Die endlich etwas ernsthafter stattfindende
Klimawandeldiskussion befeuert neue Atomphantasien. Zwar lässt es sich
nicht mehr so leicht leugnen, dass bisherige AKW-Konzepte zu unsicher
und zu teuer sind, aber die Lobby verspricht ersatzweise eine utopische
Zukunft mit AKWs der sogenannt vierten Generation. Nie wurde diese Idee
publikumswirksamer verkauft, als mit dem „Waste-Annihilating Molten-Salt
Reactor“ (WAMSR), also ein „Abfall-Vernichtender Flüssigsalz-Reaktor“.
Dieser Artikel zeigt am konkreten Beispiel, wie der weltweit erfolgreiche Ausbau der Neuen Erneuerbaren durch das „Versprechen einer noch besseren Lösung“ sabotiert werden soll, wie durchdringend eine PR-Maschinerie sein kann, wenn die Überbringerin so erfrischend allen Clichés widerspricht, wie leichtgläubig geneigte Kreise in Wissenschaft und Politik solche Wundermittel schlucken, wie stark sich die Proponenten dieser „Lösung“ an reinem Wunschdenken orientieren, sich grenzenlos selbst überschätzen—und schliesslich wie verfehlt es wäre, sich im Kampf gegen den Klimawandel zurückzulehnen und an eine solche „Rettung durch die Atomkraft“ zu glauben.
von Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen, Frankfurt am Main , 08.09.2019
Weltweit
gibt es rund 451 Atomkraftwerke in etwa 31 Ländern, in denen jedes
Jahr rund 10.500 Tonnen abgebrannte Brennelemente anfallen. In keinem
Land auf diesem wunderschönen blauen Planeten ist die Frage geklärt,
wo der Atommüll auf Dauer gelagert werden könnte. Das wird eine
unendliche Belastung für alle zukünftigen Generationen bleiben.
Alleine für Deutschland dürfte für Lagerung und Behandlung von
Atommüll eine dreistellige Milliardensumme in Euro zusammen kommen.
Eine genaue Summe ist nicht zu schätzen!
Die
Ausgangslage in den USA
Rund
140 Atomanlagen gab es mal in den USA, davon sind 97 AKW im Juli 2019
kommerziell aktiv und rund 35 (2016) stillgelegte zivile AKW. 24
militärische AKW soll es geben, wie viele davon stillgelegt sind,
ist unbekannt. Dazu kommen noch von der US-Navy unzählige
atombetriebene U-Boote, Flugzeugträger und andere Kriegsschiffe.
Einige Atom-U-Boote der US-Navy sind in den Weltmeeren verloren
gegangen, unerreichbar versunken.
In
den USA wird Atommüll an 131 Orten in 39 US-Bundesstaaten gelagert.
Die meisten Lagerplätze für Atommüll sind wie in Russland auch
offen der Umwelt also Wind und Regen ausgesetzt, kaum gesichert und
extrem anfällig gegenüber Unfällen und/oder Naturkatastrophen.
Es
gab einen schweren Atomunfall Ende März 1979 im AKW Harrisburg.
Brennelemente schmolzen zusammen und konnten nur knapp durch die
Zementwanne unter dem AKW gehalten werden. Nach diesem Super Gau an
dem die Welt damals haarscharf vorbei geschrammt ist, wurden rund
einhundert AKW, die sich in den USA in Bau befanden oder fast
fertiggestellt waren, stillgelegt oder aufgegeben.
Militärische
Geheimhaltung wird in den USA sehr großgeschrieben, das muss man
gegenüber der US – Öffentlichkeit nicht begründen. Die betroffene
Fläche umfasst mehr als 8.500 Quadratkilometer. Zahlreiche kleinere
Anlagen sollen schon saniert sein, aber wohin mit den 77.000 Tonnen
hochradioaktiver abgebrannter Brennelemente aus der zivilen
Atomenergienutzung und der atomaren Waffenproduktion? Jedes Jahr
kommen rund 2.000 Tonnen Brennelemente dazu. Was macht man mit den
344 Millionen Liter hochradioaktiver Abfälle aus der
Plutoniumproduktion? Wohin mit der halben Millionen Tonnen
abgereicherten Uran? (Wird unter dem freien Himmel gelagert, davon
viele in einem sehr schlechten Zustand, 38.000 Zylinder in Paducah,
US-Staat Kentucky.)
Wo sollen Millionen Kubikmetern verstrahlter Werkzeuge, Metalle, Öle,
Lösungsmittel, Schutzbekleidungen und anderer Atomabfälle gelagert
werden? Und was passiert mit etwa 245 Millionen Tonnen Abraum, die
bei der Förderung des Uranerzes angefallen sind? Was soll mit den
Tailings
geschehen? (Tailings
sind flüssige und oder feste Abfälle aus der ersten Stufe der
Anreichung, nach dem das uranhaltige Gestein gemahlen und das Uran
mit z. B. Säure herausgetrennt wurde, das Endprodukt ist Yellow
Cake.) Das sind riesige Halden, die Hälfte davon sind nicht
stabilisiert worden, sie verstrahlen nach wie vor die Landschaft. Ein
Güterzug mit diesen Abraumhalden und den 344 Millionen Litern
flüssigen Atommülls würde mehr als einmal um die Erde reichen. Die
Kosten werden für die Sanierungsarbeiten auf rund 400 Milliarden
US-Dollar über einen Zeitraum von 75 Jahren geschätzt.
Im
letzten Jahrhundert, mit Beginn der vierziger Jahre (1942), wurden
alle atomaren Abfälle in die Meere entsorgt. Das damalige
Entsorgungskonzept waren die „fünf V“: Verdünnen,
Verteilen, Vergraben, Versickern und vor allem Versenken.
Nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. An der Atlantikküste der
USA von 1946 bis 1967 an 11 Stellen und im Pazifik von 1946 bis 1970
an 18 Standorten.
In
den fünfziger und sechziger Jahren wurde der Atommüll planlos
irgendwo abgelagert. Fässer mit plutoniumverseuchten Abfällen
wurden vom Lastwagen einfach in Gruben und Gräben gekippt. Das Ganze
wurde mit einer Schicht Erde zugedeckt und mit schwerem Gerät
eingeebnet. Unterlagen gibt es darüber nicht. Die zuständigen
US-Behörden müssen heute raten, wo das atomare Zeug zu finden sein
könnte. Brisante Sachen wurden mit Flugzeug über dem Meer
abgeworfen. Das US-Energieministerium musste einräumen, dass aus den
planlos deponierten Atomabfällen, zehnmal mehr Radioaktivität
austritt, als erwartet.
Endlagerung in den USA heißt aber auch, dass die Absicherung von verstrahlten
Gebieten mit dem verbuddeln von Keramikplätzchen durchgeführt
werden. Auf der Oberseite ist ein Radioaktivzeichen, auf der
Unterseite ein Totenkopf abgebildet. Das war es dann auch, die
einzige Maßnahme, die umgesetzt wird. Ob das Menschen in 20
Millionen Jahren noch verstehen? Solange müssen die hochradioaktiven
Abfälle zum Teil strikt von der Umwelt ferngehalten werden.
Die
AKW-Betreiber von etwa der Hälfte aller US-AKW haben nicht genügend
Rücklagen für den ordnungsgemäßen Abbau alter Atomreaktoren.
Zahlreiche AKW werden daher wohl jahrzehntelang brachliegen und damit
ein Sicherheits- und Gesundheitsrisiko darstellen. Hintergrund der
Entwicklung sind steigende Kosten für den Abbruch der Atomanlagen
und die Entsorgung des gebrauchten Nuklearmaterials, vor allem aber
ist der stark gefallene Wert der Rücklagen durch die weltweite
Finanzkrise 2008 / 2009 ausschlaggebend. Genauso wie es Anlegern,
Pensionsfonds und Universitäten erging, ist auch der Wert der teils
in Aktien investierten Rücklagen der Stromkonzerne deutlich
gefallen. Die durchschnittlichen Kosten für Abriss und Entsorgung
eines Atomreaktors werden derzeit auf 450 Millionen US-Dollar
geschätzt, die Rückstellungen belaufen sich im Schnitt aber nur auf
300 Millionen Dollar. Bei 19 Atomanlagen haben die AKW-Betreiber die
Erlaubnis erhalten, die Anlagen bis zu 60 Jahre brachliegen zu
lassen. (news.yahoo, 17.06.2009)
Die
NRC-Mitarbeitenden haben eine neue Waste Confidence Rule für die
Zwischen- und Atommülllagerung radioaktiver Abfälle ausgearbeitet,
die nicht vorgibt, wie lange bestrahlte Brennstoffe gelagert werden
dürfen. Einzig die Lagerbehälter müssen alle 100 Jahre erneuert
werden. Weiter muss ein Tiefenlager innerhalb von 60 Jahren nach
Bewilligungsablauf eines AKW zur Verfügung stehen. Gemäß NRC ist
diese Vorgabe konsistent mit dem erklärten Ziel des Department of
Energy (DOE), 2048 ein Tiefenlager für radioaktiven Atommüll in
Betrieb nehmen zu können. Nach NRC Angaben werden die Commissioner
in den kommenden Monaten über das vorgeschlagene Abfallregelwerk
befinden. (nuklearforum.ch, D.S. nach NRC, Rulemaking Issue, 7. Juni
2013)
Im
September 2014 genehmigte das NRC eine neue Richtlinie zur Ersetzung
seiner „Vertrauensregel für Abfälle“, die die zugrunde
liegenden Bedenken hinsichtlich der langfristigen Behandlung
hochradioaktiver Abfälle nur unzureichend berücksichtigt. Die Regel
beruht im Wesentlichen auf der Behauptung, dass die Lagerung des
Atomabfalls in trockenen Fässern auf unbestimmte Zeit – auch auf
ewig – sicher sein wird, obwohl die NRC anerkennt, dass erst noch
eine dauerhaftere Lösung gefunden werden muss.
