Atommüll und Zwischenlager-Problematik

Der radioaktive Müll wird in Zwischenlagern sicher aufbewahrt.
ODER?
Der hochradioaktive Müll, verpackt in sogenannten Castor-Behältern, wir in Zwischenlagern meist oberirdisch in Hallen aufbewahrt.
Geplant für 40 Jahre, laufen die ersten Genehmigungen bereits 2034 aus. Schon jetzt ist klar, dass ein noch zu findendes Endlager frühestens Anfang/Mitte des nächsten Jahrhunderts zur Verfügung steht.
Und bis dahin? Halten die Castor-Behälter die permanente radioaktive Strahlung und Hitzeentwicklung aus? Bleiben sie transportfähig? Was ist, wenn das Material spröde wird?
Eine Reparatur ist derzeit an keinem Standort möglich.

Alles klar, oder?
www.antiatom.net

Newsletter des Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim

Mit freundlicher Genehmigung vom Aktionsbündnis Castor-Widerstand NWH drucken wir deren Newsletter als Info ab.

Liebe Atomkraftgegnerinnen, liebe Energiewenderinnen,

Die Atomkraftwerke in Deutschland sind abgeschaltet, das Thema Atom ist jedoch noch lange nicht vorbei, denn radioaktive Strahlung lässt sich weder in Neckarwestheim noch weltweit einfach abschalten.
Außerdem wird immer noch eine „Schein-Debatte“ über eine atomare Zukunft geführt.
Und europaweit soll Atomkraft mit der neuen EU-Taxonomie massiv gefördert werden.
Gleichzeitig erfolgt ein Kurswechsel bei der Energiewende. Anstatt rasch weiter mit regenerativen Energien auf dezentraler Ebene durchzustarten, wird verstärkt auf die bisherigen und neue zentrale Großstrukturen gesetzt. Besonders deutlich wird das bei den Wasserstoff-Planungen und – Förderungen statt der direkten Anwendung der Erneuerbaren.

CASTOR-Transport La Hague nach Philippsburg
Nach Berichten der Badischen Neuen Nachrichten soll in diesem Herbst ein Atommülltransport mit hochradioaktivem Atommüll in vier CASTOREN von La Hague nach Philippsburg erfolgen.
Jahrzehntelang bestand die „Entsorgung“ von hochradioaktiven Brennstäben im Abtransport in die Plutoniumfabriken in Sellafield/England und La Hague/Frankreich. Dies alles wurde als sogenannter Kreislauf und sogar als Reduzierung von hochradioaktivem Müll dargestellt. Das Gegenteil war und ist der Fall, die Menge an Atommüll wurde durch die
Bearbeitungsvorgänge erhöht. Bis heute wird viel Wasser mit Radioaktivität in beiden Ländern ins Meer eingeleitet. Der Betrieb dieser Plutoniumfabriken dient hauptsächlich militärischen Zwecken. Er ist die Voraussetzung für Atombomben, Atom-U-Boote, Flugzeugträger usw. Wir lehnen diese Atommüllverschiebung in das sogenannte Zwischenlager nach Philippsburg ab. Denn die die weitere Langzeitlagerung des hochradioaktiven Atommülls ist vollkommen ungeklärt. Die bundesweiten Standort-Zwischenlager und die Haltbarkeit der CASTOREN sind auf 40 Jahre ausgelegt
und auch so lange genehmigt. Jedoch wird nach den offiziellen aktuellen Angaben die Suche nach einem Langzeitlager mindestens noch 60 – 80 Jahre dauern. Der Umgang mit Atommüll und der Betrieb von Atomanlagen war und ist schon immer verantwortungslos!

