unterstützung aller Europäer.
Sie
schreiben, dass sie immer wieder „auf ihrem Land, in ihren Ideen
und in ihren Herzen“ mit einer Strategie konfrontiert sind, die sie
erschöpfen und auseinander bringen soll.
„In
den Jahren 2018 und 2019 haben wir von Seiten der Obrigkeit einen
erbitterten und methodischen Kampf erleben müssen, der darauf
abzielt, jede Form von Protest auszulöschen. Das Gebiet ist
militarisiert worden. Wir sind unserer Domozile beraubt worden,
vertrieben aus dem Wald von Lejuc(Anmerkung:der gerodet werden soll),
sind wiederholt illegal im Haus des Widerstands durch die
Ordnungsmacht heimgesucht worden, die jedes Mal mit dem Kärcher das
Wenige an Intimität, das uns geblieben ist, hinweggefegt hat. Unsere
Aktionen und unsere Worte sind kriminalisiert worden. Unsere
Freundschaften und unsere Entschlossenheit gegen das größte
Industrie-Projekt in Europa sind gerichtlich durch eine Anklage als
„kriminelle Vereinigung“ umgedeutet worden……“
zu: BNN, Ausgabe Karlsruhe, „Globaler Natur“, 28. Juni 2019
Die
Atomkraft ist tot. Eine Wahrheit – zumindest in Deutschland – die von
Menschen wie dem Leserbriefschreiber Herrn Göller nicht gern gehört
wird.Er
hofft darauf, dass es doch noch Staaten gibt die weiter an dieser
antiquierten Technik festhalten wollen – durch Wiederbelebungsversuche
mit Hilfe der Forschung an neuen Atomreaktoren der 4. Generation. Auch
das Klima will er retten mit tausenden neuen Meilern quer über den
Planeten verteilt. Die sollen dann auch in Dritte Welt Ländern,
Schwellenländern, labilen- und Terrorstaaten betrieben werden um seinen
Traum von allgegenwärtiger Radioaktivität Realität werden zu lassen.Die
Hoffnung an die grenzenlose Macht von Technik und Wissenschaft sowie
Forschung „auf Teufel komm raus“, hat trotz unsagbarer Katastrophen mit
Atommeilern, der Verseuchung der Welt mit radioaktiven Abfällen und
täglichem produzieren von neuem Atommüll seinen Glauben an den
Forschergeist nicht trüben können.Nur
gut, dass Schüler, Jugendliche, Studenten, Eltern und kritische
Wissenschaftler die Freitags weltweit auf die Straße gehen auch hier
einen anderen Weg einschlagen wollen – denn Horrorszenarien wie in
Tschernobyl, Fukushima, Asse und die vielen anderen Verseuchungen, mit
vom Menschen gemachter Radioaktivität, gab es bisher leider genug und
wird gerade für die kommenden Generationen noch zum Damokles Schwert.Ich
denke, es ist an der Zeit den Genius der Forscher lieber gezielt in
regenerative Energieprojekte fließen zu lassen – für die Sicherheit und
Überlebensfähigkeit der Menschen, des Klimas und der Welt wie wir sie
dringend brauchen – nicht für die der Reaktoren. Frei nach dem Motto:
Weg mit Kohle und Atom – erneuerbar ist unser Strom.
Festival les BURE’LESQUES 9-10-11 août 2019 à Hévilliers en Meuse Festival de résistance contre le projet de poubelle atomique Cigéo en Meuse/Haute-Marne
Kommt zum Festival des Widerstands am 9.-10.-11. August nach Lothringen
Eine
gute Nachricht: noch kommen keine atomaren Abfälle nach Bure. Die
Genehmigung für den Bau des Mega-Atomklos wird immer wieder verschoben –
aber es gibt ein großartiges Festival mit viel Musik, Akrobatik,
Filmen, Theater, Infos, Vorträgen ……ein Programm für alle, eine
Kantine mit top bio-Essen aus der Region.
