– KIT Nord forscht intensiv an ´neuen´Atomreaktorlinien –
Es gibt aktuell einige Parteien und deren VertreterInnen, die von einer Wiederkehr der Atomenergie träumen; Fukushima ist verblasst, die großen Gorleben-Proteste sind vorbei, und der Putin-Krieg gegen die Ukraine hat die Atomkraft-Sehnsüchte wieder hochgespült, weil man unabhängig von russischem Öl und Gas sein will. AfD, CDU und CSU gehören dazu und betonen dies lauthals in ARD und ZDF.
Wenn Herr Dr. Thomas Walter Tromm das KIT-Zentrum Energie im Rathaussaal (5. Juni 2024) vorstellt, so freut man sich auf das Topic Energiebereitstellung. Erneuerbare Energien, thermochemische Energieumwandlung, elektrochemische Energieumwandlung. Aber dann wird man schon etwas hellhöriger bei synthetischen/ alternativen/ biologischen Kraftstoffen, weil diese zur nachhaltigen Verkehrswende wenig bis nichts beizutragen vermögen. Aufhorchen lassen aber die Bereiche Fusionstechnologie und Kernenergie-Sicherheit. Bei der Fusion wird am KIT Nord vor allem an den Fusionstechnologien und Materialen geforscht. Bei Atom liest man Nuclear Wast Management, Safety and Radiation Research. Wer kann schon etwas gegen die Erforschung der Endlagerproblematik von Atommüll und Sicherheit von Atomanlagen haben. Im KIT Nord werden derzeit die ´Altlasten der friedlichen Atomenergie vom 700 MitarbeiterInnen des KTE für hunderte von Millionen Euro jährlich abgerissen und in einem Lager für leichtaktiven Atommüll (rund 80.000 Fässer) und in zwei Lagern mit über 6000 Fässer für mittelaktiven Atommüll ´zwischengelagert.“ Diese gefährliche und teure Hinterlassenschaft der Atomindustrie vor der Haustüre müsste Herrn Dr. Tomm zeigen, dass Atomkraftwerke teuer, unsicher und vor allem auch nicht nachhaltig sind. Aber er tritt in den letzten Monaten eindeutig als Vertreter neuartiger Reaktorkonzepte auf und das macht besorgt, dass mit Landes-und Bundesmitteln der Wieder-Einstieg in die Atomkraft in Deutschland unter dem Mantel der Sicherheitsforschung der Weg bereitet werden soll.
Am 6. Dezember war Dr. Tromm in einer Online-Veranstaltung des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und zeigte in einer Power-Präsentation die Arbeitsbereiche im KIT Nord in Sachen Atom: „Partizipation in EU-Projects (EURATOM Call2021, Projects ongoing)“
Screenshot aus seiner Präsentation
Der Gipfel seiner Behauptungen war, dass Strom aus Windenergie genauso teuer sei wie Atomenergie. Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat in einer Studie die gesamtgesellschaftlichen, realen Kosten verschiedener Energieformen verglichen. Eine Kilowattstunde (kWh) Atomstrom kostet so bis zu 42,2 Cent. Die Windenergie liegt hingegen nur bei etwa 8,1 Cent/kWh. Bei seinen Berechnungen hatte er nicht nur die massiven Steuervergünstigungen, Subventionen und anderen Finanzhilfen für Bau, Instandhaltung und Entsorgung (in Deutschland insgesamt etwa 187 Milliarden Euro in den vergangen vierzig Jahren) vergessen, sondern auch kein Wort zu den Sicherheitsrisiken verloren. Sein Kommentar zu meinen im Chat geäußerten Vorhaltungen gegenüber seinem Preisvergleich: „Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler.“
Dennoch sein Fazit: Der Atomausstieg Deutschlands sei falsch gewesen. „Atomenergie ist eine mögliche zusätzliche Alternative zu den anderen Energieformen.“
Die anwesenden Wissenschaftler hielten ihm sehr sachlich entgegen:
Status: Erhebliche Anstrengungen zwischen den 1940er und 1970er Jahren, Wiederbelebung nach 2000, ein kommerziell nutzbares System ist nicht vor ~ 2050 zu erwarten
Sicherheit: Einige Vorteile möglich, aber – erhebliche technologische Entwicklung erforderlich (Materialien, Instrumentierung, Nachweisverfahren) – relevante Strahlenschutzprobleme auch im Normalbetrieb müssen gelöst werden
Abfälle: Verschiedene Abfallströme und andere relevante Nuklide (CI-36, C-14) Proliferation: spezifische Probleme aufgrund der erforderlichen Wiederaufbereitung von Brennstoff
Die Systeme sollen in den Bereichen Sicherheit, Ver- und Entsorgung, Non-Proliferation und Wirtschaftlichkeit Vorteile bieten.
Einzelne TL/RK bieten – bei konsequenter Auslegung – potenzielle Vorteile in einzelne Kriterien.
Kein Reaktorkonzept bietet aber gleichzeitig Vorteile in allen Kriterien,
Potenzielle Vorteile sind (fast) immer von der konkreten Umsetzung in Form eines Reaktorkonzepts abhängig, daher sind aus heutiger Sicht offen: – Wirtschaftlichkeit vs. Sicherheit – Bessere Brennstoffausnutzung wird durch Wiederaufarbeitung erzielt, mit der aber spezifische Proliferationsgefahren einhergehen. – Systeme setzten anstelle von Wasser ein anderes Kühlmittel ein. Damit sind spezifische Vor-, aber auch Nachteile verbunden. Es existiert signifikant weniger technologische Betriebserfahrung mit anderen Kühlmitteln wie z.B. Natrium.
Die Prinzipien der Technologielinien (TL) aller Reaktortypen sind im Wesentlichen seit den 1950er Jahren bekannt.
Da die Entwicklung von TL nicht „linear“ erfolgt, wäre eine Einordnung als „Generation II-B“ eher angebracht als von der Generation IV zu sprechen.
Trotz zum Teil jahrzehntelanger Entwicklung befinden sich viele TL bzw. Reaktorkonzepte (RK) hinsichtlich ihres Technologischem Reifegrads weiterhin in frühen Phasen der Entwicklung → zwar graduelle Fortschritte, aber keine grundlegenden Durchbrüche erkennbar.
Zeitpläne wurden systematisch nicht eingehalten.
Insbesondere Brennstoff-/Materialienentwicklung ist zeitlich limitierend. Der Zeitbedarf bis zu potenziellen „kommerziellen“ Systemen liegt wahrscheinlich im Bereich einiger Jahrzehnte.