Brennelementefabrik in Lingen
Dort werden trotz „Atomausstieg“ Brennelemente für 35 Atomkraftwerke hergestellt. Von den Betreibern wurden Verträge mit dem russischen Atomkonzern Rosatom zur Erweiterung der Atomanlage abgeschlossen. Dies geschah mit dem Ziel, dort dann auch Brennelemente für AKWs russischer Bauart herzustellen!
Die Zusammenarbeit der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherungsanlage in Gronau mit dem Staatskonzern Rosatom wurden und werden bewusst von den Sanktionen gegen Putins Angriffskrieg auf die Ukraine ausgenommen. Es wurden bereits Maschinen für die Erweiterung aus Russland nach Lingen geliefert, Mitarbeiter von Rosatom sind bereits in Lingen. Dies, obwohl von den Aufsichtsbehörden noch keine offizielle Genehmigung für eine Erweiterung erteilt wurde.
Die bundesweite Anti-AKW-Bewegung fordert schon lange die Schließung der Brennelementefabrik und der Urananreicherungsanlage in Gronau. Gegen die geplante und unter der Hand bereits begonnene Erweiterung in Lingen wurden über 11.000 Einwendungen bei der Aufsichtsbehörde eingereicht. Das niedersächsische Umweltministerium muss eine öffentliche Erörterung durchführen und dann im
Benehmen mit der Bundesaufsicht darüber entscheiden.
Statt Atomausstieg wird es den nächsten atomaren Skandal in Deutschland geben.

EU-Taxonomie mit grünen Label für Atom und Gas
Mit der EU-Taxonomie sollte eigentlich die Energiewende in Europa gefördert und bis 2045 realisiert werden. Dies ist angesichts des Klimawandels und seinen katastrophalen Auswirkungen mit hunderten von Toten in Europa und zehntausenden weltweit dringend notwendig. Durch zunehmende Unwetter, Überschwemmungen gleichzeitige Dürren und Trockenheit werden Lebensgrundlagen drastisch zerstört. Mit dieser Taxonomie werden jedoch Atom- und Gaskraftwerke als „klimafreundlich“ eingestuft und gefördert. Hauptmotor bei Atom waren Frankreich und osteuropäische „Kohle-Länder“. Hauptmotor beim Gas war die frühere Bundesregierung, jetzt die Ampel und ebenfalls osteuropäische Länder. Länder, von denen die Energiewende wie in Frankreich blockiert wird und die noch jahrzehntelang fossile Gaskraftwerke wollen.
Die Verhandlungen zur nationalen Umsetzung der Taxonomie sind in diesem Jahr auf Hochtouren gelaufen und im Kern jetzt abgeschlossen. Das Ergebnis in Kurzform:
▪ Atom und Gaskraftwerke können direkte Fördermittel aus EU-Töpfen erhalten
▪ über die Finanzmärkte sollen Anleger ihr Geld auch in Atom- und Gas-Anlagen mit einem „grünen
Label“ anlegen. Dies soll eine große „Kapitalquelle“ werden.
▪ der Strommarkt und die Vergütungen sollen hauptsächlich – Ziel ausschließlich – über sogenannte CFD-Verträge erfolgen. CFD = Contract off Differenz.
Dies bedeutet, dass die nationalen Regierungen die Strompreise und die Vergütungen bestimmen können. Wenn es dann eine Differenz zu den staatlich festgelegten Preisen gibt, kann der Staat den „Überschuss“ zum Marktpreis abschöpfen. Oder er muss bezuschussen. Die Regierungen haben natürlich ein Interesse daran, dass sie Überschüsse abgreifen können, wie es ja auch die Ampel bereits diskutiert und praktiziert hat.
Dies ist jetzt der gesetzte Rahmen durch die Taxonomie, um damit dann Subventionen für neue Kraftwerke zur Verfügung zu haben. Aus diesem Grund war Macron sehr zufrieden, dass er jetzt jährlich Milliarden für die Reparaturkosten seiner 56 AKWs hat. Deshalb verkündet er, dass jetzt statt 6 nunmehr bis zu 14 neue AKWs gebaut werden sollen. Natürlich wird dies in diesem Umfang nicht kommen, denn es gibt nicht einmal einen neuen EPR-Prototyp. Flamanville lässt grüßen.
Aber der Grundstein für die jahrzentlange Finanzierung der Atomprojekte in Europa ist gelegt. Und in Deutschland plant die Ampel-Regierung den Bau von neuen Gaskraftwerken und will vor allen Dingen die Förderung von Wasserstoff auch mit Gaskraftwerken durch diese neue Milliarden-Finanzquelle weiter fördern. Die Umrüstung von Kohle- auf Gaskraftwerke wird bereits gefördert, so beispielsweise bei der EnBW in Heilbronn.
Diese EU-Taxonomie und ihre jetzt beschlossene Umsetzung bremsen die mögliche rasche und notwendige Energiewende drastisch aus. Bereits jetzt gibt es Prognosen, dass die verkündeten Klimaziele in Deutschland und in Europa bis 2030 nicht erreicht werden.

