von Anete Wellhöfer, Anti-Atom-Initiative Karlsruhe am 07.03.21
Hallo Leute hier in Kirchheim am Neckar, liebe Atomkraftgegner*innen,
schön, dass ihr alle da seid. Danke, dass ihr trotz Corona-Pandemie gekommen seid. Es ist gut, dass wir das Gedenken an die Atomkatastrophe von Fukushima aufrecht erhalten. Nicht vergessen ist wichtig. Atomenergie hat keine Zukunft und ist zerstörerisch. Uns allen ist klar, dass wir uns dafür einsetzen müssen, dass die Energiewende umgesetzt wird.
Wir wissen auch, dass die Anti-Atom-Bewegung schon mal kraftvoller war. Leider sind viele, zu viele, dem von Angela Merkel verkündeten sogenannten Atomausstieg auf den Leim gegangen. Chapeau, das war ein cleverer Schachzug von ihr, seitdem ist Ruhe im Karton, bei vielen, aber nicht bei uns! Wir wissen, Atomausstieg ist Handarbeit und wir werden weiter gemeinsam gegen diese sinnlose und gefährliche Technologie kämpfen, die eine Bedrohung für Mensch und Natur darstellt.
Ich möchte einen kurzen Blick zurück auf den letzten Castor Transport in Süddeutschland werfen. Der Protest gegen diesen Transport war ein gutes Beispiel für den Erfolg unserer Anti-Atom-Bewegung und kann uns für die nächsten Castor-Transporte motivieren!
Am 03. Nov. 2020 rollte ein Atommüll-Transport mit 5 Castoren von der Plutoniumfabrik im Britischen Sellafield nach Biblis in Hessen. 11.000 Polizist*innen waren im Einsatz, um den Castor zu sichern. Von der Nordsee bis Biblis gab es an der Castor-Strecke unzählige Proteste, manchmal waren es nur Einzelne auf einem Bahngleis mit einer Anti-Atom-Fahne. In Biblis haben wir von Mo.-Mi. durchgehend eine Mahnwache unterhalten, die auch Anlaufstelle für die Presse war.
Wir konnten den Castor nicht stoppen, darum ging es auch nicht. Wir konnten aber das Scheinwerferlicht auf den Castor-Transport lenken. Es ist wichtig, dass von den über 2.000 Atomtransporten im Jahr, die durch Deutschland fahren, zumindest die großen Castor-Transporte von der Anti-AKW-Bewegung ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, um zu zeigen, dass das Thema nach wie vor präsent ist und jeder Transport ein Risiko darstellt. Nach wie vor ist es wichtig, dass wir als Anti-Atom-Bewegung den Finger in die Wunde legen, damit nicht der Mantel des Vergessens und alles ist doch gut, darüber gelegt wird.
Wer mehr zu dem Castor-Transport nach Biblis wissen möchte, kann sich auf der Homepage von Castor-stoppen informieren. Dort wird auch auf die Kleine Anfrage des Linken Bundestagsabgeordneten Michel Brandt aus Karlsruhe verwiesen. Er hat zum Castor-Transport nach Biblis eine umfangreiche Anfrage an die Bundesregierung gestellt. In der Antwort der Bundesregierung steht u.a., dass die Kosten der Bundespolizei für den Einsatz ca. 7 Mio. € betrugen und der Castor-Transport trotz einer Pandemie wg. des Brexit durchgeführt wurde.
Noch eine Info zum Castor-Transport nach Biblis: Der twitter hashtag castor-stoppen hatte fast 1.500 follower und am Transporttag gab es auf der Homepage von Castor-stoppen 124.000 Zugriffe.
Als Fazit lässt sich zum Castor-Transport nach Biblis sagen, es war eine gute Aktion, die Presse hat in der gesamten BRD, sowohl in den großen als auch in den kleinen Medien darüber berichtet. Ohne unser Engagement hätte niemand etwas von diesem Transport mitbekommen.
Tja, und nun geht es weiter. 3 weitere Castor-Transporte sind angekündigt. Es könnte schon im Nov. diesen Jahres mit dem Castor-Transport von La Hague Frankreich nach Philippsburg nördlich von Karlsruhe weiter gehen. Geplant sind in den nächsten Jahren auch Castor-Transporte von Sellafield nach Bayern und Brokdorf. Wann diese Transporte stattfinden wissen wir derzeit nicht, wahrscheinlich jährlich einer.
Ich möchte euch dazu aufrufen, den nächsten Castor-Transport nach Philippsburg auf dem Schirm zu haben. Unterstützt die Anti-Atom-Bewegung, beteiligt euch an den Vorbereitungen zum Castor-Transport nach Philippsburg. Besprecht in euren Inis und Gruppen wie ihr euch am Widerstand gegen den Castor-Transport einbringen könnt. Kommt am Tag X zur Mahnwache. Es braucht viele kreative Köpfe, clevere Aktionen sind angesagt aber wir brauchen auch all die Leute die zur Demo und Mahnwache kommen. Helfer*innen, die Kuchen und Essen vorbei bringen und und und, es ist viel zu tun. Lasst uns gemeinsam der Presse, der Öffentlichkeit und den politisch Verantwortlichen zeigen, dass die Anti-Atom-Bewegung lebt.
– Es gibt nach wie vor kein Konzept für ein geeignetes langfristiges Lager. Und trotzdem laufen 6 AKWs in Deutschland noch weiter. – Die Zwischenlager sind nicht sicher und taugen nicht für eine längere Lagerung. – Es gibt in den Zwischenlagern keine sogenannten heißen Zellen zur Reparatur eines undichten Castordeckels. – Am Joint Research Center im Norden von Karlsruhe wird an den Brennstäben der nächsten Generation von Atomkraftwerken geforscht, obwohl Deutschland angeblich ausgestiegen ist.
Wir haben aber auch noch ein relativ neues Problem bzw. Phänomen. Nämlich die neue Pro Atom Bewegung. Sagt euch Nuklearia etwas? Nuklearia ist ein pro Atom Lobbyverein. Die machten z.B. in der Innenstadt von München eine Nuke Pride. Klauen also Ideen von z.B. der Gay Pride und anderen fortschrittlichen Gruppen. Nuklearia lässt riesige Eisbären auf dem Viktualienmarkt tanzen und das ganze hat dann Volksfestcharakter. Die Presse nimmt das Thema gerne neugierig auf, da ist nun also mal jemand für Atomenergie.
Das Hauptargument von den Atomlobbyisten und Nuklearia: Atomstrom sei CO2 neutral. Die Atomlobby vertritt, dass wir in Deutschland eine Laufzeitverlängerung brauchen und dazu noch viele kleine modulare Atomkraftwerke so genannte SMR, smal modular reaktors. Jetzt könnte man ja sagen, die spinnen, und das damit abtun. Die Anti-Atom-Bewegung hat auch erst mal mit ignorieren darauf reagiert, den Atomlobbyist*innen nicht noch mehr Aufmerksamkeit und keine Bühne bieten. Aber das funktioniert leider so nicht. Atomlobbyist*innen tummeln sich z.B. bei FfF Kundgebungen, sie erobern aber auch die Presse, da es für die was neues ist, für Atom zu sein.