Wo kann man schlafen? Es gibt einen Campingplatz Wo findet das Festival statt? An der D 31 zwischen den Gemeinden Hévilliers und Couvertpuis, nicht weit von Nancy.
Warum wollen wir gemeinsam Widerstand leisten?
Was macht man mit dem atomaren Abfall? Und wann steigt man endlich aus der Atomenergie aus?
In Frankreich kann nicht bewiesen werden, dass das Projekt der ANDRA zur Lagerung des radoaktiven Mülls sicher ist. In Belgien hat das Projekt MOL dieselben Probleme auf lehmigem Boden, in dem das Wasser nicht abfließt. Die schwedische Regierung verschiebt zum zweiten Mal die Genehmigung für den Beginn der Baustelle im Granit in Fosmark. Was wird Finnland
tun, das sein Projekt auf derselben Technologie aufgebaut hat, die
darauf abzielt die Radioaktivität in Behälter aus Kupfer einzupacken,
die schnell korrodieren?
Die USA
haben die Auswirkungen einer Explosion eines Gebindes mit schlecht
konditioniertem radioaktivem Müll in einer Tiefe von 600m unter der Erde
getestet, und es wird 2 Milliarden Dollar kosten eine Beton-Abdeckung
zu gießen über den Hunderten von Schächten, die schon gegraben wurden,
und die aufzufinden sich niemand die Mühe machen wird.
Und schließlich Deutschland,
das die katastrophale Erfahrung beim Abladen des atomaren Mülls in eine
ehemalige Salzmine in Asse gemacht hat: das Wasser hat die Container
angefressen und nimmt die Radioaktivität mit.
Von Freitag, 5. Juli bis Dienstag, 9. Juli weht vor dem Ständehaus die Mayors for Peace-Flagge. Karlsruhe ist seit 2015 Teil des weltweiten Städtebündnises „Mayors for Peace/Bürgermeister für den Frieden“, das ein ausnahmsloses Verbot von Atomwaffen fordert.
Dazu eine Stellungnahme des „Karlsruher Bündnises gegen neue Generationen von Atomreaktoren“:
Das „Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren“ begrüßt, dass OB Frank Mentrup und die Stadt Karlsruhe bereits 2015 dem Städtenetzwerk „Bürgermeister für den Frieden“ beigetreten sind, das ein weltweites Verbot von Atomwaffen fordert. Konsequenterweise sollte OB Mentrup dann auch seine Haltung gegenüber den Forschungsvorhaben des Joint Research Centre (JRC) revidieren. Wir fordern ihn auf, sich dafür einzusetzen, dass die Forschung am Brennstoffkreislauf neuartiger Reaktoren, die die Weiterverbreitung von Atomwaffen ermöglichen, in Karlsruhe verboten wird.
Hintergrundinformationen entnehmen Sie bitte dem Kurzvortrag von Dr. Dirk Harmsen, Mitglied im „Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren“: „Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) und der Entwicklung neuartiger Flüssigsalz-Kernreaktoren mit Thorium als Brutstoff?“ auf dieser Homepagel
Leserbrief von Harry Block, veröffentlicht am 24.06.19 in der BNN
Zu „Symbol für ein funktionierendes Europa“ vom 21. Mai:
Unter dem Mäntelchen der Sicherheit baut man ein Gebäude, verharmlosend als ‚Laborflügel M‘ bezeichnet, für 64 Millionen Euro in unseren Hardtwald. Was schützen die 4 700 Tonnen Stahl und 24 000 Kubikmeter Beton? Bei der Mediation über diesen Neubau im Jahre 2011 wurde deutlich, dass das Institut für Transurane (ITU) – heute Joint Research Centre (JRC) – bereits seit den 1960er Jahren eine unbefristete Umgangs- und Lagergenehmigung für 180 Kilo Plutonium besaß, die in der Neugenehmigung durch den grünen Umweltminister nur insoweit modifiziert wurde, dass man diese neue Genehmigung nur bis zu 80 Kilo ausnutzen will.
