Leser*innenbrief an die BNN Zu „Forschung an neuartigen Atomreaktoren?“

Leserbrief zum BNN Artikel: Forschung an neuartigen Atomreaktoren vom 18.11.2017 Aus der Region

Dieser Leser*innenbrief wurde von unserem Bündnismitglied Wolfgang Oberacker an die BNN geschickt, und wurde am 14.12.2017 stark gekürzt veröffentlicht.

Wie im BNN-Artikel zu lesen, blieb vieles an diesem Abend beim Vortrag von Whistleblower Dr. Rainer Moormann zu Forschungen an Atomreaktoren der 4. Generation und zu seinen Arbeiten im Forschungszentrum Jülich ein Buch mit sieben Siegeln. Was aber trotz der enormen wissenschaftlichen Tiefe der Aussagen immer wieder an der Oberfläche und auch für nicht Physiker oder nicht Chemiker zu verstehen war, nimmt dem Fragezeichen aus der Überschrift die Aussagekraft.

Es ist nämlich sicher, dass uns die Forscher im KIT und JRC (vormals ITU = Institut für Transurane) in Karlsruhe auf der Gemarkung Leopoldshafen und Linkenheim, aber auch die Genehmigungsbehörden in Stuttgart mit dem Begriff „Sicherheitsforschung“ an der Nase herumführen möchten. Dass dem so ist, ist eigentlich leicht zu erkennen: an den riesigen Mengen dort gelagerter radioaktiver Materialien, die eben für den Bau neuer Atomreaktoren und deren Brennstoffen bzw. den Forschungen daran notwendig sind. Die dort durchgeführten Forschungsarbeiten und Vorserienproduktionen zu Flüssigsalzbrennstoffen sind keine reinen „Sicherheitsforschungen“, sondern betreffen die ausdrücklich vom Umweltministerium verbotenen Forschungen für neue Atomreaktoren der 4. Generation. Zur Erinnerung: Deutschland steigt bis 2022 aus der Kerntechnik aus.

Fein säuberlich hat der Wissenschaftler aufgedröselt, dass z.B. wegen den extrem hohen AKW-Risiken fast alle Arbeiten zu AKWs als sicherheitsgerichtet eingeordnet werden können: „Entwicklungsarbeiten werden zu Sicherheitsarbeiten umdefiniert“. Deshalb forderte er dringend eine Präzisierung der anzuwendenden Sicherheitsdefinition auf politischer Ebene.

Zu verstehen waren auch die Mythen um die 4. Generation Thorium-Reaktoren, mit denen unsere Forscher auch hier gerne werben. Sie hoffen damit auf einen Wiedereinstieg in Deutschland in die Atomenergie mit den Argumenten wie: sie seien hochsicher, hätten geringe Entsorgungsprobleme, seinen nachhaltig oder sogar ökonomisch … alles Behauptungen/Lügen (die nur der Arbeitsplatz-sicherung und dem Prestige dienen). Die Zusammenarbeit von ITU und der Entwicklung in Jülich sind in diesem Zusammenhang auch Thema des Vortrages.

Deutlich wurde auch, dass durch die Entwicklungen an der 4. Generation Atomkraftwerke die Gefahr der Proliferation (Weiterverbreitungsrisiko von Kernwaffen) steigt und damit die Gefahr durch den internationalen Terrorismus in sich birgt.

Was für die Zuhörer auch erschreckend verständlich war: mit welchen kriminellen Methoden Moormanns früherer Arbeitgeber im Kernforschungszentrum in Jülich agiert hat. Eine Havarie der IAEA-Kategorie 4 bis 5 (verursacht durch ein illegal manipuliertes Feuchtemessgerät) war intern und der Behörde bekannt, wurde aber verheimlicht „um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen“.