Führende Wirtschaftsbosse und Politiker, da brauche ich nicht gendern, aus dem konservativen Spektrum sprechen sich seit ca. 3 Jahren vermehrt und immer wieder für ein „weiter mit der Atomenergie“ aus. Dem nicht genug brachten letztes Jahr mehrere große Zeitungen u.a. auch der Spiegel und die Zeit große, ausführliche Artikel über die Atombefürworter*innen. Das gleiche beobachten wir bei den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten. Anti-Atombewegung, wir müssen aufwachen und dem was entgegensetzen. Wir alle sind gefordert. Wir alle müssen das Erstarken der Pro-Atom-Bewegung kritisch beobachten und dem etwas entgegensetzen. Wir alle müssen einseitige pro Atom Lobby Beiträge in Zeitung und bei Funk und Fernsehen als solche kritisieren. Schreibt z.B. Leser*innenbriefe. Wendet euch an die Sender und kritisiert sie für ihr Lobbyverhalten.
Es ist gut und richtig, dass wir uns heute hier treffen. Die Anti-Atom-Bewegung braucht Orte des Austausches. Wir müssen uns gegenseitig informieren, weiterbilden und auf dem laufenden halten. Es braucht aber auch mehr. Wir müssen uns einmischen, wir müssen unsere Argument gegen die verfehlte Atompolitik in die Welt tragen. Wir müssen den jungen Menschen, die die starke Anti-Atom-Bewegung nie kennengelernt haben, unser Wissen und unsere Erfahrungen weitergeben.
Macht – sobald es unter Corona Bedingen wieder möglich ist – Infoabende, Erzählcafes, Filmabende zur Anti-Atom-Bewegung. Nehmt Kontakt auf zu FfF, PfF, SfF und bietet ihnen euer Wissen an. Seid sichtbar mit Schildern und Banners bei den FfF oder ähnlichen Klimagerechtigkeitsdemos.
Und, kommt zum nächsten Castor Protest. Kommt und unterstützt die Anti-Atom-Bewegung, wenn der Castor-Transport nach Philippsburg ansteht, protestiert mit uns gemeinsam. Leider ist es noch nicht vorbei, der Kampf geht weiter.
500 Teilnehmer*innen folgten dem Aufruf zur Energiewende-Demo am AKW Neckarwestheim, am 10 Jahrestages des Super-GAU in Fukushima.
Nachfolgend Bilder und Impressionen von der Kundgebung in Kirchheim am Neckar und der Demo zum AKW Neckarwestheim.
Redebeitrag von Anete Wellhöfer, Anti-Atom-Initiative Karlsruhe zu den Themen Castor-Transporte und Neue Atomlobby bei der Auftaktkundgebung in Kirchheim am Neckar.
Am 22. Januar 2021 werden Atomwaffen verboten!
An diesem Tag tritt der Vertrag zum Verbot von Atomwaffen in Kraft
Wir brauchen jetzt deine Hilfe, um diesen historischen Tag in ganz
Deutschland bekannt zu machen und öffentliche
Aufmerksamkeit für das Atomwaffenverbot zu erzeugen.
Weiterlesen ...
https://nuclearban.de/
Am 2.2.20 hat ein Bundesweiter Aktionstag stattgefunden.
Die Anti Atom Initiative Karlsruhe hat mit Unterstützung von Freund*innen ebenfalls am Bundesweiten Aktionstag teilgenommen. Vor dem KA Hfb wurde mit Transparenten, Atommüllfässern auf die bestehenden Castor Transporte aufmerksam gemacht. Mehrere hundert Flugblätter wurden an die Reisenden verteilt. Unser Eindruck war, dass die Informationen interessiert aufgenommen wurden und es gab viel positive Rückmeldung und interessante Gespräche mit Passant*innen. Für die Anti Atom Ini KA war die Aktion ein Erfolg.
Erfolgreicher Aktionstag gegen #castor2020 am 2. Februar: Mehr als 300 Menschen beteiligten sich bundesweit an ersten Protesten gegen die Atommülllieferung und für den sofortigen Atomausstieg.
An einem Dutzend Orten hat es am Sonntag im Rahmen eines ersten Aktionstags kreative und wirkungsvolle Protestaktionen gegen den geplanten CASTOR-Transport aus der WAA Sellafield (GB) ins hessische Biblis gegeben. Damit hat ein Teil der Anti-Atom-Bewegung deutlich gemacht, dass sowohl erneute CASTOR-Transporte als auch eine angedachte Renaissance der Atomkraft als Energieträger auf erheblichen Widerstand stoßen werden.
Castor Alarm: Frühjahr 2020! Da bahnt sich was an!
Bundesweiter Aktionstag am 02.02.2020 um 15:00 Uhr am Karlsruhe Hauptbahnhof, Haupteingang Nord, Mahnwache der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe
The return of the living dead!
CASTOR-Alarm 2020? Hat sich da nicht jemand im Jahrzehnt vergriffen? Leider nicht.
Für die Jahre 2020 bis 2024 sind vier Castor-Transporte geplant, bei denen hochradioaktiver Atommüll von Frankreich und Großbritannien nach Deutschland verschoben werden soll, ohne dass es ein Konzept für eine langfristige Lagerung gibt und geben kann. Jeder einzelne Transport stellt ein zusätzliches Risiko durch radioaktive Verstrahlung dar. Die Standortlager werden zu ungeeigneten Langzeitlagern, so auch in Philippsburg.
Für viele scheint der Atomausstieg beschlossene Sache zu sein. Ausstiegskonzepte beinhalten aber immer die Möglichkeit eines Ausstiegs aus dem Ausstieg.
Die Anti-Atom-Bewegung fordert schon immer die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit. Doch sechs Atomreaktoren sind in Deutschland noch in Betrieb. Dazu kommen die Uranfabriken in Lingen und Gronau, die unbefristet weiter laufen sollen. In Karlsruhe forscht das Joint Research Center (JRC) an den Brennstoffen für eine neue Generation von Atomreaktoren. Durch das gezielte Ausbremsen des Ausbaus erneuerbarer Energien und der Stromnetze, kommt die Energiewende nur schleppend voran. Im Windschatten der Klimakatastrophe versuchen die Befürworter*innen der mörderischen Atomenergie nun wieder in die Offensive zu kommen.
Der erste Castor-Transport soll im ersten Halbjahr 2020 von Sellafield (UK) ins Zwischenlager beim Atomkraftwerk Biblis stattfinden. Für 2021 ist ein Atommülltransport von La Hague (F) ins Zwischenlager bei Philippsburg geplant.
Protest ist angesagt!
– Atomenergie ist kein Beitrag gegen die Klimakatastrophe – Die Energiewende wird sabotiert – Es gibt kein vertretbares Konzept für den vorhandenen Atommüll
Januar 2020, im Folgenden dokumentieren wir das Abschaltfest, zu dem die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe aufgerufen hatte. 1. Aufruf/Einladung zum Abschaltfest 2. Begrüßung 3. Redebeitrag von Harry Block 4. Redebeitrag von Matthias Mauser 5. Zusammenfassung Abschaltfest
Aufruf/Einladung der Anti-Atom-Ini KA: Der letzte badische Atomreaktor, KKP 2, wird für immer am 31.12.2019 abgeschaltet
Wir, die Anti-Atom-Ini Karlsruhe, wollen mit euch feiern
Nachdem wir 30 Jahre lang oft vor dem Atomkraftwerk Philippsburg demonstriert haben, werden wir am Sonntag, dem 29.12.2019, um 12:00 Uhr, die endgültige Abschaltung des letzten badischen Atomreaktors ´feiern´. Da wollen wir natürlich vor Ort sein. Zusammen mit hoffentlich vielen Menschen, die sich für eine Energiewelt ohne Atomkraft einsetzen, gestalten wir um zwölf Uhr nochmals eine symbolische Abschiedsmahnwache am Haupteingang des AKW Philippsburg.