Die Genehmigung für das Gebäude M enthält aber unter anderen aber auch eine atomrechtliche Umgangsgenehmigung (man kann also immer herausnehmen und neu hinzufügen) für 50 Kilo Uran 235 (dieses war der Zündstoff der Atombombe auf Hiroshima) und 300 Kilo schwach angereichertes Uran, 30 Kilo Neptunium sowie 450 Kilo Thorium und so weiter.
Das sind riesige Mengen für ein Forschungslabor, und es stellt sich die Frage: Was machen die damit?
Für reine Sicherheitsforschung, Ausbildung von Zoll und Inspektoren der IAEO sowie für medizinische Forschung würden wenige Gramm dieser radioaktiven Stoffe reichen. Wer wie ich am Tag der offenen Tür des JRC durch dieses Gebäude M geführt wurde und die riesigen Dimensionen der „Labore“ und Sicherheitseinrichtungen in Augenschein nehmen konnte, der spürt, dass hier weiter hocheffiziente neue Atomforschung im Auftrag der atomfreundlichen europäischen Gemeinschaft gemacht werden wird. In den noch einzubauenden „Heißen Zellen“, die das Hantieren mit diesen hochstrahlenden Stoffen ermöglichen, werden neue „Brennstäble“ gebaut und nach der Bestrahlung in einem Atomkraftwerk zurückgebracht und weiter für neue Reaktortypen „optimiert“.
Mit „Sicherheit“ kann heute anscheinend alles legitimiert werden, egal wie absurd die Dinge auch sein mögen.
Sicherheit erscheint „alternativlos“, denn niemand kann für „Unsicherheit“ sein, schon gar nicht bei einer Hochrisikotechnologie wie Atomkraft. Der Vertreter des Landes lehnt Anwendungsforschung für neue Atomreaktoren in dem Neubau ab. Das sind leere Worte. Würde man hier nur anwendungslose Forschung betreiben, so wäre das bestenfalls das Herumdoktern an einigen physikalischen Ungeklärtheiten in Sachen der radioaktiven Elemente. Es wird unter dem Begriff „Sicherheitsforschung“ Brennstoffforschung betrieben. Das Institut stellt neuartige „Brennstäble“ her, die zur Entwicklung fortgeschrittener Reaktoren der vierten Generation benötigt werden. In der Genehmigung steht zwar, dass Forschungen im Zusammenhang mit Reaktorsystemen der sogenannten vierten Generation ausgeschlossen seien. Das ist nur die halbe Wahrheit. Man forscht hier nicht an einem neuen Reaktortyp, das machen andere. Man entwickelt Brennstoffe für die vierte Generation, was aber deren Voraussetzung für neue Reaktoren ist. Und „das können weltweit nur wir“. So die mehrfach öffentlich geäußerte Aussage von Thomas Fanghänel, damals Chef vom ITU und heute in Brüssel beim JRC (gemeinsame Forschungsstelle der EU) Berater für die vierte Generation von Atomreaktoren.
Der Bevölkerung der Region Karlsruhe darf man weder die radioaktiven Emissionen des Instituts (auch die besten Filter lassen Stoffe wie hoch radioaktives, giftiges Plutonium in winzigen Mengen durch) noch die ständigen Transporte mit radioaktivem Material zumuten.