Die
Regel vom 26. August 2014 übernimmt die Ergebnisse einer
unterstützenden allgemeinen Umwelteinflusserklärung (GEIS) und
kommt zu dem Schluss, dass abgebrannte Brennelemente kurzfristig (bis
zu 60 Jahre) und langfristig (100 Jahre danach) sicher in trockenen
Fässern gelagert werden können in den ersten 60 Jahre) und
unbestimmte Zeiträume. Es wird kein Zeitplan für ein Endlager
festgelegt.
Hanford
Site, US-Staat Washington
Auf
dem Gelände befinden sich neun alte Plutoniumreaktoren und große
Mengen Atommülls. Zwischen 1945 und 1947 wurden über zwei
Tiefbohrungen 40 Millionen Liter radioaktiv verseuchter
Flüssigabfälle bis auf grundwasserführende Schichten abgepumpt –
neben anderen radioaktiven Substanzen wurden allein 7,7 Kilogramm
Plutonium in den Untergrund gespült. Dort lagern der gefährlichste
und die größte Menge von Atommüll in den USA. In der 1.517
Quadratkilometer großen Anlage liegen 200 Millionen Liter strahlende
Abfälle, die in unterirdischen Tanks gebunkert sind. Diese Tanks
müssen ständig gerührt werden. Die Stromversorgung darf auf keinen
Fall unterbrochen werden, sonst erfolgt eine radioaktive Reaktion in
den Tanks. Hinzu kommen 2.100 Tonnen abgebrannte Brennelemente, vier
Tonnen hochradioaktiven und giftigen Plutoniums weitere 700.000
Kubikmeter feste Abfälle und eine Milliarde Kubikmeter verseuchtes
Erdreich und Grundwasser. Die gefährlichste Strahlenquelle – von
Atomreaktorkernen abgesehen – der USA sind 1.936 Stahlzylinder, die
Zäsium und Strontium enthalten, bedeckt mit vier Meter Wasser. Es
leuchtet unnatürlich königsblau, wenn das Licht ausgeknipst wird.
Aus den Atomreaktoren von Hanford stammte auch das Plutonium für die
ersten Atombomben. 1989 wurde die Anlage stillgelegt. Insgesamt ist
dort 54 Tonnen waffenfähiges Plutonium produziert worden. Aus den
Dokumenten von Hanford – Wissenschaftler geht hervor, dass eine
radioaktive Verseuchung bis in das Jahr 1943 zurückgeführt werden
kann. Auf dem Gelände wurde eine vier Milliarden Dollar teure
Atomanlage gebaut, in der radioaktive Abfälle in Glas geschmolzen
werden können. Die Anlage dürfte inzwischen fertig sein.
US-Staat
Idaho
Auf
dem Gelände von Idaho National Engineering and Environmental
Laboratory (INEEL), ein Forschungszentrum für AKW, das später als
Lager für Atommüll genutzt wurde. Dem zuständigen Gouverneur sagte
man, dass der Atommüll in ein Endlager komme. Anfang der 80er Jahren
sollte das „Endlager“ fertig sein. Als bis 1988 nichts geschah,
stoppten im Oktober 1988 der US – Gouverneur Cecil Andrus, er war
auch mal Holzfäller, von Idaho die Atommülltransporte aus Rocky
Flats. Die Atomtransporte erfolgten durch die Union Pacific Railroad
per Bahn ins INEEL Gelände. Cecil Andrus setzte die US- Staats –
Polizei und die US-Nationalgarde in Bewegung. Diese besetzte die
Bahnstrecke bei Blackfoot. Ein M 60 Panzer wurde auch noch in
Bereitschaft gehalten. Der Gouverneur Andrus rief persönlich bei der
Eisenbahngesellschaft an und sagte, dass sie ein Problem am Hals
hätten. Sie gingen in Deckung. Er sagte wörtlich „Ich werde den
Scheißkerl mit der Schnauze über die Schienen schleifen, und dann
werden wir ja sehen, wer das Flattern kriegt“. Das brachte US-weite
Schlagzeilen in der Presse zum Problem der Atomtransporte. Im
Zeitungsartikel am nächsten Morgen, in der New York Times, war ein
Foto von einem State Trooper auf den Eisenbahnschienen abgedruckt,
der die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Ein perfektes Bild.
Dieser Polizist hatte einen Bizeps wie ich Oberschenkel, so Andrus.
In einem anderen Artikel der New York Times war auch die Rede von
einem hartschädeligen Kahlkopf von Gouverneur im fernen US-Staat
Idaho. Später mussten die Atomtransporte wieder aufgenommen werden.
Der US – Kongress hatte eine Gesetzesvorlage zur Bewilligung von
Geldern beschlossen, die dazu führte, dass der Atommüll der US –
Navy aus „Gründen der nationalen Sicherheit der USA“ angenommen
werden müssen. Cecil Andrus wurde viermal zum Gouverneur von Idaho
gewählt 1995 folgte der Beschluss, die plutoniumverseuchten Abfälle
hier auf dem INEEL Gelände in einer Atommüll- und
Giftmüllverbrennungsanlage zu verbrennen.
US-Staat
Minnesota
Die
Lagerbehälter am AKW Prairie Island in der Nähe von Minneapolis im
US-Staat Minnesota haben 23 Zentimeter dicke Mäntel aus Stahl. Der
Standort ist vor allem aufgrund der Lagerung des Atommülls in großen
Stahl Fässern vor Ort auf dem Überschwemmungsgebiet des Mississippi
umstritten. Sie fassen jeweils 16 Tonnen abgebrannte Brennelemente.
Am Standort ist die Anzahl von 48 der oberirdisch lagernden Behälter
auf 17 begrenzt worden. Sie reichten nur bis 2003. Der Betreiber,
seit dem Jahr 2000
Xcel,
beantragt den Ausbau des Atommülllagerung über die Grenze von 17
Fässern hinaus. Das wird vom Gesetzgeber gewährt. Die
Betriebszeiten werden 2011 von der NRC für Block 1 auf 2033 und
Block 2 2034 verlängert.
Der
AKW-Betreiber
Xcel
muss pro Jahr 2,25 Mio. US-Dollar an die Indianische Gemeinde der
Sioux bezahlen um eine Evakuierung und Notfallmanagement-Maßnahmen
zu erleichtern, bei dem Erwerb und Entwicklung neuen Landes zu helfen
und eine Gesundheitsstudie zu ermöglichen. (Stand 27.04.2014)
Allein
aus den AKW kommen jedes Jahr rund 2000 Tonnen abgebrannte
Brennelemente hinzu. Schon heute sind in einigen US – AKW die
Kapazitäten der wassergefüllten Abklingbecken erschöpft. Die
abgebrannten Brennelemente werden oberirdisch im Freien in
Lagerstätten deponiert, noch nicht einmal eine „Kartoffelscheune“
wie in Gorleben ist da vorhanden. Diese Zwischenlager sind für
mindestens 20 Jahre als sicher zugelassen.
Carlsbad,
US-Staat New Mexico
Dieses
Atommüllendlager in einem mächtigen Salzstock in 655 Metern Tiefe,
in der Wüste von New Mexico, nahm am 26.3.1999 den Betrieb auf. Mit
der ersten Genehmigung eines Atommülltransportes wurde das
Atommülllager eingeweiht. Diese Anlage liegt 40 km östlich von
Carlsbad im US-Staat New Mexiko und war seit Jahren betriebsbereit.
1983 wurde das „Endlager“ ausgebaut. Große Mengen Sickerwasser
sind in das Endlager schon eingedrungen. Dieses Salzendlager ist ganz
eindeutig für Atommüll nicht geeignet.
Das
Waste
Isolation Pilot Plant (WIPP) soll bis 2035 mit rund 850.000 Fässer
mit Transuran – Abfällen bestückt werden.
Endlagerung
auf amerikanisch!!!
So
sagte die Leiterin Inés Triay von WIPP: „Ich will dieses Soll
mindestens 15 Jahre früher erreichen,“ so die Chemikerin, die ihre
Anlage „trotz einer Fülle von Vorschriften“ wie ein
Wirtschaftsunternehmen führt, „es gibt buchstäblich Zehntausende
von Vorgaben, an die ich mich halten muss und es werden immer mehr.