Wir
laden dazu alle ein, die mit uns diesen für unsere Region
historischen Moment begehen wollen, mit uns auch zu demonstrieren.
Wir, die Anti-Atom-Ini-Karlsruhe, werden janusköpfige Masken tragen,
die darauf hinweisen sollen, dass zwar die Gefahr eines Supergaus
durch KKP
1 und KKP 2 endgültig der Vergangenheit angehört, aber 62 Castoren
mit hochradioaktiven Atommüll in einem unsicheren Zwischenlager noch
lange Zeit vor Ort verbleiben werden. Beim Abriss der beiden Blöcke
wird noch
viel
Atommüll entstehen, werden noch viele Radionuklide in die Luft und
in das Wasser abgeben werden.
Trotzdem: Wir feiern und freuen uns auf eure Grußadressen, und noch besser, auf eure Teilnahme vor dem Haupteingang des AKW Philippsburg am Sonntag, dem 29.12.2019 um 12 Uhr
Begrüßung durch Gudrun Vangermain von der AAI KA:
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, guten Tag liebe Gäste,
mein
Name ist Gudrun Vangermain, und ich bin Mitglied in der
Anti-Atom-Initiative Karlsruhe. In deren Namen begrüße ich Sie
alle: Anti-Atom-Bewegte und Gleichgesinnte und natürlich alle, die
heute hier mitgeholfen haben.
Dazu
gehören: Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Bund“,
Freundinnnen und Freunde aus Neckarwestheim, vor allem von der BI
„Atomerbe Neckarwestheim“, und die Menschen von jenseits des
Rheins aus Römerberg sowie die mit uns verbundenen Abgeordneten aus
dem Landtag und dem Bundestag. Außerdem hat uns „.ausgestrahlt“
unterstützt.
Ich
gebe nun das Mikro weiter an Harry Block von der Anti-Atom-Initiative
Karlsruhe, der auch Mitglied im Vorstand des BUND mittlerer Oberrhein
ist.
Er wird auch nochmals erklären, weshalb wir diese Januskopf-Maske als Symbol für heute gewählt haben. Und noch eins zum Ablauf von heute: Nach Harrys Rede wollen wir mit euch anstoßen – und danach gibt es noch einige Grußworte …
Rede
von Harry Block fürs KKP 2-Abschaltfest am 2019-12-29 in
Philippsburg vor dem AKW
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, guten Tag liebe Gäste,
herzlich
Willkommen bei unserem Energiewendefest.
1966
begann in Baden das Atomzeitalter mit dem ersten Reaktor im
Kernforschungszentrum Karlsruhe. Anfang der siebziger Jahre wollte
die Landesregierung Ba-Wü das Rheintal zur Industriezone ausbauen.
Die dazu notwendige Energie sollte aus Atomreaktoren kommen. So kam
es, dass man 1970 die Planung von zwei Atomkraftwerken in Angriff
nahm. Im Süden in Wyhl und im Norden in Philippsburg. Wyhl wurde der
erste Ort in Deutschland, in dem sich der Widerstand gegen einen
Atomreaktor regte. Die Geburtsstunde der Umweltbewegung in
Deutschland begann in Baden, und die Wyhler waren erfolgreich.
Zur
gleichen Zeit wurde hier Philippsburg 1970 mit dem Bau des
Siedewasserreaktors KKP 1 begonnen und 1979 vom damaligen Badenwerk
ans Netz gebracht. Der Widerstand hier in Philippsburg war gering.
Deshalb irrte sich der Konzern aus Karlsruhe auch immer weiter voran.
1977
begann man mit dem Reaktor KKP 2, welcher 1984 ans Netz ging. 198
meldepflichtige Ereignisse hatten diese beiden Reaktoren in 40
Jahren. Auf jeder Hauptversammlung, auf vielen Demonstrationen und
bei den Sonntagsspaziergängen vor Ort der dann umgegründeten
Aktiengesellschaft EnBW forderten wir das Umdenken auf regenerative
Energien. 40 Jahre erfolglos. Noch schlimmer, sie zementierten ihre
Energieautobahn in Karlsruhe, Mannheim und Heilbronn mit neuen
Kohlekraftwerken zu den bestehenden Atommeilern.
Wir
mussten jahrzehntelang feststellen, dass die Politik und die Manager
in einer Parallelenergiewelt zu unserer lebten. Sie im festen Glauben
des unbegrenzten Wachstums und dem damit verbunden Ausbau der
Atomenergie. Wir veranstalteten im Mai 1976 in Sasbach im Rheintal
die weltweit erste Ausstellung über alternative Energien. Wir
gründeten in Karlsruhe die Bürgerinitiative mit dem längsten
Namen: „Bürgerinitiative für die Stilllegung der Atomanlagen und
die Umwandlung des Atomforschungszentrums Karlsruhein ein
Forschungszentrum für alternative Energien“. 1978! Diese Bürgerini
befasste sich auch intensiv mit den hier bestehenden Atommeilern.
Ihre Nachfolgerin, die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe war bei vielen
Demonstrationen vor Ort, bei allen Genehmigungsverfahren, auch des
Zwischenlagers für hochaktiven Atommüll, als Einwenderin, aber auch
Anklägerin in Wort und Tat in dem Erörterungsverfahren tätig. Man
kann die Welt nicht allein ändern. Wir haben diesen Weg beschritten,
tun das immer noch, indem wir uns organisierten und
zusammenarbeiteten.
Es
waren kritische Menschen aus der Schweiz, Freiburg, dem pfälzischen
Römerberg von gegenüber, die heute auch ein Fest veranstalten, von
.ausgestrahlt, den Inis rund um das AKW Neckarwestheim, aber auch aus
dem Umfeld der GRÜNEN, Linken, der evangelischen Kirche und des Bund
für Umwelt und Naturschutz mittlerer Oberrhein, die auf die Straße
gingen und nur in den Akten der Genehmigungsverfahren oder
Polizeiakten als Personen genannt werden, wie Anete, Armin, Brigitte,
Gisela, Ginny, Gudrun, Ilse, Hartmut, Matthias, Mirko, Renate. Silke,
Sylvia, Wilhelm, Wolfgang, Wolfram, um nur ein paar zu nennen, die
bis zum heutigen Tag der Stilllegungs- und Abrissgenehmigungen immer
dabei waren, in Wort und Tat das Ende der Atompolitik, eine andere
Energiepolitik in Deutschland, aber auch weltweit zu fordern.
In
diesen energiepolitischen Umbruchzeiten werden unsere damaligen
Utopien realistisch. Den irrlichternden Gesellen der
Atomkraftbefürworter schreibe ich ins Stammbuch: Wir hatten und wir
haben die Perspektive und Entschlossenheit, dass die immer noch
gegebene atomare und fossile Energiewelt bei uns und anderswo in
absehbarer Zeit zu ihrem Ende kommt. Wir werden weiter daran
arbeiten, das Wort kämpfen vermeide ich, aber wir werden daran
arbeiten für eine regenerative, nachhaltige, klimaneutrale und
soziale Energiewelt. Wir haben als Anti-Atom-Inis soweit als möglich
auch Alarmismus vermieden, wiesen aber immer auf das Risiko eines
atomaren Unfalls hin und wurden dafür bis Tschernobyl verhöhnt.