Vortrag auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Dortmund, am 21.06.2019
von
Dr. Dirk-M. Harmsen
Der UN-Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW Treaty on the Prohibition of Nuclear Weapons) wurde am 7. Juli 2017 in New York von 122 Nationen verabschiedet. Seit dem 20. September 2017 kann er von den 196 Regierungen der UN-Mitgliedsstaaten unterzeichnet werden. Wenn 50 Staaten den Vertrag nicht nur unterzeichnet, sondern ihn auch ratifiziert haben, tritt er in Kraft. Bis heute haben 70 Staaten den Vertrag unterzeichnet, 23 Staaten haben den Vertrag ratifiziert. In vielen Staaten, die den Vertrag unterzeichnet haben, läuft der Prozess der Ratifizierung. Die Internationale Kampagne für das Verbot von Kernwaffen (ICAN), die im Herbst 2017 für ihre vorbereitende Arbeit den Friedensnobelpreis erhielt, ist zuversichtlich, dass der UN Atomwaffenverbotsvertrag (TPNW) innerhalb der nächsten zwei Jahre in Kraft tritt.
Dieser Vertrag ergänzt den Nichtverbreitungsvertrag von Kernwaffen (NPT Non-Proliferation Treaty), der 1970 in Kraft trat, und mit dem sich die Nuklearmächte verpflichtet hatten, ihren Bestand an Kernwaffen vollständig zu vernichten. Nichts dergleichen ist jedoch bis heute geschehen. Im Gegenteil, alle Staaten, die Kernwaffen besitzen, sind dabei, ihre Bestände mit technisch verbesserter Waffentechnologie zu verbessern und zu erweitern.
In den 1950er Jahren bemühte sich die Bundesrepublik Deutschland, wieder eine Armee zu besitzen. Sie wurde in die NATO (North Atlantic Treaty Organisation) aufgenommen und versuchte, Zugriff auf Nuklearwaffen zu erhalten. Ihr wurde schließlich ein Mitspracherecht bei der nuklearen Einsatzplanung der NATO gewährt, die sogenannte ‚Nukleare Teilhabe‘. Sie besteht seitdem darin, dass im Fliegerhorst Büchel / Eifel, in der Nähe von Cochem an der Mosel, ein Geschwader von Tornado-Jagdbombern permanent übt, US-amerikanische Atombomben, die dort in Silos lagern und von US-Soldaten bewacht und unter Verschluss gehalten werden, im Kriegsfall unter den gegnerischen Radarschirmen hindurch zu fliegen und die Bomben im Zielgebiet abzuwerfen. Gegen diese nukleare Teilhabe und gegen die Lagerung von US-Atomwaffen auf deutschem Hoheitsgebiet protestieren viele Gruppen der deutschen Friedensbewegung Jahr für Jahr. Der zweite Ökumenische Aktionstag vor dem Haupt-Zugangstor zum Fliegerhorst Büchel findet am 7. Juli 2019 statt. Sie sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Ein entsprechender Flyer mit allen notwendigen Informationen liegt hier aus.
Zur Überwachung der Einhaltung des Kernwaffen-Nichtverbreitungsvertrages ist die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) weltweit verantwortlich. Sie wurde nicht nur dafür gegründet, sondern auch für die zivile Förderung der Kernenergie, zum Beispiel für die Entwicklung von Atomkraftwerken zur Bereitstellung von elektrischer Energie.
Es darf nicht vergessen werden, dass die zivile Nutzung von Atomenergie in allen Nationen, die hierzu befähigt wurden, immer mit dem Hintergedanken verbunden war, Kenntnisse zur Herstellung von Atombomben zu sammeln. Das gilt im Rückblick für alle Staaten, die heute Kernwaffen besitzen, und auch für die Bundesrepublik Deutschland, die im vergangenen Jahrhundert dem frisch gegründeten Staat Israel nicht nur finanziell die Entwicklung von Atombomben ermöglicht hat.
Welchen
Zusammenhang gibt es denn nun zwischen dem UN
Atomwaffenverbotsvertrag und der Entwicklung neuartiger
Flüssigsalz-Kernreaktoren mit Thorium als Brutstoff?