Das kostet Zeit und Geld.“ Wenn Ihr Plan aufgeht, wird sie
Einsparungen von rund acht Milliarden US-Dollar erzielen – das ist
in etwa genau die Hälfte des für das dieses Endlager veranschlagten
Geldes.
US-Staat
Utah
Auf
dem Reservat der Goshutes Indianer, der Skull Valley Gruppe soll ein
oberirdisches End- oder Zwischenlager für Atommüll entstehen. Rund
40.000 Tonnen Brennelemente sollen hier deponiert werden. Das
Indianergebiet liegt 55 km westlich von Salt Lake City. Die
Regierung des US-Staates läuft Sturm gegen das geplante
Atommülllager, ihr sind aber die Hände gebunden, da das
Indianergebiet ist. Die geplante Atomanlage wurde von der zuständigen
US Bundesbehörde am 12.03.2003 verboten.
Atomtransporte
Die
Castorbehälter in den USA haben hantelförmige Polster aus Balsaholz
und andere Dämmstoffe. Beim Transport auf der Schiene werden
Pufferwaggons zwischen den Transportbehältern gekoppelt. Kombiniert
mit LKW Transport, ohne Plane. Das Balsaholz ist ein sehr leichtes,
schwimmfähiges Holz mit dem Thor Heyerdahl mit der „Kon-Tiki“,
ein Balsa-Floß, 1947 auf dem Pazifik von Peru nach Polynesien
geschippert ist. Richtig ist, dass die Atommülltransporte aus 39
US-Bundesstaaten per Lastwagen oder Zug stattfinden müssen. Die
durchschnittliche Entfernung, die Atommülltransporte zurücklegen
betragen rund 3.200 Kilometer. Mit der Zahl der Atomtransporte und
den endlos langen Strecken steigt nach Meinung der
Atomkraftgegner*innen das Risiko von Pannen, Unglücksfällen oder
auch mögliche Terroranschlägen.
In
den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden möglicherweise
Zehntausende von Tonnen hochradioaktiver Substanzen auf der Straße
und Schiene kreuz und quer durch die USA gekarrt werden. Die meisten
AKW in den USA stehen an der Ostküste, das geplante Endlager in den
Yucca Mountain liegt im Westen des US-Staat Nevada, rund 140 km
nordwestlich von Las Vegas an der Staatsgrenze des US-Staats
Kalifornien gelegen. Grob gesagt an der Westküste.
So
werden in den USA auch andere Atommüllbehälter getestet. Diese
speziellen Stahlcontainer werden aber kaum einen Brand überstehen,
wie in Baltimore in einem Tunnel geschehen, der fünf Tage lang nicht
gelöscht werden konnte. Dort verunglückte ein mit Giftmüll
beladener Güterzug. Unvorstellbar, wenn es sich dabei um einen
Transport mit abgebrannten Brennelementen gehandelt hätte.
Yucca
Mountain, US-Staat Nevada
Seit
1978 wurden neun Mrd. US-Dollar für die Erkundungsarbeiten zum
geplanten Atommülllager Yucca Mountain ausgegeben. 1982
wurde
der Nuclear Waste Policy Act (Atommüllbeseitigungsgesetz)
verabschiedet, da standen neun mögliche Standorte für eine unterirdische radioaktive Lagerung zur
Diskussion. 1986 waren noch drei in der engeren Wahl, so ein
Salzstock im Deaf County in Texas, der Basaltfels bei Hanford im
Staat Washington und der vulkanische Tuff des Yucca Mountain. Der
Kongress in Washington hat Yucca
Mountain
1987 als potenzielles Endlager für abgebrannte Brennelemente und
andere hochradioaktive Abfälle ausgewählt, weil dort in der
Wüstengegend weitzerstreut nur 3.000 Menschen leben. Auf Grund der
schwachen Bevölkerungsdichte, wird von der US-Bundesregierung in
Washington DC der geringste politische Widerstand erwartet. Dort
sollte nun bis zum Jahr 2010 ein unterirdisches Lager für 77.000
Tonnen Atommüll entstehen. In dieses Labyrinth sollen 12.000 große,
Castorähnliche Behälter mit abgebrannten Brennelementen und 4.500
weitere Behälter mit hochaktivem Müll aus der Atomwaffenproduktion
von 24 Militärbasen endgelagert werden. Die dabei entstehende Hitze
von rund 200 Grad Celsius soll Sicker- und Tropfwasser verdampfen und
die Lagerstellen trocken halten. Durch die extrem hohe Strahlung
werden alle Behälter spätestens in 5000 Jahren aufgelöst sein. Bis
heute sind vier Milliarden US-Dollar investiert worden, um den 450
Meter hohen Gebirgszug auf seine Tauglichkeit hin zu untersuchen. Das
Projekt ist unter Fachleuten und Anwohnern sehr heftig umstritten.
Der Strahlungshöhepunkt im Atommüllendlager wird nach Berechnungen
erst in 400.000?!? Jahren erreicht werden.
Erdbeben
kommen immer mal wieder vor, das Grundwasser in dem Wüstengebiet
wird eindeutig gefährdet, die Nickellegierung bestehender
Lagerbehälter sollen angeblich laut dem US-Energieministerium eine
Haltbarkeit von mindestens 10.000?!?! Jahren haben. Umweltschützer
und der US-Staat Nevada gehen eher von 500 Jahren aus.
Im
Januar 2002 erklärte Energieminister Spencer Abraham in Washington,
D.C., Yucca
Mountain
sei „vom wissenschaftlichen Standpunkt her nicht zu beanstanden und
sei für die Erschließung „technisch geeignet“. Er leitete
daraufhin die Vorlage an den Präsidenten weiter.
Präsident
Bush genehmigte das Atommüllendlager am 15. Februar 2002, der
US-Staat Nevada legte am 8. April Widerspruch beim Kongress ein. Nun
lag die Entscheidung beim US-Senat, der Nevadas Veto mit einfacher
Mehrheit überstimmen kann. Der Senat stimmte am 10.7.2002 mit 60
gegen 39 Stimmen überraschend deutlich für das Endlager in Yucca
Mountain.
Die Gegner des Projektes wandten ein, auch der Transport von Atommüll
ist ein gefährliches Unterfangen – nicht zuletzt wegen der Gefahr
terroristischer Anschläge. Die Beweise, dass Atommüll sicher
gelagert werden kann, konnte von der US-Regierung nicht vorgelegt
werden. Die gibt es auch nicht.
Mit
dem Ja des US-Senats war eine wichtige Hürde übersprungen. Das
US-Energieministerium musste für das rund 60 Milliarden US-Dollar
teure Endlager eine Lizenz bei der Atomaufsichtsbehörde beantragen.
Das dauerte einige Jahre. Das Ergebnis ist alles andere als klar.
Yucca
Mountain
ist keine sichere Sache, so haben Umweltgruppen und die Behörden des
US-Bundesstaates Nevada angekündigt den Widerstand auch auf der
juristischen Ebene fortzusetzen. Umweltschützer und Anwälte
erklärten: „Unser Kampf ist mit der Senatsentscheidung nicht zu
Ende gegangen, er hat erst begonnen …“
…
und der Kampf gegen das Atommüllendlager in Nevada ging weiter.
Der
US Bundesstaat Nevada legte fristgerecht Klage gegen das zentral
geplante atomare Endlager der US-Bundesregierung ein. Das zuständige
US-Gericht erklärte in seinem Urteil am 20.07.2004 die
Sicherheitsgarantie für 10.000 Jahre für illegal. Der US –
Nationale Wissenschaftsrat hatte berechnet, dass die eingelagerten
Atommüllabfälle erst nach 100.000 Jahren die meiste Strahlung
emittieren werden und empfohlen, dass die Sicherheitsgarantie 10.000
Jahre auf jeden Fall übersteigen solle. Zehntausende Tonnen
hochradioaktiver Atommüll aus den 103 landesweit betriebenen AKW und
allen militärischen Anlagen, Atom – U – Boote, Flugzeugträger
sollen im Endlager eingelagert werden. Im Augenblick liegt das
atomare Zeug in offene Zwischenläger im zum Teil im Freien an den
AKW – Standorten oder auf Militärstützpunkten. Die US
Bundesregierung hatte sich schon 1950 verpflichtet, die Verantwortung
für die Entsorgung des Atommülls zu übernehmen. Eine alternative
Planung der US-Bundesregierung liegt nicht vor. Eine 20-jährige
Vorbereitungszeit für das atomare Endlager und neun Milliarden
US-Dollar sind möglicherweise in den Sand gesetzt. Die
Umweltschützer bleiben bei ihrem rigorosen Nein zum atomaren
Endlager. Der vorgesehene Gebirgszug ist tektonisch instabil und für
ein atomares hochradioaktives Endlager absolut ungeeignet.
Sollte
das Yucca Mountain Project entstehen, und es sah 2005 danach aus, so
wäre perspektivisch mindestens jeder siebte Amerikaner von
Atomtransporten direkt betroffen. Das hatte die Environmental Working
Group noch vor dem angekündigten Bau neuer AKW im Jahr 2004 anhand
der geplanten Routen errechnet. Auch das Weiße Haus liege etwa nur
1,8 Kilometer von einer Castortransportroute entfernt.