Dass es zu keinen nuklearen und chemischen Explosionen, zu keiner Katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima kam, lag nur daran, weil der Dampferzeugerriss sich nur langsam vergrößerte. Auch die gravierende Häufung von Kinderleukämie um Jülich im Zusammenhang mit radioaktivem Tritium im Grundwasser oder als 1988 trotz Embargo Know-how an den Apartheidstaat-Südafrika geliefert wurde waren für ihn ein Anlass, zum Whistleblower zu werden.

Die Liste der Verfehlungen war bzw. ist lang.

„Im Rückblick erscheint mir die Rolle der Aufsichtsbehörden, die das Jülicher Debakel erst ermöglicht haben: herunterspielen, verschweigen, Kumpanei … als problematischster Aspekt sagte Moormann zu Schluss.

Ich denke, der Vortrag hat uns gezeigt, dass die Forscher im KIT und JRC in Karlsruhe und auf der Gemarkung Leopoldshafen und Linkenheim nicht an allem forschen dürfen, zu dem sie in der Lage sind ̶ zu unser aller Sicherheit. Und ich glaube, dass viele Forscher genauso denken.

Wolfgang Oberacker Linkenheim-Hochstetten

ATOMFORSCHUNG IN DEUTSCHLAND – Nur für die Sicherheit oder auch für Atomwaffen?

Der Whistleblower Dr. Rainer Moormann nimmt Stellung
Einführung und Moderation: Sylvia Kotting-Uhl

Donnerstag, den 16. November 2017, Saal im DGB-Haus  20:00 Uhr, Ettlinger Straße 3a, 76137 Karlsruhe

Dr. Rainer Moormann arbeitete 35 Jahre lang in der Kernforschungsanlage, dem heutigen Forschungszentrum in Jülich.
Im Jahre 2011 erhielt er den Whistleblowerpreis, weil er in seinen Untersuchungen zu dem Schluss gelangte, dass mit der Kugelhaufen-HTR-Technologie Störfallmöglichkeiten und Risiken mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt verbunden sind.

In seinem Vortrag nimmt er Stellung zu den laufenden Arbeiten zur neuen Generation Atomreaktoren, die auch vom KIT und dem JRC-ITU unterstützt werden.

Veranstalter*in:
Karlruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren
Anti-Atom-Initiative Karlsruhe, attac, BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe, DIE LINKE KV Karlsruhe, International Councillor IPPNW Deutschland, Initiative gegen Militärforschung an Universitäten, Sylvia Kotting-Uhl MdB BÜNDNI S 90/Die Grünen

Zum aktuellen Vortrag:

In seinem aktuellen Vortrag am 16.11.2017 nimmt Dr. Moormann Stellung zu den laufenden Arbeiten zur neuen Generation Atomreaktoren, die auch vom KIT und dem Joint Research Centre Karlsruhe JRC, vormals Institut für Transurane ITU auf dem Gelände des KIT-Nord untergebracht, durchgeführt werden.

Er zeigt den Teufelskreis auf und die dramatische Situation der Atomforschung, vor allem hier in Leopoldshafen / Linkenheim. Dort wird auch an zukünftigen Atomreaktoren geforscht, die die Welt mit Strom und Wärme versorgen sollen, aber gleichzeitig atomwaffenfähiges Material und weiteren Atommüll hinter-lassen, obwohl dies angesichts des weltweiten Ausbaus der immer günstiger werdenden Erneuerbaren Energien ein Irrweg ist.

Alles geschieht unter den Deckmantel der „Sicherheitsforschung“.

In Wahrheit geht es auch um Thorium-Flüssigsalzreaktoren der 4. Generation. Diese bieten die einfache Möglichkeit, bei der Atomstromgewinnung ohne Umwege kontinuierlich waffenfähiges Uran 233 „abzuzapfen“. Dazu dient die im Flüssigsalzreaktor fest eingebaute Aufarbeitungsanlage. Der Umweg über technisch anspruchsvolle und teure Anlagen zur Plutoniumgewinnung (La Hague, Sellafield) oder alternativ zur Urananreicherung mittels Trenndüsen-, Laserverfahren, u.a. entfällt. Dafür steigt das Weiterverbreitungsrisiko von Atomwaffen (Proliferation) enorm. Auch dieser Reaktortyp wird von den Befürwortern wie der oben beschriebene HTR-Reaktor als „inhärent sicher“ angepriesen.

