Rede von Harry Block zum 39. Tschernobyl-Jahrestag

Samstag, 26.04.2025, auf dem Marktplatz von Karlsruhe:

Am 26. April 1986 kam es im vierten Block des KKW Tschernobyl in der heutigen Ukraine (damals UdSSR), zu einem schweren Unfall, dem ersten Super-Gau, der auf der internationalen Störfall-Skala (INES) mit der höchsten Stufe, nämlich 7, bewertet wurde. In Folge der Explosion kam es zu einem Graphitbrand mit einer Freisetzung radioaktiver Stoffe in große Höhen von bis zu 10.000 Metern.

Tagelang brannte der Reaktor, jede Flamme schleuderte hochradioaktive Partikel hoch in die Luft. Mit Sand und Blei kämpften die Menschen in den ersten Tagen dagegen an. Und begannen schnell unter schlimmsten Bedingungen, eine Schutzhülle zu errichten. Die Strahlung war so hoch, dass die Arbeiter:innen nur wenige Minuten vor Ort bleiben konnten. Quasi im Vorbeirennen errichteten sie den ersten Sarkophag, der die Strahlung eindämmen sollte. Ein Einsatz, der vielen von ihnen ihre Gesundheit oder gar das Leben kostete. Hunderttausende Soldat:innen und Arbeiter:innen wurden dabei kontaminiert, viele Tausende erkrankten oder starben infolge der Strahlung. Hundertausende Menschen wurden evakuiert und verloren ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. Ein Sperrgebiet mit einem Radius von 30 Kilometern wurde eingerichtet und besteht bis heute noch.

Die Strahlung kam auch bei uns an. Sie erreichte uns durch einen Gewitterregen am 1. Mai und führte bei uns zu zahlreichen Nahrungsmittelverboten, Bodenaustausch auf Kinderspielplätzen und noch viel mehr. Die Reststahlung ist bei uns immer noch vor allem in den Pilzen vorhanden, weshalb Fleisch von Wildschweinen heute noch auf Radioaktivität untersucht wird.

Nach dem Super-GAU in Tschernobyl begann sehr schnell der Bau einer Schutzhülle zur Eindämmung der Strahlung. Doch das Provisorium war bald einsturzgefährdet. Ein weiterer Sarkophag wurde gebaut und 2006 über die immer noch hochgradig strahlende Ruine des havarierten Reaktors geschoben, von dem Teile 2013 unter Schneemassen zusammenbrachen. Um eine zweite nukleare Katastrophe zu verhindern, baute ein Konsortium aus 28 Geberländern einen weiteren 1,5 Milliarden Euro teuren Sarkophag. Dieses riesige bewegliche Bauwerk wurde 2016 über die alte Hülle geschoben.

Am 14. Februar 2025 wurde diese Schutzhülle von einer russischen Drohne getroffen, die explodierte und das Dach durchschlug. Der Einschlag hatte Brände ausgelöst, die zu erheblichen Schäden an der Dachkonstruktion führten. Erst drei Wochen nach dem Angriff wurden die Brände als gelöscht bestätigt. Wenn Wasser in das Gewölbe eindringen, erfüllt der Schutzbunker seine Funktion nicht mehr. Radioaktivität könnte austreten.

In der Ukraine erleben wir das erste Mal, dass ein bewaffneter Konflikt in der Nähe von Atomkraftwerken stattfindet. Gegen militärischen Beschuss sind Atomreaktoren in der Welt und die 16 oberirdischen deutschen Zwischenlager für hoch radioaktiven Atommüll nicht ausgelegt. Ihr sicherer Betrieb ist zudem abhängig von der lückenlosen Versorgung mit elektrischer Energie und der Verfügbarkeit von hochspezialisiertem Fachpersonal. Beides ist in einem Krieg gefährdet bzw. nicht vorhanden. Die russischen Angriffe sind an mehreren Stellen ukrainischen Atomkraftwerken bereits sehr nahegekommen. Das Atomkraftwerk Saporischschja mit 6 Atomreaktoren ist von den Russen besetzt, abgeschaltet und deren Brennelemente müssen mit Strom von außen gekühlt erden. Durch den Beschuss von Energieanlagen verloren im November 2023 die restlichen 15 aktiven Atomkraftwerke in der Ukraine ihre Netzanbindung und konnten nur noch mit Notstromaggregaten betrieben werden. Es bestand die Gefahr von mehreren Super-Gaus, die nur mit erheblichen Einsatz tausender Mitarbeiter zum Teil unter Lebensgefahr behoben werden konnte.

Das Völkerrecht verbietet Angriffe auf Atomanlagen, aber wo auf der Welt werden in Kriegen das Völkerrecht beachtet. Kriege können jederzeit zu einer nuklearen Katastrophe führen wie der Angriffskrieg Russland gegen die Ukraine beweist. Diese Gefahr erfährt noch eine Steigerung, wenn Kriegswaffen in die Hände von Terroristen fallen und mit Hilfe von Drohnen Atomanlagen angreifen. Dies ist auch an jedem der 16 Standorte in Deutschland für hochradioaktiven Atommüll möglich. Die 80 cm dicken Betonwände, die in Philippsburg, ca. 30 km von hier, 106 Castoren umgeben, bieten keinen Schutz für kriegerische oder terroristische Angriffe. Kein Mensch würde ein Atomkraftwerk versichern. Die Deckungssumme für das Zwischenlager für Philippsburg beträgt 70 Millionen Euro. Nochmals die Sicherung mit einer Schutzhülle von Tschernobyl kostete über 1,3 Milliarden Euro.