Bisher
ist man davon ausgegangen, dass Plutonium immobil ist, da es nur eine
sehr geringe Wasserlöslichkeit besitzt. Dass diese Annahme falsch
ist, zeigen Studien, die am Lawrence Livermore und am Los Alamos
National Laboratories durchgeführt wurden. Die Forscher untersuchten
das Testgelände im US-Bundesstaat Nevada, auf dem insgesamt 826
unterirdische Atombomben in den Jahren zwischen 1956 und 1992 zur
Explosion gebracht wurden. Sie fanden heraus, dass das radioaktive
und extrem giftige Plutonium doch wandert. Ein Teil bindet an winzige
Mineralpartikel und nutzt diese als Transportmittel. Eine Strecke von
rund 1,3 Kilometern hat das Plutonium in über 30 Jahren
zurückgelegt.
Die
Kosten für Yucca-Mountain wurden 2009 auf rund 97 Milliarden
US-Dollar geschätzt, 13,5 Milliarden wurden für das Atommülllager
bereits ausgegeben.
Das
Scheitern des Yucca-Mountain-Projekts wurde im Januar 2012
bekanntgegeben. Die „Blue Ribbon Commission on America´s
nuclear future“ empfahl im selben Jahr eine stärker
konsensorientierte Vorgehensweise bei der Standortsuche und bei
Abfalltransporten sowie ein unabhängiges Programm für Atommüll.
2013
stellte ein US-Bundesgericht fest, dass die Nuclear Regulatory
Commission verpflichtet sei, die technische Evaluation
fertigzustellen, auch wenn die US-Bundesregierung das Verfahren nicht
fortsetzen wolle. Im Januar 2015 legte die Nuclear Regulatory
Commission den fünfteiligen Bericht vor, und kam zum Schluss, dass
aus technischer Sicht ein Endlager in Yucca Mountain nach den
Entwurfsplänen geeignet ist. Demgegenüber sieht der im Februar 2015
erstellte Entwurf des US-Bundeshaushalts keine Mittel mehr für Yucca
Mountain vor. Nachdem der 114. US-Kongress der Vereinigten Staaten in
beiden Häusern eine Mehrheit der Republikanischen Partei hatte, und
diese Yucca Mountain unterstützten, gilt die politische Entscheidung
als offen.
Der
aktuellen US-Präsidenten Donald Trump will die Bauarbeiten Yucca
Mountain wieder fortsetzen lassen. Will neue AKW bauen lassen. Das
Interesse am Wohlbefinden der US-amerikanischen Bevölkerung jetzt
und in der Zukunft sind einem Donald Trump wohl herzlich egal.
Da
die USA, wie andere Staaten auch, ihre Atomwaffen modernisieren und
einen völkerrechtlichen Abrüstungsvertrag nach den anderen
kündigen, wird das zu einem knallharten Wettrüsten von allen
Ländern mit Atomwaffen führen. Die Atommüllmengen werden
unbegrenzt weiter wachsen und niemand weiß wie das hochgefährliche
Zeug gelagert werden kann. Auch vor Donald Trump deutete sich diese
Richtung schon an. Die Atomwaffenlobby in den USA hat da ganze
Arbeitet geleistet. Ein riesen milliardenschweres Geschäft für alle
beteiligten Firmen. Die sind verrückt geworden.
Nicht
nur meine Eltern sondern alle anderen Soldaten aus Frankreich,
Deutschland, Polen, Ukraine, Russland und den USA haben nach dem 2.
Weltkrieg gesagt: Nie wieder Krieg! Wie können Menschen und Militärs
aller Länder heute glauben, dass ein Atomkrieg wieder geführt
werden könnte. Das ist irre! Es ist der Geruch des Krieges, wie ein
amerikanischer Kriegsteilnehmer des 2. Weltkriegs im Interview sagte,
der ja im Fernsehbeitrag nicht übertragen werden kann. Das gilt
heute auch z. B. für Syrien.
Da
in den USA vorzeitig die Präsidentschaftswahlen begonnen haben,
werden wohl keine Entscheidungen zum Atommüll bis November 2020
fallen.
Abfallarten
und Mengen in den USA (Stand 2002)
Hochradioaktive
Abfälle
Die
gefährlichsten radioaktiven Abfälle sind abgebrannte Brennelemente
aus AKW (47.000 Tonnen) sowie flüssige Abfälle aus der
Plutoniumwaffenproduktion (344 Millionen Liter).
Transuran
– Abfälle
Schutzbekleidung,
Werkzeuge und andere Materialien, belastet mit Plutonium, Neptunium
und anderen künstlich hergestellten Elementen, die schwerer sind als
Uran. Ungefähr 321.000 Kubikmeter lagern auf staatlichen Deponien,
ein Teil auch im Endlager in New Mexico im Salz eingelagert.
Schwachradioaktive
Mischabfälle
Unter
diesem Sammelbegriff fallen radioaktive und gefährliche Abfälle aus
Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen sowie Überreste
stillgelegter AKW, Luftfilter, Kleidung und Werkzeuge. Die
Gesamtmenge wird auf rund 13 Millionen Kubikmeter geschätzt.
Uranabbau:
Hier Abraumhalden
Mit
240 Millionen Tonnen ist das der größte Abfallposten in den USA.
Der Abbau erfolgte auf dem Land, was der indigenen Bevölkerung
zwangsweise zugewiesen worden ist, damals wurde das Land als
„wertlos“ betrachtet. Das ist jetzt mobil geworden und wandert um
die Erde. Der Planet hatte nicht umsonst, das Zeug in Gestein
gebunden.
Transurane: Sie werden vor allem in den USA als gesonderte Abfallkategorie
geführt. Vom U.S. Department of Energy (DOE) werden sie definiert
als „Abfälle, die mit Alphastrahlern der Ordnungszahl >92
und Halbwertzeiten über 20 Jahre in Konzentrationen oberhalb von 100
nCi/g kontaminiert sind“.
Schwach-
und Mittelaktiver Atommüll ist in den USA nicht definiert. Man könnte ironisch sagen, alles was
kein Brennelement ist.
Quellen:
„Chronik
der weltweiten Anti-AKW-Bewegung“, Arbeitstitel,
Stand 05/2005, 305 Seiten, Dieter Kaufmann Arbeitskreis gegen
Atomanlagen, Frankfurt am Main. (noch nicht veröffentlicht)
„Atommüll
– die unsichtbare Gefahr“ von Michael E. Long, National Geographic Deutschland, Ausgabe Juli
2002, Seite 35 – 67,
Lebenszeit,
Halbwertzeit. Reportagen aus einer Zeitenwende: Vom Atomzeitalter ins
Zeitalter des Atommülls.
Englische Übersetzung von Ilse Strasmann. Zweitausendeins, Deutsche
Erstausgabe, 1.Auflage Februar 1998, ISBN 3-86150-223-2
Salzburger
Nachrichten vom 12.7.2002, Casper Star Tribune, US-Staat Wyoming vom
12.3.2003, TAZ, 21.7.2004, TAZ Nr. 7458, 10.9.2004, Seite 18.
Huffington
Post: Yucca
Mountain Project: Failed Nuclear Waste Site Should Be Replaced, Panel
Says vom 26. Januar 2012 (via WayBack)
americangeosciences.org:
Recommendations from the Blue Ribbon Commission on America’s Nuclear
Future for a Consent-Based Approach to Siting Nuclear Waste Storage
and Management Facilities vom 7. Juni 2012. https://www.americangeosciences.org/policy/hearing-summaries/recommendations-blue-ribbon-commission-americas-nuclear-future-consent-based-approach-siting
Liste
von atomaren Endlagern in den USA,
nicht vollständig, weil die Meldung an die Internationale
Atomenergie-Organisation (IAO) freiwillig ist. (IAEO; Englisch
International Atomic Energy Agency, IAEA), www.iaea.org
Am Dienstag Abend (20. August) wurde in Gorleben Atommüll angeliefert, nach Angaben des Fahrers kam der LKW aus Karlsruhe. Dort wird auf dem Gelände des ehemaligen Forschungszentrums in großem Stil Atommüll konditioniert und gelagert – und durch den Abbau der dortigen Atomanlagen auch noch produziert.
Gorleben Atomtransport 20.8.2019, Foto: K. Rudek
Was genau der graue Container enthält und ob die Transporte regelmäßig ablaufen, ist unklar.
Die Aktionen in Nancy sind vom Juni auf den 27.- 29. September 2019 verschoben worden.
Von
Freitag bis Sonntag gibt es vielfältige Möglichkeiten zu
Information und Austausch.
Hier
nun das Programm (endgültig!):
Freitag,
27. September
abends:
wenn ihr schon da seid, laden wir euch zu einer Abendveranstaltung zu
den alten und neuen Problemen um Cigéo ein. (Cigéo ist das
geplante Atommüll-Lager in Bure).
Samstag,
28. September
Der
Wind von Bure weht in Nancy!
Morgenprogramm: Begrüßung, Werkstätten zur Herstellung der Dekoration für einen
bunten Nachmittag. Wir haben folgende Idee: da die Radioaktivität
nicht sichtbar ist, wollen wir sie zeigen. Eure Kreativität ist
gefragt!