Mein Fazit: Einige ´neue Reaktoren´ werden mit viel Finanzaufwand auf der Welt gebaut werden. Sie sind aber weder notwendig, keineswegs sicher und schon gar kein Beitrag zur klimaneutralen Energiewende.
Auch dem Traum von Partition und Transformation erteilten die beiden Wissenschaftler eine Abfuhr. Für sie bedeutet P&T
sehr hohen Aufwand (Dutzende Reaktoren und Wiederaufarbeitungsanlage) für
sehr lange Zeiträume (>100 Jahre) bei
begrenzter Wirksamkeit (Endlagernotwendigkeit durch Restmengen) und
keinen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Wärmeproduktion (Flächenbedarf)
keinen Beitrag zur Reduktion des Abfallvolumens durch Abtrennung von Uran aus den HLW. Das abgetrennte Uran muss anderweitig entsorgt werden (mittelradioaktiver Abfall).
keinen nennenswerten Beitrag zur Langzeitsicherheit und reduziert daher auch nicht die Anforderungen an die Isolation.
Aber dies alles kümmert Herrn Dr. Tromm nicht. Am 7. Dezember stellt er in der Landesschau Ba-Wü das Kalla-Labor im KIT mit den Worten vor: “Hier forschen wir an innovativen Reaktorkonzepten. Die nächste Stufe der Kernreaktoren …“ Es wird dort die Kühlung von Mini-Akws erforscht. Dr. Tomm ist überzeugt, dass der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie ein Fehler gewesen sei. Er bezweifelt, dass der Weg in die erneuerbaren Energien in Deutschland der richtige sei und führt Tschechien, Finnland und Frankreich an, die an der Atomenergie festhalten. Er will die „small reactors“ als ´Ergänzung´ zu den anderen Technologien. Die Sendung endet aber mit den Einwänden gegen den Einstieg in eine neue Atomtechnologie.
Angela Merkel, Atomphysikerin, hat in ihrer soeben erschienenen Autobiografie auf Seite 608 ihre Antwort auf Söder, Merz und andere Atombefürworter sehr knapp und bündig formuliert: „Ich kann Deutschland auch in Zukunft nicht empfehlen, wieder in die Nutzung der Kernenergie einzusteigen. Wir können die Klimaziele auch ohne Kernenergie erreichen, technologisch erfolgreich sein und damit auch anderen Ländern der Erde Mut machen.“
Wir fordern die Landesregierung und die Bundesregierung auf, die finanzielle Unterstützung für Forschungen an ´neuen Reaktoren´ im KIT Nord einzustellen und die Forschungsgelder in die anderen nachhaltigeren und Erfolg versprechenden Energieforschungen zu investieren.
(21.11.2024, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main) Montag 18.11.2024 Der Castortransport mit vier Castorbehälter fährt aus der Wiederaufbereitungsanlage Orano in La Hague an der Atlantikküste ab 14:55 Uhr per LKW die 40 km zum Verladebahnhof Valogne im Dauerregen los. Französische Atomkraftgegner :innen kündigen laut Presse in Frankreich an den Castortransport dauerhaft zu beobachten, werden aber keine Aktionen gegen den Castortransport durchführen. „Wir sind sehr froh, dass wir den strahlenden Müll von anderen loswerden“, sagt André Jacques, Präsident der Anti-Atomkraft-Vereinigung „Crilan“ in der Normandie. Seit 2006 ist es in Frankreich gesetzlich verboten ausländischen Atommüll zu lagern. Die Umlade Aktion in Valogne auf die besonderen Schienenwaggons braucht seine Zeit. Die Rangieraktion und die Zusammenstellung des Castorzuges auch.
Dienstag 19.11.2024 um 15:50 Uhr. Der Castor-Sonderzug ist beladen und die französische Polizei in Bereitschaft. Jedoch bleibt der Zug in Valognes mit den vier Castor-Behältern stehen. Stürmisches Wetter und Regen verhindern, dass der Castor-Zug abfahren kann. Aufgrund des Sturms und Regens über Teilen der Strecke ist auch der Einsatz von Hubschraubern nicht möglich, wie aus gut informierten Kreisen verlautet. Um 16:00 Uhr Der Castortransport rollt. 17:10 Uhr. Aktuelle Aufnahmen der AFP zeigen den langen Castorzug, beladen mit vier Castoren, wie er den Verladebahnhof in Valognes langsam über die Gleisweichen verlässt. Der Transport nach Deutschland dauert ungefähr 15 Stunden. Eine grüne E-Log zieht den Atommüllzug. 19.11.2024 um 18:32 Uhr rufen die Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen zur Mahnwache auf. Am Bahnhof in Philippsburg trifft man sich dazu ab Mittwoch um 09:00 Uhr. Protestiert wird, so lange der Castorzug rollt. Angemeldet ist die Mahnwache bis 22 Uhr.
