Einladung an die Presse: zum Fukushima Jahrestag

Karlsruhe, 04.03.2021


11. März 2011 Fukushima: Beginn des dreifachen Super-GAUs in Fukushima, der Reaktorkatastrophe, die bis heute nicht aufgehört hat.

Bis heute sind die strahlenden Reaktoren eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit, tagtäglich tritt weitere Radioaktivität aus. Trotzdem sollen dort olympische Wettkämpfe stattfinden. Und die japanische Regierung will eine unverantwortliche Verklappung von über 1 Million Tonnen an radioaktiv kontaminiertem Kühlwasser in den Pazifik durchführen.

Bei uns in Deutschland sind immer noch 6 Leistungsreaktoren am Netz. Es wird noch bis Ende 2022 dauern, bis mit dem AKW Neckarwestheim der letzte Reaktor, dessen maroder Zustand auch dem Umweltministerium Baden-Württemberg bekannt ist, abgeschaltet wird.

Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter*innen auf das Vergessen und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den angeblichen sauberen Atomstrom machen anstatt sich wie wir für den zügigen Ausbau der regenerativen Energien stark zu machen. Denn die Realität der laufenden wie der stillgelegten Atommeiler und die notwendige Entsorgung des hochaktiven Atommülls ist besorgniserregend.

Wir werden am Mi., 10. März 2021 um 16 Uhr

vor der Hauptverwaltung der EnBW, Durlacher Allee, Karlsruhe

unseren Protest und unsere Mahnung (Corona angemessenen) kundtun.

Wir wollen die EnBW und Öffentlichkeit auf mehrere Atom-Probleme in Baden-Württemberg hinweisen:

  • Störfälle im noch laufenden maroden Atomkraftwerk GKN 2 in Neckarwestheim.
  • Störfälle beim Abriss der beiden Atommeiler in Philippsburg
  • Die Reststoffbearbeitungszentren (RBZ) für radioaktiven Abfall auf den Kraftwerksgeländen der AKW in Neckarwestheim und Philippsburg erzeugen täglich tonnenweise schwach- und mittelradioaktiven Abfall, der zunächst auf dem Gelände verpackt und zwischengelagert, ehe er dann in ein noch nicht vorhandenes Endlager gebracht werden soll.
  • Das größte Problem in Philippsburg stellen die im Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll stehenden über 60 Castoren dar, die noch viele Jahrzehnte dort lagern müssen.

Wir haben bei vielen Verfahren über die Atomanlagen in Philippsburg über die mangelnde Härtung des Lages für hochaktiven Atommüll gesprochen und vom Land Baden-Württemberg dessen sofortige Aufhärtung gefordert. Wir haben dabei immer auf das im Bau befindliche Zwischenlager im KIT Nord mit rund 2 m dicken Spezialbetonmauern und dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik hingewiesen und eingefordert. Ohne Erfolg.

Unsere Einwände wurden ignoriert. Jetzt plötzlich werden Härtungen, deren Umfang wir nicht kennen, ohne Genehmigungsverfahren und jetzt zu Lasten der Steuerzahler*innen (nach Pressemitteilungen) vorgesehen.

Aber im Lager selbst gibt es Probleme:

  • Die Dichtigkeit der Castoren ist nicht 100 %ig gegeben und:
  • Seit einem Fachvortrag im KIT am 28. Januar 2020 wissen wir, dass niemand genau weiß, wie inzwischen die Brennelemente in den Castoren aussehen. Hier sehen wir großen Forschungs-, Informations- und Kommunikationsbedarf.

    Wir laden Sie recht herzlich zu unserer Informationsmahnwache am 10.03.21 um 16 Uhr, einen Tag vor dem Fukushima Jahrestag, vor die EnBW Zentrale in Karlsruhe ein. Wir würden uns sehr über eine Berichterstattung freuen.