Die
Atombefürworter werden weiterhin die verstaubten Atomenergiemärchen
zum Besten geben. Sie werden wieder die Höhe des Risikos der
Atomenergie leugnen, die Lagerung der hochradioaktiven Atommülls
ausblenden sowie die militärische Seite dieser Technologie einfach
weglassen. Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Supergaus haben wir
nun zweimal erlebt. Es reicht. Für die atomaren Lobbyisten, in
Deutschland oft aus dem Dunstkreis der AfD, gibt es keinen
Klimawandel und sie fordern neue Atomkraftwerke. Man glaubt es nicht.
Seit wann war und ist Atomkraft die Lösung für die weltweite
Energieversorgung und schon gar für die sich anbahnende
Klimakatastrophe?
Wir feiern heute, weil das Risiko eines atomaren Unfalls auch an diesem Standort immer immens hoch war. In Neckarwestheim und noch 5 weiteren Standorten wird dies noch bis Ende 2022 in Deutschland der Fall sein. Gott sei Dank wurde sie hier nie Realität obwohl KKP 2 2003 nur zentimeterweise an einem Desaster vorbeigeschrammt ist. Das war ein Verdienst der kritischen Mitarbeiter von KKP, aber nicht der Verdienst der Vorstände der EnBW oder der politisch Verantwortlichen.
Unsere janusköpfige Maske hat eine schwarze Seite. Über diese gefährliche Seite, den Abriss und die Lagerung des schwach-, mittel- und hochaktiven Atommülls schweige ich heute. Auch die bis heute als Realpolitik verkaufte Politik der Landesregierung hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Über die unglückselige, zaghafte Haltung beim Gesundreden von bekannten Sicherheitsmängeln des grünen Umweltministers als Genehmigungsbehörde dieser beiden Reaktoren, habe ich für heute ein Schweigegelübde abgelegt. Ich will mich heute nicht aufregen, sondern freuen – die weiße Seite der Januskopfmaske. Deshalb nur noch der kritische Hinweis, dass für uns der für die dezentrale Energiewende völlig unnötige Bau eines 500millionen-Konverters für Kohlestrom auf diesem Gelände wieder ein Holzweg in der Energiepolitik darstellt.
Wir
wollen feiern, wir sind optimistisch und wollen durchaus
vorhandenen Chancen der Energiewende nutzen und tragen so
möglicherweise dazu bei, die Welt ein bisschen besser zu machen.
Wir müssen uns darauf konzentrieren, erneuerbare Energien in
hinreichender Menge zu produzieren, aber auch mit weitreichender
Beteiligung der Bevölkerung, wir müssen sie dezentral machen und
sie muss bezahlbar bleiben.
Und
für uns ist dies nicht wie jetzt für die EU eine neue
Wachstumsstrategie. Das Predigen des ewigen Wachstums hat den
Planeten in eine existenzielle Krise geführt. Mit dieser Logik
müssen wir aufhören. Wir verbrauchen zu viel Energie und zu viele
Rohstoffe, auch wenn die Energie erneuerbar ist und die Rohstoffe
recycelt sind – es ist immer noch zu viel. Die Umstellung
entwickelt sich quälend langsam und wird auch für die Fridays for
future-Kids, und ich habe hier einige gesehen aus Karlsruhe und
begrüße sie besonders herzlich, es wird noch sehr frustrierend
werden für euch: Abgründe tun sich auf zwischen dem, was getan wird
– und dem, was geschehen müsste. Die Beschlüsse zum Klima in
Berlin und Madrid sind zum Weinen, und von der Leyens EU-Vorschläge
sind bis jetzt nur eine Peterchens Mondfahrt.
Die
hier liegen Atommeiler sind das Ergebnis des Irr-Glaubens an die
Moderne, den Fortschritt, die Möglichkeit der Beherrschung der
Natur. Setzt man auf vermeintliche Ökotechnologien à la FDP, die
wie die Befürworter des Baus neuer Atomreaktoren der 4. Generation,
wie im KIT in Karlsruhe, allen Menschen einreden wollen, dass man
dank einer Wundertechnologie immer weiter, immer mehr konsumieren
kann, wenn diese Richtung an Boden gewinnt, dann mündet dieses
greenwashing in ein weltweites Wachstumsdesaster.
Unsere
janusköpfigen Masken haben heute aber vor allem eine
zukunftsgerichtete Seite. Wenn es uns noch mehr gelingt, die Mehrheit
unserer Bevölkerung davon zu überzeugen, dass es eine nachhaltige
Zukunft ohne Atom und auch ohne fossile Energien, für alle
bezahlbar, geben kann, ja, dann können wir dies auch mit politischen
Mitteln erreichen. Aber ohne die Fridays-Kids und uns auf der Straße
wird dies nicht passieren.
Wir können in die Zukunft der Erde eingreifen und sie zu einem besseren Ort für alle Menschen machen. Wir freuen uns heute auch, die Früchte unserer jahrelangen Arbeit ein bisschen ernten zu dürfen. Heute wird hier in Sachen Energie für die Menschheit sicher nur ein winzig kleiner Schritt getan. Für Baden ist es ein großer Schritt in eine atomfreie Energiezukunft. Lasst uns die Gläser heben und auf das endgültige Aus des Atomenergie-Standorts Philippsburg – um 19 Uhr am 31. – trinken. Nach der Stilllegung aller Reaktoren im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe, heute KIT Nord, hat in Baden nun auch an diesem Atom-Standort die Atomkraft ihr teures, noch mit vielen Problemen behaftetes Ende gefunden. Aus damit – es wäre schön, es wäre überall so. Auch wenn es pathetisch klingt: Ich bin heute ein wenig stolz auf uns, danke an alle Menschen in unserem Land, die daran mitgewirkt haben und vor allem auch euch, dass ihr heute gekommen seid, mit uns zu feiern. Prost auf den heutigen Erfolg und die noch vor uns liegenden Aufgaben.
Redebeitrag von Matthias Mauser AAI KA
Liebe Atomkraftgegnerinnen und Atomkraftgegner,
Genug ist nicht genug – An diese Worte aus dem Mund von Konstantin Wecker fühle ich mich heute erinnert. Es ist uns nicht genug, wenn dieses Atomkraftwerk abgeschaltet ist
Unser Widerstand ist weiterhin nötig
Ein Rückblick: Gerade der Reaktor Philippsburg 2 war von Anfang an mit unserem Widerstand verknüpft. Ironischerweise wurden für den Bau des Kraftwerks Komponenten verwendet, die ursprünglich für das damals geplante Atomkraftwerk Wyhl bestimmt waren. Genau desjenigen Kraftwerks, das durch den Widerstand der Anti-Atom-Bewegung verhindert wurde.
Während die Geschichte des Reaktors für die Atomaufsicht eine Geschichte von Skandalen, Störfällen und Pannen war, war sie für uns gleichzeitig eine Geschichte des Widerstands. Von hier aus ging 1995 der erste CASTOR-Transport nach Gorleben. Wir haben nicht nur gegen diesen Transport Widerstand geleistet, sondern auch gegen die zahlreichen, welche in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gerollt sind und damit zum einen Plutonium für französische Atomwaffen geliefert haben.
Zum anderen haben sie dort eine massive Verseuchung des Meeres und der Luft mitverursacht. Wir sind auf die Straße gegangen gegen den Einsatz von neuartigen Mischoxid- Brennelementen, die neben Uran bereits bei Anlieferung Plutonium enthalten. Wir haben über Jahrzehnte die Störfälle, die Vertuschungspolitik der Betreiber und deren mangelnde Eignung zum Umgang mit gefährlichen Stoffen und Anlagen angeprangert.