Am
Nachmittag:
14 Uhr: Treffen Cours Leopold im Zentrum von Nancy. Symbolische
Aktionen. Bilder eines post-apokalyptischen Universums. Wie sieht die
Welt nach einer radioaktiven Explosion aus?
am
Abend: Konzerte, Ball der „Übeltäter*innen“ im Festsaal von Vendoeuvre
(südwestlich vom Stadtzentrum auf der Höhe gelegen), erreichbar mit
der Tram. Tolles Buffet mit selbstgemachten Leckereien!
Sonntag,
29. September
Nach
einem guten Schlaf auf einem schönen Flecken Erde auf den Höhen von
Vendoeuvre, wo ihr eure Zelte aufschlagen könnt, wollen wir über
die Fragen sprechen, die uns am Herzen liegen:
1. die
Frage der Beschäftigung bei Subunternehmen und Zulieferern im Nuklearbereich. Beitrag von
Gilles Reynaud, Angestellter in der Atomindustrie und Atomgegner, der
gegen die schlechten Arbeitsbedingungen kämpft, vor allem im Bereich
Service.
2.
workshop: Rettet
die Atomenergie das Klima?
danach,
wenn ihr noch da seid: Nachdenken über das weitere Vorgehen im Kampf
um das Atommüll-Klo.
Genauere
Infos über den Ablauf und die Fahrtmöglichkeiten vor Ort kommen
noch.
Sagt
bitte bald Bescheid, wenn ihr nach Nancy fahren wollt, damit wir die
Fahrt organisieren können!
Die
Initiativen, die gegen die Atommüllanlage kämpfen, brauchen unsere
Unterstützung und die Unterstützung aller Europäer.
Sie
schreiben, dass sie immer wieder „auf ihrem Land, in ihren Ideen
und in ihren Herzen“ mit einer Strategie konfrontiert sind, die sie
erschöpfen und auseinander bringen soll.
„In
den Jahren 2018 und 2019 haben wir von Seiten der Obrigkeit einen
erbitterten und methodischen Kampf erleben müssen, der darauf
abzielt, jede Form von Protest auszulöschen. Das Gebiet ist
militarisiert worden. Wir sind unserer Domozile beraubt worden,
vertrieben aus dem Wald von Lejuc(Anmerkung:der gerodet werden soll),
sind wiederholt illegal im Haus des Widerstands durch die
Ordnungsmacht heimgesucht worden, die jedes Mal mit dem Kärcher das
Wenige an Intimität, das uns geblieben ist, hinweggefegt hat. Unsere
Aktionen und unsere Worte sind kriminalisiert worden. Unsere
Freundschaften und unsere Entschlossenheit gegen das größte
Industrie-Projekt in Europa sind gerichtlich durch eine Anklage als
„kriminelle Vereinigung“ umgedeutet worden……“
Festival les BURE’LESQUES 9-10-11 août 2019 à Hévilliers en Meuse Festival de résistance contre le projet de poubelle atomique Cigéo en Meuse/Haute-Marne
Kommt zum Festival des Widerstands am 9.-10.-11. August nach Lothringen
Eine
gute Nachricht: noch kommen keine atomaren Abfälle nach Bure. Die
Genehmigung für den Bau des Mega-Atomklos wird immer wieder verschoben –
aber es gibt ein großartiges Festival mit viel Musik, Akrobatik,
Filmen, Theater, Infos, Vorträgen ……ein Programm für alle, eine
Kantine mit top bio-Essen aus der Region.
Wo kann man schlafen? Es gibt einen Campingplatz Wo findet das Festival statt? An der D 31 zwischen den Gemeinden Hévilliers und Couvertpuis, nicht weit von Nancy.
Warum wollen wir gemeinsam Widerstand leisten?
Was macht man mit dem atomaren Abfall? Und wann steigt man endlich aus der Atomenergie aus?
In Frankreich kann nicht bewiesen werden, dass das Projekt der ANDRA zur Lagerung des radoaktiven Mülls sicher ist. In Belgien hat das Projekt MOL dieselben Probleme auf lehmigem Boden, in dem das Wasser nicht abfließt. Die schwedische Regierung verschiebt zum zweiten Mal die Genehmigung für den Beginn der Baustelle im Granit in Fosmark. Was wird Finnland tun, das sein Projekt auf derselben Technologie aufgebaut hat, die
darauf abzielt die Radioaktivität in Behälter aus Kupfer einzupacken,
die schnell korrodieren?
Die USA haben die Auswirkungen einer Explosion eines Gebindes mit schlecht
konditioniertem radioaktivem Müll in einer Tiefe von 600m unter der Erde
getestet, und es wird 2 Milliarden Dollar kosten eine Beton-Abdeckung
zu gießen über den Hunderten von Schächten, die schon gegraben wurden,
und die aufzufinden sich niemand die Mühe machen wird.
Und schließlich Deutschland,
das die katastrophale Erfahrung beim Abladen des atomaren Mülls in eine
ehemalige Salzmine in Asse gemacht hat: das Wasser hat die Container
angefressen und nimmt die Radioaktivität mit.
Leserbrief von Harry Block, veröffentlicht am 24.06.19 in der BNN
Zu „Symbol für ein funktionierendes Europa“ vom 21. Mai:
Unter dem Mäntelchen der Sicherheit baut man ein Gebäude, verharmlosend als ‚Laborflügel M‘ bezeichnet, für 64 Millionen Euro in unseren Hardtwald. Was schützen die 4 700 Tonnen Stahl und 24 000 Kubikmeter Beton? Bei der Mediation über diesen Neubau im Jahre 2011 wurde deutlich, dass das Institut für Transurane (ITU) – heute Joint Research Centre (JRC) – bereits seit den 1960er Jahren eine unbefristete Umgangs- und Lagergenehmigung für 180 Kilo Plutonium besaß, die in der Neugenehmigung durch den grünen Umweltminister nur insoweit modifiziert wurde, dass man diese neue Genehmigung nur bis zu 80 Kilo ausnutzen will.
Die Genehmigung für das Gebäude M enthält aber unter anderen aber auch eine atomrechtliche Umgangsgenehmigung (man kann also immer herausnehmen und neu hinzufügen) für 50 Kilo Uran 235 (dieses war der Zündstoff der Atombombe auf Hiroshima) und 300 Kilo schwach angereichertes Uran, 30 Kilo Neptunium sowie 450 Kilo Thorium und so weiter.
Das sind riesige Mengen für ein Forschungslabor, und es stellt sich die Frage: Was machen die damit?
Für reine Sicherheitsforschung, Ausbildung von Zoll und Inspektoren der IAEO sowie für medizinische Forschung würden wenige Gramm dieser radioaktiven Stoffe reichen. Wer wie ich am Tag der offenen Tür des JRC durch dieses Gebäude M geführt wurde und die riesigen Dimensionen der „Labore“ und Sicherheitseinrichtungen in Augenschein nehmen konnte, der spürt, dass hier weiter hocheffiziente neue Atomforschung im Auftrag der atomfreundlichen europäischen Gemeinschaft gemacht werden wird. In den noch einzubauenden „Heißen Zellen“, die das Hantieren mit diesen hochstrahlenden Stoffen ermöglichen, werden neue „Brennstäble“ gebaut und nach der Bestrahlung in einem Atomkraftwerk zurückgebracht und weiter für neue Reaktortypen „optimiert“.
Mit „Sicherheit“ kann heute anscheinend alles legitimiert werden, egal wie absurd die Dinge auch sein mögen.
Sicherheit erscheint „alternativlos“, denn niemand kann für „Unsicherheit“ sein, schon gar nicht bei einer Hochrisikotechnologie wie Atomkraft. Der Vertreter des Landes lehnt Anwendungsforschung für neue Atomreaktoren in dem Neubau ab. Das sind leere Worte. Würde man hier nur anwendungslose Forschung betreiben, so wäre das bestenfalls das Herumdoktern an einigen physikalischen Ungeklärtheiten in Sachen der radioaktiven Elemente. Es wird unter dem Begriff „Sicherheitsforschung“ Brennstoffforschung betrieben. Das Institut stellt neuartige „Brennstäble“ her, die zur Entwicklung fortgeschrittener Reaktoren der vierten Generation benötigt werden. In der Genehmigung steht zwar, dass Forschungen im Zusammenhang mit Reaktorsystemen der sogenannten vierten Generation ausgeschlossen seien. Das ist nur die halbe Wahrheit. Man forscht hier nicht an einem neuen Reaktortyp, das machen andere. Man entwickelt Brennstoffe für die vierte Generation, was aber deren Voraussetzung für neue Reaktoren ist. Und „das können weltweit nur wir“. So die mehrfach öffentlich geäußerte Aussage von Thomas Fanghänel, damals Chef vom ITU und heute in Brüssel beim JRC (gemeinsame Forschungsstelle der EU) Berater für die vierte Generation von Atomreaktoren.