Mittwoch 20.11.2024 um 08:00 Uhr. Das Wetter hat sich über Nacht beruhigt. In Philippsburg geht man davon aus, dass der geheime Castortransport in den nächsten Stunden ankommen wird. Um 10:00 ist alles für die Mahnwache am Philippsburger Bahnhof aufgebaut. Das Wetter ist kälter sonnig mit Wolken, das bleibt auch so bis in den Abend hinein. Rund 20 Menschen und ein paar Strohpuppen haben sich eingefunden. „Wir protestieren hier gegen die völlig sinnlose Verlagerung des Atommülls in ein Zwischenlager. Das ist eine tickende Zeitbombe“, Herbert Würth Sprecher der Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen. Der Castortransport kann über Saarbrücken kommen. Es gibt dazu einige Anzeichen. Die Atomkraftgegner: innen sind gefragte Leute. In Philippsburg herrscht ein großes Medienaufkommen. Es treffen weitere Kräfte der Bundespolizei in Philippsburg ein. Sie haben auch Polizeihunde an Bord. Dazu kommen noch Polizeipferde. 13:37 Uhr. Der Castorzug wurde in Neunkirchen hinter Saarbrücken gesichtet. Im Bahnhof Neunkirchen erfolgt der Wechsel zur schweren deutschen Güter Lok, Spitzname Taigatrommel DDR (sehr laut) und das Personal. Weiterfahrt vermutlich über Kaiserslautern, dann über Germersheim nach Philippsburg am Nachmittag. Der Castorzug wird in Kürze die Eisenbahnbrücke Germersheim über den Rhein überqueren. Immer mehr Polizei sammelt sich um die Brücke und ein Polizeiboot kreuzt darunter. In Philippsburg am Bahnhof treffen immer mehr Polizeikräfte ein. 13:58 Uhr. Der lange und schwere Castortransport überquert bei Germersheim den Rhein. Er fährt weiter nach Philippsburg. Dort erwarten ihn die Atomkraftgegner: innen. Nach dem Rangieren geht es weiter über ein privates Gleis auf die Rheinschanzinsel ins AKW-Gelände von Philippsburg. Ein paar Menschen bei Spontankundgebungen im Gelände. 150 Meter vor dem Gleis wir warten auf den Castor. Hubschrauber kreisen über dem Bahnhof. Der Castor ist quasi schon in Reichweite. Der Castortransport lief bislang ohne Zwischenfälle, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Am Bahnhof haben sich einige Schaulustige eingefunden. Über Philippsburg scheint die Sonne, und der Castortransport wird hier bald eintreffen. 15:50 Uhr. Der Castortransport ist da – am Bahnhof Philippsburg. Die Polizei stellt sich in lockeren Reihe auf. Es wird rangiert. 16:10 Uhr. Die vier Castorwaggons sind von Personenwagen getrennt. 16:23 Uhr. Die vier Castoren sind an der neuen Diesellok angekoppelt. Es geht weiter Richtung AKW. Neben der Mahnwache und spontanen Protest im Gelände nahe dem Zubringergleis Richtung AKW protestierten Atomkraftgegner :innen in Sichtweite der fahrenden Castorbehälter mit Transparenten und Anti-AKW-Fahnen in den sonnigen Abendhimmel mit perfekten Bilder gegen diese riskante und unnötige Atommüllverschiebung. Der Betrieb von Atomkraftwerken war schon immer Verantwortungslos! Weiter gilt: Keine Atommüllverschiebungen von A nach B solange die Langzeitlagerung nicht geklärt ist!
Um 17:45 Uhr fährt nach Angaben der GNS der Castorzug in das AKW Gelände ein. Die vier Castorbehälter waren auf der Schiene fast 26 Stunden unterwegs. In den kommenden Tagen erfolgt das Umladen der vier Castorbehälter von den Schienenwaggons auf ein Straßenfahrzeug. Dieses wird die Behälter innerhalb des AKW-Standorts Philippsburg hintereinander in das staatliche Brennelementezwischenlager transportieren. Anschließend werden sie an die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, die Betreiberin des Zwischenlagers ist, übergeben, an den vorgesehenen Stellflächen hochkant aufgestellt und gemessen. In Zukunft werden auch hier keine weiteren Castorbehälter bewegt.
Wir werden weiter hellwach bleiben. Es ist noch lange nicht vorbei. Von Jülich nach Ahaus fährt noch eine Castorlawine von 152 Castortransporten. Nachdem die vier Castorbehälter in Philippsburg eingetroffen sind, folgen in den nächsten beiden Jahren noch zwei weitere Castortransporte 14. und 15. aus dem englischen Sellafield nach Brokdorf (2026) und nach Isar. 2025 soll der 14. Castortransport nach Bayern zum AKW Isar fahren. Ministerpräsident Söder wird sich „freuen“, dass er mehr hochradioaktiven Atommüll bekommt. Schließlich haben CDU/CSU/FDP 2011 den Atomausstieg und den sofortigen Rückbau aller Atomkraftwerke (AKW) im Bundestag und Bundesrat beschlossen und gesetzlich rechtstaatlich für alle verankert. Das nennt man Planungssicherheit. Noch 2019 hat die Union öffentlich gejubelt (Europawahlkampf), das 11 AKW von ihnen abgeschaltet worden sind. Niemand hat damals 2019 widersprochen! Erst 2074 soll es ein unterirdisches deutsches Endlager geben. „Wir wissen überhaupt nicht, wie sich die Brennstäbe in den Castoren über diesen langen Zeitraum verhalten“, Herbert Würth, Sprecher der Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen. In einem Castorbehälter sind rund 300 Brennstäbe in Millimetergröße in einem Gitternetz eingehängt. Die Aussage von ihm gilt auch für Kokillenbehälter die jetzt angeliefert werden. In die Castorbehälter passen je 28 sogenannte Kokillen, zylindrische Behälter aus Edelstahl (Sphäroguss). Die radioaktiven Abfälle wurden bei etwa 1.100 Grad mit Silikatglas verschmolzen und die Edelstahlbehälter hineingefüllt. Sie können je rund 400 Kilogramm radioaktiv eingeschlossene Glasmasse aufnehmen. Das gilt auch für die kommenden Castortransporte aus England.
Hintergrund:
Crilan: Comité de réflexion, d’information et de lutte anti-nucléaire. Die Anti-Atomkraft-Vereinigung Crilan gehört zu den wenigen Anti-AKW-Gruppen in Frankreich die durchgehalten haben, auch als die französische Anti-AKW-Bewegung 1984 ihre Selbstauflösung verkündet hat. 1997 fand in dem Stilllegungsverfahren der Atomanlage um Malville eine Neugründung statt. Von den Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen fanden in dieser Zeit viele Treffen in Saarbrücken statt, wo wir gemeinsam frz.-deutsch beratend aktiv waren. Die Entscheidung zur Neugründung konnte aber nur von den Anti AKW Gruppen in Frankreich alleine getroffen werden.
Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main
Der Zug mit dem hochradioaktivem Atommüll in 4 CASTOREN ist am Mi. (20.11.24) um 17:30 Uhr in der Philippsburger Atomanlage angekommen. Mit einer Mahnwache ab dem frühen Morgen am Bahnhof Philippsburg sowie mit spontanem Protest im Gelände nahe dem Zubringergleis protestierten Atomkraftgegner*innen gegen diese riskannte und unnötige Atommüllverschiebung. Der Betrieb von Atomkraftwerken war schon immer Verantwortungslos! Weiter gilt: Keine Atommüllverschiebungen von A nach B solange die Langzeitlagerung nicht geklärt ist!
heute Abend eine kurze Info als Vorabmeldung zum anstehenden CASTOR-Transport von La Hague (F) nach Philippsburg (Baden).
Nach den uns aktuell vorliegenden Informationen erwarten wir, dass der CASTOR-Zug bereits morgen, spätestens am Dienstag, 19.11. oder am Mittwoch, 20.11. in Frankreich los fährt! Die Zugfahrt bis zur Grenze dauert ca. 15 – 19 Stunden. Offen ist die Frage der Strecke: kommt er über Kehl, Lauterbourg/Wörth oder Forbach/Saarbrücken?