Parallel zu dieser Entwicklung wird an kleinen mobilen Atomreaktoren (Small Modular Reactors-SMR) geforscht, die auch in Entwicklungsländern dezentral „günstigen“ Atomstrom und Prozesswärme einschließlich weiteren Atommülls, produzieren sollen. Unvorstellbar, wenn dieses Szenarium Realität wird und diese Technologie unkontrollierbar bald auch kleine oder massiv terror-gefährdete Staaten zu Atommächten aufsteigen lässt.

Aber man will hier in Deutschland, trotz Atomausstieg, mitspielen im Kreis der großen Atommächte und unterstützt dabei mit den Flüssigsalzreaktoren eine der gefährlichsten zivilen Technologien, die je entwickelt wurden – mit Unter-stützung unserer Karlsruher Atom-Forscher am KIT-Nord, an einer Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission, dem JRC-Joint Research Centre Karlsruhe, sowie an anderen Einrichtungen in Deutschland und weltweit!

Gründung des „Karlsruher Bündnisses gegen neue Generationen von Atomreaktoren“

Presseerklärung des Bündnisses vom 9. Oktober 2017

Deutschland hat den Atomausstieg bis 2022 beschlossen. Seit April 2017 ist das Joint Research Centre (JRC) Standort Karlsruhe (ehemals Institut für Transurane = ITU) auf dem Gebiet des KIT Nord ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung, weil alle europäischen Atominstitute nach Karlsruhe verlegt wurden. Zurzeit wird dort ein neues Forschungs- und Lagergebäude, u. a. auch für hochradioaktive Stoffe, gebaut. Wir kennen die großen Genehmigungsmengen von Plutonium, Uran, Thorium, die dort gelagert werden. Wir wissen auch, dass dort neue Atombrennstäbe gebaut und ̶ nach einer Bestrahlung im Ausland ̶ in Karlsruhe dann auf die Zusammensetzung der radioaktiven Substanzen untersucht werden. Was wir noch nicht wissen: was genau dort zum Thema neue Brennstoffe für neue Atomreaktoren geforscht wird.

Weltweit werden derzeit mehr als 60 Kernkraftwerke geplant oder gebaut, fast alle Giganten mit mehr als 1000 Megawatt Leistung, zwei neue auch in Europa. Dazu Absichten für Neubauten von kleinen modularen Reaktoren, die wie andere Reaktortypen mit spezifischen neuen Atombrennstoffen aus der Zeit gefallen scheinen, aber intensiv beforscht werden.

KIT und JRC Standort Karlsruhe sind über das EU-Projekt SAMOFAR an Thorium-Flüssigsalzreaktoren beteiligt, die eine integrierte Wiederaufarbeitung von waffenfähigem Uran 233 ermöglichen können. Diese Gefahren ungekannten Ausmaßes, die davon und von Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) ausgehen, wollen wir untersuchen.

Diese Tatsachen und die Verzahnung mit Forschungsbereichen der Nuklear-Institute des KIT Nord (ehemals Kernforschungszentrum Karlsruhe) ̶ und Teilen des KIT Süd (ehemals Universität Karlsruhe), meist unter dem Etikett ‚Sicherheitsforschung‘ ̶ haben uns bewogen, ein Karlsruher Bündnis gegen neue Generationen von Atomreaktoren zu gründen. In diesem breiten Bündnis von Parteien, Umweltverbänden, Atominitiativen und Einzelpersonen wollen wir versuchen, Licht in das Dunkel der europäischen bzw. weltweiten Forschung und Entwicklung zu neuen Atomreaktoren zu bringen, diese zu dokumentieren und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen.