Wir haben auch gegen den Bau von Interims- und Zwischenlager protestiert; und letzteres droht, zu einem faktischen Endlager zu werden. Auch die Art, wie nun mit dem Abriss von Reaktor und Kühltürmen umgegangen wird, ist für uns schockierend: Für die Abrissarbeiten wurden ähnlich hohe Emissionswerte genehmigt wie für den Normalbetrieb der Reaktoren. Beim Abriss werden große Mengen radioaktiver Partikel in Luft, Wasser und Land großflächig verteilt.
Und bei einer Sprengung der Kühltürme besteht die Gefahr eines Strahlenunglücks, falls dabei das Zwischenlager getroffen wird und Radioaktivität aus den dort gelagerten CASTOR-Behältern freigesetzt wird.
Eine Alternative für den nun vorgesehen sofortigen Abriss des Kraftwerks wäre der Sogenannte „sichere Einschluss“ gewesen. D.h., man hätte die Anlage die nächsten 10-20 Jahre stehen lassen, bis die Radioaktivität auf noch ein 1000-stel. abgeklungen wäre. Stattdessen wurde das Atomgesetz jetzt so geändert, dass diese Möglichkeit verboten wurde. – Ein Skandal.
FAZIT Genug ist nicht genug – Unser Widerstand ist weiterhin nötig. Wir zählen auf euch.
Zusammenfassung des Abschaltfest KKP am 29.12.2019
Statt erwarteten 20, dann 40 Leuten, kamen rund 200. Das Presseecho war immens, alle großen und viele kleine Medien haben darüber berichtet, so z.B. ARD, ZDF, SWR, dpa …
Das Abschaltfest war eine ausgesprochen erfolgreiche Veranstaltung und bester Stimmung, alle für die Anti-Atom-Bewegung im Landkreis Karlsruhe wichtigen Themen wurden von verschiedenen RednerInnen angesprochen. Ablauf:
13:30,
danach: zusammenpacken und ab nach Römerberg auf die andere
Rheinseite
Felsenfest steht: Ohne die super tollen und hilfsbereiten ehrenamtlichen Herlfer*innen, wäre so eine erfolgreiche Aktion nicht möglich. Unser besonderer Dank gilbt: Ilse und Armin (plus Anhang), Wolfgang, Brigitte u. Lothar, Silke, Wolfram, Harry u. Gudrun. Ein großes Dankeschön an all unsere Gäste für ihr kommen.
Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen, die politische Rechte gewinnt zunehmend Einfluss in Deutschland. Angriffe auf Geflüchtete und andere Marginalisierte bis hin zum Mord und immer schärfere Sicherheitsgesetze, die Freiheiten einschränken sind nur ein Ausdruck davon. Um den Rechtsruck aufzuhalten, um das gesellschaftliche Klima zu ändern, braucht es eine starke und gesellschaftlich verankerte Linke.
Ob eine Sitzblockade gegen Nazis, die Teilnahme an einem wilden Streik, eine Hausbesetzung gegen Gentrifizierung oder die Blockade von Kohletransporten – die Rote Hilfe e.V. ist eine Schutz- und Solidaritätsorganisation für alle, die sich für linke Ideen einsetzen und dafür vom Staat verfolgt werden. Sie steht an der Seite der Betroffenen und unterstützt sie mit Geld, Rechtsbeiständen und Solidarität.
Mit dieser leider unverzichtbaren Arbeit tritt sie manchen auf die Füße. So hetzt nicht nur die AfD immer schärfer gegen linke Parteien, Kunst- und Kulturvereine und andere Organisationen. Eines ihrer Hauptziele ist dabei die Rote Hilfe als eine der bundesweit größten linken Organisationen. Doch sie ist damit nicht isoliert: Angriffe auf die Rote Hilfe fahren auch immer wieder CDU/CSU und andere konservative und rechte Kreise. So wurden im vergangenen Jahr Pläne des Bundesinnenministeriums bekannt, ein Verbot der Roten Hilfe e.V. zu prüfen. Solche Angriffe sind ohne Zweifel Angriffe auf die gesamte Linke. Und trotz aller Differenzen ist es jetzt daher umso wichtiger Signale für eine starke, vereinte Linke zu setzen.
Deshalb bitte ich Euch die Rote Hilfe zu unterstützen. Unter dem nachfolgenden Link findet ihr einen Beitrittszettel, mit dem ihr Mitglied in der Roten Hilfe werden könnt:
Mit eurem monatlichen Beitrag unterstützt ihr dann die wichtige Arbeit der Roten Hilfe e.V. und damit auch die, die sich gegen den Rechtsruck einsetzen.
Am 28. und 29. September 2019 nach Nancy – volle Fahrt voraus!
VENT DE BURE À NANCY,
Ce sera les 28 et 29 septembre 2019 (et c’est sûr !)
Ein Zusammenschluss aus Vereinen, Bürgerinis, widerständige Bewohner*innen und lokalen Unterstützungs-Komitees, der seit 25 Jahren gegen das Riesenklo Widerstand leistet – ruft Euch dazu auf nunmehr am 28 und 29 September 2019 in Massen nach Nancy zu kommen. Dieser Aufruf richtet sich an alle die in Frankreich und darüber hinaus, die sich vom Bure-Widerstand betroffen fühlen, diejenigen die sich Fragen stellen und alle, die verstehen wollen was sich Dort zusammenbraut. Wind von Bure* bekommen? Nancy volle Fahrt voraus!
Bure, ist ein kleines Stückchen des Départements Meuse für eines der größten europäischen Industrieprojekte: Es sollen im Rahmen einer 130 Jahre andauernden Baustelle 300 Km Tunnel entstehen, in denen 85000m³ der schlimmsten radioaktiven Abfälle, garantiert ohne Risiken und Nebenwirkungen, in 500 Meter Tiefe für 100.000 Jahre gelagert werden!
Hinter diesen abstrakten Zahlen verbergen sich reelle Risiken:
Brände, Explosionen, Kontaminierung, massive Ausstöße. Seit 25 Jahren kämpfen
Atomstaat und Atomlobby für die Akzeptanz des Projektes. Dabei machen sie uns zu
ihren Versuchskaninchen und bestechen die „Volksvertreter*innen“ mit illegalen
Korruptionsmitteln in der Höhe von 1.000.000.000 €.
*Kontaminierung: es ist das Gebiet einer 3-fachen Wasserscheide. In der näheren Umgebung entspringen 4 große Flüsse. Nur ca. 50 km südöstlich liegen die bekannten ThermalbäderVittel und Contrexéville, in denen die auch bei uns bekannten Mineralwässer Vittel und Contrex zum Verkauf abgefüllt werden. Nur etwa 7 km von den geplanten Entlüftungskamins entfernt beginnen bekannte Champagnerlagen und rund herum liegen Weiden für Vieh -> KÄSE, Milchprodukte … Die Gegend wurde nicht – wie offiziell behauptet – aus geologischen Gründen für das Projekt ausgewählt, sondern weil erste Versuche, den bretonischen Granitboden dafür zu verwenden, von bretonischem Widerstand vereitelt wurden. Die Meuse zeichnet sich als Agrarland nach der Mechanisierung der Landwirtschaft durch eine sehr hohe Arbeitslosigkeit aus (Regierung erhofft sich Bestechlichkeit, u.a. durch Ankündigung von vielen Arbeitsplätzen), sowie um Bure herum durch eine sehr geringeBevölkerungsdichte (4 – 6 Personen/km²). Da durch die Atomplanungen die Preise für Boden und Immobilien stark gesunken sind, zogen auch noch viele weg (sie hoffen auf wenig bis keinen Widerstand”).