    Ansprechpartner: Harry Block, Phone: 0171 5359473, harryblock1@t-online.de

für Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und BUND Ortsgruppe Karlsruhe

www.anti-atom-ka.de – E-Mail: initiative@anti-atom-ka.de
bund.karlsruhe@bund.net

Verabschiedung des Planungssicherstellungsgesetzes im Bundestag ist eine tiefgreifende Beschädigung von Demokratie und Umweltschutz

Pressemitteilung vom 27.06.2020
von der BI Müll und Umwelt KA und der Anti-Atom-Ini KA

Mit blankem Entsetzen und Empörung haben wir auf die Verabschiedung des Planungssicherstellungsgesetzes am späten Donnerstagabend (14.05.2020) im Bundestag reagiert. In einem parlamentarischen Verfahren, das nur als ein von Anfang an abgekartetes Spiel bezeichnet werden kann, hatten die Fraktionen von CDU/CSU und SPD das Gesetz durchgepeitscht. Kernpunkt des Planungssicherstellungsgesetzes ist die faktische Abschaffung des Erörterungstermins in allen relevanten umweltrechtlichen Verfahren, mindestens bis zum 31. März 2021. Dies ist ein schwerer, nicht zu rechtfertigender Eingriff in die demokratischen Rechte der Bevölkerung und in das Umweltrecht. So können umstrittene Großprojekte ohne eine effektive Bürgerbeteiligung durchgesetzt werden.

Im Vorgriff hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe die Erörterung des Großprojektes Schleith (s. Anhang 1a: Einwendung) im Karlsruher Hafen abgesetzt und will nach Aktenlage ohne Erörterung (s. Anhang 1b: Absage) entscheiden.

Um die Bedeutung von Erörterungsterminen zu unterstreichen, bei denen die Einwendungen von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Umweltverbänden und anderen Organisationen gegen konkrete Planungsvorhaben bisher immer wieder intensiv mit Genehmigungsbehörden und Antragstellern erörtert wurden, erinnern wir an zahlreiche Erörterungstermine. So gab es stark besuchte und mehrtägige Erörterungstermine, zum Beispiel zu Thermoselect oder dem neuen Kohlekraftwerk RDK 8 der EnBW, zu der Genehmigung der neuen Gaskraftwerkes der Stadt Karlsruhe und der Papierfabrik Palm oder zu dem Abriss der Atomkraftwerke in Philippsburg, an denen wir uns konstruktiv beteiligen.

Dieses Gesetz ist eine selbstgefällige Degradierung der Öffentlichkeit und ihrer Kontrollfunktion und steht auch dem von der baden-württembergischen Landesregierung propagierten Politik des Gehörtwerdens (s. Anhang 2) entgegen.

Eine nicht nur in der Stadt des Rechts nicht zu duldende Entwicklung, die wir im Falle Schleith intensiv und kritisch begleiten werden.

500 Millionen-Euro-Konverter in Philippsburg für Windstrom?

Leserbrief zu BNN vom 12./13./15.5.2020 im Zusammenhang mit der Kühltürmesprengung

Im Zusammenhang mit der Sprengung der Kühltürme in Philippsburg wird in den BNN mehrfach hervorgehoben, dass, laut EnBW, der nun zur Verfügung stehende Platz zum Bau eines Umspannwerks für regenerativen Windstrom aus dem Norden benutzt würde. Den nicht so mit den Details Vertrauten wird damit gesagt, dass der Konverter einen notwendigen Teil der Energiewende darstelle. Da sollte man aber genauer hinschauen.

Mit der Energiewende steigen nach Aussagen der EnBW die Anforderungen an unser Strom-Übertragungsnetz. Dafür soll die Übertragungskapazität bestehender Stromleitungen bei uns in Baden verstärkt (120 km, von Daxlanden nach Eichstetten) und neue Umspannwerke (eines davon auch in Daxlanden) gebaut werden. Durch diese Leitungen und die kleinen Umspannwerke wird auch Strom aus dem Konverter Philippsburg fließen.

