Am 09.11.2024 um 11:30Uhr demonstrierten am Karlsruher Hbf ca. 70 Personen gegen den anstehenden Castor-Transport aus La Hague (F) nach Philippsburg (Baden). Es gab drei Redebeiträge:
1. Anete Wellhöfer zum Castor-Transport
2. Harry Block zu Zwischen- und Langzeitlager
3. Herbert Würth zur Energiewende.
Wegen einer großen Kundgebung in Karlsuhe gegen Rechts, verabschiedeten sich viele, Teilnehmer*innen, verständlicher Weise, als die Gruppe mit der Bahn nach Philippsburg zu ihrer Demo und Kundgebung fuhr. In Philippsburg schlossen sich dann wiederum weitere Menschen aus der Anti-AKW-Bewegung an, sodass wir zu Beginn der Kundgebung 70 Personen zählten.
Hier folgen die Redebeiträge von Anete Wellhöfer (Anti-Atom-Initiative KA) zum geplanten Castor-Transport und Harry Block (Anti-Atom-Initiavtive KA) zum Zwischen- und Langzeitlager.
Liebe Anti-Atom-Bewegte,
mein Name ist Anete Wellhöfer von der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe.
Schön, dass ihr heute hier seid, um gemeinsam gegen den Atommüll-Transport von La Hague Frankreich nach Philippsburg zu demonstrieren. Und es geht um noch viel mehr.
Die CDU und andere Parteien wollen zurück zur Atomenergie, über Fussionsreaktoren, über SMR smal modular reaktors, über den Neubau von AKWs der dritten und vierten Generation und es ist nicht zu glauben, über die Reaktivierung der abgeschalteten AKWs,
viel Spaß beim Weiterbetrieb von Philippsburg mit den gesprengten Kühltürmen.
CDU, wie wäre es mit einem Faktencheck?
Hallo, wir wollen nicht zurück, wir wollen nach vorne schauen, Erneuerbare Energien sind unsere Zukunft.
Wir wissen immer noch nicht, wie mit dem Atommüll umgehen, kein Langzeitlager in Sicht. Wir sind ganz klar gegen Atomenergie, sie ist teuer, gefährlich, nicht Klimaneutral und nicht die Lösung unserer Probleme.
Nun zur Anti-Atom-Ini KA, unsere Themen sind u.a. das zum Langzeitlager werdende Atommülllager Philippsburg, das KTE also die Kerntechnische Einrichtung Karlsruhe, das die 4 Reaktoren des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe abreißt, das JRC = Joint Research Centre, das für Europa Atomforschung aktiv betreibt und nicht zuletzt das KIT Nord, Karlsruher Institut für Technologie, das seit Jahrzehnten und auch weiterhin immer noch viele Millionen Euro jährlich in die unnütze Fusionsforschung steckt.
Viele dachten, dass mit dem abschalten der Atomkraftwerke, das Thema Atomkraft erledigt sei. Das ist aber leider nicht so. Wir haben noch viele Baustellen vor uns und es tun sich mit den stärker werdenden Atombefürworter*innen wieder neue auf.
Seit ein paar Tagen trötet die CDU, und andere Parteien sind ihrer Meinung, vom Wiedereinstieg in die Atommüllproduktion. Dem müssen wir massiv etwas entgegen setzen.
Dem Atommüll-Alarm! und unserer Kundgebungen hier am Karlsruhe Hauptbahnhof und später dann in Philippsburg.
Kurz zurück in die Geschichte. Vor 40 Jahren am 8. Oktober 1984 gab es den ersten Atommülltransport in das Zwischenlager Gorleben. Seit dem ersten Atommülltransport gab es auch immer Widerstand und Protest dagegen, auch hier in Karlsruhe und in der Pfalz. Könnt ihr euch noch an die Massenproteste bei CASTOR-Transporten erinnern, z.B. als 2010 in Berg (Pfalz) ca. 1.500 Menschen auf den Gleisen saßen und den CASTOR von La Hague nach Gorleben erfolgreich blockierten? Es war ein Akt des Empowerments also der Stärkung und er hat politisch Weichen gestellt.