Wir sind ein Zusammenschluss aus Vereinen, Bürgerinis,
widerständige Bewohner*innen und lokalen Unterstützungs-Komitees, der seit 25
Jahren gegen das Riesenklo Widerstand leistet. Wir rufen euch dazu auf nunmehr
am 28. und 29. September 2019 in Massen nach Nancy zu kommen. Dieser Aufruf
richtet sich an alle die in Frankreich und darüber hinaus, die sich vom
Bure-Widerstand betroffen fühlen, diejenigen die sich Fragen stellen und alle,
die verstehen wollen was sich Dort zusammenbraut.
Seit dem Sommer 2017 hat sich die Möhre zur Peitsche gewandelt
mit einer in den jüngeren Protesten ungesehenen Repression und Kriminalisierung
des Widerstandes: 60 Verfahren, 28 Aufenthalts- oder Betretungsverbote, mehrere
Verurteilungen zu Haftstrafen, dutzende Monate Bewährungsstrafen und ein
Verfahren wegen „Bildung einer Übeltäterbande“** welches neun Menschen verbietet
einander zu begegnen. CIGEO soll um jeden Preis gebaut werden, zur Not bei
gleichzeitigem Beerdigen der Gegner*innen mitsamt dem Atommüll.
Dennoch stehen wir mehr denn je gegen diesen gesellschaftliche,
ethischen und umweltpolitischen Frevel ein. Wir sind fest entschlossen
miteinander diesem düstere Projekt einen Strich durch die Rechnung zu machen und
gegen diese zerstörerische Maschinerie unsere Stimmen zu erheben.
Gegen diese mafiöse Omerta erheben wir unsere Stimmen, wir
schreien, flüstern, lachen, rütteln wach und brüllen, dass die Kritik niemals
verstummt. Wir lehnen die radioaktiven Lüfte so sehr ab, wie die Wolken ihres
Tränengases.
Wir stehen noch immer hier, doch manchmal braucht die Glut ein
wenig Luft, um erneut die Wärme einer gemeinsamen Kraft zu spüren. Um so besser:
Wir haben einen langen Atem und ihr auch!
Gegen diese repressiven und militärischen Angriffe in und um
Bure und nach der Räumung des Bois LeJuc im Februar 2018 müssen wir neuen
Ansätze und Ströme finden, einen Schritt zur Seite wagen und neuen Rückenwind
suchen.
* Bois LeJuc = Waldstück, in dem die 4 Entlüftungsschächte entstehen sollen, wurde wie Hambi zum Schutz mit Baumhäusern von den „Eulen“/Hiboux von Bure besetzt.)
In Sachen Bure-Widerstand steht viel auf dem Spiel: Vor Ort, im
ganzen Land und auch international. Dieser Kampf geht uns alle etwas an. Um
zu beginnen, ziehen wir also vorerst nach Nancy, bisher von allen Wettern
verschont. Nancy wäre auf den Logenplätzen, sollte CIGEO gebaut werden: Die
Stadt befindet sich in der Hauptwindrichtung im Osten des Projektes, in gerade
mal 50 Kilometer Entfernung.
Wie die Radioaktivität, bleibt der Wind geruchlos und
unsichtbar. Wir ziehen den heutigen Bure-Wind den drohenden Böen von morgen vor,
der uns in aller Ruhe zu verstrahlen droht. Lasst uns den „Vent-de-Bure“ diesen
Wind sichtbar machen. Lassen wir Drachen und Luftballons steigen und alle
Früchte unserer Vorstellungskraft die unsere unsichtbaren Kräfte zu Tage
fördern.
Gegen die Polit- und Finanzoligarchien wehen in diesen Zeiten
stürmische Böen auf der ganzen Welt, welche es versuchen diejenigen zu verjagen,
die sich mit allen Mitteln an ein System klammern, dass einen gnadenlosen Krieg
gegen alles Lebende führt und im Namen des Profits das Klima zerstört. Doch in
einem immer feindseeligeren Kontext, blasen und grollen immer stärker werdende
autoritäre Gewitter.
Hinter diesem Aufruf steht das Bedürfnis gemeinsame Atemzüge zu
machen und einen anderen Wind wehen zu lassen. Den Sog eines ganzen
Territoriums. Der, der sich bildet um CIGEO und seiner Welt entgegenzupusten.
Sammeln wir den Atem der Dinge möglich macht und den noch wilderen, der dafür
sorgt, dass Dinge gar nicht erst entstehen können. Kommen wir mit Rückenwind
zusammen, um diese Gesellschaft, die außer Atem zu geraten droht, zu verändern,
indem wir alle Farben dieser Welt zusammenführen.
Bürgerinitiativen CEDRA und EODRA, sowie Comités de soutien
lorrains et des électrons libres
Alle Infos zum Programm, den Aufruf und um mehr über Anreise und
Unterkunft zu erfahren:
* „Vent de Bure“: Übersetzt als der „Wind von Bure“. Meint: der
Wind der von unserem Widerstand gegen CIGEO ausgeht und/oder die drohende
Verstrahlung der Lüfte der Lorraine ** „Association de malfaiteurs“:
Französisches äquivalent zum deutschen §129 StGB. Derzeit gegen mindestens 5
Linke Gruppen in Frankreich im Einsatz Größere Unterschiede in der Handhabung,
z.b. Kontakt-, Aufenthalts-, und Reiseverbote während der Ermittlungen.
„Controle Judiciaire“ als Kernelement, der die Verhalten der Beschuldigten und
Verdächtigen maßregelt. Primärfunktion: Durchleuchtung und Einschüchterung der
Strukturen über längere Zeiträume.
Bure und / et G20… An dieser Stelle sei aber auch darauf hingewiesen, dass nach dem G20 in Hamburg kein anderer Widerstandszusammenhang härter von der Repression betroffen wurde, wie gerade der in Bure gegen das dort geplante riesige Atomklo: https://de.indymedia.org/node/30981 Mittlerweile hat die Geschichte ein weiteres düsteres Kapitel hinzu bekommen – die Verhaftung und Auslieferung von Loïc Schneider, einem jungen Aktivisten aus Bure. Ihm und anderen wird nun der Prozess wegen angeblicher Beteiligung an der sogenannten Elbchaussee – Aktion gemacht und zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Während die anderen Angeklagten mittlerweile freigelassen wurden, sitzt Loïc nach, wie vor in Hamburg im Knast. Siehe auch https://unitedwestand.blackblogs.org/category/prozesse/loic/
Die Aktionen in Nancy sind vom Juni auf den 27.- 29. September 2019 verschoben worden.
Von
Freitag bis Sonntag gibt es vielfältige Möglichkeiten zu
Information und Austausch.
Hier
nun das Programm (endgültig!):
Freitag,
27. September
abends:
wenn ihr schon da seid, laden wir euch zu einer Abendveranstaltung zu
den alten und neuen Problemen um Cigéo ein. (Cigéo ist das
geplante Atommüll-Lager in Bure).
Samstag,
28. September
Der
Wind von Bure weht in Nancy!
Morgenprogramm: Begrüßung, Werkstätten zur Herstellung der Dekoration für einen
bunten Nachmittag. Wir haben folgende Idee: da die Radioaktivität
nicht sichtbar ist, wollen wir sie zeigen. Eure Kreativität ist
gefragt!
