Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren

Kurzüberblick:

Das Thema ‚Atomenergie in Deutschland‘ ist für viele, auch politisch durchaus Interessierte, eigentlich erledigt – die Abschaltung aller Reaktoren bis 2022 ist ja beschlossene Sache.
Also alles in trockenen Tüchern? Leider nein!

Deutsche Forschungsinstitute beteiligen sich weiterhin an der Forschung zu neuen Typen von Atomkraftwerken. Darüber hinaus werden nach wie vor in Deutschland Kernbrennelemente hergestellt und damit AKWs (auch dicht an der Grenze zu Deutschland) am Laufen gehalten [1].
Der französische Atomkonzern AREVA – jetzt umbenannt in Framatom und Orano – betreibt seit vielen Jahren für seine Mitarbeiter eine Fortbildungseinrichtung (nun umbenannt in Framatom Professional School, FPS) auf dem Gelände des ehemaligen Kerforschungszentrums Karlsruhe, heute Campus Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) [2].

Die Forschung zu neuen Atomreaktoren ist in Karlsruhe konzentriert – eine Reihe von Instituten am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) [3] sowie insbesondere das Joint Research Center (JRC) der Europäischen Union [4] arbeiten zum Thema ‚Atomreaktoren der 4. Generation‘ [5].

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Thorium – Nuclear power without risk?

The Thorium Energy World Conference 29-31 October 2018, Brussels, Royal Belgian Institute of Natural Sciences wants to make the world happy with new nuclear reactors.

But: Thorium reactors can on the one hand generate electricity and yet they are as dangerous as the Hiroshima bomb. We are clearly opposed to this and do not want that further new nuclear reactor systems will be developed in the EU!
In the film „The far side of Nuclear“ announced in the program of the Thorium Conference 2018 in Brussels is the English version of the German public television and on arte several times shown film „Thorium – nuclear power without risk“. The film discusses, according to its own statement, „why nuclear power from thorium in 1945 was a technological stillbirth and why it was suddenly but the fuel of the future“. Only the risks of this technology are not mentioned in the film, even though the German title promises this. This highly controversial, partisan advertising film was made on behalf of the NDR with the support of arte 2016.

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No risk, no fun – die Renaissance der Atomkraft weltweit

Unter diesem Motto fand auf dem Münchner Marienplatz am Sonntag, dem 21. Oktober ein Gute-Laune-Fest mit viel Tanz und Musik statt.

Veranstalter ist eine selbstbewusste, finanzkräftige Gruppe „Nuclear Pride“, die es sich kampagnenmäßig zum Ziel gesetzt hat, unser Klima mit dem massiven Einsatz neuer Atomreaktoren in Europa zu retten.
Mentor dieser Gruppe ist Michael (Mike) Schellenberger [1], ein bekannter US- Pro AKW-Aktivist, der u.a. die Weitergabe von Atomwaffen an schwache Staaten zur Friedenssicherung fordert [2]. Da kommt ihm die neue Reaktor-Generation mit integrierter Wiederaufarbeitung zu pass mit der es gelintg, ohne großen Aufwand, an direkt waffenfähiges Material zu kommen.
Die gesamte Veranstaltung ist „Greenwashing pur“, die Risiken der neuen Atomreaktoren werden einfach verschwiegen, und die Position zur Weitergabe von Kernwaffen ist zu abstrus, um darauf stolz sein zu können!

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Shellenberger
[2] https://www.forbes.com/sites/michaelshellenberger/2018/08/06/who-are-we-to-deny-weak-nations-
the-nuclear-weapons-they-need-for-self-defense/#8931d94522fb
[3] http://www.bund-rvso.de/thorium-reaktor-fluessigsalz-klein.html

Thorium – Atomkraft ohne Risiko?

Flugblatt Oktober 2018
von AKW-NEE-Gruppe Aachen und
Karlsruher Bündnis gegen neue Atomreaktoren

Die Thorium Energy World Conference 29-31 October 2018, Brussels, RoyalBelgian Institute of Natural Sciences  möchte die Welt mit neuen Atomreaktoren beglücken.

