Frau Ministerin Walker besucht am 5. September gegen 12 Uhr die KTE (Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH). Im KIT Nord wird von der KTE mit rund 700 MitarbeiterInnen bis voraussichtlich 2072 das immer noch hochgefährliche Erbe des Atomzeitalters im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe ´zurückgebaut´.
Das größte deutsche Zwischenlager für schwach radioaktiven Atommüll (u. a. Abfälle vom Rückbau wie Elektro- und Metallschrott und Bauschutt) im KIT Nord ist nun mit 78.000 Fässern fast vollständig gefüllt. Rund 8 % der untersuchten Fässer sind verrostet und müssen mit großem technischen und personellen Aufwand ´umverpackt´ werden. Auch im Lager für mittelaktiven Atommüll (Abfälle mit höherer Strahlung aus der Nähe des Reaktorkerns oder aus der Wiederaufarbeitungsanlage) wurden von den dort gelagerten 6.500 Fässern acht beschädigte Fässer gefunden.
Wir schätzen die gefährliche Arbeit der Menschen bei der KTE mit der Hinterlassenschaft der zum Teil unverantwortlichen Forschungsarbeiten der Atomphysiker des ehemaligen KfK (Kernforschungszentrum Karlsruhe). Das aktuelle Abrissgeschehen auf dem Gelände macht deutlich, dass die Herausforderungen in den verschiedenen Abrissprojekten (Schneller Brüter, Mehrzweckforschungsreaktor, Heiße Zellen oder Wiederaufarbeitungsanlage) sehr verschieden und zum Teil nicht nur radiologisch, sondern auch technisch sehr herausfordernd sind. Man wird Frau Walker sicher erklären, dass der Abriss von Atomkraftwerken wie Philippsburg oder dem Mehrzweckforschungsreaktor im KIT eine radioaktive Strahlung im Millisievert-Bereich bedeutet. Im KIT Nord steigt diese Strahlung in der seit über 20 Jahre stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage (WAK) auf mehre 100 Sievert an (tödliche Strahlendosis liegt bei 5-7 Sievert). Dies stellt die KTE vor die sehr schwierige Aufgabe, diese tödlichen Strahlungsbereiche fernhantiert zu zerlegen und ´sicher´ in Lagerbehälter zu verbringen. Diese notwendige Arbeit ist aber auch mit der Abgabe von radioaktiven Teilchen an die Umgebung des KIT Nord verbunden, da radioaktive Stoffe verbrannt und Flüssigkeiten eingedampft werden müssen. Das Ganze kostet mindestens 12 Milliarden Euro den SteuerzahlerInnen. Das sind die Altlasten der sogenannten ´friedlichen, sicheren und kostengünstigen´ Atomenergie.
Die Ministerin hätte sich aber auch vor Ort über die Forschungsarbeiten des JRC erkundigen können. Dies ist keine atomare Altlast, sondern eine aktuelle Fortsetzung einer falschen Wissenschaftspolitik der EU. Hier geht es uns vor allem um die Forschungsarbeiten an Brennstoffen für neue Atomreaktoren der Generation IV im neuen, noch nicht vollständig eingerichteten ´Gebäude M´. Noch sind in der Genehmigung die wissenschaftlichen Einrichtungen, wie Handschuhkästen, abgeschirmten Handschuhkästen oder heißen Zellen, nicht in der Genehmigung enthalten. Damit ist eine spätere Errichtung auch von heißen Zellen aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Wir fordern die Ministerin auf, eine solche Genehmigung nicht zu erteilen. Unter Beachtung des Strahlenschutzes und der Kritikalitätssicherheit bedeutet dies bei der derzeitigen Genehmigung für den ´Bau M´, dass für den Umgang mit bestrahlten Kernbrennstoffen lediglich mit 100 g bestrahltem Kernbrennstoff (50 g Uran-Kernbrennstoff und 50 g Aktiniden-Kernbrennstoff) umgegangen werden darf und damit neue ´Brennstäble´ für Atomreaktoren der Generation IV nicht mehr gebaut werden können.
Nach Aussage des Umweltministeriums auf unsere Anfrage vom 8. März 2024 werden für diese Forschungsvorhaben an diesen geringen Umgangsmengen keine heißen Zellen benötigt, so dass sich deren Errichtung nicht rechne. Das JRC habe daher keine diesbezüglichen Pläne. Dies hätten wir gerne auch mit der Ministerin vor Ort besprochen. Wir haben Sie deshalb zu unserer ´Mahnwache´ zwischen 12 und 14 Uhr am Haupttor des KIT Nord eingeladen und leider auf unsere Einladung keine Antwort erhalten.