Stellvertretend für das Bündnis:

Anti-Atom-Initiative Karlsruhe: Anete Wellhöfer
attac : Dr. Ullrich Lochmann
BUND Mittler Oberrhein und Karlsruhe: Harry Block
International Councillor IPPNW Deutschland: Dr. Helmut Lohrer
Initiative gegen Militärforschung an Universitäten: Dr. Dietrich Schulze
Sylvia Kotting-Uhl MdB BÜNDNIS 90/Die Grünen

AKW-ABRISS

versteckt – verteilt – verharmlost

Wie uns Atomindustrie und Politik ihren radioaktiven Müll unterjubeln

Broschüre zum hierunterladen:

Der BaWü Umweltminister Untersteller sagt,

ein Sack Kunstdünger aus dem Baumarkt strahle stärker als der Müll, der beim Abbruch der AKW nach Messungen aus dem Atomgesetz fallen und auf Deponien der Kreise entsorgt werden müsse“ LKZ 01.08.2017

Von der Interessengemeinschaft Deponie Froschgraben-Schwieberdingen

Vor der Freimessung im Kernkraftwerk wird zuerst in einigen wenigen aufwändigen Laboruntersuchungen bestimmt, welche radioaktiven Stoffe mit welcher Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung zu welchem Anteil im Untersuchungsmaterial enthalten sind. Den Anteil der verschiedenen radioaktiven Stoffe in diesen möglichst repräsentativen Proben nennt man den Nuklidvektor. Bei Bauschutt aus dem Kernkraftwerk könnte der Nuklidvektor ungefähr so aussehen:

Nickel-63 80 %
Cobalt-60 2 %
Eisen-55 15 %
Cäsium-137 2 %
Strontium-90 Spuren
Americium-241 Spuren
Plutonium-241 Spuren
Uran-238 <1 %
weitere Spuren

In der Freimessanlage wird dann nur noch die Gammastrahlung von Cobalt-60 gemessen. Über den Nuklidvektor wird dann abgeschätzt, wie viel von den anderen oben genannten radioaktiven Stoffen im Bauschutt enthalten sein sollte.

Steckt man nun einen Kunstdüngersack, z.B. konventionellen Rosendünger aus dem Baumarkt, also einen NPK-Dünger (Stickstoff, Phosphat, Kalium), in die Freimessanlage, so wird die gemessene Gammastrahlung als Cobalt-60-Strahlung interpretiert und mit dem in der Freimessanlage eingestellten Nuklidvektor wird ein Vielfaches an Nickel-63 und Eisen-55 sowie Strahlung von verschiedenen anderen Nukliden dazu gerechnet. Dafür wird dann die Dosis berechnet. In der Realität enthält ein NPK-Dünger diese radioaktiven Stoffe aber gar nicht. Die Gammastrahlung des Kunstdüngers stammt hauptsächlich vom radioaktiven Kalium-40, so dass hier falsch auf die Dosis hochgerechnet wird.

Bemerkenswert ist, dass ohne explizite Risikoberechnung Kalium-40 überhaupt nicht für eine Deponierung frei-gemessen werden kann. Die StrSchV kennt dafür keinen Grenzwert!

Kalium nimmt auch in Bezug auf die Gesundheitsgefährdung eine Sonderrolle ein. Es ist das zehnthäufigste chemische Element auf der Erde, davon 0,012% als radioaktives Kalium-40. Unser Körper braucht Kalium, aber er behält nur soviel, wie er braucht. Der Rest wird entweder gar nicht erst vom Darm aufgenommen oder über die Nieren wieder ausgeschieden. Eine gefährliche Anreicherung ist nicht möglich. Anders ist dies bei den meisten schwereren Radionukliden, die im Körper angereichert werden, Strontium z.B. in den Knochen.

