Die Aktionen in Nancy sind vom Juni auf den 27.- 29. September 2019 verschoben worden.
Von
Freitag bis Sonntag gibt es vielfältige Möglichkeiten zu
Information und Austausch.
Hier
nun das Programm (endgültig!):
Freitag,
27. September
abends:
wenn ihr schon da seid, laden wir euch zu einer Abendveranstaltung zu
den alten und neuen Problemen um Cigéo ein. (Cigéo ist das
geplante Atommüll-Lager in Bure).
Samstag,
28. September
Der
Wind von Bure weht in Nancy!
Morgenprogramm: Begrüßung, Werkstätten zur Herstellung der Dekoration für einen
bunten Nachmittag. Wir haben folgende Idee: da die Radioaktivität
nicht sichtbar ist, wollen wir sie zeigen. Eure Kreativität ist
gefragt!
Am
Nachmittag:
14 Uhr: Treffen Cours Leopold im Zentrum von Nancy. Symbolische
Aktionen. Bilder eines post-apokalyptischen Universums. Wie sieht die
Welt nach einer radioaktiven Explosion aus?
am
Abend: Konzerte, Ball der „Übeltäter*innen“ im Festsaal von Vendoeuvre
(südwestlich vom Stadtzentrum auf der Höhe gelegen), erreichbar mit
der Tram. Tolles Buffet mit selbstgemachten Leckereien!
Sonntag,
29. September
Nach
einem guten Schlaf auf einem schönen Flecken Erde auf den Höhen von
Vendoeuvre, wo ihr eure Zelte aufschlagen könnt, wollen wir über
die Fragen sprechen, die uns am Herzen liegen:
1. die
Frage der Beschäftigung bei Subunternehmen und Zulieferern im Nuklearbereich. Beitrag von
Gilles Reynaud, Angestellter in der Atomindustrie und Atomgegner, der
gegen die schlechten Arbeitsbedingungen kämpft, vor allem im Bereich
Service.
2.
workshop: Rettet
die Atomenergie das Klima?
danach,
wenn ihr noch da seid: Nachdenken über das weitere Vorgehen im Kampf
um das Atommüll-Klo.
Genauere
Infos über den Ablauf und die Fahrtmöglichkeiten vor Ort kommen
noch.
Sagt
bitte bald Bescheid, wenn ihr nach Nancy fahren wollt, damit wir die
Fahrt organisieren können!
Die
Initiativen, die gegen die Atommüllanlage kämpfen, brauchen unsere
Unterstützung und die Unterstützung aller Europäer.
Sie
schreiben, dass sie immer wieder „auf ihrem Land, in ihren Ideen
und in ihren Herzen“ mit einer Strategie konfrontiert sind, die sie
erschöpfen und auseinander bringen soll.
„In
den Jahren 2018 und 2019 haben wir von Seiten der Obrigkeit einen
erbitterten und methodischen Kampf erleben müssen, der darauf
abzielt, jede Form von Protest auszulöschen. Das Gebiet ist
militarisiert worden. Wir sind unserer Domozile beraubt worden,
vertrieben aus dem Wald von Lejuc(Anmerkung:der gerodet werden soll),
sind wiederholt illegal im Haus des Widerstands durch die
Ordnungsmacht heimgesucht worden, die jedes Mal mit dem Kärcher das
Wenige an Intimität, das uns geblieben ist, hinweggefegt hat. Unsere
Aktionen und unsere Worte sind kriminalisiert worden. Unsere
Freundschaften und unsere Entschlossenheit gegen das größte
Industrie-Projekt in Europa sind gerichtlich durch eine Anklage als
„kriminelle Vereinigung“ umgedeutet worden……“
Wir,
ein Zusammenschluss aus Bürgerinis, lothringischen
Unterstüzungskomitees und Bewohner*innen, die seit 25 Jahren gegen
die Mega-Deponie für radioaktiven Müll in Bure kämpfen, rufen auf
zu einer großen Versammlung in Nancy.
Seit
Sommer 2017 hat sich das Zuckerbrot in die Peitsche verwandelt mit
einer Welle von Repression und in der jüngeren Geschichte der
Gebiete, wo es Kämpfe gibt, noch nie dagewesener Kriminalisierung –
60 Prozesse, 28 Aufenthaltsverbote, mehrere Gefängnisstrafen, zig
Bewährungsstrafen und eine Beweisaufnahme wegen Zugehörigkeit zu
einer „kriminellen Vereinigung“, um 9 Menschen daran zu hindern
sich zu treffen.
Deshalb müssen wir neue Wege finden, einen Schritt zur Seite tun, Aufwinde suchen. Der Kampf um Bure löst regionale, nationale und internationale Probleme aus. Wir sind alle betroffen!
