Liebe Energie- und Klimabewegte, schön, dass ihr heute da seid.
Mein Name ist Anete Wellhöfer ich bin von der Anti-Atom-Initiative Ka und mein Thema umfasst die derzeitige deutsche Atompolitik und die im Raum stehenden Laufzeitverlängerungen.
Warum machen wir diese Veranstaltung? Uns geht es um die Weitergabe von Wissen. Viele in der Anti-Atom-Bewegung beschäftigen sich mit dem Thema seit Jahrzehnten. Lange Zeit gab es einen gesellschaftlichen Konsens, dass wir raus aus der Atomkraft müssen, dass diese Hochrisikotechnologie keine Zukunft hat.
Zu gefährlich, zu teuer.
Heute steht dahinter ein großes Fragezeichen. In den letzten Jahren hat die Atomlobby es geschafft neue Narrative zu setzen. Z.B. Atomkraft sei CO2 neutral. Was auf den ersten Blick stimmt wenn man nur bewertet was aus dem Schornstein kommt. Aber wenn man die gesamte Kette aus Uranabbau bis hin zum Abriss des AKWs sich anschaut dann sieht diese Bilanz schon anders aus. Und bei diesem Argument fehlt, dass Atomenergie verdammt gefährlich ist, für uns alle.
Was mir Sorge macht ist, dass die Atomlobby die über viel Geld und Macht verfügt es immer wieder schafft die Atomenergie wieder Hoffähig zu machen. Man kommt ja schon gar nicht mehr mit dem zählen nach wie viele Atomausstiege es in Deutschland schon gab.
Und Leute, wenn wir uns nicht lautstark dagegen wehren, dann steht uns der nächste Einstieg in die Atomenergie bevor.
Aber nun einen Schritt zurück: Vor 50 Jahren entstand die Anti-Atom-Bewegung in Westdeutschland. Geplant war mal, 600 AKWs in Deutschland zu bauen, es wurden dann 37 AKWs gebaut und heute gibt es noch 3 AKWs.
Am 11.03.2011 ereignete sich der Atomare Super Gau in Fukushima. Danach wurde durch schwarz-gelb das Atomgesetz geändert, es wurden 8 AKWs abgeschaltet und 9 liefen weiter. Laut diesem Gesetz sollten bis zum 31.12.22 alle verbliebenen 3 AKWs abgeschaltet werden.
In den letzten Monaten wurde viel über Laufzeitverlängerung, Reserve- und Streckbetrieb geredet. Am 11.11.22 beschloss der Deutsche Bundestag die 3 AKWs, Isar in Bayern, NWH in BaWü und das AKW Emsland in Niedersachsen noch bis Mitte April 23 weiterlaufen zu lassen. Und bleibt es dabei? Oder erhält die vor langem aus guten Gründen totgesagte Atomenergie in Deutschland eine Wiederauferstehung? Wir müssen die Augen offen halten.
Die Atomlobby ist laut und mächtig. Die aufgebaute Drohkulisse heißt derzeit Blackout.
Dieses Narrativ kann sich aber auch wieder ändern da ist die Atomlobby kreativ.
Diese Drohkulisse kennen wir schon aus der Vergangenheit. Z.B. in den 70er Jahren, gebrauchte sie der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Filbinger.
Er sagte damals, wenn das AKW Whyl bei Freiburg nicht gebaut wird, dann gehen die Lichter aus. Whyl wurde nicht gebaut und die Lichter gingen nicht aus.
Deutschland exportiert Strom. Deutschland hat keinen Strommangel. Allerdings haben wir einen Gasmangel und somit ein Wärmeproblem. Das ist aber was ganz anderes und dabei helfen uns die AKWs, die Strom produzieren, nicht weiter.
Deutschland exportiert gewaltig viel Strom derzeit nach Frankreich, weil Frankreich 70 % seines Stroms aus AKWs erhält, die aber zur Hälfte derzeit nicht laufen. Soviel zur Versorgungssicherheit durch AKWs.
Es läuft ja auch noch weiterer Irrsinn. Ich möchte daran erinnern, dass wir letzten Winter die Diskussion, wg. der EU-Taxonomie hatten. Die EU-Kommission hat Ende 2021 die EU-Taxonomie verabschiedet, in der geregelt ist, dass nun Atom und Gas nachhaltig sind.
Alle wissen, dass Atom und Gas eben nicht nachhaltig sind, aber es war von Frankreich und Deutschland politisch gewollt, dass Atom, das wollte Frankreich und Gas das wollte Deutschland das EU Label Nachhaltigkeit erhalten. Es war ein Deal der nichts mit Fakten zu tun hatte. Genau so hebelt man die Energiewende aus.
Warum ist die Anti-Atom-Bewegung bei dem Thema so hartnäckig und lässt die Atomlobby und den Weiterbetrieb von AKWs nicht einfach weiter laufen?