Aber: Thoriumreaktoren können einerseits Strom erzeugen 
und sind doch so gefährlich wie die Hiroshima Bombe.  

(siehe Bild)

Wir stellen uns klar dagegen und wollen nicht,
dass in der EU weitere neue Atomreaktorsystemeentwickelt werden!

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Leser*innenbrief an die BNN Zu „Forschung an neuartigen Atomreaktoren?“

Leserbrief zum BNN Artikel: Forschung an neuartigen Atomreaktoren vom 18.11.2017 Aus der Region

Dieser Leser*innenbrief wurde von unserem Bündnismitglied Wolfgang Oberacker an die BNN geschickt, und wurde am 14.12.2017 stark gekürzt veröffentlicht.

Wie im BNN-Artikel zu lesen, blieb vieles an diesem Abend beim Vortrag von Whistleblower Dr. Rainer Moormann zu Forschungen an Atomreaktoren der 4. Generation und zu seinen Arbeiten im Forschungszentrum Jülich ein Buch mit sieben Siegeln. Was aber trotz der enormen wissenschaftlichen Tiefe der Aussagen immer wieder an der Oberfläche und auch für nicht Physiker oder nicht Chemiker zu verstehen war, nimmt dem Fragezeichen aus der Überschrift die Aussagekraft.

Es ist nämlich sicher, dass uns die Forscher im KIT und JRC (vormals ITU = Institut für Transurane) in Karlsruhe auf der Gemarkung Leopoldshafen und Linkenheim, aber auch die Genehmigungsbehörden in Stuttgart mit dem Begriff „Sicherheitsforschung“ an der Nase herumführen möchten. Dass dem so ist, ist eigentlich leicht zu erkennen: an den riesigen Mengen dort gelagerter radioaktiver Materialien, die eben für den Bau neuer Atomreaktoren und deren Brennstoffen bzw. den Forschungen daran notwendig sind. Die dort durchgeführten Forschungsarbeiten und Vorserienproduktionen zu Flüssigsalzbrennstoffen sind keine reinen „Sicherheitsforschungen“, sondern betreffen die ausdrücklich vom Umweltministerium verbotenen Forschungen für neue Atomreaktoren der 4. Generation. Zur Erinnerung: Deutschland steigt bis 2022 aus der Kerntechnik aus.

Fein säuberlich hat der Wissenschaftler aufgedröselt, dass z.B. wegen den extrem hohen AKW-Risiken fast alle Arbeiten zu AKWs als sicherheitsgerichtet eingeordnet werden können: „Entwicklungsarbeiten werden zu Sicherheitsarbeiten umdefiniert“. Deshalb forderte er dringend eine Präzisierung der anzuwendenden Sicherheitsdefinition auf politischer Ebene.

Zu verstehen waren auch die Mythen um die 4. Generation Thorium-Reaktoren, mit denen unsere Forscher auch hier gerne werben. Sie hoffen damit auf einen Wiedereinstieg in Deutschland in die Atomenergie mit den Argumenten wie: sie seien hochsicher, hätten geringe Entsorgungsprobleme, seinen nachhaltig oder sogar ökonomisch … alles Behauptungen/Lügen (die nur der Arbeitsplatz-sicherung und dem Prestige dienen). Die Zusammenarbeit von ITU und der Entwicklung in Jülich sind in diesem Zusammenhang auch Thema des Vortrages.

Deutlich wurde auch, dass durch die Entwicklungen an der 4. Generation Atomkraftwerke die Gefahr der Proliferation (Weiterverbreitungsrisiko von Kernwaffen) steigt und damit die Gefahr durch den internationalen Terrorismus in sich birgt.

Was für die Zuhörer auch erschreckend verständlich war: mit welchen kriminellen Methoden Moormanns früherer Arbeitgeber im Kernforschungszentrum in Jülich agiert hat. Eine Havarie der IAEA-Kategorie 4 bis 5 (verursacht durch ein illegal manipuliertes Feuchtemessgerät) war intern und der Behörde bekannt, wurde aber verheimlicht „um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen“.