Neues Klimaschutzgesetz verfassungswidrig?
Ende April hat die Ampel-Regierung ein neues Klimaschutzgesetz beschlossen, dass die Klimaziel in Frage stellt. Der Solarverein Aachen (SFV) und andere Verbände sehen darin einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Grundgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.
Um was geht es?
Die Verschlechterungen in der Novelle des Klimaschutzgesetzes sind u.a.
▪ die bisher verbindlichen Sektorenziele wurden abgeschafft
▪ Überschreitungen der CO2-Obergrenzen bleiben praktisch folgenlos
▪ die Erstellung von Emissionsprognosen erfolgt unter politischen Einfluss
▪ Projektionsdaten für den Zeitraum ab 2031 dürfen erst 2029 veröffentlicht werden
In den Sektoren Verkehr und Bauen wurden die Klimaziele seit Jahren nicht erreicht. Die Klimaziele in den letzten Jahren wurden insgesamt nur durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie erreicht. Mit den jetzt beschlossenen Änderungen werden sicher alle Klimaziele bis 2030 gerissen werden. Deshalb ist SFV der Meinung dass ein elatanter Verstoß gegen das „Klimaurteil“ des Bundesverfassungsgerichtes von März 2021 vorliegt. „Statt die Argumente des Gerichts zum notwendigen Klimaschutz ernst zu nehmen, schraubt die Bundesregierung ihre ohnehin unzureichenden Klimaschutz-
Ambitionen weiter zurück. Dies dürfen wir im Namen der Lebenschancen aktueller und zukünftiger Generationen nicht zulassen“ so der SFV.

Liebe Atomkraftgegnerinnen, liebe Energiewenderinnen,
wir leben in zunehmend politisch turbulenten Zeiten. In Zeiten mit einer gesellschaftspolitische Entwicklung nach rechts mit der Hetze gegen Migrant*innen und Deportationsplänen. Und dem Übernehmen von rechtsradikalen Positionen durch die etablierten Parteien, statt sich von diesen zu distanzieren. Und mit einer Kehrtwende bei energiepolitischen Themen. Der Erfolg der Anti-AKW-Bewegung, der bisherige Erfolg bei der dezentralen, regenerativen Energiewende war durch das Engagement von Vielen möglich. Genau darum geht es auch heute beim Thema weitere Energiewende, gegen Demokratiefeindlichkeit und rechtsradikale Hetze von der AfD und anderen!

Newsletter des Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim
https://neckarwestheim.antiatom.net/

EnBW Hauptversammlung am 07.05.24

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe hat auf der EnBW-Hauptversammlung (online) am 07.05.2024 Fragen gestellt.
Einige Fragen der Anti-Atom-Ini KA und die Antworten der EnBW dokumentieren wir nachfolgend:

Zu KKPhilippsburg:
– Bauschuttdeponie:
AAI KA: Gibt es Verzögerungen beim Rückbau von KKPhilippsburg durch das Nichtvorhandensein einer Bauschuttdeponie?
EnBW: Noch keine Lösung dafür. Ja, erste Verzögerungen 2023.

– Kosten
AAI KA: Wie hoch waren in 2022 und 2023 die dadurch entstehenden Kosten?
EnBW: 2023 im niederen zweistelligen Millionenbetrag

Zu Neckarwestheim:
– Abriss NWH:
AAI KA: Hat der Abriss von Neckarwestheim 2 wie geplant begonnen oder wartet man damit noch ab, wie es Teile der Politik fordern?
EnBW: Abbaugenehmigung vom UM BW am 5.4.2023 erteilt und am 15.5.2023 von EnBW formal in Anspruch genommen und konsequent umgesetzt.