Er soll die Stromverteilung vom Norden in den Süden von Deutschland gewährleisten und somit die erzeugte Leistung in das überregionale 400-kV-Stromnetz einspeisen und verteilen. Dafür ist die DC-Konverterstation Philippsburg  in Baden-Württemberg, aber auch die Errichtungen einer gleichen Konverterstation in Kaarst (bei Düsseldorf) in Nordrhein-Westfalen notwendig. Der Wechselstrom aus den Kraftwerken im Ruhrgebiet wird im Konverter Kaarst zu Gleichstrom umgewandelt und in Philippsburg wieder zurückverwandelt.

Der eine Fehler, die Atomenergie, ist in Philippsburg beendet. Gleichzeitig aber zementiert man mit zigtausenden Tonnen Beton auf der Größe von vielen Fußballfeldern diese Art Energiewende für einen 500 Millionen teuren Konverter ein. Hier wird heute wieder ein falsches Signal in Philippsburg gesetzt. Mit Unterstützung der Landesregierung und des Gemeinderates, der mit 500.000 Euro jährlichen Steuern rechnet, baut die EnBW eine vollautomatische, ohne jegliche MitarbeiterInnen auskommende Großanlage. Das Projekt ist nicht dezentral, nicht regenerativ und nicht bürgerbeteiligt. Der Konverter unterstützt den alten Gigawattwahn und nützt nur den großen Netz- und Energieraubrittern wie der EnBW, die nur noch mit Netzgebühren Gewinn machen können. Dies ist nicht im Sinne von uns StromkundInnen. Eine Leitung, die bis jetzt nur zu den Stein- und Braunkohlekraftwerken im Ruhrgebiet geht, ist ein Tiefpunkt einer falschen Energiepolitik.  Ein Bewusstseinswechsel zum Stromsparen und für eine alternative, regionale Energie- und Mobilitätswende wird mit diesem Ausbau nicht erreicht.

Der geplante Stromnetzausbau dient nicht den erneuerbaren Energien, sondern ist wesentlich durch den inflexiblen Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken geschuldet. Baden-Württemberg ist kein Netz-Engpassgebiet. Die bundesweite Stromnetzplanung ist überzogen und dient nicht dem kleinteiligem, regionalen Ausbau von regenerativen Energieformen und zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch überhaupt nicht der Offshore-Windkraft in der Nordsee.

Die großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ)-Leitungen dienen in erster Linie zentralistischen Plänen zum transeuropäischen Stromtransport von Kohle- und Atomstrom, also zum Stromexport, an den als Ablasshandel noch die Ankündigung der Irgendwann-Anbindung an die Offshore-Windenergieanlagen angehängt wird. Der Bau der beiden Konverter und der damit verbunden Stromleitungen entpuppt sich vor allem als Absicherung und Bestandschutz der großen deutschen Energieriesen.

Harry Block

Philippsburg: Kühltürme gesprengt – der Atommüll bleibt

Pressemitteilung von ausgestrahlt vom 14.05.2020

Am AKW werden noch viele Jahrzehnte hochradioaktive Abfälle gelagert.
Der Atomausstieg muss beschleunigt werden.

Zur Sprengung der Kühltürme am AKW Philippsburg erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt:

weiterlesen:
https://www.ausgestrahlt.de/presse/uebersicht/philippsburg-kuhlturme-gesprengt-der-atommull-blei/?pk_campaign=nl200520&pk_kwd=pm-philippsburg&pk_source=mail

Kühltürme: weg – Probleme: bleiben

Gemeinsame Medienmitteilung der Anti-Atom-Initiative KA und der BI Müll und Umwelt, zum AKW Philippsburg

Karlsruhe, den 12. Mai 2020

Mit den Kühltürmen verschwinden weder die Probleme der Lagerung des Atommülls noch die radioaktiven Emissionen der sich im Abriss befindlichen Atomkraftwerke KKP 1 und KKP 2 in Philippsburg.