Wir rufen auf zum Protest gegen diese sinnlose Atommüllverschiebung
Wir haben eine Dauermahnwache am Bahnhof in Philippsburg angemeldet. Mit der Abfahrt des Zuges informieren wir Euch über den genauen Start der angemeldeten Dauermahnwache – wie sie dann besetzt ist: Mahnwache Philippsburg Güterhallenstraße, neben Bahnhofsgebäude.
Kommt und unterstützt uns!!!
Zieht Euch warm an und nehmt alles mit was ihr benötigt, um beim Protest auch länger dabei sein zu können. Aktuelle Hinweise: https://www.antiatom.net – folgt uns auf Twitter: https://x.com/nocastorphb
Beste Anti-Atom und Energiewende Grüße vom Südwest-Bündnis
Bereits nächste Woche (Woche vom 18.11.24) soll der Schienentransport mit hochradioaktivem Atommüll in den 4 CASTOREN von La Hague nach Philippburge stattfinden. Die Südwest-Inis haben eine Dauermahnwache am Bahnhof in Philippsburg angemeldet und rufen dazu auf zum Protest zu kommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Zug spätestens am Mittwoch nächster Woche losfahren und am Donnerstag in Deutschland ankommen. Mahnwache Philippsburg: Güterhallenstraße, neben Bahnhofsgebäude: Mittwoch, 20.11., 9:00 bis 22:00 Uhr, Donnerstag, 21.11., 7:00 bis 22:00 Uhr, Freitag, 22.11., 07:00 bis 22:00 Uhr. Beteiligt Euch am Protest!
Am 09.11.2024 um 11:30Uhr demonstrierten am Karlsruher Hbf ca. 70 Personen gegen den anstehenden Castor-Transport aus La Hague (F) nach Philippsburg (Baden). Es gab drei Redebeiträge: 1. Anete Wellhöfer zum Castor-Transport 2. Harry Block zu Zwischen- und Langzeitlager 3. Herbert Würth zur Energiewende. Wegen einer großen Kundgebung in Karlsuhe gegen Rechts, verabschiedeten sich viele, Teilnehmer*innen, verständlicher Weise, als die Gruppe mit der Bahn nach Philippsburg zu ihrer Demo und Kundgebung fuhr. In Philippsburg schlossen sich dann wiederum weitere Menschen aus der Anti-AKW-Bewegung an, sodass wir zu Beginn der Kundgebung 70 Personen zählten.
Hier folgen die Redebeiträge von Anete Wellhöfer (Anti-Atom-Initiative KA) zum geplanten Castor-Transport und Harry Block (Anti-Atom-Initiavtive KA) zum Zwischen- und Langzeitlager.
Liebe Anti-Atom-Bewegte, mein Name ist Anete Wellhöfer von der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe.
Schön, dass ihr heute hier seid, um gemeinsam gegen den Atommüll-Transport von La Hague Frankreich nach Philippsburg zu demonstrieren. Und es geht um noch viel mehr. Die CDU und andere Parteien wollen zurück zur Atomenergie, über Fussionsreaktoren, über SMR smal modular reaktors, über den Neubau von AKWs der dritten und vierten Generation und es ist nicht zu glauben, über die Reaktivierung der abgeschalteten AKWs, viel Spaß beim Weiterbetrieb von Philippsburg mit den gesprengten Kühltürmen. CDU, wie wäre es mit einem Faktencheck? Hallo, wir wollen nicht zurück, wir wollen nach vorne schauen, Erneuerbare Energien sind unsere Zukunft.
Wir wissen immer noch nicht, wie mit dem Atommüll umgehen, kein Langzeitlager in Sicht. Wir sind ganz klar gegen Atomenergie, sie ist teuer, gefährlich, nicht Klimaneutral und nicht die Lösung unserer Probleme.
Nun zur Anti-Atom-Ini KA, unsere Themen sind u.a. das zum Langzeitlager werdende Atommülllager Philippsburg, das KTE also die Kerntechnische Einrichtung Karlsruhe, das die 4 Reaktoren des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe abreißt, das JRC = Joint Research Centre, das für Europa Atomforschung aktiv betreibt und nicht zuletzt das KIT Nord, Karlsruher Institut für Technologie, das seit Jahrzehnten und auch weiterhin immer noch viele Millionen Euro jährlich in die unnütze Fusionsforschung steckt.
Viele dachten, dass mit dem abschalten der Atomkraftwerke, das Thema Atomkraft erledigt sei. Das ist aber leider nicht so. Wir haben noch viele Baustellen vor uns und es tun sich mit den stärker werdenden Atombefürworter*innen wieder neue auf. Seit ein paar Tagen trötet die CDU, und andere Parteien sind ihrer Meinung, vom Wiedereinstieg in die Atommüllproduktion. Dem müssen wir massiv etwas entgegen setzen.
Dem Atommüll-Alarm! und unserer Kundgebungen hier am Karlsruhe Hauptbahnhof und später dann in Philippsburg.
Kurz zurück in die Geschichte. Vor 40 Jahren am 8. Oktober 1984 gab es den ersten Atommülltransport in das Zwischenlager Gorleben. Seit dem ersten Atommülltransport gab es auch immer Widerstand und Protest dagegen, auch hier in Karlsruhe und in der Pfalz. Könnt ihr euch noch an die Massenproteste bei CASTOR-Transporten erinnern, z.B. als 2010 in Berg (Pfalz) ca. 1.500 Menschen auf den Gleisen saßen und den CASTOR von La Hague nach Gorleben erfolgreich blockierten? Es war ein Akt des Empowerments also der Stärkung und er hat politisch Weichen gestellt.
Jetzt ist es wieder so weit, wir erwarten vor Jahresende einen CASTOR-Transport mit 4 Castoren von La Hague (F) nach Philippsburg (ca. 30 km nördlich von Karlsruhe), genauer Termin – unbekannt, die Presse spricht davon, dass sie den Castor-Transport in der Zeit vom 18.Nov. bis 24.Nov. erwarten.
Sobald wir näheres wissen, werden wir es auf unsere Homepage antiatom.net stellen. Bitte informiert euch und kommt am Tag X nach Philippsburg zum Protest.
Und es wird noch weitere Castor-Transporte geben, einmal von Sellafield (GB) nach Brockdorf in Schleswig-Holstein und ein Castor-Transport von Sellafield nach Isar Bayern. Wann – unbekannt, aber in den nächsten Jahren.