Jetzt ist es wieder so weit, wir erwarten vor Jahresende einen CASTOR-Transport mit 4 Castoren von La Hague (F) nach Philippsburg (ca. 30 km nördlich von Karlsruhe), genauer Termin – unbekannt, die Presse spricht davon, dass sie den Castor-Transport in der Zeit vom 18.Nov. bis 24.Nov. erwarten.
Sobald wir näheres wissen, werden wir es auf unsere Homepage antiatom.net stellen.
Bitte informiert euch und kommt am Tag X nach Philippsburg zum Protest.
Und es wird noch weitere Castor-Transporte geben, einmal von Sellafield (GB) nach Brockdorf in Schleswig-Holstein und ein Castor-Transport von Sellafield nach Isar Bayern.
Wann – unbekannt, aber in den nächsten Jahren.
Nun zum Thema Castor-Transport und erst mal zum Castor-Behälter: Castor ist die Abkürzung für Cask for Storage and Transport of Radioactive Material. Übersetzt: Behälter für Lagerung und Transport von radioaktivem Material.
Der hochradioaktive Atommüll ist derzeit in 16 Zwischenlagern in ca. 1.750 Castor-Behältern eingelagert. Man rechnet mit einem Volumen von 27.000 Kubikmetern hochradioaktivem Atommüll. Wir bezweifeln die Sicherheit der Hallen in denen die Castoren stehen. Da gibt es auch keine Standards, die sind alle unterschiedlich.
Halten die Hallen unvorhersehbaren starken Naturereignissen wie in Fukushima mit Erdbeben, Überschwemmungen und Tsunami stand? Seit dem Krieg in der Ukraine muss die Frage der Sicherheit in Form von Angriffen mit Panzerfäusten, Flugzeugabstürzen, Drohnen und Bomben neu gestellt und bewertet werden.
Für uns als Anti-Atom-Bewegte ist klar, dass wir nicht still zusehen wie dieser unnötige und gefährliche Atommülltransport von statten geht. Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Bevölkerung davon Kenntnis erhält, dass hochradioaktiver Atommüll durch dicht bewohntes Gebiet rollt, für viele direkt an der Haustür vorbei. Dieser Transport ist unnötig und gefährlich.
Wir die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen forderten, dass der hochradioaktive Atommüll in La Hague so lange gelagert wird, bis ein Langzeitlager gefunden ist und er direkt dort hingefahren wird. Nicht von A nach B und dann nach C, diese Risiken sind unnötig und könnten vermieden werden.
Solange in Lingen (NRW) Brennelemente für AKWs hergestellt und
solange in Gronau (NRW) Uran angereichert wird,
solange Atomforschungsreaktoren wie in Garching (Bayern) weiterlaufen
solange wie im Fall Schacht Konrad auf unsichere Lager für Atommüll gesetzt wird,
solange Politiker*innen und Parteien mit populistischen Argumenten, dass unsere Energieprobleme mit Atomstrom gelöst werden könnten,
solange ist unser Protest und Widerstand gegen Atomenergie super notwendig.
Atomenergie ist teuer, gefährlich und nicht Klimaneutral.
Ein Zusammenschluss der Anti-Atom-Bewegung in Süddeutschland hat deshalb zum gemeinsamen Protest gegen diesen CASTOR-Transport aufgerufen. Da wir den genauen Termin nicht wissen, veranstalten wir heute eine gemeinsame Anti-Atom-Protestfahrt von Karlsruher nach Philippsburg. Danke dass ihr da seid und den Protest unterstützt und somit Öffentlichkeit schafft.
Wenn ihr Interesse an der Arbeit der Anti-Atom-Initiative Karlsruhe habt, dann sprecht mich gerne an, besucht unsere Homepage und nehmt Kontakt zu uns auf.
Nun folgt der Redebeitrag von Harry Block zu Zwischen- und Endlager.
Verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
in den nächsten Tagen werden vermutlich auch vier Castoren mit hoch radioaktivem Müll aus dem französischen La Hague Frankreich nach Philippsburg durch diesen Bahnhof rollen.
Wir stehen aber nicht nur wegen dieser hochgefährlichen Transporte hier.