Am
Nachmittag:
14 Uhr: Treffen Cours Leopold im Zentrum von Nancy. Symbolische
Aktionen. Bilder eines post-apokalyptischen Universums. Wie sieht die
Welt nach einer radioaktiven Explosion aus?
am
Abend: Konzerte, Ball der „Übeltäter*innen“ im Festsaal von Vendoeuvre
(südwestlich vom Stadtzentrum auf der Höhe gelegen), erreichbar mit
der Tram. Tolles Buffet mit selbstgemachten Leckereien!
Sonntag,
29. September
Nach
einem guten Schlaf auf einem schönen Flecken Erde auf den Höhen von
Vendoeuvre, wo ihr eure Zelte aufschlagen könnt, wollen wir über
die Fragen sprechen, die uns am Herzen liegen:
1. die
Frage der Beschäftigung bei Subunternehmen und Zulieferern im Nuklearbereich. Beitrag von
Gilles Reynaud, Angestellter in der Atomindustrie und Atomgegner, der
gegen die schlechten Arbeitsbedingungen kämpft, vor allem im Bereich
Service.
2.
workshop: Rettet
die Atomenergie das Klima?
danach,
wenn ihr noch da seid: Nachdenken über das weitere Vorgehen im Kampf
um das Atommüll-Klo.
Genauere
Infos über den Ablauf und die Fahrtmöglichkeiten vor Ort kommen
noch.
Sagt
bitte bald Bescheid, wenn ihr nach Nancy fahren wollt, damit wir die
Fahrt organisieren können!
Die
Initiativen, die gegen die Atommüllanlage kämpfen, brauchen unsere
Unterstützung und die Unterstützung aller Europäer.
Sie
schreiben, dass sie immer wieder „auf ihrem Land, in ihren Ideen
und in ihren Herzen“ mit einer Strategie konfrontiert sind, die sie
erschöpfen und auseinander bringen soll.
„In
den Jahren 2018 und 2019 haben wir von Seiten der Obrigkeit einen
erbitterten und methodischen Kampf erleben müssen, der darauf
abzielt, jede Form von Protest auszulöschen. Das Gebiet ist
militarisiert worden. Wir sind unserer Domozile beraubt worden,
vertrieben aus dem Wald von Lejuc(Anmerkung:der gerodet werden soll),
sind wiederholt illegal im Haus des Widerstands durch die
Ordnungsmacht heimgesucht worden, die jedes Mal mit dem Kärcher das
Wenige an Intimität, das uns geblieben ist, hinweggefegt hat. Unsere
Aktionen und unsere Worte sind kriminalisiert worden. Unsere
Freundschaften und unsere Entschlossenheit gegen das größte
Industrie-Projekt in Europa sind gerichtlich durch eine Anklage als
„kriminelle Vereinigung“ umgedeutet worden……“
Gegenantrag
zu Tagesordnungspunkt Nr.2: Beschlussfassung über die Verwendung des
Bilanzgewinns des Geschäftsjahrs 2018
Es
wird keine Dividende bezahlt.
Der
Bilanzgewinn ist u. A. für ein nachvollziehbares und
zukunftsträchtiges Konzept für die umgehende Umstellung auf 100%
dezentrale erneuerbare Energien zu verwenden, die nach wie vor nicht
erkennbar ist.
Ein
nachvollziehbares Konzept für ausreichende Rücklagen für die
Abrisskosten der EnBW-eigenen Atomanlagen ist ebenfalls nicht
ersichtlich, obwohl ein Großteil der zu erwartenden Kosten des
atomaren Erbes bereits an den Steuerzahler „abgetreten“
wurde.
Unabhängig
davon sollte die EnBW darüber nachdenken, ob sie nicht auch trotz
des „Atom-Kompromiss“ eine Verantwortung für das
strahlende Erbe ihrer Atomkraftwerke, die zunehmenden Kosten für die
– so sicher wie mögliche – Lagerung des durch die Atomanlagen der
EnBW entstandenen Atommülls, den sicheren Einschluss der
abgeschalteten Atomanlagen, sowie die Beseitigung der durch den Abbau
und die Verwendung von Uran und Kohle entstandenen Umweltschäden und
Personenschäden, auch in den Abbaugebieten, hat und dafür Rücklagen
bilden muss.
Außerdem ist eine weitere auch finanzielle (Mit-) Verantwortlichkeit für die globalen Schäden durch eine verfehlte Energiepolitik, an der auch die EnBW beteiligt war, zu prüfen und dafür Rücklagen zu bilden, so dass kein Raum für die Ausschüttung einer Dividende bleibt.
Gegenantrag
zu Tagesordnungspunkt Nr.3: Beschlussfassung
über die Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das
Geschäftsjahr 2018
Der
Vorstand wird nicht entlastet.
Nach
einem Bericht des SWR im März 2019 hatte die EnBW sieben
Kohlekraftwerke im laufenden Betrieb. Fünf davon befinden sich in
Baden-Württemberg. Dazu kommt das Braunkohlekraftwerk in Lippendorf
bei Leipzig und das Kraftwerk Rostock, an dem die EnBW mehrheitlich
beteiligt ist. Nach Aussage von EnBW-Vorstandsmitglied Hans-Josef
Zimmer prüfe die EnBW derzeit jeden Standort darauf, wann eine
Abschaltung sinnvoll erscheint. Das im Jahr 2014 in Betrieb gegangene
Rheinhafendampfkraftwerk RDK 8 in Karlsruhe dürfte demnach am
längsten laufen, möglicherweise sogar bis 2038.
Während
die EnBW ihr letztes Kohlekraftwerk somit offensichtlich zum
letztmöglichen Zeitpunkt abschalten will protestieren jeden Freitag
Tausende von Schüler_innen unter dem Motto „Wir lernen nicht
für eine zerstörte Zukunft! “ gegen die verfehlte
Klimapolitik. Sie fordern u. A. einen sofortigen, sozialverträglichen
Kohleausstieg, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie eine
Wende hin zur ökologischen Landwirtschaft um die irreversible
Erderwärmung in letzter Sekunde noch zu verhindern.
Inzwischen
wird die Bewegung „Fridays for Future“ auch von mehr als 12.000
Wissenschaftler_innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
unterstützt. 80
Prozent der deutschen CO2-Emissionen entständen durch die Nutzung
fossiler Energieträger, führte z.B. Volker
Quaschning,
Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW in Berlin
aus. Um die Klimaziele von Paris
zu erreichen, dürfte Deutschland
in spätestens 20 bis 30 Jahren keine Treibhausgase mehr produzieren.
Kohle dürfe man bis 2030 fast gar nicht mehr nutzen, müsste aber
auch aus Erdöl und Erdgas aussteigen.
Trotzdem
will die EnBW offensichtlich das Kohlekraftwerk RDK 8 zum
letztmöglichen Zeitpunkt erst abschalten. Angesichts der
Erderwärmung, die immer extremere Wetterlagen produziert, ist dies
unverantwortlich. Nach Angaben der UNO werden aufgrund der
Klimaveränderungen in den nächsten Jahren Millionen Menschen ihre
Heimat verlassen müssen.
Klimagerechtigkeitsgruppen
fordern, dass die Treibhausgase auf ein Minimum begrenzt werden
müssen, so dass sich jedes Lebewesen in einer intakten Atmosphäre
und Umwelt entfalten kann. Das Recht auf Nutzung der Atmosphäre und
Ressourcen muss für Alle gleichermaßen gelten. Niemand darf auf
Kosten Anderer leben. Das heißt aber auch, dass alle Menschen
weltweit das gleiche Anrecht auf Zugang zu Energie und Mobilität
haben müssen.