Nun zum Thema Castor-Transport und erst mal zum Castor-Behälter: Castor ist die Abkürzung für Cask for Storage and Transport of Radioactive Material. Übersetzt: Behälter für Lagerung und Transport von radioaktivem Material. Der hochradioaktive Atommüll ist derzeit in 16 Zwischenlagern in ca. 1.750 Castor-Behältern eingelagert. Man rechnet mit einem Volumen von 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Atommüll. Wir bezweifeln die Sicherheit der Hallen in denen die Castoren stehen. Da gibt es auch keine Standards, die sind alle unterschiedlich. Halten die Hallen unvorhersehbaren starken Naturereignissen wie in Fukushima mit Erdbeben, Überschwemmungen und Tsunami stand? Seit dem Krieg in der Ukraine muss die Frage der Sicherheit in Form von Angriffen mit Panzerfäusten, Flugzeugabstürzen, Drohnen und Bomben neu gestellt und bewertet werden.
Für uns als Anti-Atom-Bewegte ist klar, dass wir nicht still zusehen wie dieser unnötige und gefährliche Atommülltransport von statten geht. Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Bevölkerung davon Kenntnis erhält, dass hochradioaktiver Atommüll durch dicht bewohntes Gebiet rollt, für viele direkt an der Haustür vorbei. Dieser Transport ist unnötig und gefährlich.
Wir die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen forderten, dass der hochradioaktive Atommüll in La Hague so lange gelagert wird, bis ein Langzeitlager gefunden ist und er direkt dort hingefahren wird. Nicht von A nach B und dann nach C, diese Risiken sind unnötig und könnten vermieden werden.
Solange in Lingen (NRW) Brennelemente für AKWs hergestellt und solange in Gronau (NRW) Uran angereichert wird, solange Atomforschungsreaktoren wie in Garching (Bayern) weiterlaufen solange wie im Fall Schacht Konrad auf unsichere Lager für Atommüll gesetzt wird, solange Politiker*innen und Parteien mit populistischen Argumenten, dass unsere Energieprobleme mit Atomstrom gelöst werden könnten, solange ist unser Protest und Widerstand gegen Atomenergie super notwendig. Atomenergie ist teuer, gefährlich und nicht Klimaneutral.
Ein Zusammenschluss der Anti-Atom-Bewegung in Süddeutschland hat deshalb zum gemeinsamen Protest gegen diesen CASTOR-Transport aufgerufen. Da wir den genauen Termin nicht wissen, veranstalten wir heute eine gemeinsame Anti-Atom-Protestfahrt von Karlsruher nach Philippsburg. Danke dass ihr da seid und den Protest unterstützt und somit Öffentlichkeit schafft.
Wenn ihr Interesse an der Arbeit der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe habt, dann sprecht mich gerne an, besucht unsere Homepage und nehmt Kontakt zu uns auf.
Nun folgt der Redebeitrag von Harry Block zu Zwischen- und Endlager.
Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger, in den nächsten Tagen werden vermutlich auch vier Castoren mit hoch radioaktivem Müll aus dem französischen La Hague Frankreich nach Philippsburg durch diesen Bahnhof rollen.
Wir stehen aber nicht nur wegen dieser hochgefährlichen Transporte hier. Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter auf das Vergessen und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den angeblichen sauberen Atomstrom leider auch in den öffentlich-rechtlichen Medien machen. Die Realität der laufenden wie der stillgelegten Atommeiler hier, der Krieg in der Ukraine und die notwendige Entsorgung des hochaktiven Atommülls entlarven täglich die Argumente der Befürworter als fake news. Aber die Forschung, Werbung und Bestellung vor allem von kleinen sogenannten ‚small reactors‘ nimmt gerade Fahrt auf und wird leider nicht nur von Bill Gates, sondern auch von der AfD und der FDP. Seit Donnerstag, den 7.11.24 hat der Kanzlerkandidat der CDU Merz mit seiner Ankündigung im ZDF kleine Atomreatoren und Fusionskraftwerke in Deutschland bauen zu wollen, eine rüclkwärtsgewamndte Zeitenwende eingeleiet. Sein Generalsektretär Linnemann hat dies am nächsten Tag im ARD wiederholt. Auch hier in Karlsruhe, dem Herz der Atomforschung der EU – dem Joint Research Centre auf dem Gelände des KIT Nord, wir der Atomkurs befeuert. Deshalb versuchen wir mit Argumenten dagegenzuhalten und wie heute auch zu demonstrieren.
Ein Argument gegen die Atomenergie ist nicht nur die Bedrohung einer nuklearen Katastrophe durch ein laufendes Atomkraftwerk, sondern vor allem die Lagerung der hunderttausenden von Tonnen zum Teil hochradioaktiver Stoffe in den sogenannten Zwischenlagern bei den ehemaligen Atomkraftwerken in Deutschland.
Liebe Zuhörende, nur 10 km von hier lagern rund 80.000 zum Teil rostende Fässer auf dem größten radioaktiven Zwischenlager für leicht radioaktive Stoffe auf dem Gelände des ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe, heute KIT Nord. Das Gebäude – Fußballfeld groß – ist heute fast gefüllt und muss durch ein neues Lager erweitert werden. Daneben stehen zwei Zwischenlager für mittelaktiven Atommüll mit rund 7.000 Fässern. Das neuere davon hat Mauern mit 2 m dicken Beton rund um. Und täglich kommen neue Fässer aus dem Abriss von zwei Atomreaktoren, einer Wiederaufarbeitungsanlage und einem schnellen Brüder in Karlsruhe dazu. Wann diese Fässer nach Schacht Konrad abtransportiert werden können, ist unklar.
Liebe Leute, 30 km von hier, in Philippsburg, ist der Standort für die vier Castoren, die nun vermutlich nächste Woche durch Karlsruhe laufen werden. Im Zwischenlager von Philippsburg stehen im Augenblick 102 der 1.750 Castoren, die hochradio-aktiven Abfallbehälter Deutschlands. Im Innern jedes Castors befinden sich 24 abgebrannte Brennelemente mit einem Gewicht von 11 t. Diese Brennelemente enthalten neben dem Uran auch das im Prozess entstandene jahrtausendlang strahlende Plutonium. Die Temperatur im Inneren eines Castors beträgt über Jahrzehnte 400 °C. Die Strahlung durch die Kernspaltung entstandenen radioaktiven Stoffe ist sehr hoch, wodurch das umgebende Gusseisenmaterial durch diese hohen Temperaturen und durch die radioaktive Strahlung stark belastet wird. Kein Mensch weiß, was in einem Castor die Radioaktivität bewirkt. In Philippsburg lagern einige schon über 20 Jahre dort. Man kann in den 16 Zwischenlagern für hochradioaktiven Atommüll nicht feststellen, wie es in diesen Castoren aussieht, weil dazu heiße Zellen notwendig wären, in denen diese Castoren aufgemacht werden könnten. Diese gibt es aber nicht. Wissenschaftler des KIT haben durch Berechnungen und durch Untersuchungen an Brennelementen herausgefunden, dass die Brennelemente, die sich in den Castoren befinden, sich zum Teil in Auflösung befinden. Das ist mehr als nur ein besorgniserregender Zustand.