Wir beobachten mit Sorge, dass Atomkraft-Befürworter auf das Vergessen und Verdrängen setzen und nun wieder unverhohlen Propaganda für den angeblichen sauberen Atomstrom leider auch in den öffentlich-rechtlichen Medien machen. Die Realität der laufenden wie der stillgelegten Atommeiler hier, der Krieg in der Ukraine und die notwendige Entsorgung des hochaktiven Atommülls entlarven täglich die Argumente der Befürworter als fake news. Aber die Forschung, Werbung und Bestellung vor allem von kleinen sogenannten ‚small reactors‘ nimmt gerade Fahrt auf und wird leider nicht nur von Bill Gates, sondern auch von der AfD und der FDP. Seit Donnerstag, den 7.11.24 hat der Kanzlerkandidat der CDU Merz mit seiner Ankündigung im ZDF kleine Atomreatoren und Fusionskraftwerke in Deutschland bauen zu wollen, eine rüclkwärtsgewamndte Zeitenwende eingeleiet. Sein Generalsektretär Linnemann hat dies am nächsten Tag im ARD wiederholt. Auch hier in Karlsruhe, dem Herz der Atomforschung der EU – dem Joint Research Centre auf dem Gelände des KIT Nord, wir der Atomkurs befeuert. Deshalb versuchen wir mit Argumenten dagegenzuhalten und wie heute auch zu demonstrieren.
Ein Argument gegen die Atomenergie ist nicht nur die Bedrohung einer nuklearen Katastrophe durch ein laufendes Atomkraftwerk, sondern vor allem die Lagerung der hunderttausenden von Tonnen zum Teil hochradioaktiver Stoffe in den sogenannten Zwischenlagern bei den ehemaligen Atomkraftwerken in Deutschland.
Liebe Zuhörende, nur 10 km von hier lagern rund 80.000 zum Teil rostende Fässer auf dem größten radioaktiven Zwischenlager für leicht radioaktive Stoffe auf dem Gelände des ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe, heute KIT Nord. Das Gebäude – Fußballfeld groß – ist heute fast gefüllt und muss durch ein neues Lager erweitert werden. Daneben stehen zwei Zwischenlager für mittelaktiven Atommüll mit rund 7.000 Fässern. Das neuere davon hat Mauern mit 2 m dicken Beton rund um. Und täglich kommen neue Fässer aus dem Abriss von zwei Atomreaktoren, einer Wiederaufarbeitungsanlage und einem schnellen Brüder in Karlsruhe dazu. Wann diese Fässer nach Schacht Konrad abtransportiert werden können, ist unklar.
Liebe Leute, 30 km von hier, in Philippsburg, ist der Standort für die vier Castoren, die nun vermutlich nächste Woche durch Karlsruhe laufen werden. Im Zwischenlager von Philippsburg stehen im Augenblick 102 der 1.750 Castoren, die hochradio-aktiven Abfallbehälter Deutschlands. Im Innern jedes Castors befinden sich 24 abgebrannte Brennelemente mit einem Gewicht von 11 t. Diese Brennelemente enthalten neben dem Uran auch das im Prozess entstandene jahrtausendlang strahlende Plutonium. Die Temperatur im Inneren eines Castors beträgt über Jahrzehnte 400 °C. Die Strahlung durch die Kernspaltung entstandenen radioaktiven Stoffe ist sehr hoch, wodurch das umgebende Gusseisenmaterial durch diese hohen Temperaturen und durch die radioaktive Strahlung stark belastet wird. Kein Mensch weiß, was in einem Castor die Radioaktivität bewirkt. In Philippsburg lagern einige schon über 20 Jahre dort. Man kann in den 16 Zwischenlagern für hochradioaktiven Atommüll nicht feststellen, wie es in diesen Castoren aussieht, weil dazu heiße Zellen notwendig wären, in denen diese Castoren aufgemacht werden könnten. Diese gibt es aber nicht. Wissenschaftler des KIT haben durch Berechnungen und durch Untersuchungen an Brennelementen herausgefunden, dass die Brennelemente, die sich in den Castoren befinden, sich zum Teil in Auflösung befinden. Das ist mehr als nur ein besorgniserregender Zustand.