Somit liegt bei obiger Aussage des Umweltministers Untersteller eine doppelte Mogelpackung vor: Die demonstrative Freimessung eines Kunstdüngersacks wird unter bewusst falschen Voraussetzungen durchgeführt und dies zudem für einen Grenzwert, der gar nicht existiert.

Dr. Monika Leder, Dr. Karl Bendel, Dr. Dierk-Christian Vogt

01. August 2017

Sofortige und endgültige Stilllegung der AKWs Philippsburg 2 und Neckarwestheim 2!

Presseerklärung, 13.04.2016
Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und BUND Mittlerer Oberrhein

Das Kartenhaus der angeblichen Sicherheit von Atomkraftwerken bricht immer mehr in sich zusammen. Schon immer besteht bei den AKWs ein nicht beherrschbares Risiko katastrophaler Unfälle, und dennoch wurden immer mehr Sicherheitsreserven eingespart, die Erfahrungen von Tschernobyl und Fukushima ignoriert, die extreme Anfälligkeit der Atomanlagen für Anschläge wird verleugnet und der Katastrophenschutz verdient seinen Namen nicht, denn vor den Folgen eines Super-GAUs kann und will er nicht schützen.

Wer trotz allem immer noch in die Betreiber und die Behörden vertraute, muss spätestens jetzt umdenken: Heute Abend teilte der baden-württembergische Umweltminister mit, dass im AKW Philippsburg wiederholter Betrug bei Sicherheitsprüfungen aufgedeckt wurde.

Jahre lang wollte man uns weismachen, die früheren Schlampereien und Fehler in Philippsburg seien aufgearbeitet und Vergangenheit. Jetzt liegt offen, dass die EnBW kein Vertrauen verdient, sondern dass in AKWs immer mit Misswirtschaft, mit Fehlern und sogar mit direktem Betrug gerechnet werden muss, das haben wir schon immer befürchtet, und in Zeiten des Spardrucks erst recht.

Harry Block von der Anti-Atom Ini Karlsruhe und Atomsprechen des BUND Mittlerer Oberrhein ergänzt: „Der Betrieb eines AKWs gleicht einer Geisterfahrt. Und heute haben wir den Beleg, dass die EnBW beim Thema Sicherheit komplett versagt. Wir fordern:  Das AKW Philippsburg 2 muss jetzt auf Dauer vom Netz bleiben, und selbstverständlich muss auch das AKW Neckarwestheim II sofort und endgültig abgeschaltet werden, denn was die EnBW in Philippsburg gemacht hat, damit müssen wir auch in Neckarwestheim rechnen“.

Filmankündigung: Die Reise zum sichersten Ort der Erde

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und der BUND Mittlerer Oberrhein laden ein zum Film: am Dienstag, dem 24.11.2015 um 19Uhr im Bürgerhaus Wellensiek & Schalk, Jahnstr. 23, 68794 Oberhausen-Rheinhausen. Eintritt frei.

In den letzten 60 Jahren haben sich rund um die Welt mehr als 350.000Tonnen hochradioaktive Atomabfälle angesammelt, die für Tausende von Jahren an einem sicheren Ort – sprich: für Mensch und Umweltunschädlich – „endgelagert“ werden müssen. Doch ein Endlager existiert bis heute nicht, und die Produktion von atomarem Restmüll wird ungebrochen fortgesetzt.

Der in der Schweiz lebende Nuklearphysiker und der international renommierte Endlagerexperte Charles McCombie und einige seiner wichtigsten Weggefährten geben dem Regisseur Edgar Hagen Einblick in ihr hartnäckiges Ringen, den dereinst „sichersten Ort der Erde“zu finden, um das fatale Dilemma zu beheben.