Das Lager in Philippsburg hat eine Genehmigung bis in das Jahr 2047. Kein Mensch weiß im Augenblick, wann ein sogenanntes Endlager für diesen hoch radioaktiven Abfall in Deutschland zur Verfügung steht. Die Schätzungen gehen davon aus, dass nicht vor dem Jahre 2067 ein Standort für ein Endlager gefunden und dieses schon gar nicht bis dahin eingerichtet sein wird. D.h., wir müssen an den Standorten mit Lagerzeiten rechnen, die weit über die genehmigten und berechneten Sicherheitsbedingungen liegen.
Und alle diese Lager sind jetzt schon unsicher. In den letzten drei Monaten ereigneten sich im Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll in Philippsburg drei Störfälle, in dem die Überwachung der Castoren zeitweise ausfiel.
Was aber noch viel wichtiger ist: Zum Zeitpunkt der Genehmigung sprach man zwar über Flugzeugabsturz, Terror, Erdbeben etc., aber kein Mensch hat damals daran gedacht, dass durch kriegerische Handlungen mit hoch effektiven Waffen der Inhalt dieser Lager zur Bedrohung der gesamten Region werden könnte. Das Lager Philippsburg hat Mauern von 80 cm. Das Lager für leicht aktiven Müll in Karlsruhe hat 2 m dicke Mauern. Man hat versucht, das Lager in Philippsburg zu härten. Man hat eine Mauer gebaut, um gegen Panzerfäuste von der Straße aus geschützt zu sein. Wir wissen aber nicht, was passieren würde, wenn eine Drohne mit panzer-brechenden Waffen von oben das Zwischenlager treffen würde. D.h., die gesamte Region befindet sich tagtäglich – wie auch an den übrigen 15 Standorten – in einem erheblichen Gefahren-Zustand. Dies ist eine der Folgen der so genannten friedlichen Nutzung der Atomenergie, die am Standort Philippsburg jährlich 40 Millionen kostet, ebenso natürlich auch an den anderen Standorten. Die Kosten für die so genannte Endlagerung sind noch nicht abschätzbar. Sie werden viele Milliarden Euro betragen. Allein die Kosten des Abrisses eines Atomkraftwerkes kostet 1 Milliarde. Dies zahlen die ehemaligen Betreiber. Diese Kosten der Lagerung der gefährlichen Altlasten der Atomkraftwerke werden aus einem Fonds finanziert, der mit seinen derzeit 20 Milliarden nicht ausreicht, um die noch kommenden Milliarden Kosten für die Zwischenlager und das sogenannte Endlager zu decken. Wir SteuerzahlerInnen zahlen letztendlich die Zeche.
Die Kosten für 1 Kilowattstunde Strom liegen mit den Abrisskosten heute bei 42 Cent. Bei Winderzeugung sind es derzeit 8 Cent. Diese zwei Zahlen zeigen, dass die Hoffnung von Staaten wie Polen, Türkei oder Saudi-Arabien auf neue Atomreaktoren mehr militärisch als energie-politisch motiviert sind. Atomenergie ist also nicht nur gefährlich, keineswegs klimaneutral, sondern vor allem teuer.
Deshalb nun der Beitrag von Herbert Würth zu unseren Alternativen.
Wie ist der aktuelle Stand Energiewende und wie muss es rasch weitergehen?
Die erneuerbare Stromerzeugung hat in diesem Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Nach den Zahlen des statistischen Bundesamtes haben wir jetzt 61% erneuerbaren Strom! Davon beträgt der Anteil Wind ein Drittel, die Photovoltaik liegt bei 14% mit der Tendenz weiter ansteigend. Allerdings gibt es immer noch 20% Kohlestrom und die politische hick-hack-Diskussion zum Ausstieg spätestens 2035 ist in vollem Gange. Der Gesundheits- und Klimaschutz tritt immer mehr in den Hintergrund.
Vor 20 Jahren ist die erneuerbare Stromerzeugung durchgestartet. Und von 2010 bis 2017 gab es jährlich einen ansteigenden Zubau an neuen Windrädern und Photovoltaikanlagen. Dies als dezentrale Energiewende mit vielen Akteuren „von unten“. In Bürgerhand, mit Genossenschaften, GBRs, Solarvereinen auch Stadtwerken und seit neustem mit der Industrie. So haben wir inzwischen 29.000 Windräder an Land und insgesamt 4,4 Millionen Photovoltaik-Anlagen die umweltfreundlich und preisgünstig Strom erzeugen. Und mit Stand August 24 schon 700.000 Balkonkraftwerke am Start.
Ausbremsregelungen 2017 Diese vorwiegend dezentrale Energiewende ist viele Jahre lang ohne die bisherigen Konzerne realisiert worden. Ihnen gehörten nur 6% der erneuerbaren Anlagen. Im Jahr 2015 sind diese dann „aufgewacht“ und haben politisch interveniert. Erfolgreich, dann im Jahr 2017 traten dann massive Ausbremsregelungen zur weiteren Energiewende in Kraft. Es wurde ein Ausschreibungszwang über die Bundesnetzagentur für jedes Windrad, jeden Windpark und große PV-Anlagen eingeführt. Gleichzeitig in mehreren Schritten die Einspeisevergütungen gesenkt und angekündigt dies zukünftig kurzfristig weiter zu tun. So wurde politisch die „Energiewende von unten“ ausgebremst und eine Verunsicherung geschaffen, wie es weiter geht.
Denn zum Bau neuer Anlagen ist eine planbare Sicherheit über Vergütungen für 20 – 25 Jahre notwendig. Die Folge war, dass der Zubau Wind an Land seit 2017 massiv eingebrochen, in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg (6 neue Windräder 2024)und Bayern (4 neue Windräder 2024) so gut wie zum Stillstand kam. Dies gilt bis heute, die Zielvorgaben wurden in keinem Jahr mehr erreicht. Gerade die Photovoltaik war von 2012 – 2017 mit jährlich neuen Zubau-Rekorden von 5 – 8.000 Megawatt stark gewachsen. Die Ausbremsregelungen führten auch hier zum Kahlschlag. Erst seit 2022 beginnt die PV wieder nennenswert zu wachsen.