Um auf diese Gefahr hinzuweisen, die Härtung der bestehenden Zwischenlager für hochaktiven Atommüll in Deutschland zu fordern und die weiterhin geplanten Atomanlagen in Europa zu verhindern, stehen wir, die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, hier auf dem Marktplatz.

Medienmitteilung: Mahnwache zum 39. Tschernobyl-Jahrestag am Samstag, 26.04.2025

Atomanlagen sind gegen kriegerische und terroristische Einwirkungen nicht geschützt

Am 26. April 1986 kam es im vierten Block des KKW Tschernobyl in der heutigen Ukraine (damals UdSSR), zu einem schweren Unfall, dem ersten, der auf der internationalen Störfall-Skala (INES) mit der höchsten Stufe, nämlich 7, bewertet wurde. In Folge der Explosion kam es zu einer Freisetzung radioaktiver Stoffe in große Höhen, die auch Deutschland erreichten.

Unter schlimmsten Bedingungen wurde versucht, eine Schutzhülle errichten. Ein Einsatz, der vielen ihre Gesundheit oder gar das Leben kostete. Hundertausende Menschen wurden evakuiert und verloren ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage. Ein Sperrgebiet mit einem Radius von 30 Kilometern wurde eingerichtet und besteht bis heute noch.

Nach dem Super-GAU begann sehr schnell der Bau einer Schutzhülle zur Eindämmung der Strahlung. Doch das Provisorium war bald einsturzgefährdet. Ein weiterer Sarkophag wurde gebaut und 2006 über den immer noch strahlenden Reaktor geschoben. Auch der musste bald durch eine neue Schutzhülle ersetzt werden.

Am 14. Februar 2025 wurde diese Schutzhülle von einer russischen Drohne getroffen, die explodierte und das Dach durchschlug. Erst drei Wochen nach dem Angriff wurden die Brände als gelöscht bestätigt. Es besteht die Gefahr, das Radioaktivität austreten könnte.

In der Ukraine erleben wir das erste Mal, dass ein bewaffneter Konflikt in der Nähe von Atomkraftwerken stattfindet. Gegen militärischen Beschuss sind Atomreaktoren in der Welt und die deutschen Zwischenlager für noch radioaktiven Atommüll nicht ausgelegt.

Vor allem, wenn Kriegswaffen in die Hände von Terroristen fallen und mit Hilfe von Drohnen Atomanlagen angreifen. Dies ist auch an jedem der 16 Standorte in Deutschland für hochradioaktiven Atommüll möglich.

Um auf diese Gefahr hinzuweisen und die weiterhin geplanten Atomanlagen in Europa zu verhindern, stehen wir, die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, am 26. April 2025, um 5 vor 12 Uhr, auf dem Marktplatz Karlsruhe.

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ (DER PREDIGER SALOMO)

NICHT ABER DAS ATOMKRAFTWERK PHILIPPSBURG:
Alles hat ein Ende, nur das Atomkraftwerk Philippsburg 2 hat zwei.

Pressemitteilung der Anti-Atom-Ini KA, 24.04.2019

KKP 2 hat eine genau festgelegte Strommenge bis zur Beendigung seiner Restlaufzeit zugewiesen bekommen. Dies ist laut EnBW im Frühjahr 2019 der Fall. Aber die EnBW überträgt die Reststrommengen des stillgelegten Atomkraftwerks KKP1 auf KKP2, so dass dieses Störfallatomkraftwerk bis zum Ende des Jahres 2019 die Region weiter radioaktiv verseuchen und gefährden darf. Dies geschieht sowohl durch die Abgabe von radioaktiven Aerosolen über den Kamin als auch durch die Abgabe von radioaktivem Wasser (Tritium) in den Rhein.

Schon dies würde das weitere Betreiben des Atommeilers zum jetzigen Zeitpunkt verbieten. Aber es geht immer noch schlimmer. Ein Atomkraftwerk darf nur laufen, solange es alle Sicherheitskriterien erfüllt. Das gilt aber für KKP 2 nicht. Es hat derzeit immer noch keinen nach den nach Fukushima erarbeiteten Kriterien für einen Katastrophenschutzplan, wie dem BUND auf Nachfrage mitgeteilt wurde.

Dagegen werden wir, die ANTI-ATOM-INITIATIVE KARLSRUHE, demonstrieren und durch eine Aktion darauf aufmerksam machen:

Ort:     Haupteingang/-einfahrt des Atomkraftwerks Philippsburg (südl. Tor an der Zufahrtstraße)
Zeit:     Freitag, 26. April 2019, genau um 5 vor 12 Uhr.

Es ist der Tag, an dem Tschernobyl explodierte. Tschernobyl steht neben Fukushima für einen der größten Unfälle in der Geschichte der Atomenergie: Am 26. April 1986 trat in dem ukrainischen Atomkraftwerk der SuperGAU ein. In Block 4 des Kraftwerks kam es zu einer vollständigen Kernschmelze. Durch die daraus folgenden Explosionen wurde radioaktives Material in die Luft gestoßen und erreichte auch uns.

Wir gedenken mit den Umrissen von Menschen auf der Straße vor dem Tor von KKP der Opfer der Nuklearkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima, aber auch den Geschädigten durch Uranabbau und dem sogenannten Normalbetrieb der ´friedlichen´ Nutzung der Atomenergie.

Uns erfüllt mit Sorge, dass gegen Ende des Betriebs an der Sicherheit gespart werden kann. Wird ein profitorientierter Betreiber noch kurz vor der Stilllegung den Reaktor abschalten oder aufwendige und kostspielige Reparaturen durchführen? Auch die Beschäftigten stehen hier enorm unter Druck. Sie werden für den finanziellen Ausfall verantwortlich gemacht.

Radioaktivität kennt keine Grenzen.

KKP 2 muss sofort abgeschaltet werden!