– Wiederanfahren GKN 2:
AAI KA: Wie lange würde ein Wiederanfahren von GKN 2 dauern? Welche Maßnahmen müssten dazu ergriffen werden? Was würde dies ungefähr kosten?
EnBW: Leistungsbetrieb endete am 15.4.2023. Keine Betriebsgenehmigung mehr für die Stromproduktion, seit einem Jahr im Rückbau (technisch, organisatorisch und personell umgesetzt) – einer auch hypothetischen Diskussion um einen Weiterbetrieb ist somit die Grundlage entzogen. Keine weiteren Planungen außer Rückbau.

– Wiederanfahren GKN 2:
AAI KA: Halten Sie das Wiederanfahren von GKN 2 zum gegenwärtigen Zeitpunkt für sinnvoll?
EnBW: Keine rechtliche Grundlage dafür.

Aktueller Sachstand: Behandlung und Lagerung von radioaktivem Atommüll im KIT Nord

Im KIT Nord wird von der Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe (KTE) mit rund 700 MitarbeiterInnen bis 2072 das immer noch hochgefährliche Erbe des Atomzeitalters im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe ´zurückgebaut´.

Am 14. Dezember wurde in einer informativen Veranstaltung vom KTE, dem KTE-Forum, der Stand von der Behandlung und der Lagerung der radioaktiven Abfälle vor Ort und im geplanten ´Endlager´ für leicht und mittelaktiven Atommüll in Schacht Konrad in Gegenwart und Zukunft vorgestellt.

Das größte deutsche Zwischenlager für schwach radioaktiven Atommüll (u. a. Abfälle vom Rückbau wie Elektro- und Metallschrott und Bauschutt) im KIT Nord ist nun mit 78.000 Fässern fast vollständig gefüllt. Rund 8 % der untersuchten Fässer sind verrostet und müssen mit großem technischen und personellen Aufwand ´umverpackt´ werden. Auch im Lager für mittelaktiven Atommüll (Abfälle mit höherer Strahlung aus der Nähe des Reaktorkerns oder aus der Wiederaufarbeitungsanlage) wurden von den dort gelagerten 6.500 Fässern acht beschädigte Fässer gefunden.

Der uns gegebene Einblick in das aktuelle Abrissgeschehen auf dem Gelände macht deutlich, dass die Herausforderungen in den verschiedenen Abrissprojekten (Schneller Brüter, Mehrzweckforschungsreaktor, Heiße Zellen oder Wiederaufarbeitungsanlage) sehr verschieden und zum Teil nicht nur radiologisch, sondern auch technisch sehr herausfordernd sind. Redet man bei Abriss von Atomkraftwerken wie Philippsburg oder dem Mehrzweckforschungsreaktor im KIT von einer radioaktiven Strahlung im Millisievert-Bereich, so steigt diese in der seit über 20 Jahre stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage (WAK) auf mehre 100 Sievert an (tödliche Strahlendosis liegt bei 5-7 Sievert). Dies stellt die KTE vor die sehr schwierige Aufgabe, diese tödlichen Strahlungsbereiche fernhantiert zu zerlegen und ´sicher´ in Lagerbehälter zu verbringen. Deshalb ist das geplante Ende der Abrissarbeiten auch erst im Jahre 2072 zu erwarten und wird bis dahin rund 12 Milliarden Euro gekostet haben. Auch dies gehört zur Bewertung der angeblich so billigen Atomenergie, deren Entsorgungskosten heute uns alle auf die Füße fallen.

Die Ausführungen von Herrn Dr. Lautsch (Technischer Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)) über den Stand der Errichtung des ´End´lagers Schacht Konrad waren technisch interessant. Er war optimistisch, dass bis Ende 2029 das Lager seinen Betrieb aufnehmen könnte und dann ein Drittel des Lagervolumens von rund 303.000 m3 mit radioaktiven Material aus Karlsruhe belegt werden kann. Allerdings ist es im Fall Schacht Konrad (wie bei der Schachtanlage Asse) auch nur eine Frage der Zeit, bis der eingelagerte Atommüll Kontakt zu Grundwasser führenden Schichten hat und strahlende Nuklide in die Umgebung ausgeschwemmt werden. Deshalb sehen wir den Standort Schacht Konrad als nicht sicher und nachhaltig für die Entsorgung von radioaktiven Abfällen an.