Zunächst
haben wir uns also vom Wind bis Nancy blasen lassen. Nancy ist heute
noch nicht betroffen, wäre aber auf den ersten Rängen, wenn es zum
radioaktiven Ausstoß kommt: es liegt auf der Achse der
vorherrschenden Winde, genau östlich von Bure, kaum 50 km Luftlinie
entfernt.
Lassen wir einen Gegenwind blasen und vereinen wir unseren Atem: Samstag 1. Juni 19 abends Kommt zum Festbankett und zum großen „Ball der Übeltäter“ !
Aber aufgepasst: verliert nicht alle eure Federn und bewahrt Energie für den nächsten Tag: Sonntag 2. Juni 19 Versammlung zur Demonstration !
(Man soll Drachen, Luftballons, Windräder -aber aus umweltfreundlichem Material- mitbringen.) Nähere Informationen unter ventdebure.com ventdebure@riseup.net
Bure steht für eines der größten europäischen Industrieprojekte: die schädlichsten radioaktiven Abfälle sollen in einem Tunnelsystem von 300 km 500 m unter der Erde vergraben werden – garantiert ohne Risiko für mindestens 100.000 Jahre – so heißt es. Die ANDRA will das Lager für 85.000 m³ radioaktive Abfälle im Département Meuse in Lothringen bauen. (ANDRA: Agence nationale pour la gestion des déchets radioactifs/Agentur für die Behandlung radioaktiver Abfälle
Ohne Risiken? Es gibt ungeklärte Fragen: Ist die Opalinus-Ton-Schicht geeignet? Ist das Explosions- und Brandrisiko ausreichend berücksichtigt worden?
Durch die Einwirkung der ionisierten Strahlung auf das wasserhaltige Gestein und die Korrosion der Fässer können große Mengen Wasserstoff entstehen. Der Gasdruck trägt zur Rissbildung bei und birgt enorme Explosionsgefahren – ein kleiner Funke reicht für eine Katastrophe. Sogar die französische atomare Aufsichtsbehörde ASN hat die ANDRA 2018 aufgefordert ihr Konzept zu verbessern. Aber nun soll Cigéo – so heißt das Atommülllager -inzwischen um jeden Preis und gegen alle Widerstände aus der Bevölkerung gebaut werden. (ASN:Autorité de sureté nucléaire) (Cigéo:Centre de stockage géologique)
Widerstand
Seit Anbeginn der Planungen Ende der 90er Jahre regt sich frankreichweit und auch im strukturschwachen und bevölkerungsarmen Gebiet um Bure Protest und Widerstand. Zahlreiche auch international unterstützte Aktionen, Demonstrationen, Platzbesetzungen und Festivals sowie Infokampagnen fanden statt, doch es war wie vermutet ein abgekartetes Spiel: aus einem Versuchslabor wurde die „Entscheidung“ für Bure als größtes Endlager in Europa.
Im Juli 2016 hat das französische Parlament dem Bau eines Endlagers zugestimmt
Seit Sommer 2017 wird der Widerstand zunehmend mit immer härteren Repressionen und Gewalt bekämpft. Es gab 28 Aufenthaltsverbote, mehrere Gefängnisstrafen, zig Monate Haft auf Bewährung und ein Verfahren wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“, das 9 Personen daran hindert sich zu treffen. (es gibt eine französische Entsprechung zum deutschen §129 STGB, wo von „association de malfaiteurs“ die Rede ist. Es geht um z.B. Kontakt-, Aufenthalts- und Reiseverbote während der Ermittlungen.)
Ein
Höhepunkt der Auseinandersetzungen war der Kampf um das für das
Projekt notwendige Waldgebiet Bois Lejuc. Die ANDRA startete 2016 die
Bauarbeiten im Wald, wobei sie dafür weder eine Rodungs- noch eine
Baugenehmigung hatte. Die Projektgegner*innen besetzten daraufhin
Teile des Waldes und erwirkten vor Gericht einen Baustopp.
In
diesem Jahr, 2019, soll nun der Bauantrag für Cigéo gestellt
werden.
„Wiederaufarbeitung“
nach 100 Jahren?
Baufachleute
und Forscher der ANDRA haben lange Stollen in das Tongestein
getrieben. Seit 1999 wurde hier ein sogenanntes „Forschungslabor“
betrieben. Die französische Regierung verfolgt ein Konzept der
eventuellen Rückholbarkeit der strahlenden Abfälle. Für einen
Zeitraum von bis zu 150 Jahren soll der Atommüll rückholbar sein.
Die Atomexperten haben die vom Nukleartechnikunternehmen AREVA in La
Hague praktizierte Wiederaufarbeitung der abgebrannten Brennstäbe
noch nicht aufgegeben und wollen sich diese höchst umstrittene,
gefährliche und abfallvermehrende Methode offenhalten.