Daraus
ergibt sich aber auch ein grundsätzliches Umdenken in der Energie-
und Verkehrspolitik. Auch beim angeblichen Wundermittel E-Mobilität
ist dabei die gesamte Ressourcenkette zu berücksichtigen. Wie schon
bei der Kohlegewinnung in Kolumbien oder jetzt in Russland müssen
wir uns fragen: Wo und unter welchen Bedingungen werden die für die
E-Mobilität notwendigen Rohstoffe gewonnen? Im Ergebnis wird auch
die E-Mobilität zu einer weiteren Erderwärmung beitragen. Notwendig
ist daher nicht ein „weiter so“ nur mit E-Mobilität,
sondern die Entwicklung eines alternativen kollektiven
Verkehrskonzepts. Dies kann ich bei der EnBW nicht erkennen.
Klimagerechtigkeit
bedeutet ferner, gemeinsam Verantwortung dafür zu übernehmen, dass
Schäden durch die menschengemachte Erderwärmung vermieden werden.
Die Verursacher entstandener Schäden müssen Verantwortung für die
Betroffenen übernehmen. Es besteht eine große Ungerechtigkeit
zwischen den Ressourcenverbrauchenden und den Leidtragenden der
Klimawandelfolgen. Diese Ungerechtigkeit zeigt sich im
sozioökonomischen Status, zwischen verschiedenen Generationen und
insbesondere im globalen Kontext. Die Mehrzahl der Menschen im
Globalen Süden leidet bereits heute verstärkt unter den Folgen des
Klimawandels, obwohl sie diesen weder verursacht haben, noch der
Klimakrise etwas entgegen setzen können. Auf einem endlichen
Planeten muss unendliches (Wirtschafts-)Wachstum gestoppt werden, um
ein natürliches Klima zu erhalten.
Dieser Verantwortung muss auch die Firmenpolitik der ENBW gerecht werden. Dieses Ziel ist jedoch nicht durch immer neue Großprojekte, sondern nur durch eine dezentrale, vernetzte und ökologisch nachhaltige Energieversorgung mit regenerativen Energieträgern zu erreichen. Das Festhalten an Kohlekraftwerken ist für den Aus- und Aufbau einer ökologisch sinnvollen Vernetzungsstruktur kontraproduktiv, da für Kohlekraftwerke wie auch für Kernkraftwerke andere Verteilungsstrukturen notwendig sind. Oberster Maßstab muss jedoch sein, dass nur so viel Energie wie notwendig und so wenig wie möglich produziert und verbraucht wird. Von dieser Zielvorstellung ist die EnBW leider noch weit entfernt.
Gegenantrag
zu Tagesordnungspunkt Nr.4: Beschlussfassung über die Entlastung der
Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2018
Der
Aufsichtsrat wird nicht entlastet.
Wie
bereits in meinem Einspruch gegen die Erteilung der Stilllegungs- und
Abbaugenehmigung (SAG) für das Kernkraftwerk Philippsburg 2 (KKP 2)
ausgeführt,sind
auchnach
dem Abschalten nicht alle von Atomkraftwerken ausgehenden Gefahren
beseitigt und die Gesundheit der Menschen muss Vorrang haben vor
wirtschaftlichen Interessen. Neben dem hochradioaktiven Atommüll
fallen großen Menge auch von leicht- und mittelradioaktiven Abfällen
an. Ein besonderes Problem stellen sehr schwach-aktive Abfälle dar,
die unterhalb eines bestimmten Strahlenwertes nicht mehr kontrolliert
werden und als Rohstoff in den Wirtschaftskreis zurückkehren. Aus
altem kontaminierten Stahl können dann z.B. Kochtöpfe oder
Bratpfannen werden.
Nach
wie vor hat die EnBW kein radiologisches Gesamtkataster ihrer
Atomanlagen sowie keine Bestandsaufnahme des gesamten radioaktiven
Inventars erstellt. Laut geltenden Empfehlungen der
Reaktorsicherheitskommission (RSK) von 2005 soll zu Beginn einer
Stilllegung eine umfassende radiologische Charakterisierung der
Anlage durchgeführt werden. Dadurch wird das Wissen über den
Reaktor erhalten, es können eine fundierte Abwägung über das
Stilllegungskonzept erfolgen und die Rückbauschritte so geplant
werden, dass sie die Strahlenbelastung und das Störfallrisiko
möglichst gering halten. Außerdem muss eine Gesamtliste der
insgesamt zu erwartenden radioaktiven Abfallmengen vorliegen, bevor
mit Dekontaminationsarbeiten („Freiputzen“) wie bereits in
Obrigheim begonnen wird. Alle einzelnen Genehmigungsschritte für
Stilllegung und Abbau müssen jeweils zwingend mit einer
rechtswirksamen Öffentlichkeitsbeteiligung verbunden werden.
Abwägungserfordernisse müssen transparent und im Sinne des
Vorsorgeprinzips gestaltet werden. Sie dürfen nicht wirtschaftlichen
Belangen der Betreiber unterworfen sein.
Die
Öffentlichkeit muss umfassend und wirksam bei AKW-Stilllegungen
beteiligt werden. Dies muss auch für alle Anlagen gelten, die an den
Abrissstandorten neu errichtet werden (dh. auch z.B.
Atommüllbehandlungsanlagen, Standortabfalllager). Alle einzelnen
Genehmigungsschritte für Stilllegung und Abbau müssen jeweils
zwingend mit einer rechtswirksamen Öffentlichkeitsbeteiligung
verbunden werden.
Bei
der Atomenergie handelt es sich um eine Hochrisikotechnologie, die
unter anderem mit extremen Schadensfallrisiken aber auch mit bisher
noch nicht geklärten Endlagerproblemen belastet ist. Daher muss der
Abriss von KKP 1 sofort gestoppt werden und jeglicher „Atomtourismus“
unterlassen werden, solange nicht geklärt ist, wo der Atommüll
letztendlich gelagert wird.
KKP
2 sofort stillgelegt werden.
Durch
den weiteren Betrieb der Atomanlage Philippsburg 2 und die Abnahme
von Atomstrom entsteht täglich mehr Atommüll, dessen Lagerung und
möglichst sicherer Einschluss zukünftig weitere Kosten in
Milliardenhöhe verursachen wird.
KKP
2 muss sofort stillgelegt werden, da die im Katastrophenschutzplan
beschriebenen Evakuierungsmaßnahmen bis heute völlig unzureichend
umgesetzt wurden. Binnen eines Tages müssten etwa am Standort
Philippsburg fast eine halbe Million Menschen (477.000 Menschen)
innerhalb eines 20-Kilometer-Radius evakuiert werden.
KKP
2 muss sofort stillgelegt werden, weil im Druckwasserreaktor
Philippsburg II noch jährlich durchschnittlich 48 abgebrannte
Brennelemente anfallen, deren derzeitige Lagerung völlig unsicher
ist und deren Endlagerung in den Sternen steht.
Es
darf keine Übertragung der Reststrommenge vom abgeschalteten Block 1
des Kernkraftwerks Philippsburg (KKP 1) auf den Block 2 (KKP 2) am
gleichen Standort geben.
Unabhängig
davon ob jemand in der Vergangenheit für oder gegen die Nutzung der
Atomenergie war, sollten jetzt alle das Interesse haben, den Atommüll
für alle Zukunft so sicher wie überhaupt nur möglich zu verwahren.
Daher muss auch die gesundheitliche Unversehrtheit der Bevölkerung
immer und in aller Zukunft vor den Kostenminimierungsinteressen der
EnBW stehen.