  • Da sind die radioaktiven Abgaben in Luft und Wasser, die sich beim jahrzehntelangen Abriss der beiden Atommeiler in der Region verteilen werden.  
  • In den Abklingbecken lagern weiterhin die Brennelemente aus den letzten Reaktorladungen des AKW-Betriebs. Sie müssen noch mehrere Jahre mit Strom von außen gekühlt werden, bevor sie dann in Castoren umgeladen und im Zwischenlager für hochaktiven Atommüll direkt neben den Kühltürmen gelagert werden können.
  • Die Lagerung von mittel- und hochaktivem Atommüll ist nicht gelöst. Das Lager für hochaktiven Müll bietet keinen Schutz für einen möglichen Terrorangriff. Wann die dort gelagerten rund 60 CASTOR-Behälter wegkommen, ist völlig ungelöst. Auch weiß niemand genau, wie sich die hochstrahlenden Brennelemente in den Castoren verändern, bzw. bereits verändert haben. Einige Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese schon teilweise beschädigt sind und damit eine große Gefahrenquelle darstellen.
  • Auch nach Abschaltung der beiden Reaktoren gehen die Störfälle am Standort unvermindert weiter. Die seit der Stilllegung von KKP 2 im Jahre 2020 bereits gemeldeten Störfälle finden wir beunruhigend.

In wenigen Tagen werden die Kühltürme in Philippsburg Geschichte sein. Im Gegensatz hierzu stehen die Probleme, die uns als Folge der jahrzehntelangen Atomkraftnutzung an diesem Ort weiterhin begleiten werden. Auch während des jahrelangen Rückbaus der beiden Reaktoren werden unsere beiden Bürger*inneninitiativen den weiteren Umgang mit den vorhandenen lebensgefährlichen Stoffen wachsam beobachten und kritisch begleiten.

02.02.20 Bundesweiter Aktionstag: Es ist noch nicht vorbei … Die Rückkehr der Atomkraft verhindern!

Pressemitteilung, KA 26.01.2020

Castor Alarm: Frühjahr 2020!
Da bahnt sich was an!

Bundesweiter Aktionstag am 02.02.2020
um 15:00 Uhr am Karlsruhe Hauptbahnhof, Haupteingang Nord, Mahnwache der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe

The return of the living dead!

CASTOR-Alarm 2020? Hat sich da nicht jemand im Jahrzehnt vergriffen? Leider nicht.

Für die Jahre 2020 bis 2024 sind vier Castor-Transporte geplant, bei denen hochradioaktiver Atommüll von Frankreich und Großbritannien nach Deutschland verschoben werden soll, ohne dass es ein Konzept für eine langfristige Lagerung gibt und geben kann.
Jeder einzelne Transport stellt ein zusätzliches Risiko durch radioaktive Verstrahlung dar. Die Standortlager werden zu ungeeigneten Langzeitlagern, so auch in Philippsburg.

Für viele scheint der Atomausstieg beschlossene Sache zu sein. Ausstiegskonzepte beinhalten aber immer die Möglichkeit eines Ausstiegs aus dem Ausstieg.

Die Anti-Atom-Bewegung fordert schon immer die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit. Doch sechs Atomreaktoren sind in Deutschland noch in Betrieb. Dazu kommen die Uranfabriken in Lingen und Gronau, die unbefristet weiter laufen sollen. In Karlsruhe forscht das Joint Research Center (JRC) an den Brennstoffen für eine neue Generation von Atomreaktoren. Durch das gezielte Ausbremsen des Ausbaus erneuerbarer Energien und der Stromnetze, kommt die Energiewende nur schleppend voran. Im Windschatten der Klimakatastrophe versuchen die Befürworter*innen der mörderischen Atomenergie nun wieder in die Offensive zu kommen.