Sie
kaufen sich das Gewissen der Leute
Bure
ist ein kleines Dorf von 80 Einwohnern in Lothringen (ab 2016 Grand
Est) im Département Meuse und liegt 60 km südwestlich von Nancy. Es
gibt zwar auch Bewohner*innen, vor allem Landwirt*innen, und
regionale Politiker*innen, die gegen das Projekt sind, aber ein gut
geöltes System von gesteuerten Informationen und milden Gaben an die
Gemeinden hat den Widerstand klein gemacht und erschwert.
2017
flossen 30 Millionen in die Kassen der beiden betroffenen
Départements Meuse und Haute-Marne. Grundlagen für den Geldsegen
bietet das 1991 erlassene Bataille-Gesetz, benannt nach dem
Abgeordneten und Atomlobbyisten Christian Bataille, das unter anderem
auch „finanzielle Begleitmaßnahmen“ zur nationalen
Atommüllentsorgung möglich macht.
Öffentliche
Listen dokumentieren die Vergabe: restaurierte Rathäuser und
Kirchen, neue Abwassersysteme, eine Straßenbeleuchtung und geteerte
Wege. Aber auch private Unternehmen werden unterstützt. Ein
Restaurant bekam eine neue Küche, und in einer Kleinstadt wurde ein
Baguette-Automat für 360 000 € gebaut. Bure selbst erhielt eine
kaum genutzte Mehrzweckhalle. Bürger*innen, Unternehmer*innen und
Gemeinderät*innen müssen nur einen Antrag für ein Projekt
einreichen. Dass der bewilligt wird, gilt als nahezu sicher.
„Sie
kaufen sich das Gewissen der Leute“, sagt Atomkraftgegner Michel.
2030
sollen die ersten Einlagerungen erfolgen.
Kosten
für Cigéo
Die
Regierung hat für Cigéo 25 Milliarden € veranschlagt. Der
Rechnungshof hält dagegen 41 Milliarden für realistisch.
Beteiligung
der Bundesregierung
Aus
den Antworten der Bundesregierung auf die Anfragen der Fraktion Die
Linke, Drucksachen 17/8124 vom 13.12. 2011 und 16/10267 vom
18.09.2008 geht hervor, dass deutsche Forscher*innen der
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), der
Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) und der
DBE-Technology GmbH in Bure überwiegend in zeitlich begrenztem
Umfang tätig gewesen sind. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der
BGR war von Februar 2004 bis Februar 2006 durchgängig vor Ort mit
wissenschaftlichen Forschungsarbeiten befasst.
Außerdem
habe der Bund Mittel für die FuE-Arbeiten
(Forschung und Entwicklung) deutscher
Forschungseinrichtungen und Unternehmen zur Verfügung gestellt:
Die
geplante Tiefen-Endlagerung von hochradioaktivem Atommüll im
lothringischen Bure ist eine Pseudo-Lösung, denn es gibt kein
sicheres Endlager. Entscheidend ist die Funktion: eine Scheinlösung
für das strahlende Erbe der Atomindustrie anzubieten, um die
Legitimationsprobleme aufgrund fehlender Entsorgung zu kaschieren.
Letztendlich dient Bure dem Weiterbetrieb von Atomanlagen wie dem
grenznahen Pannenreaktor Cattenom und dem gesamten französischen
Atompark.
Die
Atomkraftgegner fordern daher ein Ende des Endlagerprojekts im
lothringischen Bure und ein Ende der Atommüllproduktion. Die
aktuelle Repressionswelle zeigt zudem, dass Demokratie und die
Risikotechnologie Atomkraft unvereinbar sind.
April 2019 zusammengestellt von Sabine Thielicke Ich habe folgende Texte aus dem Internet benutzt
1.
Flugblatt Vent de Bure, Aufruf zur Demonstration in Nancy 1./2. Juni
2019, Ventdebure.com
2 . Zeit online 24.Mai 2014, Das erkaufte Endlager
3.
Tagesanzeiger 12.6.2012 www.tagesanzeiger.ch Was Benken nicht will, ist in Bure willkommen. Benken liegt in der
Schweiz, und die Bürger*innen haben ein Atommüll-Lager in einem
Gebiet mit demselben geologischen Untergrund wie bei Bure abgelehnt.
4.
Robin Wood Magazin Ausgabe 137/2.2018 Die Bruchlinien von Cigéo
6. für die, die sich ein Interview anhören möchten über die Represssionen Bure –härtere Gangart gegen die Proteste, freie-radios.net, Paramilitärische Polizei war heute im Einsatz gegen Atommülllager-Gegner, 20.09.201