Der Bevölkerung der Region Karlsruhe darf man weder die radioaktiven Emissionen des Instituts (auch die besten Filter lassen Stoffe wie hoch radioaktives, giftiges Plutonium in winzigen Mengen durch) noch die ständigen Transporte mit radioaktivem Material zumuten.
Leserbrief an die BNN Karlsruhe, Rubrik: Aus der Region, veröffentlicht am 24.06.2019
Entwicklung von neuen Brennstoffen Zu „Symbol für ein funktionierendes Europa“ vom 21. Mai: Unter dem Mäntelchen der Sicherheit baut man ein Gebäude, verharmlosend als ‚Laborflügel M‘ bezeichnet, für 64 Millionen Euro in unseren Hardtwald. Was schützen die 4 700 Tonnen Stahl und 24 000 Kubikmeter Beton? Bei der Mediation über diesen Neubau im Jahre 2011 wurde deutlich, dass das Institut für Transurane (ITU) – heute Joint Research Centre (JRC) – bereits seit den 1960er Jahren eine unbefristete Umgangs- und Lagergenehmigung für 180 Kilo Plutonium besaß, die in der Neugenehmigung durch den grünen Umweltminister nur insoweit modifiziert wurde, dass man diese neue Genehmigung nur bis zu 80 Kilo ausnutzen will. Die Genehmigung für das Gebäude M enthält aber unter anderen aber auch eine atomrechtliche Umgangsgenehmigung (man kann also immer herausnehmen und neu hinzufügen) für 50 Kilo Uran 233 (dieses war der Zündstoff der Atombombe auf Hiroshima) und 300 Kilo schwach angereichertes Uran, 30 Kilo Neptunium sowie 450 Kilo Thorium und so weiter.
Das sind riesige Mengen für ein Forschungslabor, und es stellt sich die Frage: Was machen die damit? Für reine Sicherheitsforschung, Ausbildung von Zoll und Inspektoren der IAEO sowie für medizinische Forschung würden wenige Gramm dieser radioaktiven Stoffe reichen. Wer wie ich am Tag der offenen Tür des JRC durch dieses Gebäude M geführt wurde und die riesigen Dimensionen der „Labore“ und Sicherheitseinrichtungen in Augenschein nehmen konnte, der spürt, dass hier weiter hocheffiziente neue Atomforschung im Auftrag der atomfreundlichen europäischen Gemeinschaft gemacht werden wird. In den noch einzubauenden „Heißen Zellen“, die das Hantieren mit diesen hochstrahlenden Stoffen ermöglichen, werden neue „Brennstäble“ gebaut und nach der Bestrahlung in einem Atomkraftwerk zurückgebracht und weiter für neue Reaktortypen „optimiert“.
Mit „Sicherheit“ kann heute anscheinend alles legitimiert werden, egal wie absurd die Dinge auch sein mögen. Sicherheit erscheint „alternativlos“, denn niemand kann für „Unsicherheit“ sein, schon gar nicht bei einer Hochrisikotechnologie wie Atomkraft. Der Vertreter des Landes lehnt Anwendungsforschung für neue Atomreaktoren in dem Neubau ab. Das sind leere Worte. Würde man hier nur anwendungslose Forschung betreiben, so wäre das bestenfalls das Herumdoktern an einigen physikalischen Ungeklärtheiten in Sachen der radioaktiven Elemente. Es wird unter dem Begriff „Sicherheitsforschung“ Brennstoffforschung betrieben. Das Institut stellt neuartige „Brennstäble“ her, die zur Entwicklung fortgeschrittener Reaktoren der vierten Generation benötigt werden. In der Genehmigung steht zwar, dass Forschungen im Zusammenhang mit Reaktorsystemen der sogenannten vierten Generation ausgeschlossen seien. Das ist nur die halbe Wahrheit. Man forscht hier nicht an einem neuen Reaktortyp, das machen andere. Man entwickelt Brennstoffe für die vierte Generation, was aber deren Voraussetzung für neue Reaktoren ist. Und „das können weltweit nur wir“. So die mehrfach öffentlich geäußerte Aussage von Thomas Fanghänel, damals Chef vom ITU und heute in Brüssel beim JRC (gemeinsame Forschungsstelle der EU) Berater für die vierte Generation von Atomreaktoren.
Der Bevölkerung der Region Karlsruhe darf man weder die radioaktiven Emissionen des Instituts (auch die besten Filter lassen Stoffe wie hoch radioaktives, giftiges Plutonium in winzigen Mengen durch) noch die ständigen Transporte mit radioaktivem Material zumuten. Harry Block, Karlsruhe
Am 24. Mai 2019 meldeten EnBW und das baden-württembergische Umweltministerium – sehr verzögert – wieder einen Ausfall eines Notstromdiesels des Blocks 2 in Philippsburg. Wir stellten da die Frage, ob es sich hierbei um einen systemischen Fehler bei den Notstromdieseln handelt, wenn man das aktuelle Problem mit anderen aus der Serie von Notstromdiesel-Störfällen des KKP 2 vergleicht.
Dann kam das Herunterfahren der Anlage und ein für uns weiteres schwerwiegendes Problem. 8 Tage brauchte das Umweltministerium, um das Ereignis Notstromdiesel bekannt zu machen. Die EnBW packte in ihre Meldung am Abend des 6.6.2019 zum Notstromproblem als 4. Absatz diesen Text (s. auch Anhang=vollständige Erklärung): EnBW: „Beim Abfahren der Anlage hat es im konventionellen, also nicht-nuklearen Kreislauf der Anlage bei einer Armatur einen Funktionsfehler gegeben. Die Armatur regelt die Zufuhr von Wasser in einen der vier Dampferzeuger und hat nicht vollständig geschlossen. Ihre Funktion wurde jedoch – wie vorgesehen – automatisch von einer weiteren Armatur übernommen. Auch dieses Vorkommnis hatte keine Auswirkungen auf Personen, Umgebung und Anlagenbetrieb und wird von der EnBW fristgerecht an die Aufsichtsbehörde gemeldet. Die EnBW stuft diesen Befund vorläufig in die Kategorie N (Normalmeldung) und INES 0 ein. Er liegt damit unterhalb der siebenstufigen INES-Skala.“
Das UM hat in seiner gleichzeitigen Meldung zum Notstromproblem kein Wort zu dem Dampferzeugerproblem geschrieben. Und dass die EnBW die Speisung der Dampferzeuger im Sekundärkreislauf als „nicht-nuklear“ bezeichnet, mag technisch in Abgrenzung zum Primärkreis korrekt sein, es ist aber eine grobe Irreführung. Diese Irreführung findet sich nun beim UM nicht, dafür andere trickreiche Formulierungen. Vermutlich erklärt deren komplizierte Erarbeitung die lange Dauer bis zur Veröffentlichung des Umweltministeriums: „wodurch dieser zu stark bespeist wurde“ / feiner Unterschied zu: „Überspeisung des Dampferzeugers wurde […] verhindert“.„Während diese geschlossen wurden“ soll wohl heißen „in der Zeit, bis diese vollständig geschlossen waren“ … „woraufhin der Reaktorschutz einen ZU-Befehl für die Absperrarmaturen ausgelöst hat.“ Und „Die Meldepflicht ergibt sich daraus, dass der Reaktorschutz aufgrund des Überschreitens eines Grenzwerts für den Dampferzeugerfüllstand angesprochen hat.“ muss man wohl so verstehen: Nicht das Versagen des Volllastregelventils oder dessen Zustandsmelder gilt als das Problem, sondern dass das Eingreifen der Bedienmannschaft und das von ihr bewirkte Schließen zusätzlicher Armaturen nur langsam gegriffen hat; und auch das gilt nur als Ereignis, weil dann durch zu hohen Füllstand die Reaktorschutz-Automatik ausgelöst wurde. Merkwürdig ist auch, dass laut UM die entscheidende Maßnahme das Eingreifen der Bedienmannschaft war. Laut EnBW erfolgte dagegen das Absperren der zusätzlichen Armatur „automatisch“. Was stimmt?
Für uns zeigt auch dieser „Funktionsfehler“ die Störanfälligkeit derart überzüchteter Steuerungen auf. Diese „Fehlfunktionen“ bei Betriebsstörungen in Atomkraftwerken werden dann stets beschwichtigend als „sicherheitstechnisch unbedenklich“ eingestuft und so öffentlich verkauft. Deutschlands Atomkraftwerke seien doch die sichersten der Welt. Die Frage ist nur, wann ein solcher Fehler dann zum „großen Knall“ führt.
Der dargestellte Störfall-Ablauf der Überspeisung eines Dampferzeugers ist für uns nicht nachvollziehbar. Das Überspeisen eines Dampferzeugers über den höchstzulässigen Speisewasserstand hinaus gilt als ernster Störfall, der sofortiges Abschalten der Feuerung und Alarmgabe auslösen muss, was vom TÜV an jedem popeligen Dampfkessel regelmäßig überprüft wird. Der Dampfkessel muss dazu mit einer selbstüberwachenden, bauteilgeprüften Überfüllsicherung ausgestattet
sein, dessen Ausgangssignal unmittelbar mittels Festverdrahtung auf die
Feuerung sowie die Alarmgabe geschaltet sein und den Schließbefehl für
die Nachspeise-Armatur auslösen muss und nicht irgendwie über eine
undurchsichtige Programmierung – dies würde an einem x-beliebigen
Dampferzeuger kein TÜV abnehmen!