Der erste Castor-Transport soll im ersten Halbjahr 2020 von Sellafield (UK) ins Zwischenlager beim Atomkraftwerk Biblis stattfinden. Für 2021 ist ein Atommülltransport von La Hague (F) ins Zwischenlager bei Philippsburg geplant.

Protest ist angesagt!

– Atomenergie ist kein Beitrag gegen die Klimakatastrophe
– Die Energiewende wird sabotiert
– Es gibt kein vertretbares Konzept für den vorhandenen Atommüll

Nur die halbe Wahrheit – Entwicklung von neuen Brennstoffen

Leserbrief von Harry Block, veröffentlicht am 24.06.19 in der BNN

Zu „Symbol für ein funktionierendes Europa“ vom 21. Mai:

Unter dem Mäntelchen der Sicherheit baut man ein Gebäude, verharmlosend als ‚Laborflügel M‘ bezeichnet, für 64 Millionen Euro in unseren Hardtwald. Was schützen die 4 700 Tonnen Stahl und 24 000 Kubikmeter Beton? Bei der Mediation über diesen Neubau im Jahre 2011 wurde deutlich, dass das Institut für Transurane (ITU) – heute Joint Research Centre (JRC) – bereits seit den 1960er Jahren eine unbefristete Umgangs- und Lagergenehmigung für 180 Kilo Plutonium besaß, die in der Neugenehmigung durch den grünen Umweltminister nur insoweit modifiziert wurde, dass man diese neue Genehmigung nur bis zu 80 Kilo ausnutzen will.

Die Genehmigung für das Gebäude M enthält aber unter anderen aber auch eine atomrechtliche Umgangsgenehmigung (man kann also immer herausnehmen und neu hinzufügen) für 50 Kilo Uran 235 (dieses war der Zündstoff der Atombombe auf Hiroshima) und 300 Kilo schwach angereichertes Uran, 30 Kilo Neptunium sowie 450 Kilo Thorium und so weiter.

Das sind riesige Mengen für ein Forschungslabor, und es stellt sich die Frage:
Was machen die damit?

Für reine Sicherheitsforschung, Ausbildung von Zoll und Inspektoren der IAEO sowie für medizinische Forschung würden wenige Gramm dieser radioaktiven Stoffe reichen. Wer wie ich am Tag der offenen Tür des JRC durch dieses Gebäude M geführt wurde und die riesigen Dimensionen der „Labore“ und Sicherheitseinrichtungen in Augenschein nehmen konnte, der spürt, dass hier weiter hocheffiziente neue Atomforschung im Auftrag der atomfreundlichen europäischen Gemeinschaft gemacht werden wird.
In den noch einzubauenden „Heißen Zellen“, die das Hantieren mit diesen hochstrahlenden Stoffen ermöglichen, werden neue „Brennstäble“ gebaut und nach der Bestrahlung in einem Atomkraftwerk zurückgebracht und weiter für neue Reaktortypen „optimiert“.

Mit „Sicherheit“ kann heute anscheinend alles legitimiert werden, egal wie absurd die Dinge auch sein mögen.

Sicherheit erscheint „alternativlos“, denn niemand kann für „Unsicherheit“ sein, schon gar nicht bei einer Hochrisikotechnologie wie Atomkraft. Der Vertreter des Landes lehnt Anwendungsforschung für neue Atomreaktoren in dem Neubau ab. Das sind leere Worte. Würde man hier nur anwendungslose Forschung betreiben, so wäre das bestenfalls das Herumdoktern an einigen physikalischen Ungeklärtheiten in Sachen der radioaktiven Elemente.
Es wird unter dem Begriff „Sicherheitsforschung“ Brennstoffforschung betrieben. Das Institut stellt neuartige „Brennstäble“ her, die zur Entwicklung fortgeschrittener Reaktoren der vierten Generation benötigt werden. In der Genehmigung steht zwar,
dass Forschungen im Zusammenhang mit Reaktorsystemen der sogenannten vierten Generation ausgeschlossen seien. Das ist nur die halbe Wahrheit. Man forscht hier nicht an einem neuen Reaktortyp, das machen andere. Man entwickelt
Brennstoffe für die vierte Generation, was aber deren Voraussetzung für neue Reaktoren ist. Und „das können weltweit nur wir“. So die mehrfach öffentlich geäußerte Aussage von Thomas Fanghänel, damals Chef vom ITU und heute in Brüssel beim JRC (gemeinsame Forschungsstelle der EU) Berater für die vierte Generation von Atomreaktoren.