Rekord-PV Zubau in 2024 Von Januar bis August wurden insgesamt 730.000 neue Anlagen installiert, dies ist der größte Zubau mit 10.000 Megawatt seit 2017. Die 4,4 Millionen PV-Anlagen haben eine Leistung von 93.000 Megawatt. Das Zubau-Ziel von 10.000 MW 2024 ist also bereits vorab erreicht worden. Jedoch sollen jedoch ab 2026-2030 jährlich neu 26.000 Megawatt zugebaut werden. Was nach jetzigem Stand nicht erreicht wird, da die Frage der Einspeisevergütung schon wieder ein Hemmschuh ist.
Wind Zubau 2024 Seit 2017 werden die jährlichen Zubau-Ziele bundesweit nicht mehr erreicht. Auch in 2024 liegen wir weit unter den erforderlichen 10.000 Megawatt. Es sind im 1. Halbjahr bundesweit 290 Windräder neu ans Netz mit 1.300 MV Leistung. Da die Windräder nach 20 Jahren aus der Förderung fallen und dann entweder eine Direktvermarktung oder die sog. Marktprämie stattfinden muss, werden viele WR abgebaut. Denn vor allem die Marktprämie sichert den Weiterbetrieb für kleine oder wenige Windräder nicht ab. So sind in 2024 bereits 277 WR abgebaut worden. Mit einer kostendeckenden Mindestvergütung könnten diese noch jahrelang weiter laufen! Deshalb gab es in 2024 nur einen Nettozubau bei Wind von 980 Megawatt. Die Zubau-Ziele bis 2030 und Folgejahre werden aus heutiger Sicht ganz sicher nicht erreicht werden. Der bürokratische Ausschreibungszwang für jedes Windrad, die Unsicherheit bei den Einspeisevergütungen und immer noch das Problem, dass zu wenig geeignete Flächen ausgewiesen sind, verhindern ein Durchstarten.
Offshore-Pläne Wind und die Konzerne Die Ampel-Regierung hat in den letzten Jahren den Ausbau Wind im Meer favorisiert. Dabei bedeutet offshore einen gigantischen Aufwand an Technik und Milliarden-Invest. Führt weiter zu zentralen Erzeugungsstrukturen, langen aufwendigen Transportwegen und behält zentrale Verteilstrukturen bei.
Ist also das genau Gegenteil einer dezentralen, erneuerbaren Energiewende. Die bei Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Verbrauch vorwiegend lokal mit überregionaler Verzweigung ausgerichtet ist. Derzeit gibt es 9.000 Megawatt offshore. Dies soll bis 2035 auf 40.000 Megawatt und bis 2045 sogar auf 70.000 Megawatt ansteigen. Die Bundesnetzagentur hat für offshore 2023 neue Ausschreibungsregeln eingeführt. Nicht mehr eine Anzahl von Windrädern und die notwendige Fläche, sondern jetzt gibt es nur Flächenausschreibungen.
Wer hat in 2023 die größten Flächen ersteigert und gekauft? Die ausgeschriebenen 4 großen Flächen, die fast der Hälfte der aktuell verfügbaren offshore Flächen in der Nord- und Ostsee entsprechen haben der französische Total und der britische BP-Konzern für 12.6 Milliarden Euro gekauft! Sie könnten dort Windräder für 7.000 Megawatt errichten. Aber alle Fachleute bezweifeln, selbst wenn sie das täten, dass sie jemals den Kaufpreis refinanzieren könnten. Dies ist ein typisches Greenwashing-Projekt von Konzernen um Marktmacht bei Erneuerbaren – auch gegen sie – aufbauen zu können!
Die offshore-Politik in der Nordsee ist inzwischen gepaart mit Utopien zur Wasserstoff-Erzeugung. Diese soll in Deutschland mit bis zu 40 Milliarden Euro gefördert werden. Stellt eine neue Form der zentralen Energieerzeugung dar und ist wegen den vielen Umwandlungsverlusten ineffektiv. Erfordert zur Erzeugung von 1 kwh Wasserstoff jeweils 9 Liter Wasser. Die Pläne von Deutschland, Frankreich, England und skandinavischen Ländern würden bedeuten, dass die Nordsee bis 2045 ein Industriepark mit künstlichen Inseln werden soll. Dies lehnen wir ab! Wir fordern die rasche weitere dezentrale und umweltfreundliche Energiewende mit Wind an Land und Photovoltaik als Standbeine. Keine neuen oder alten ineffektiven und teuren Großstrukturen, sondern die direkte Anwendung der Erneuerbaren bei Strom, Wärme und Verkehr.
Rasche weitere dezentrale Energiewende – wie möglich? Dies haben Verbände wie Bundesverband Windenergie, Organisationen wie der Solarverein in Aachen und zahlreiche Wissenschaftler wie Quaschning schon lange dargestellt. Die Umstellung auf 100% Erneuerbare ist möglich, wenn alle bürokratischen Ausbremsregelungen abgeschafft werden. Als Größenordnung geben sie die machbaren Zubau-Ziele an: Bei Wind Land von jetzt 55 GW auf 270 GW bis 2035, weiter auf 550 GW.
Bei PV von 70 GW auf 400 GW bis 2035, perspektiv möglich sind 1000 GW. Auf allen geeigneten Dachflächen nicht nur Süd, auch Ost-West. Auf öffentlichen Gebäuden ein Sofortprogramm mit PV und Solarthermie, auf allen Flächen wie zum Beispiel Parkplätzen, Lärmschutzwänden usw. Und auch auf Freiflächen, die für eine andere Nutzung nicht geeignet sind, oder sowohl Landwirtschaft wie PV möglich ist.
Ziel muss es sein Quartierslösungen für Strom und Wärme zu schaffen, auch für Speicher – nicht individuelle Einzellösungen. Vor allem auch Energieaustausch „ Energy-Sharing“ zu realisieren (Bürger teilen Energie + Kostenvorteile). Es darf keine Ausbremsregelungen mehr beim Erzeugen, speichern und der Weitergabe von Strom und Wärme mehr geben!
Wichtige Akteure sind alle aktiven Bürger, vor allem auch Genossenschaften, Bürgerenergieparks, GBRs, Solarvereine und die Kommunen mit ihren Stadtwerken. Natürlich auch die Industrie selbst, indem sie Windräder baut und PV und Solarthermie installiert, Wärmerückgewinnung macht.