Am 12.12.2023 hat Bundesumweltministerin Lemke bekanntgegeben, dass das geplante Atommüll-Zwischenlager in Beverungen-Würgassen nicht gebaut wird. Geplant war, auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerkes Würgassen das sogenannte Zentrale Bereitstellungslager „Logistikzentrum Konrad“ (ZBL LoK) zu errichten. Dort sollte ab 2027 Schwach- bis mittelradioaktiver Atommüll aus Deutschland gesammelt und vorsortiert werden, ehe er in das Endlager Schacht Konrad im über 100 Kilometer entfernten Salzgitter transportiert wird. Stattdessen soll der Atommüll nun direkt nach Salzgitter geliefert werden. Das wird auch zeitliche Folgen für alle Planungen des KTE in Karlsruhe mit sich bringen, den Atommüll nach Niedersachsen zu bringen,

Geplant ist, dass über einen Zeitraum von 30 bis 40 Jahren der Abtransport der endlagerfähigen Gebinde aus dem KIT Nord nach Schacht Konrad dauern wird. 33 Züge pro Jahr mit je 6 Waggons sollen dann, auch auf Karlsruher Straßenbahnschienen, durch Karlsruhe Richtung Norden fahren. Im Augenblick gibt es noch kein genehmigtes Abfallgebinde mit radioaktivem Material, weil Dokumentation und Vorbereitung außergewöhnlich komplex und zeitaufwändig zu sein scheinen.

Diese Abrissarbeiten machen deutlich, dass mit dem Ende der friedlichen atomaren Nutzung nicht die Probleme dieser Hochrisikotechnologie beendet sind. Ganz im Gegenteil. Der Abriss stellt nicht nur für die MitarbeiterInnen eine körperliche Belastung dar, sondern auch für die Umwelt, weil radioaktive Emissionen auch mit den besten Filtern, die im KIT zum Einsatz kommen, nicht vollständig beseitigt werden können.

Ein Dank gebührt auch von uns den MitarbeiterInnen des KTE für ihre schwierige und auch körperlich herausfordernde Arbeit sowie ihrer bisherigen, auf Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit achtende Chefin Frau Graffunder, die zum Ende des Jahres als Chefin zur Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) wechselt.

Abschied von Wolfram Treiber

Nachruf auf Wolfram Treiber (1954 – 2023)

Kampf für eine Welt ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg – ein Leben lang

Am 4.6.2023 ist unser Freund und Genosse Wolfram Treiber plötzlich und unerwartet gestorben. Noch zwei Tage zuvor hat er an einer Kundgebung gegen staatliche Repression

gegen Klimaaktivisten und Antifaschisten teilgenommen, an deren Organisierung er selbst mitgewirkt hat. Trotz seiner langen Erkrankung, die ihn körperlich belastete und einschränkte, blieb er sein ganzes Leben lang politisch aktiv, wollte sich weder von der Krankheit noch den politischen Verhältnissen unterkriegen lassen. Sich dem unmenschlichen kapitalistischen System entgegenstellen, immer an der Seite der Unterdrückten stehen und ein gutes Leben für ALLE erkämpfen war für ihn tägliche Aufgabe und Herausforderung.