Der Bevölkerung der Region Karlsruhe darf man weder die radioaktiven Emissionen des Instituts (auch die besten Filter lassen Stoffe wie hoch radioaktives, giftiges Plutonium in winzigen Mengen durch) noch die ständigen Transporte mit radioaktivem Material zumuten.

Nur die halbe Wahrheit

Leserbrief an die BNN Karlsruhe, Rubrik: Aus der Region, veröffentlicht am 24.06.2019

Entwicklung von neuen Brennstoffen
Zu „Symbol für ein funktionierendes Europa“ vom 21. Mai:
Unter dem Mäntelchen der Sicherheit baut man ein Gebäude, verharmlosend als ‚Laborflügel M‘ bezeichnet, für 64 Millionen Euro in unseren Hardtwald. Was schützen die 4 700 Tonnen Stahl und 24 000 Kubikmeter Beton? Bei der Mediation über diesen Neubau im Jahre 2011 wurde deutlich, dass das Institut für Transurane (ITU) – heute Joint Research Centre (JRC) – bereits seit den 1960er Jahren eine unbefristete Umgangs- und Lagergenehmigung für 180 Kilo Plutonium besaß, die in der Neugenehmigung durch den grünen Umweltminister nur insoweit modifiziert wurde, dass man diese neue Genehmigung nur bis zu 80 Kilo ausnutzen will. Die Genehmigung für das Gebäude M enthält aber unter anderen aber auch eine atomrechtliche Umgangsgenehmigung (man kann also immer herausnehmen und neu hinzufügen) für 50 Kilo Uran 233 (dieses war der Zündstoff der Atombombe auf Hiroshima) und 300 Kilo schwach angereichertes Uran, 30 Kilo Neptunium sowie 450 Kilo Thorium und so weiter.

Das sind riesige Mengen für ein Forschungslabor, und es stellt sich die Frage: Was machen die damit? Für reine Sicherheitsforschung, Ausbildung von Zoll und Inspektoren der IAEO sowie für medizinische Forschung würden wenige
Gramm dieser radioaktiven Stoffe reichen. Wer wie ich am Tag der offenen Tür des JRC durch dieses Gebäude M geführt wurde und die riesigen Dimensionen der „Labore“ und Sicherheitseinrichtungen in Augenschein nehmen konnte, der spürt,
dass hier weiter hocheffiziente neue Atomforschung im Auftrag der atomfreundlichen europäischen Gemeinschaft gemacht werden wird. In den noch einzubauenden „Heißen Zellen“, die das Hantieren mit diesen hochstrahlenden Stoffen ermöglichen, werden neue „Brennstäble“ gebaut und nach der Bestrahlung in einem Atomkraftwerk zurückgebracht und weiter für neue Reaktortypen „optimiert“.