Hier liegt offensichtlich ein Schaltungs- und/oder ein Programmierfehler vor,
weil die Nachspeise-Einrichtung jedenfalls nicht bestimmungsgemäß
gearbeitet hat. Wie konnte es angehen, dass dies über die rd. 30 Betriebsjahre des KKP II hin nie aufgedeckt und behoben worden
ist? Und das bei Atomkraftwerken, die angeblich die sichersten der Welt
sein sollen? Wer weiß, was da sonst noch für unentdeckte „Eier“ in der
Betriebsprogrammierung drinstecken, die zumal in einer zufälligen, aber
nicht auszuschließenden Fehlerkombination dann den ganz großen GAU
auslösen können. Weil die AKW´s ja mehr oder weniger baugleich
ausgeführt worden sind, wurde sicherlich auch die umfangreiche
Betriebsprogrammierung bei anderen AKW´s mit übernommen. Es wäre jetzt
Aufgabe des UM, eine diesbezügliche Überprüfung aller noch laufenden
AKW´s anzuordnen und bis zu deren erfolgreichen Überprüfungsabschluss
und ggf. Nachbesserung den Weiterbetrieb der jeweiligen AKW zu
untersagen.
Für Philippsburg heißt das für die Anti-Atom Ini Karlsruhe: KKP2 darf nicht mehr angefahren werden.
Am 24. Mai 2019 meldeten EnBW und baden-württembergisches Umweltministerium – sehr verzögert – wieder einen Ausfall eines Notstromdiesels des Blocks 2 in Philippsburg. Obwohl man noch prüfen will, ob eventuell ein Problem im System vorliegt, lässt man das AKW weiterlaufen! Das grenzt an grobe Fahrlässigkeit.
Am Standort Philippsburg wird derzeit ein Atomkraftwerk ab gerissen. Ein Zwischenlager für mittelaktiven Atommüll und ein Atommüllbehandlungszentrum sind im Bau. Neben dem Lager für hochradioaktiven Atommüll laufen die vorbereitenden Baumaßnahmen für den Riesenkonverter. Die Mitarbeiter sind verunsichert, weil sie nicht genau wissen, wo sie im nächsten Jahre arbeiten werden und bei welchem Unternehmen, weil die Lager ja seit dem 1. Januar dem Bund gehören und Mitarbeiter dorthin wechseln müssen. KKP 2 hat am 8. April 2019 seine zugewiesenen Strommengen verbraucht und läuft jetzt mit übertragener Strommenge von KKP 1.
Für uns stellt sich sehr drängend die Frage nach dem systemischen Fehler bei den Notstromdieseln, wenn man das aktuelle Problem mit anderen aus der Serie von Notstromdiesel-Störfällen des KKP 2 vergleicht, insbesondere mit dem Ausfall im April letzten Jahres. Und vor allem ist u. E. das Problem der abgerissenen Bolzen von 2016 noch nicht genügend aufgearbeitet.
Beim Notstromdiesel-Ereignis im April 2018 schrieb das UM übrigens, dass das AKW 14 Tage lang mit einem fehlenden Diesel gefahren werden darf: „Laut genehmigtem Betriebsreglement ist dieser Zustand für einen Zeitraum von 14 Tagen zulässig“. Das halten wir nach wie vor für unakzeptabel, weil ohne funktionierende Notstromdiesel in kurzer Zeit ein Gau in einem Atomkraftwerk zu einem Supergau á la Tschernobyl werden würde.
Ereignis 17.5.19: „… aufgrund von niedrigem Kühlwasserfüllstand. Am Abgasrohr wurde eine intensive weiße Abgasfahne festgestellt. Weiter sprach ein Brandmelder im Notstromdieselgebäude an. Es wurde Feueralarm ausgelöst. Die Werkfeuerwehr stellte Flammbildung im Bereich des Abgasturboladers fest, die sie mit einem Handfeuerlöscher erfolgreich bekämpfte. Bei der Befundaufnahme wurden insbesondere Risse im Gehäuse des Abgasturboladers festgestellt sowie Wassereintrag im Bereich der Zylinder.“
Ereignis laut Meldung vom 10.04.18: „… kam es an einem Notstromdieselaggregat zu einem Abfall des Kühlwasserstands. Bei der zur Ursachenklärung eingeleiteten Untersuchung hat der Betreiber festgestellt, dass es in einem Turbolader eine Leckage gab, aufgrund der Kühlwasser durch die Abgasleitung in den Motor geflossen ist.“
Die Formulierungen sind zwar sehr unterschiedlich, aber wir sehen darin das gleiche Verschleißproblem in der Abgasleitung des Turboladers. Zudem: Da diese Notstromdiesel ja sehr selten laufen, kann es eigentlich kein betrieblicher Verschleiß sein, sondern ein Material-, Konstruktions- oder Herstellungsfehler oder schlicht Alterung. Bis zum Beweis des Gegenteils sollte man davon ausgehen, dass die anderen Notstromdiesel das gleiche Problem haben. Für uns folgt daraus zwingend:
Angesichts der Pannenserie, die offensichtlich „ausgesessen“ wird, scheint sich die Befürchtung zu bestätigen, dass insbesondere gegen Ende der Laufzeit der AKWs die Fehlerhäufigkeit wächst, da sich anscheinend manche notwendige Wartungs-, Reparatur-, oder Sicherheitsupdates nicht mehr „lohnen“ bzw. zu viel Geld kosten würden. Daraus kann im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung nur ein Schluss gezogen werden:
KKP 2 muss unverzüglich stillgelegt werden!
Zum Faktencheck: Hier die gesammelten Links zu den Notstromdiesel-Meldungen des KKP 2 in den letzten 5 Jahren:
Gegenantrag
zu Tagesordnungspunkt Nr.2: Beschlussfassung über die Verwendung des
Bilanzgewinns des Geschäftsjahrs 2018
Es
wird keine Dividende bezahlt.
Der
Bilanzgewinn ist u. A. für ein nachvollziehbares und
zukunftsträchtiges Konzept für die umgehende Umstellung auf 100%
dezentrale erneuerbare Energien zu verwenden, die nach wie vor nicht
erkennbar ist.
Ein
nachvollziehbares Konzept für ausreichende Rücklagen für die
Abrisskosten der EnBW-eigenen Atomanlagen ist ebenfalls nicht
ersichtlich, obwohl ein Großteil der zu erwartenden Kosten des
atomaren Erbes bereits an den Steuerzahler „abgetreten“
wurde.
Unabhängig
davon sollte die EnBW darüber nachdenken, ob sie nicht auch trotz
des „Atom-Kompromiss“ eine Verantwortung für das
strahlende Erbe ihrer Atomkraftwerke, die zunehmenden Kosten für die
– so sicher wie mögliche – Lagerung des durch die Atomanlagen der
EnBW entstandenen Atommülls, den sicheren Einschluss der
abgeschalteten Atomanlagen, sowie die Beseitigung der durch den Abbau
und die Verwendung von Uran und Kohle entstandenen Umweltschäden und
Personenschäden, auch in den Abbaugebieten, hat und dafür Rücklagen
bilden muss.
Außerdem ist eine weitere auch finanzielle (Mit-) Verantwortlichkeit für die globalen Schäden durch eine verfehlte Energiepolitik, an der auch die EnBW beteiligt war, zu prüfen und dafür Rücklagen zu bilden, so dass kein Raum für die Ausschüttung einer Dividende bleibt.
Gegenantrag
zu Tagesordnungspunkt Nr.3: Beschlussfassung
über die Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das
Geschäftsjahr 2018
Der
Vorstand wird nicht entlastet.
Nach
einem Bericht des SWR im März 2019 hatte die EnBW sieben
Kohlekraftwerke im laufenden Betrieb. Fünf davon befinden sich in
Baden-Württemberg. Dazu kommt das Braunkohlekraftwerk in Lippendorf
bei Leipzig und das Kraftwerk Rostock, an dem die EnBW mehrheitlich
beteiligt ist. Nach Aussage von EnBW-Vorstandsmitglied Hans-Josef
Zimmer prüfe die EnBW derzeit jeden Standort darauf, wann eine
Abschaltung sinnvoll erscheint. Das im Jahr 2014 in Betrieb gegangene
Rheinhafendampfkraftwerk RDK 8 in Karlsruhe dürfte demnach am
längsten laufen, möglicherweise sogar bis 2038.
Während
die EnBW ihr letztes Kohlekraftwerk somit offensichtlich zum
letztmöglichen Zeitpunkt abschalten will protestieren jeden Freitag
Tausende von Schüler_innen unter dem Motto „Wir lernen nicht
für eine zerstörte Zukunft! “ gegen die verfehlte
Klimapolitik. Sie fordern u. A. einen sofortigen, sozialverträglichen
Kohleausstieg, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie eine
Wende hin zur ökologischen Landwirtschaft um die irreversible
Erderwärmung in letzter Sekunde noch zu verhindern.