Die gegenwärtig weltweit betriebenen rund 440 – 450 Atomkraftwerke1 gehören zu der sogenannten 2. Generation von Kernreaktoren. Die 3. Generation ist in Europa gegenwärtig in Finnland und in Frankreich im Bau, so genannte Dauerbaustellen. An der 4. Generation wird mit Unterstützung der IAEO weltweit geforscht und entwickelt.
Die Entwicklungsarbeiten an Thorium Flüssigsalz-Atomreaktoren2 sind unter dem Gesichtspunkt der Weiterverbreitung von Atomwaffen (Proliferation) höchst gefährlich. Die Konstruktion von Flüssigsalz-Atomreaktoren, in denen auf wenige Prozente angereichertes Uran-235 oder ein Gemisch aus Uran-235 und Plutonium-239 als Brennstoffquelle dient, erfordert und ermöglicht eine Online-Wiederaufarbeitung der beim Betrieb entstehenden Spaltprodukte. Wird Thorium-232 dem Hochtemperatur-Flüssigsalz-Brennstoff (600-800°C) beigegeben, so wird durch Neutroneneinfang das Isotop Thorium-233 erzeugt, das mit einer Halbwertszeit von 22,3 Minuten in der Flüssigsalzlösung in Protactinium Pa-233 umgewandelt wird. Protactinium Pa-233 kann im Rahmen der Online-Wiederaufarbeitung der Spaltprodukte chemisch in hochkonzentrierter Form abgetrennt werden. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von knapp 27 Tagen in spaltfähiges Uran-233. Der Bau einfacher Atombomben, wie eine am Ende des 2. Weltkriegs in Hiroshima/Japan zum Einsatz kam, ist den zukünftigen Betreibern solcher Atomreaktoren möglich. Diese Gefahr wird in nahezu allen Medien totgeschwiegen. Die Entwicklung solcher Reaktoren sollte deshalb weltweit verboten werden.
Thorium Flüssigsalz-Atomreaktoren mit Online-Wiederaufarbeitung der Spaltprodukte können vermutlich in so kleinen Ausmaßen konstruiert werden, dass sie mobil auf Schiffen, in Eisenbahn-Waggons und auf LKW-Schwertransportern zum Einsatz gebracht werden können. Daher das große Interesse von Militärs für diese Reaktorlinie. Es gibt Planungen, diese Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) in (kleinen) Serien zu produzieren. Die Überwachung dieser dann weltweit verkauften Reaktoren durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) erfordert erhöhten Aufwand für die Proliferationskontrolle.
1 Der Anteil der Atomenergie an der weltweiten Stromerzeugung liegt nahezu unverändert bei 10,5%. In 31 Ländern werden insgesamt 403 Atomkraftwerksblöcke betrieben. 70 Prozent des gesamten Atomstroms weltweit wird in nur fünf Ländern produziert: USA, Frankreich, China, Russland und Südkorea. Seit Fukushima ist der Neubau von Atomkraftwerken weltweit rückläufig. Wurde im Jahr 2010 offiziell noch die Errichtung von 15 Anlagen begonnen, so waren es 2013 nur noch 10 und 2016 nur 3. Selbst in China, wo im vergangenen Jahrzehnt die meisten Neubaustellen zu verzeichnen waren, ist der AKW-Neubau deutlich zurückgegangen: 2010 wurden in China noch 10 Atomkraftwerksbauten begonnen. 2015 waren es 6 und im vergangenen Jahr sogar nur noch 2. … Bei den beiden Neubauprojekten Westeuropas, Olkiluoto-3 in Finnland und Flammanville-3 in Frankreich handelt es sich um Dauerbaustellen. Vgl. https://www.ippnw.de/atomenergie/energiewende/artikel/de/aktuelle-entwicklungen-der-atomindus.html
2
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) fördert die
Entwicklung dieser Kernreaktoren, obwohl sie gleichzeitig von der
UNO beauftragt ist, die Weiterverbreitung von Kernwaffen zu
überwachen.