Mit „Sicherheit“ kann heute anscheinend alles legitimiert werden, egal wie absurd die Dinge auch sein mögen. Sicherheit erscheint „alternativlos“, denn niemand kann für „Unsicherheit“ sein, schon gar nicht bei einer Hochrisikotechnologie wie
Atomkraft. Der Vertreter des Landes lehnt Anwendungsforschung für neue Atomreaktoren in dem Neubau ab. Das sind leere Worte. Würde man hier nur anwendungslose Forschung betreiben, so wäre das bestenfalls das Herumdoktern an einigen physikalischen Ungeklärtheiten in Sachen der radioaktiven Elemente.
Es wird unter dem Begriff „Sicherheitsforschung“ Brennstoffforschung betrieben. Das Institut stellt neuartige „Brennstäble“ her, die zur Entwicklung fortgeschrittener Reaktoren der vierten Generation benötigt werden. In der Genehmigung steht zwar,
dass Forschungen im Zusammenhang mit Reaktorsystemen der sogenannten vierten Generation ausgeschlossen seien. Das ist nur die halbe Wahrheit. Man forscht hier nicht an einem neuen Reaktortyp, das machen andere. Man entwickelt
Brennstoffe für die vierte Generation, was aber deren Voraussetzung für neue Reaktoren ist. Und „das können weltweit nur wir“. So die mehrfach öffentlich geäußerte Aussage von Thomas Fanghänel, damals Chef vom ITU und heute in Brüssel beim JRC (gemeinsame Forschungsstelle der EU) Berater für die vierte Generation von Atomreaktoren.

Der Bevölkerung der Region Karlsruhe darf man weder die radioaktiven Emissionen des Instituts (auch die besten Filter lassen Stoffe wie hoch radioaktives, giftiges Plutonium in winzigen Mengen durch) noch die ständigen Transporte mit radioaktivem Material zumuten.
Harry Block, Karlsruhe

Es reicht: Atomkraftwerk Philippsburg 2 (KKP 2) darf nicht mehr angefahren werden.

Pressemitteilung: Karlsruhe, 17. Juni 2019

Am 24. Mai 2019 meldeten EnBW und das baden-württembergische Umweltministerium – sehr verzögert – wieder einen Ausfall eines Notstromdiesels des Blocks 2 in Philippsburg.
Wir stellten da die Frage, ob es sich hierbei um einen systemischen Fehler bei den Notstromdieseln handelt, wenn man das aktuelle Problem mit anderen aus der Serie von Notstromdiesel-Störfällen des KKP 2 vergleicht.

Dann kam das Herunterfahren der Anlage und ein für uns weiteres schwerwiegendes Problem.
8 Tage brauchte das Umweltministerium, um das Ereignis Notstromdiesel bekannt zu machen. Die EnBW packte in ihre Meldung am Abend des 6.6.2019 zum Notstromproblem als 4. Absatz diesen Text (s. auch Anhang=vollständige Erklärung):
EnBW: „Beim Abfahren der Anlage hat es im konventionellen, also nicht-nuklearen Kreislauf der Anlage bei einer Armatur einen Funktionsfehler gegeben. Die Armatur regelt die Zufuhr von Wasser in einen der vier Dampferzeuger und hat nicht vollständig geschlossen. Ihre Funktion wurde jedoch – wie vorgesehen – automatisch von einer weiteren Armatur übernommen. Auch dieses Vorkommnis hatte keine Auswirkungen auf Personen, Umgebung und Anlagenbetrieb und wird von der EnBW fristgerecht an die Aufsichtsbehörde gemeldet. Die EnBW stuft diesen Befund vorläufig in die Kategorie N (Normalmeldung) und INES 0 ein. Er liegt damit unterhalb der siebenstufigen INES-Skala.“