Das Lager in Philippsburg hat eine Genehmigung bis in das Jahr 2047. Kein Mensch weiß im Augenblick, wann ein sogenanntes Endlager für diesen hoch radioaktiven Abfall in Deutschland zur Verfügung steht. Die Schätzungen gehen davon aus, dass nicht vor dem Jahre 2067 ein Standort für ein Endlager gefunden und dieses schon gar nicht bis dahin eingerichtet sein wird. D.h., wir müssen an den Standorten mit Lagerzeiten rechnen, die weit über die genehmigten und berechneten Sicherheitsbedingungen liegen.
Und alle diese Lager sind jetzt schon unsicher. In den letzten drei Monaten ereigneten sich im Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll in Philippsburg drei Störfälle, in dem die Überwachung der Castoren zeitweise ausfiel.
Was aber noch viel wichtiger ist: Zum Zeitpunkt der Genehmigung sprach man zwar über Flugzeugabsturz, Terror, Erdbeben etc., aber kein Mensch hat damals daran gedacht, dass durch kriegerische Handlungen mit hoch effektiven Waffen der Inhalt dieser Lager zur Bedrohung der gesamten Region werden könnte. Das Lager Philippsburg hat Mauern von 80 cm. Das Lager für leicht aktiven Müll in Karlsruhe hat 2 m dicke Mauern. Man hat versucht, das Lager in Philippsburg zu härten. Man hat eine Mauer gebaut, um gegen Panzerfäuste von der Straße aus geschützt zu sein. Wir wissen aber nicht, was passieren würde, wenn eine Drohne mit panzer-brechenden Waffen von oben das Zwischenlager treffen würde. D.h., die gesamte Region befindet sich tagtäglich – wie auch an den übrigen 15 Standorten – in einem erheblichen Gefahren-Zustand. Dies ist eine der Folgen der so genannten friedlichen Nutzung der Atomenergie, die am Standort Philippsburg jährlich 40 Millionen kostet, ebenso natürlich auch an den anderen Standorten. Die Kosten für die so genannte Endlagerung sind noch nicht abschätzbar. Sie werden viele Milliarden Euro betragen. Allein die Kosten des Abrisses eines Atomkraftwerkes kostet 1 Milliarde. Dies zahlen die ehemaligen Betreiber. Diese Kosten der Lagerung der gefährlichen Altlasten der Atomkraftwerke werden aus einem Fonds finanziert, der mit seinen derzeit 20 Milliarden nicht ausreicht, um die noch kommenden Milliarden Kosten für die Zwischenlager und das sogenannte Endlager zu decken. Wir SteuerzahlerInnen zahlen letztendlich die Zeche.
Die Kosten für 1 Kilowattstunde Strom liegen mit den Abrisskosten heute bei 42 Cent. Bei Winderzeugung sind es derzeit 8 Cent. Diese zwei Zahlen zeigen, dass die Hoffnung von Staaten wie Polen, Türkei oder Saudi-Arabien auf neue Atomreaktoren mehr militärisch als energie-politisch motiviert sind. Atomenergie ist also nicht nur gefährlich, keineswegs klimaneutral, sondern vor allem teuer.
Deshalb nun der Beitrag von Herbert Würth zu unseren Alternativen.
Liebe Atomkraftgegner*innen, liebe Energiewender*innen,
Wie ist der aktuelle Stand Energiewende und wie muss es rasch weitergehen?
Die erneuerbare Stromerzeugung hat in diesem Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Nach den Zahlen des statistischen Bundesamtes haben wir jetzt 61% erneuerbaren Strom!
Davon beträgt der Anteil Wind ein Drittel, die Photovoltaik liegt bei 14% mit der Tendenz weiter ansteigend. Allerdings gibt es immer noch 20% Kohlestrom und die politische hick-hack-Diskussion zum Ausstieg spätestens 2035 ist in vollem Gange. Der Gesundheits- und Klimaschutz tritt immer mehr in den Hintergrund.
Vor 20 Jahren ist die erneuerbare Stromerzeugung durchgestartet. Und von 2010 bis 2017 gab es jährlich einen ansteigenden Zubau an neuen Windrädern und Photovoltaikanlagen. Dies als dezentrale Energiewende mit vielen Akteuren „von unten“. In Bürgerhand, mit Genossenschaften, GBRs, Solarvereinen auch Stadtwerken und seit neustem mit der Industrie. So haben wir inzwischen 29.000 Windräder an Land und insgesamt 4,4 Millionen Photovoltaik-Anlagen die umweltfreundlich und preisgünstig Strom erzeugen. Und mit Stand August 24 schon 700.000 Balkonkraftwerke am Start.