1. Atomenergie ist eine Risikotechnologie. Wenn es zu einem Unfall oder sogar zu einem Supergau kommt dann aber Hallo. Die derzeit noch laufenden 3 AKWs hatten ihre letzte Sicherheitsüberprüfung vor 13 Jahren. Alle 10 Jahre ist so eine große Sicherheitsüberprüfung vorgeschrieben. Da wird überprüft ob der Betrieb des AKW noch den Ansprüchen von Wissenschaft und Technik genügt. Auf diese Überprüfung wurde verzichtet weil die AKWs ja zum 31.12.22 abgeschaltet werden sollten. Und jetzt wurde es nochmals verlängert – auf Kosten der Sicherheit. Die derzeit noch laufenden 3 AKWs sind alt, die Gefahr eines Unfalls steigt mit dem Alter der Anlagen. Deshalb müssen die AKWs so schnell wie möglich abgeschaltet werden.
2. Sicherheit. Die Atom-Konzerne investieren seit Jahren nicht mehr in ihre AKWs. Wenn ich weiß, dann und dann ist Schluss, dann nehme ich, wenn ich nicht dazu gezwungen werde, nicht nochmal Millionen in die Hand. Damit steigt aber das Sicherheitsrisiko für uns alle.
Z.B. ist in NWH seit Jahren bekannt, dass es im Dampferzeuger im Primärkreislauf durch Korrosion über 350 Spannungsrisse gibt. Im AKW Emsland ist das auch bekannt. In Isar, das baugleich ist, hat man erst gar nicht nachgesehen. In Frankreich wurden wg. Korrosion und Spannungsrisse mehrere AKWs runter gefahren und werden repariert. Wir haben also das AKW NWH mit Rissen, wo ein Gutachter von ausgestrahlt sagt, das könnte zu einer Kernschmelze führen, und das AKW wird nun weiterbetrieben, ohne große Sicherheitsprüfung, die nämlich im laufenden Betrieb nicht möglich wäre. Für die große Sicherheitsprüfung müsste nämlich das AKW abgeschaltet werden.
3.Atomkraft ist die gefährlichste aber auch die teuerste Energie. Die Erneuerbaren sind viel günstiger. Atomkraft ist kein Weg aus der Klimakrise, denn längere Laufzeiten von AKWs blockieren die erneuerbare Energien. Man spricht da auch von Netzverstopfung.
4. Die derzeitige Lagerung und die geplante langfristige Lagerung von mittel und hochaktivem Atommüll ist nach wie vor ungelöst. Die Tage wurde bekannt, dass der geplante Termin für ein sogenanntes Endlager für 2031 nicht eingehalten werden kann. Derzeit rechnet man damit dass es noch mindestens 40 Jahre dauern wird bis man ein Endlager bestimmt. Danach wird es noch Jahrzehnte dauern bis es gebaut ist und dann folgt die Einlagerung. Dann sind wir schon im nächsten Jahrhundert. So lange wird der hochradioaktive Atommüll oberirdisch an den 16 Standorten in Deutschland liegen, ohne Schutz vor Terror und Krieg. Setzt sich die Atomlobby durch und werden die AKW Laufzeiten noch weiter verlängert fällt auch noch mehr Atommüll an. Ein unendlicher Wahnsinn.
5. Thema Uran: Deutschland bzw. Europa verfügt über kein eigenes Uran, deshalb sind wir auf Importe aus Russland, Kasachstan, Namibia, Kanada, Australien angewiesen. Uran unterliegt nicht dem Embargo der EU. U.a. wird angereichertes Uran aus Russland nach Lingen geliefert. Dort werden Brennstäbe für die französischen aber auch andere Atomkraftwerke gebaut.
Wenn wir also Atomkraftwerke in Deutschland, in der EU, und anderswo weiter nutzen, sind wir abhängig von Russland. Ca 40 % des Urans das wir in Europa nutzen kommt aus Russland und dem mit ihm befreundeten Kasachstan. Die EU hat bisher noch keinen Uranimportstop gegen Russland beschlossen. Mit dem weiteren Kauf von russischem Uran füllen wir Putins Kriegskasse. Da stimmt doch in er Logik etwas nicht, wie kann man bei all dem Embargo Hyphe trotzdem weiter Uran aus Russland beziehen?
6. Wenn wir darüber reden, warum AKWs abgeschalten werden müssen, dann spielt dabei auch das Thema Krieg ein große Rolle. In der Ukraine zeigt sich der Irrsinn der Atomenergienutzung. Atomkraftwerke und Atommülllager sind hochradioaktive Angriffsziele und nehmen große Teile eines ganzen Kontinents als nukleare Geisel.
Es braucht keine Atomwaffen, für einen nuklearen Krieg. Flugzeugabstürze ob durch Unfall oder durch Abschuss, Beschuss von AKWs, Terror- und Cyberangriffe gegen all das sind AKWs nicht geschützt. Nicht nur die Ukraine sonder auch wir sind an diesem Punkt sehr verwundbar. All die Gefahren die es bei der Atomkraft gibt, gibt es bei den Erneuerbaren Energien nicht, da gibt es nicht die Gefahr eines Super Gaus, wo weite Gebiete unbewohnbar sein werden.
Deshalb: die Zukunft liegt in den nachhaltigen, kostengünstigen erneuerbaren Energien und dem Ausbau der Speichermöglichkeiten.