Weg mit Fossilen und Atom – weitere dezentrale und regenerative Energiewende jetzt!
was für ein Tag, es ist unglaublich. Am 9. Nov. ist der Gedenktag zur Reichspogromnacht und die Faschisten marschieren in Karlsruhe-Durlach auf. Es ist gut, dass ihr heute hier seid. Wir wollen und müssen gegen Rechts zusammen stehen. Dieses Grußwort ist von der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe und wir sind solidarisch mit allen Menschen die heute hier sind, ebenso mit den Menschen die von Antisemitismus, Islamophobie, Rassismus und Fremdenhass betroffen sind. Eine andere Welt ist möglich, ohne Ausgrenzung, für Offenheit und Toleranz und dafür setzen wir uns ein. Wir zeigen den Faschisten die rote Karte.
Unser Thema als Anti-Atom-Initiative ist eigentlich ein anderes. Wir setzen uns dafür ein, dass Atomenergie in Deutschland ein Ende hat, und da gibt es noch viel zu tun. Wichtig ist uns, dass wir uns in unseren Kämpfen, ob gegen Atom oder gegen Rechts zusammentun. Die Zivilgesellschaft ist wichtiger denn je, egal ab es um Klimawandel oder Militarisierung geht, ohne den Druck der Straße wird sich nichts ändern. Wir müssen laut und viele sein für Veränderungen. Keinen Fußbreit für die Faschisten.
Da heute die seit langem geplante Demo in Philippsburg, gegen den anstehenden Castor-Transport von Frankreich nach Philippsburg ansteht, möchten wir unsere Solidarität ausdrücken und diesen Protest gegen Rechts unterstützen. Gemeinsam sind wir stark.
Am Samstag, 09.11.24 startet der öffentliche Protest der Südwestdeutschen Anti-AKW-Gruppen gegen den geplanten hochradioaktiven CASTOR-Transport von La Hague in Frankreich nach Philippsburg. Wir beginnen mit unserer Kundgebung am Hauptbahnhof in Karlsruhe um 11.30 Uhr, und fahren dann nach Philippsburg. Dort wird es drei Redebeiträge geben:
Anete Wellhöfer zum Thema: CASTOR-Transport
Harry Block zum Thema: „Standortlager“ als Endlager?!
Herbert Würth zum Thema: Stand Energiewende – wie weiter?
Wir fahren um 12.28 Uhr mit dem Zug und unserem „Atommüll“ nach Philippsburg. Vom Bahnhof aus gehen wir zum Marktplatz, wo eine weitere Kundgebung stattfindet. Hier nochmals die Zeiten: Hbf Karlsruhe 11:30 Uhr – Bhf Philippsburg 13:00 Uhr – Marktplatz Philippsburg 13:20 Uhr – Zug Philippsburg – KA 15:00-15:33 Uhr
Nach unseren Informationen soll der Transport mit den 4 CASTOREN in der Woche ab dem 18.11.24 stattfinden.Wir lehnen diesen hochradioaktiven Atommülltransport mit den 4 CASTOREN nach Karlsruhe ab, da die weitere Suche nach einem Langzeitlager vollkommen offen ist.
Der ursprüngliche Zeitfahrplan ist geplatzt, jetzt soll ein Standort bis 2074 gefunden werden. Deshalb lehnen wir diesen sinnlosen hochradioaktiven Transport ab, der Atommüll soll bis zur Klärung einer Langzeitlagerung in La Hague bleiben. Die sogenannten Standortlager wie das in Philippsburg werden zu unsicheren Langzeitlagern. Die Genehmigung für das sogenannte Zwischenlager läuft 2047 aus. Für diesen Zeitraum sind auch die CASTOREN ausgelegt, und dann?
Aktuell ist noch komplett unklar, ob sich das Endlager in Salz, Ton oder Granit befinden wird. Somit gibt es auch noch keinen Castor-Behälter für das Endlager, da dieser vom Wirtsgestein abhängt. Es muss also neben der Suche für ein Endlager auch ein endlagerfähiger Castor-Behälter entwickelt werden. Klar ist, wenn ein Standort gefunden wird, muss dieser noch als Bergwerk ausgebaut und anschließend alle Castoren transportiert, umgepackt und eingelagert werden. Dies dauert mindestens noch einmal 50 – 70 Jahre, d.h. alle bundesweiten Zwischenlager werden zu unsicheren Langzeitlagern, bis weit ins nächste Jahrhundert. Neben den zentralen Zwischenlagern in Ahaus, Gorleben und Greifswald/Lubmin sind zwölf Lager an AKW-Standorten in Betrieb. Wir fordern ein gesellschaftlich akzeptiertes Gesamtkonzept, das dafür sorgt, dass die hochradioaktiven Abfälle über einen Zeitraum von 100 Jahren möglichst sicher zwischengelagert werden.
Der radioaktive Müll wird in Zwischenlagern sicher aufbewahrt. ODER? Der hochradioaktive Müll, verpackt in sogenannten Castor-Behältern, wir in Zwischenlagern meist oberirdisch in Hallen aufbewahrt. Geplant für 40 Jahre, laufen die ersten Genehmigungen bereits 2034 aus. Schon jetzt ist klar, dass ein noch zu findendes Endlager frühestens Anfang/Mitte des nächsten Jahrhunderts zur Verfügung steht. Und bis dahin? Halten die Castor-Behälter die permanente radioaktive Strahlung und Hitzeentwicklung aus? Bleiben sie transportfähig? Was ist, wenn das Material spröde wird? Eine Reparatur ist derzeit an keinem Standort möglich.
Der von Deutschland produzierte Atommüll muss zurückgenommen werden. ODER? Atommüll soll da bleiben, wo er ist. Denn die Transporte von radioaktivem Müll, die oft durch große Städte und Bannlungszentren führen, sind gefährlich für Mensch und Natur. Sie Stellen nur eine Scheinlösung dar. da es kein sicheres Endlager gibt. Der radioaktive Müll wird zurzeit in CASTOR-Behältern in sogenannten Zwischenlagern aufbewahrt, diese sind für ca. 40 Jahre ausgelegt und genehmigt. Momentan geht man davon aus, dass die Inbetriebnahme eines Langzeitlagers noch ca. 100 Jahre dauern wird. Atommülltransporte sind daher aktuell unsinnig. ALLES KLAR, ODER? www.antiatom.net