Ausbremsregelungen 2017
Diese vorwiegend dezentrale Energiewende ist viele Jahre lang ohne die bisherigen Konzerne realisiert worden. Ihnen gehörten nur 6% der erneuerbaren Anlagen. Im Jahr 2015 sind diese dann „aufgewacht“ und haben politisch interveniert. Erfolgreich, dann im Jahr 2017 traten dann massive Ausbremsregelungen zur weiteren Energiewende in Kraft. Es wurde ein Ausschreibungszwang über die Bundesnetzagentur für jedes Windrad, jeden Windpark und große PV-Anlagen eingeführt. Gleichzeitig in mehreren Schritten die Einspeisevergütungen gesenkt und angekündigt dies zukünftig kurzfristig weiter zu tun. So wurde politisch die „Energiewende von unten“ ausgebremst und eine Verunsicherung geschaffen, wie es weiter geht.
Denn zum Bau neuer Anlagen ist eine planbare Sicherheit über Vergütungen für 20 – 25 Jahre notwendig.
Die Folge war, dass der Zubau Wind an Land seit 2017 massiv eingebrochen, in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg (6 neue Windräder 2024)und Bayern (4 neue Windräder 2024) so gut wie zum Stillstand kam. Dies gilt bis heute, die Zielvorgaben wurden in keinem Jahr mehr erreicht.
Gerade die Photovoltaik war von 2012 – 2017 mit jährlich neuen Zubau-Rekorden von 5 – 8.000 Megawatt stark gewachsen. Die Ausbremsregelungen führten auch hier zum Kahlschlag. Erst seit 2022 beginnt die PV wieder nennenswert zu wachsen.
Rekord-PV Zubau in 2024
Von Januar bis August wurden insgesamt 730.000 neue Anlagen installiert, dies ist der größte Zubau mit 10.000 Megawatt seit 2017. Die 4,4 Millionen PV-Anlagen haben eine Leistung von 93.000 Megawatt.
Das Zubau-Ziel von 10.000 MW 2024 ist also bereits vorab erreicht worden. Jedoch sollen jedoch ab 2026-2030 jährlich neu 26.000 Megawatt zugebaut werden. Was nach jetzigem Stand nicht erreicht wird, da die Frage der Einspeisevergütung schon wieder ein Hemmschuh ist.
Wind Zubau 2024
Seit 2017 werden die jährlichen Zubau-Ziele bundesweit nicht mehr erreicht. Auch in 2024 liegen wir weit unter den erforderlichen 10.000 Megawatt. Es sind im 1. Halbjahr bundesweit 290 Windräder neu ans Netz mit 1.300 MV Leistung.
Da die Windräder nach 20 Jahren aus der Förderung fallen und dann entweder eine Direktvermarktung oder die sog. Marktprämie stattfinden muss, werden viele WR abgebaut. Denn vor allem die Marktprämie sichert den Weiterbetrieb für kleine oder wenige Windräder nicht ab. So sind in 2024 bereits 277 WR abgebaut worden. Mit einer kostendeckenden Mindestvergütung könnten diese noch jahrelang weiter laufen!
Deshalb gab es in 2024 nur einen Nettozubau bei Wind von 980 Megawatt.
Die Zubau-Ziele bis 2030 und Folgejahre werden aus heutiger Sicht ganz sicher nicht erreicht werden.
Der bürokratische Ausschreibungszwang für jedes Windrad, die Unsicherheit bei den Einspeisevergütungen und immer noch das Problem, dass zu wenig geeignete Flächen ausgewiesen sind, verhindern ein Durchstarten.
Offshore-Pläne Wind und die Konzerne
Die Ampel-Regierung hat in den letzten Jahren den Ausbau Wind im Meer favorisiert. Dabei bedeutet offshore einen gigantischen Aufwand an Technik und Milliarden-Invest. Führt weiter zu zentralen Erzeugungsstrukturen, langen aufwendigen Transportwegen und behält zentrale Verteilstrukturen bei.