Die weltumspannende Suche führt an die unterschiedlichsten Orte –durch dicht besiedelte Gebiete in der Schweiz, zu einer Nomadenfamilie in der chinesischen Wüste Gobi, zu einem heiligen Berg in einem atomverseuchten Indianerreservat, zu Demonstranten im Wald von Gorleben in Deutschland. Der Film wird Zeuge der geheimen Ankunft eines Atommüllfrachters in Japan und beobachtet Freiwillige an einer britischen Atommüllversammlung.

An all diesen Orten werden Vernunft, Demokratie und wissenschaftliche Redlichkeit durch Sachzwänge, Strategien und Ängste auf die Probe gestellt. Verlockende Optionen tauchen auf: Ein Bürgermeister in New Mexico will den gefährlichsten Stoff der Erde für viel Geld in seiner Gemeinde unterbringen. Ein unermessliches, flaches Gebiet in der westaustralischen Steppe wird eruiert, um hochradioaktiven Atommüll aus der ganzen Welt aufzunehmen. Edgar Hagens Film wirft eine Fülle von Fragen über unser gegenwärtiges Handeln und unsere Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen auf. Kann und darf man im Notfall ein solches Projekt gegen den Willen der BürgerInnen durchsetzen?

Die Reise zum sichersten Ort der Erdeist kontrovers und führt bis ans Ende der Welt. Es zeichnet sich ab,dass es keine schnelle Lösung des Konflikts geben wird.

Die Reise zum sichersten Ort der Erde bringt fixe Weltbilder ins Wanken und führt uns an die Grenzen von Wissen und gesellschaftlich Verantwortbarem.

ImAnschluss an den Film wird Harry Block, Atom- und Energiesprecher des BUND Mittlerer Oberrhein, einen Überblick geben über die bestehenden und geplanten Lager für hochaktiven (bislang 50 Castoren) und mittelaktiven Atommüll (geplant 4.000 t) in Philippsburg und im KIT Nord Karlsruhe (bislang 80.000 Fässer mittelaktiver Atommüll – Neubau ist im Genehmigungsverfahren für die gleiche Anzahl).

Demonstration zum AKW Philippsburg

Philippsburg II abschalten! Atommüll stoppen!

Sonntag, 26.04.2015
Tschernobyl Jahrestag
13Uhr, Marktplatz Philippsburg

Atomausstieg sofort – alle Atomanlagen abschalten!
Philippsburg II soll noch bis Ende 2019 Atomstrom und Atommüll produzieren. Bundesweit gefährden noch 9 Atomkraftwerke unser Leben und unsere Gesundheit. Auch im sogenannten Normalbetrieb werden permanent radioaktive Partikel und radioaktive Gase abgegeben. Die Ärzteorganisation IPPNW weist seit langem darauf hin, dass durch Langzeitstudien ein erhöhtes Krebs- und Leukämierisiko durch Atomkraftwerke nachgewiesen wurde.

Atommüllwohin?
Seit Jahrzehnten besteht der offizielle Umgang mit hochradioaktiven Atommüll aus unverantwortlichen Scheinlösungen der Politik und der AKW-Betreiber. Als „Entsorgungsnachweis“ galt der Transport in die Plutoniumfabriken nach Frankreich und England sowie Transporte in die zentralen Zwischenlager (Wellblechhallen) Gorleben, Ahaus und Lubmin. Die bisherige „Endlagersuche“ ist gescheitert, Gorleben nicht geeignet. Seit 2005 gelten die Standort-Zwischenlager als „Entsorgungsnachweis“.
In Philippsburg genehmigt für 152 CASTOREN über 40 Jahre – und dann?

Die radioaktive Gefahr bleibt auch nach dem Abschalten bestehen!
Die EnBW und Umweltminister Untersteller wollen aus Kostengründen den „raschen Abriss“ und behaupten, dies wäre gefahrlos möglich. Durch Freiputzen und das Freimessens erfolgt jedoch eine langfristige Gefährdung von Mensch und Umwelt. Indem das freigemessene Material dann beispielsweise im Straßenbau breit verteilt wird, auf Deponien landet oder als Abriss-Metall neue Verwendung findet. So kommt die radioaktive Gefahr im Alltagsleben der Menschen an. Wir lehnen deshalb die bisherige Genehmigungspraxis des Freimessens als unverantwortliches Vorgehen ab! Wir rufen dazu auf Einwendungen beim Rückbau – Genehmigungsverfahren zu machen!