Dass es zu keinen nuklearen und chemischen Explosionen, zu keiner Katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima kam, lag nur daran, weil der Dampferzeugerriss sich nur langsam vergrößerte. Auch die gravierende Häufung von Kinderleukämie um Jülich im Zusammenhang mit radioaktivem Tritium im Grundwasser oder als 1988 trotz Embargo Know-how an den Apartheidstaat-Südafrika geliefert wurde waren für ihn ein Anlass, zum Whistleblower zu werden.

Die Liste der Verfehlungen war bzw. ist lang.

„Im Rückblick erscheint mir die Rolle der Aufsichtsbehörden, die das Jülicher Debakel erst ermöglicht haben: herunterspielen, verschweigen, Kumpanei … als problematischster Aspekt sagte Moormann zu Schluss.

Ich denke, der Vortrag hat uns gezeigt, dass die Forscher im KIT und JRC in Karlsruhe und auf der Gemarkung Leopoldshafen und Linkenheim nicht an allem forschen dürfen, zu dem sie in der Lage sind ̶ zu unser aller Sicherheit. Und ich glaube, dass viele Forscher genauso denken.

Wolfgang Oberacker Linkenheim-Hochstetten

ATOMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND – Nur für die Sicherheit oder auch für Atomwaffen?

Der Whistleblower Dr. Rainer Moormann nimmt Stellung
Einführung und Moderation: Sylvia Kotting-Uhl

Donnerstag, den 16. November 2017, Saal im DGB-Haus  20:00 Uhr, Ettlinger Straße 3a, 76137 Karlsruhe

Dr. Rainer Moormann arbeitete 35 Jahre lang in der Kernforschungsanlage, dem heutigen Forschungszentrum in Jülich.
Im Jahre 2011 erhielt er den Whistleblowerpreis, weil er in seinen Untersuchungen zu dem Schluss gelangte, dass mit der Kugelhaufen-HTR-Technologie Störfallmöglichkeiten und Risiken mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt verbunden sind.

In seinem Vortrag nimmt er Stellung zu den laufenden Arbeiten zur neuen Generation Atomreaktoren, die auch vom KIT und dem JRC-ITU unterstützt werden.

Veranstalter*in:
Karlruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren
Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, attac, BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe, DIE LINKE KV Karlsruhe, International Councillor IPPNW Deutschland, Initiative gegen Militärforschung an Universitäten, Sylvia Kotting-Uhl MdB BÜNDNI S 90/Die Grünen

Zum aktuellen Vortrag:

In seinem aktuellen Vortrag am 16.11.2017 nimmt Dr. Moormann Stellung zu den laufenden Arbeiten zur neuen Generation Atomreaktoren, die auch vom KIT und dem Joint Research Centre Karlsruhe JRC, vormals Institut für Transurane ITU auf dem Gelände des KIT-Nord untergebracht, durchgeführt werden.

Er zeigt den Teufelskreis auf und die dramatische Situation der Atomforschung, vor allem hier in Leopoldshafen / Linkenheim. Dort wird auch an zukünftigen Atomreaktoren geforscht, die die Welt mit Strom und Wärme versorgen sollen, aber gleichzeitig atomwaffenfähiges Material und weiteren Atommüll hinter-lassen, obwohl dies angesichts des weltweiten Ausbaus der immer günstiger werdenden Erneuerbaren Energien ein Irrweg ist.

Alles geschieht unter den Deckmantel der „Sicherheitsforschung“.

In Wahrheit geht es auch um Thorium-Flüssigsalzreaktoren der 4. Generation. Diese bieten die einfache Möglichkeit, bei der Atomstromgewinnung ohne Umwege kontinuierlich waffenfähiges Uran 233 „abzuzapfen“. Dazu dient die im Flüssigsalzreaktor fest eingebaute Aufarbeitungsanlage. Der Umweg über technisch anspruchsvolle und teure Anlagen zur Plutoniumgewinnung (La Hague, Sellafield) oder alternativ zur Urananreicherung mittels Trenndüsen-, Laserverfahren, u.a. entfällt. Dafür steigt das Weiterverbreitungsrisiko von Atomwaffen (Proliferation) enorm. Auch dieser Reaktortyp wird von den Befürwortern wie der oben beschriebene HTR-Reaktor als „inhärent sicher“ angepriesen.