Inzwischen
wird die Bewegung „Fridays for Future“ auch von mehr als 12.000
Wissenschaftler_innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
unterstützt. 80
Prozent der deutschen CO2-Emissionen entständen durch die Nutzung
fossiler Energieträger, führte z.B. Volker
Quaschning,
Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW in Berlin
aus. Um die Klimaziele von Paris
zu erreichen, dürfte Deutschland
in spätestens 20 bis 30 Jahren keine Treibhausgase mehr produzieren.
Kohle dürfe man bis 2030 fast gar nicht mehr nutzen, müsste aber
auch aus Erdöl und Erdgas aussteigen.
Trotzdem
will die EnBW offensichtlich das Kohlekraftwerk RDK 8 zum
letztmöglichen Zeitpunkt erst abschalten. Angesichts der
Erderwärmung, die immer extremere Wetterlagen produziert, ist dies
unverantwortlich. Nach Angaben der UNO werden aufgrund der
Klimaveränderungen in den nächsten Jahren Millionen Menschen ihre
Heimat verlassen müssen.
Klimagerechtigkeitsgruppen
fordern, dass die Treibhausgase auf ein Minimum begrenzt werden
müssen, so dass sich jedes Lebewesen in einer intakten Atmosphäre
und Umwelt entfalten kann. Das Recht auf Nutzung der Atmosphäre und
Ressourcen muss für Alle gleichermaßen gelten. Niemand darf auf
Kosten Anderer leben. Das heißt aber auch, dass alle Menschen
weltweit das gleiche Anrecht auf Zugang zu Energie und Mobilität
haben müssen.
Daraus
ergibt sich aber auch ein grundsätzliches Umdenken in der Energie-
und Verkehrspolitik. Auch beim angeblichen Wundermittel E-Mobilität
ist dabei die gesamte Ressourcenkette zu berücksichtigen. Wie schon
bei der Kohlegewinnung in Kolumbien oder jetzt in Russland müssen
wir uns fragen: Wo und unter welchen Bedingungen werden die für die
E-Mobilität notwendigen Rohstoffe gewonnen? Im Ergebnis wird auch
die E-Mobilität zu einer weiteren Erderwärmung beitragen. Notwendig
ist daher nicht ein „weiter so“ nur mit E-Mobilität,
sondern die Entwicklung eines alternativen kollektiven
Verkehrskonzepts. Dies kann ich bei der EnBW nicht erkennen.
Klimagerechtigkeit
bedeutet ferner, gemeinsam Verantwortung dafür zu übernehmen, dass
Schäden durch die menschengemachte Erderwärmung vermieden werden.
Die Verursacher entstandener Schäden müssen Verantwortung für die
Betroffenen übernehmen. Es besteht eine große Ungerechtigkeit
zwischen den Ressourcenverbrauchenden und den Leidtragenden der
Klimawandelfolgen. Diese Ungerechtigkeit zeigt sich im
sozioökonomischen Status, zwischen verschiedenen Generationen und
insbesondere im globalen Kontext. Die Mehrzahl der Menschen im
Globalen Süden leidet bereits heute verstärkt unter den Folgen des
Klimawandels, obwohl sie diesen weder verursacht haben, noch der
Klimakrise etwas entgegen setzen können. Auf einem endlichen
Planeten muss unendliches (Wirtschafts-)Wachstum gestoppt werden, um
ein natürliches Klima zu erhalten.
Dieser Verantwortung muss auch die Firmenpolitik der ENBW gerecht werden. Dieses Ziel ist jedoch nicht durch immer neue Großprojekte, sondern nur durch eine dezentrale, vernetzte und ökologisch nachhaltige Energieversorgung mit regenerativen Energieträgern zu erreichen. Das Festhalten an Kohlekraftwerken ist für den Aus- und Aufbau einer ökologisch sinnvollen Vernetzungsstruktur kontraproduktiv, da für Kohlekraftwerke wie auch für Kernkraftwerke andere Verteilungsstrukturen notwendig sind. Oberster Maßstab muss jedoch sein, dass nur so viel Energie wie notwendig und so wenig wie möglich produziert und verbraucht wird. Von dieser Zielvorstellung ist die EnBW leider noch weit entfernt.
Gegenantrag
zu Tagesordnungspunkt Nr.4: Beschlussfassung über die Entlastung der
Mitglieder des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 2018
Der
Aufsichtsrat wird nicht entlastet.
Wie
bereits in meinem Einspruch gegen die Erteilung der Stilllegungs- und
Abbaugenehmigung (SAG) für das Kernkraftwerk Philippsburg 2 (KKP 2)
ausgeführt,sind
auchnach
dem Abschalten nicht alle von Atomkraftwerken ausgehenden Gefahren
beseitigt und die Gesundheit der Menschen muss Vorrang haben vor
wirtschaftlichen Interessen. Neben dem hochradioaktiven Atommüll
fallen großen Menge auch von leicht- und mittelradioaktiven Abfällen
an. Ein besonderes Problem stellen sehr schwach-aktive Abfälle dar,
die unterhalb eines bestimmten Strahlenwertes nicht mehr kontrolliert
werden und als Rohstoff in den Wirtschaftskreis zurückkehren. Aus
altem kontaminierten Stahl können dann z.B. Kochtöpfe oder
Bratpfannen werden.
Nach
wie vor hat die EnBW kein radiologisches Gesamtkataster ihrer
Atomanlagen sowie keine Bestandsaufnahme des gesamten radioaktiven
Inventars erstellt. Laut geltenden Empfehlungen der
Reaktorsicherheitskommission (RSK) von 2005 soll zu Beginn einer
Stilllegung eine umfassende radiologische Charakterisierung der
Anlage durchgeführt werden. Dadurch wird das Wissen über den
Reaktor erhalten, es können eine fundierte Abwägung über das
Stilllegungskonzept erfolgen und die Rückbauschritte so geplant
werden, dass sie die Strahlenbelastung und das Störfallrisiko
möglichst gering halten. Außerdem muss eine Gesamtliste der
insgesamt zu erwartenden radioaktiven Abfallmengen vorliegen, bevor
mit Dekontaminationsarbeiten („Freiputzen“) wie bereits in
Obrigheim begonnen wird. Alle einzelnen Genehmigungsschritte für
Stilllegung und Abbau müssen jeweils zwingend mit einer
rechtswirksamen Öffentlichkeitsbeteiligung verbunden werden.
Abwägungserfordernisse müssen transparent und im Sinne des
Vorsorgeprinzips gestaltet werden. Sie dürfen nicht wirtschaftlichen
Belangen der Betreiber unterworfen sein.
Die
Öffentlichkeit muss umfassend und wirksam bei AKW-Stilllegungen
beteiligt werden. Dies muss auch für alle Anlagen gelten, die an den
Abrissstandorten neu errichtet werden (dh. auch z.B.
Atommüllbehandlungsanlagen, Standortabfalllager). Alle einzelnen
Genehmigungsschritte für Stilllegung und Abbau müssen jeweils
zwingend mit einer rechtswirksamen Öffentlichkeitsbeteiligung
verbunden werden.
Bei
der Atomenergie handelt es sich um eine Hochrisikotechnologie, die
unter anderem mit extremen Schadensfallrisiken aber auch mit bisher
noch nicht geklärten Endlagerproblemen belastet ist. Daher muss der
Abriss von KKP 1 sofort gestoppt werden und jeglicher „Atomtourismus“
unterlassen werden, solange nicht geklärt ist, wo der Atommüll
letztendlich gelagert wird.
KKP
2 sofort stillgelegt werden.
Durch
den weiteren Betrieb der Atomanlage Philippsburg 2 und die Abnahme
von Atomstrom entsteht täglich mehr Atommüll, dessen Lagerung und
möglichst sicherer Einschluss zukünftig weitere Kosten in
Milliardenhöhe verursachen wird.
KKP
2 muss sofort stillgelegt werden, da die im Katastrophenschutzplan
beschriebenen Evakuierungsmaßnahmen bis heute völlig unzureichend
umgesetzt wurden. Binnen eines Tages müssten etwa am Standort
Philippsburg fast eine halbe Million Menschen (477.000 Menschen)
innerhalb eines 20-Kilometer-Radius evakuiert werden.
KKP
2 muss sofort stillgelegt werden, weil im Druckwasserreaktor
Philippsburg II noch jährlich durchschnittlich 48 abgebrannte
Brennelemente anfallen, deren derzeitige Lagerung völlig unsicher
ist und deren Endlagerung in den Sternen steht.
Es
darf keine Übertragung der Reststrommenge vom abgeschalteten Block 1
des Kernkraftwerks Philippsburg (KKP 1) auf den Block 2 (KKP 2) am
gleichen Standort geben.
Unabhängig
davon ob jemand in der Vergangenheit für oder gegen die Nutzung der
Atomenergie war, sollten jetzt alle das Interesse haben, den Atommüll
für alle Zukunft so sicher wie überhaupt nur möglich zu verwahren.
Daher muss auch die gesundheitliche Unversehrtheit der Bevölkerung
immer und in aller Zukunft vor den Kostenminimierungsinteressen der
EnBW stehen.