Dezentrale, regenerative Energiewende jetzt!
Bereits 30% der Stromproduktion kommt von regenerativen Energien. Die dezentrale Energiewende hat das bisherige Geschäftsmodell der vier Monopolisten ins Wanken gebracht. Die klimaschädliche Stromproduktion der EnBW, vorwiegend aus Atom- und Kohlestrom, hat keine Zukunft mehr. Und EnBW, RWE, E.ON und Vattenfall gehören nicht einmal 10% der neuen Anlagen. Sie haben massiv politisch interveniert und mit der „Reform“des EEG soll die dezentrale Energiewende wieder zu ihren Gunsten ausbremst werden. Setzen wir die weitere Energiewende gegen die Konzerne und ihre politischen Helfer durch. Dezentrale und regionale Projekte puschen und vernetzen!

Atomausstieg sofort– Energiewende jetzt!
Keine weitere finanzielle Unterstützung für Atomforschung und Atomexport!


Sonntagsspaziergang am Atomkraftwerk Philippsburg am 25. 1. 2015

BUND und Anti-Atom-Ini KA: Atomkraftwerke gefährden Mensch und Umwelt – m Betrieb und durch die strahlenden Hinterlassenschaften

Philippsburg. Block1 des Atomkraftwerkes Philippsburg (KKP 1) ist seit März 2011 vom Netz. Radioaktivität und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken lassen sich aber nicht einfach „abschalten“. Ist die Gefahr vorbei? Weit gefehlt. KKP 1 produziert zwar keinen Atomstrom mehr, das gesamte radioaktive Inventar ist aber noch im Reaktor vorhanden. Fukushima ließe grüßen – wäre das Lagerbecken mit den Brennelementen auch nur für wenige Tage nicht gekühlt und käme es zu einem Trockenfallen des hochradioaktiven Brennstoffs.

Block2 vergrößert noch bis mindestens 2019 den Atommüllberg in Philippsburg, gibt Radioaktivität über den Luft- und Wasserpfad an die Umwelt ab und heizt durch seine Kühlwasserabgabe den Rhein weiter auf. Der von der EnBW vorgelegte vorläufige Plan zum schnellen Abriss droht zu einer nicht zu akzeptierenden Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung und den Rhein zu führen. Daneben sind weitere Anlagen zur Behandlung und„Zwischenlagerung“ der entstehenden Abfälle, möglicherweise auch aus anderen AKW-Standorten der EnBW, geplant.

Wir, Gruppen, Initiativen und der BUND Regionalverband MittlererOberrhein, die sich zum Bündnis Philippsburg zusammengeschlossen haben, sagen heute schon: So nicht.

Heute, beim Sonntagsspaziergang am 25. Januar 2015, wollen wir, BUND Regionalverband Mittlerer Oberrhein und Anti-AKW-Initiativen, nicht nur auf den völlig unzureichenden Schutz des Zwischenlagers gegen Terror und die Unmöglichkeit der vom Bundesamt für Strahlenschutz geforderten neuen Katastrophenschutzpläne Bezug nehmen, sondern auch auf weitere aktuelle Themen des Standorts weisen hin:

  • Rechtliche Grundlagen des KKP 2 sind unserer Ansicht nach nicht mehr gegeben
  • Bisher keine Wasserrechtsgenehmigungen für KKP 1 und 2
  • Radioaktivitätsabgabe im Normalbetrieb
  • Stilllegung und Abriss von KKP 1 und die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt
  • Stand der Vorbereitung der Einwendungen für den Abriss von KKP1
  • Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Zwischenlagers