Parallel zu dieser Entwicklung wird an kleinen mobilen Atomreaktoren (Small Modular Reactors-SMR) geforscht, die auch in Entwicklungsländern dezentral „günstigen“ Atomstrom und Prozesswärme einschließlich weiteren Atommülls, produzieren sollen. Unvorstellbar, wenn dieses Szenarium Realität wird und diese Technologie unkontrollierbar bald auch kleine oder massiv terror-gefährdete Staaten zu Atommächten aufsteigen lässt.

Aber man will hier in Deutschland, trotz Atomausstieg, mitspielen im Kreis der großen Atommächte und unterstützt dabei mit den Flüssigsalzreaktoren eine der gefährlichsten zivilen Technologien, die je entwickelt wurden – mit Unter-stützung unserer Karlsruher Atom-Forscher am KIT-Nord, an einer Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission, dem JRC-Joint Research Centre Karlsruhe, sowie an anderen Einrichtungen in Deutschland und weltweit!

Gründung des „Karlsruher Bündnisses gegen neue Generationen von Atomreaktoren“

Presseerklärung des Bündnisses vom 9. Oktober 2017

Deutschland hat den Atomausstieg bis 2022 beschlossen. Seit April 2017 ist das Joint Research Centre (JRC) Standort Karlsruhe (ehemals Institut für Transurane = ITU) auf dem Gebiet des KIT Nord ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung, weil alle europäischen Atominstitute nach Karlsruhe verlegt wurden. Zurzeit wird dort ein neues Forschungs- und Lagergebäude, u. a. auch für hochradioaktive Stoffe, gebaut. Wir kennen die großen Genehmigungsmengen von Plutonium, Uran, Thorium, die dort gelagert werden. Wir wissen auch, dass dort neue Atombrennstäbe gebaut und ̶ nach einer Bestrahlung im Ausland ̶ in Karlsruhe dann auf die Zusammensetzung der radioaktiven Substanzen untersucht werden. Was wir noch nicht wissen: was genau dort zum Thema neue Brennstoffe für neue Atomreaktoren geforscht wird.

Weltweit werden derzeit mehr als 60 Kernkraftwerke geplant oder gebaut, fast alle Giganten mit mehr als 1000 Megawatt Leistung, zwei neue auch in Europa. Dazu Absichten für Neubauten von kleinen modularen Reaktoren, die wie andere Reaktortypen mit spezifischen neuen Atombrennstoffen aus der Zeit gefallen scheinen, aber intensiv beforscht werden.

KIT und JRC Standort Karlsruhe sind über das EU-Projekt SAMOFAR an Thorium-Flüssigsalzreaktoren beteiligt, die eine integrierte Wiederaufarbeitung von waffenfähigem Uran 233 ermöglichen können. Diese Gefahren ungekannten Ausmaßes, die davon und von Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) ausgehen, wollen wir untersuchen.

Diese Tatsachen und die Verzahnung mit Forschungsbereichen der Nuklear-Institute des KIT Nord (ehemals Kernforschungszentrum Karlsruhe) ̶ und Teilen des KIT Süd (ehemals Universität Karlsruhe), meist unter dem Etikett ‚Sicherheitsforschung‘ ̶ haben uns bewogen, ein Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren zu gründen. In diesem breiten Bündnis von Parteien, Umweltverbänden, Atominitiativen und Einzelpersonen wollen wir versuchen, Licht in das Dunkel der europäischen bzw. weltweiten Forschung und Entwicklung zu neuen Atomreaktoren zu bringen, diese zu dokumentieren und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen.

Stellvertretend für das Bündnis:

Anti-Atom-Initiative Karlsruhe: Anete Wellhöfer
attac : Dr. Ullrich Lochmann
BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe: Harry Block
International Councillor IPPNW Deutschland: Dr. Helmut Lohrer
Initiative gegen Militärforschung an Universitäten: Dr. Dietrich Schulze
Sylvia Kotting-Uhl MdB BÜNDNIS 90/Die Grünen