Ist also das genau Gegenteil einer dezentralen, erneuerbaren Energiewende. Die bei Erzeugung, Verteilung, Speicherung und Verbrauch vorwiegend lokal mit überregionaler Verzweigung ausgerichtet ist.
Derzeit gibt es 9.000 Megawatt offshore. Dies soll bis 2035 auf 40.000 Megawatt und bis 2045 sogar auf 70.000 Megawatt ansteigen.
Die Bundesnetzagentur hat für offshore 2023 neue Ausschreibungsregeln eingeführt. Nicht mehr eine Anzahl von Windrädern und die notwendige Fläche, sondern jetzt gibt es nur Flächenausschreibungen.
Wer hat in 2023 die größten Flächen ersteigert und gekauft?
Die ausgeschriebenen 4 großen Flächen, die fast der Hälfte der aktuell verfügbaren offshore Flächen in der Nord- und Ostsee entsprechen haben der französische Total und der britische BP-Konzern für 12.6 Milliarden Euro gekauft!
Sie könnten dort Windräder für 7.000 Megawatt errichten. Aber alle Fachleute bezweifeln, selbst wenn sie das täten, dass sie jemals den Kaufpreis refinanzieren könnten. Dies ist ein typisches Greenwashing-Projekt von Konzernen um Marktmacht bei Erneuerbaren – auch gegen sie – aufbauen zu können!
Die offshore-Politik in der Nordsee ist inzwischen gepaart mit Utopien zur Wasserstoff-Erzeugung. Diese soll in Deutschland mit bis zu 40 Milliarden Euro gefördert werden. Stellt eine neue Form der zentralen Energieerzeugung dar und ist wegen den vielen Umwandlungsverlusten ineffektiv. Erfordert zur Erzeugung von 1 kwh Wasserstoff jeweils 9 Liter Wasser. Die Pläne von Deutschland, Frankreich, England und skandinavischen Ländern würden bedeuten, dass die Nordsee bis 2045 ein Industriepark mit künstlichen Inseln werden soll.
Dies lehnen wir ab! Wir fordern die rasche weitere dezentrale und umweltfreundliche Energiewende mit Wind an Land und Photovoltaik als Standbeine. Keine neuen oder alten ineffektiven und teuren Großstrukturen, sondern die direkte Anwendung der Erneuerbaren bei Strom, Wärme und Verkehr.
Rasche weitere dezentrale Energiewende – wie möglich?
Dies haben Verbände wie Bundesverband Windenergie, Organisationen wie der Solarverein in Aachen und zahlreiche Wissenschaftler wie Quaschning schon lange dargestellt. Die Umstellung auf 100% Erneuerbare ist möglich, wenn alle bürokratischen Ausbremsregelungen abgeschafft werden.
Als Größenordnung geben sie die machbaren Zubau-Ziele an:
Bei Wind Land von jetzt 55 GW auf 270 GW bis 2035, weiter auf 550 GW.
Bei PV von 70 GW auf 400 GW bis 2035, perspektiv möglich sind 1000 GW.
Auf allen geeigneten Dachflächen nicht nur Süd, auch Ost-West. Auf öffentlichen Gebäuden ein Sofortprogramm mit PV und Solarthermie, auf allen Flächen wie zum Beispiel Parkplätzen, Lärmschutzwänden usw. Und auch auf Freiflächen, die für eine andere Nutzung nicht geeignet sind, oder sowohl Landwirtschaft wie PV möglich ist.
Ziel muss es sein Quartierslösungen für Strom und Wärme zu schaffen, auch für Speicher – nicht individuelle Einzellösungen. Vor allem auch Energieaustausch „ Energy-Sharing“ zu realisieren (Bürger teilen Energie + Kostenvorteile). Es darf keine Ausbremsregelungen mehr beim Erzeugen, speichern und der Weitergabe von Strom und Wärme mehr geben!
Wichtige Akteure sind alle aktiven Bürger, vor allem auch Genossenschaften, Bürgerenergieparks, GBRs, Solarvereine und die Kommunen mit ihren Stadtwerken. Natürlich auch die Industrie selbst, indem sie Windräder baut und PV und Solarthermie installiert, Wärmerückgewinnung macht.
Weg mit Fossilen und Atom – weitere dezentrale und regenerative Energiewende jetzt!