Das UM hat in seiner gleichzeitigen Meldung zum Notstromproblem kein Wort zu dem Dampferzeugerproblem geschrieben. Und dass die EnBW die Speisung der Dampferzeuger im Sekundärkreislauf als „nicht-nuklear“ bezeichnet, mag technisch in Abgrenzung zum Primärkreis korrekt sein, es ist aber eine grobe Irreführung. Diese Irreführung findet sich nun beim UM nicht, dafür andere trickreiche Formulierungen. Vermutlich erklärt deren komplizierte Erarbeitung die lange Dauer bis zur Veröffentlichung des Umweltministeriums: „wodurch dieser zu stark bespeist wurde“ / feiner Unterschied zu: „Überspeisung des Dampferzeugers wurde […] verhindert“. „Während diese geschlossen wurden“ soll wohl heißen „in der Zeit, bis diese vollständig geschlossen waren“ … „woraufhin der Reaktorschutz einen ZU-Befehl für die Absperrarmaturen ausgelöst hat.“ Und „Die Meldepflicht ergibt sich daraus, dass der Reaktorschutz aufgrund des Überschreitens eines Grenzwerts für den Dampferzeugerfüllstand angesprochen hat.“ muss man wohl so verstehen: Nicht das Versagen des Volllastregelventils oder dessen Zustandsmelder gilt als das Problem, sondern dass das Eingreifen der Bedienmannschaft und das von ihr bewirkte Schließen zusätzlicher Armaturen nur langsam gegriffen hat; und auch das gilt nur als Ereignis, weil dann durch zu hohen Füllstand die Reaktorschutz-Automatik ausgelöst wurde. Merkwürdig ist auch, dass laut UM die entscheidende Maßnahme das Eingreifen der Bedienmannschaft war. Laut EnBW erfolgte dagegen das Absperren der zusätzlichen Armatur „automatisch“. Was stimmt? 

Für uns zeigt auch dieser „Funktionsfehler“ die  Störanfälligkeit  derart  überzüchteter Steuerungen auf. Diese „Fehlfunktionen“ bei Betriebsstörungen in Atomkraftwerken werden dann stets beschwichtigend als „sicherheitstechnisch unbedenklich“ eingestuft und so öffentlich verkauft. Deutschlands Atomkraftwerke seien doch die sichersten der Welt. Die Frage ist nur, wann ein solcher Fehler dann zum „großen Knall“ führt.

Der dargestellte Störfall-Ablauf der Überspeisung eines Dampferzeugers ist für uns nicht nachvollziehbar. Das Überspeisen eines Dampferzeugers über den höchstzulässigen Speisewasserstand hinaus gilt als ernster Störfall, der sofortiges Abschalten der Feuerung und Alarmgabe auslösen muss, was vom TÜV an jedem popeligen Dampfkessel regelmäßig überprüft wird. Der Dampfkessel muss dazu mit einer selbstüberwachenden, bauteilgeprüften Überfüllsicherung ausgestattet sein, dessen Ausgangssignal unmittelbar mittels Festverdrahtung auf die Feuerung sowie die Alarmgabe geschaltet sein und den Schließbefehl für die Nachspeise-Armatur auslösen muss und nicht irgendwie über eine undurchsichtige Programmierung – dies würde  an einem x-beliebigen Dampferzeuger kein TÜV abnehmen!

Hier liegt offensichtlich ein Schaltungs- und/oder ein Programmierfehler vor, weil die Nachspeise-Einrichtung jedenfalls nicht bestimmungsgemäß gearbeitet hat. Wie konnte es angehen, dass dies über die rd. 30 Betriebsjahre des KKP II hin nie aufgedeckt und behoben worden ist? Und das bei Atomkraftwerken, die angeblich die sichersten der Welt sein sollen? Wer weiß, was da sonst noch für unentdeckte „Eier“ in der Betriebsprogrammierung drinstecken, die zumal in einer zufälligen, aber nicht auszuschließenden Fehlerkombination dann den ganz großen GAU auslösen können. Weil die AKW´s ja mehr oder weniger baugleich ausgeführt worden sind, wurde sicherlich auch die umfangreiche Betriebsprogrammierung bei anderen AKW´s mit übernommen. Es wäre jetzt Aufgabe des UM, eine diesbezügliche Überprüfung aller noch laufenden AKW´s anzuordnen und bis zu deren erfolgreichen Überprüfungsabschluss und ggf. Nachbesserung den Weiterbetrieb der jeweiligen  AKW zu untersagen.

Für Philippsburg heißt das für die Anti-Atom Ini Karlsruhe:               
KKP2 darf nicht mehr angefahren werden.