Wolfram war Sozialist, Kommunist und dies immer mit einem Anteil Anarchismus. Er wollte die Welt grundlegend verändern, alle Verhältnisse umwerfen in denen der Mensch ein ausgebeutetes und unterdrücktes Wesen ist. Um die Verhältnisse zu verändern, sah er politische Organisierung als zwingend notwendig an. Dabei ging es ihm um die Schaffung von Organisationsstrukturen, die dazu beitragen, Menschen selbst zu ermächtigen. Eine neue Gesellschaft war für ihn mit Rätedemokratie, Menschlichkeit und Freiheitsrechten verbunden. Bürokratische Erstarrung, Organisation als Selbstzweck waren für ihn Feinde des revolutionären Prozesses. Er war seit seinen letzten Schuljahren politisch aktiv und auch politisch organisiert. Und wenn erforderlich, hat er Arbeitsstrukturen und Organisationen mit aufgebaut. In der Interventionistischen Linken (IL) sah er aktuell in der BRD den besten politischen Rahmen tatsächlich in politische Bewegungen einzugreifen und die notwendige Diskussion um die Perspektiven revolutionärer Politik und Aktion voranzubringen. Internationalismus war für Wolfram in diesem Zusammenhang nicht nur eine Frage der Solidaritätsbekundung, sondern Herausforderung für die Schaffung internationaler Zusammenarbeit und Vernetzungsstrukturen. Praktische internationale Solidarität bedeutete für ihn die Verpflichtung die Verhältnisse hierzulande anzugreifen und bei politischen Forderungen und Aktionen immer auch die Auswirkungen für die Menschen und Kämpfe im globalen Süden mitzudenken.

Die portugiesische Nelkenrevolution 1974 war ein wichtiger Punkt für seine weitere politische Entwicklung. Er verbrachte damals mehrere Wochen in Lissabon um die Ereignisse mitzuverfolgen, und sich an den internationalen Solidaritätsaktionen vor Ort zu beteiligen. Er lernte Spanisch um sich mit den Bewegungsaktiven in Lateinamerika besser austauschen zu können, lebte selbst mehrere Monate während der revolutionären Auseinandersetzungen in El Salvador. Die Entwicklungen in Lateinamerika und die Lehren aus den dortigen Kämpfen waren für ihn wichtige Bezugspunkte für theoretische Debatten zu linker Strategiebildung insgesamt wie auch zur Positionsfindungen in der Internationalismusarbeit. Konsequenterweise arbeitete er hier in der Kampagne gegen IWF und Weltbank und jahrelang im BUKO mit.

Seine ganze politische Lebenszeit hat sich Wolfram für den Schutz der Umwelt engagiert. Dies bereits zu Zeiten als dieses Thema für die meisten linken Organisationen noch kein Thema war oder als Nebenwiderspruch abgetan wurde. Er war von Anfang an in der Anti-Atom-Bewegung aktiv. Teilnahme an Demos wie in Brockdorf waren für ihn so selbstverständlich wie die Teilnahme auf dem Podium bei Diskussionsveranstaltungen zum Thema. Als aktives Gewerkschaftsmitglied beteiligte er sich an der Initiative „Aktionskreis Leben. Gewerkschafter gegen Atomstrom!“ Er beteiligte sich an Mobilisierungen zu „Castor schottern“, „Ende Gelände“, Lützerath, um nur einige für ihn wichtige Aktionen zu benennen. Zuletzt schrieb er Diskussionspapiere, Flugschriften und veröffentlichte Artikel zum Thema Verkehrswende als zentraler Ansatzpunkt im Kampf um Klimagerechtigkeit. Er hat dazu eine Vielzahl von Veranstaltungen bestritten, Redebeiträge auf Kundgebungen gehalten und das Thema bei Klimainitiativen eingebracht.

Ein weiterer Schwerpunkt war für Wolfram der Kampf gegen Rassismus in allen seinen Erscheinungsformen und für die Rechte von Geflüchteten. Es war ihm wichtig, daß dieses Thema immer mitgedacht wird z.B. in der Wohnungsfrage, bei Arbeitskämpfen. Gegen die aktuellen Pläne der Regierenden die Grenzzäune noch höher zu ziehen, Menschen noch schneller in Abschiebehaft zu nehmen, sogenannte weitere Rücknahmedeals auch mit Folterstaaten abzuschließen – die Liste der Grausamkeiten läßt sich fortsetzen – betonte er die Notwendigkeit von bundesweiten Schwerpunktaktivitäten und forderte eine Verknüpfung dieses Themas mit den aktuellen Diskussionen um notwendige Mobilisierungen gegen Kriegs-und Krisenpolitik. Wolfram hat sich immer gegen die Abschiebung von Geflüchteten engagiert, vor dem Abschiebeknast in Pforzheim und direkt am Flughafen demonstriert.

„Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche!“ diese optimistische politische Grundhaltung war sein Lebensmotto. Mit seinem Wissen, seinen Vorschlägen und Engagement hat er uns immer wieder ermutigt. Wir haben politisch wie durch sein persönliches solidarisches Verhalten viel von ihm gelernt. Wolfram hätte nicht gewollt, daß wir nun verharren, rückwärts schauen, im gestern leben. Er hätte gewollt, dass wir in Gedanken an ihn weitermachen, tapfer, unverzagt – trotz alledem. So wie er es stets getan hat.

In Erinnerung

IL-Karlsruhe

Liebe Freund*innen, liebe Aktivist*innen, liebe Genoss*innen,

am 04.06. ist unser Freund und Genosse Wolfram Treiber unerwartet verstorben.

Wir sind alle sehr betroffen und traurig. Sein Tod reißt eine große Lücke bei uns und in der politischen Bewegung.

Wir begleiten ihn zum Grab am  Freitag 16.06. und treffen uns um 11:00 Uhr am Haupteingang des Hauptfriedhofes. Ihr könnt gerne politische Fahnen mitbringen, aber keine Parteifahnen.

Am 01.07.2023 werden wir von 17:00 bis 20:00 Uhr eine politische Gedenkfeier im großen Saal des Verdihauses (7tes OG) durchführen, um Wolfram als Menschen und politischen Aktivisten zu würdigen.

Solidarische Grüße,

IL Karlsruhe

April 2023, Abendessen Brigitte und Wolfram

Wolfram, Griechenlandurlaub

Nov. 2022, Wolfram und die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe in Neckarwestheim

Ca. 2018, die Enten als Sybol des Neckar-Castorfrei Protestes, die Wolfram toll fand.

TRITIUM

Warum der folgende Artikel auch für uns wichtig ist:

Bei der Erörterung zur Verglasungsanlage des hochradioaktiven flüssigen Atommülls aus der Wiederaufarbeitungsanlage im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe fragten wir nach der Anreicherung von Tritium in Organismen.

1= Falsche Antwort. ´Es erfolgt keine Anreicherung, da unser Körper und der von tierischen Organismen Tritium wie normales Wasser so alle 14 Tage vollständig ausscheidet, obwohl seine radioaktive Halbwertszeit 12,3 Jahr beträgt.´

Wir, die Anti-Atom-Gruppen – forderten eine Untersuchung von Fischen des Altrheins bei Linkenheim, der stark mit Tritium belastet war/ist .

Die Untersuchung wurde an Fischen im Altrhein bei Linkenheim durchgeführt und ergab:

2=richtige Antwort. ´Je älter die untersuchen Fische waren, desto mehr Tritium wurde in ihnen nachgewiesen.`

Fazit: Tritium reichert sich in Organismen an.

TRITIUM ? – Ist das schlimm, Herr Doktor?

Prof. Dr. Abraham Behar und Francine Cohen-Boulakia / Paris

Aus dem Französischen übertragen von Hans Heydemann / Stuttgart 6. Nov. 2013

Als Mitteilung:

Der IPPNW-Kongress in Neu-Dehli stand unter dem Leitthema: Gesundheit – Frieden – Entwicklung. Nachdem wir nun in der Epoche der galoppierenden nuklearen Weiterverbreitung sind mit seinen unmittelbaren Auswirkungen auf das Kriegsrisiko und die Unterentwicklung, kommt es uns insbesondere zu, vorrangig die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit abzuwägen.

Nun führt die enge Verbindung zwischen den nuklearen Versuchsreaktoren, den Reaktoren zur Stromerzeugung und der Bombenherstellung zunächst zum selben Ergebnis: die exponentielle Zunahme der radioaktiven Abfälle, allesamt schädlich für die öffentliche Gesundheit. Obgleich alle „radiotoxisch“ sind und deshalb mit Vorsicht gelagert werden, werden einige ganz gesetzlich in die Natur entlassen und kommen so in täglichen Kontakt mit der Bevölkerung. Es zeigt sich, daß das dabei am häufigsten vorkommende radioaktive Element dieser Freisetzungen das „Tritium“ ist. In einem dem Kongreß-Thema gewidmeten Bericht werden wir das wahre Gesicht des Tritiums entschleiern und seine Auswirkungen auf den Menschen erklären.

Warum erregt dieses merkwürdige radioaktive Wasserstoffatom mit zwei Neutronen neben dem einzigen Proton im Kern unsere Besorgnis? Zum einen ist dieser Sender von Elektronen geringer Energie eines der Hauptelemente der Kernfusion und somit Bestandteil der „Fusion“ der H-Bombe. Zum andern wird seine künstliche Herstellung vorangetrieben durch den Bau von Versuchsanlagen und an erster Stelle des „ITER“, der bei Cadarache entsteht (es handelt sich um eine Einrichtung zur Erzeugung einer Kernfusion).

Doch in Wahrheit ist es das Abfall-Tritium, unvermeidbares Produkt sämtlicher Atomreaktoren, welches neue Probleme bereitet. Halten wir uns vor Augen, daß natürlicherseits jährlich 50 -70 Millionen Milliarden Bq (1 Bq = 1 Zerfall je Sekunde) an Tritium in der Atmosphäre durch die kosmische Strahlung entstehen. Erinnern wir uns weiter, daß die oberirdischen Atombomben-Versuche (1945 – 1963) 186 Milliarden Milliarden Bq an Tritium freigesetzt haben! Anders ausgedrückt: der durchschnittliche Gehalt an Tritium im Regenwasser auf dem Planeten ist von 0,6 Bq/l auf 350 Bq/l angestiegen!

Dann im Jahr 2000, nach Einstellung der Versuche, war der Gehalt an Tritium im Regenwasser im Mittel auf 1,2 Bq/l zurückgegangen, allerdings mit sehr großen, von Militär- und zivilen Anlagen bedingten Unterschieden. Beispielsweise kann der Gehalt an Tritium-haltigen Wasser in der Umgebung von Atomkraftwerken 10 Bq/l erreichen und um das Militär-Zentrum Val Duc herum 30 bis 100 Bq/l ! Der Gehalt an Tritium-haltigen Wasser hat sich in der Umgebung von Atom-Anlagen im Verlauf der letzten Jahre stetig erhöht, und so ist die „alte Meerschlange“ der Radiotoxität des Tritiums wieder erschienen.

Wie die CIPR (Commission Internationale pour la Protection des Rayonnements = Internationale Strahlenschutz-Kommission ISSK) 2005 feststellte, hat die wirklichkeitsgerechte Abschätzung der Toxität des Tritiums bis zu diesem Tag versagt.

Was kann man dazu in 2008 sagen? Schließlich, welche genauen Schäden verursacht Tritiums am Menschen? Welche Folgen hat die unvermeidbare Erhöhung der Tritium-Abfälle für die allgemeine Gesundheit?

  1. Tritium – was ist das eigentlich?

Jeder kennt das Wasserstoff-Atom. Es gibt davon drei Isotope:

  • Der eigentliche Wasserstoff als leichtestes und am häufigsten vorkommend, nur aus einem Proton und einem Elektron bestehend und stabil (zerfällt nicht).
  • Das Isotop „Deuterium“ D oder ²H [Schwerer Wasserstoff], bestehend aus einem Proton und einem Elektron sowie einem Neutron, ebenfalls stabil (zerfällt nicht).
  • Das Isotop „Tritium“ [Überschwerer Wasserstoff] hat einen Kern bestehend aus einem Proton und zwei Neutronen; seine Abkürzungsbezeichnungen sind T oder ³H; es ist radioaktiv und zerfällt mit einer sogen. β´-Strahlung, d.h. es sendet negativ geladene Elektronen aus.

Es findet keine Photonen-Abgabe statt; nur Photonen X oder γ dringen mühelos in Gewebe ein und durchdringen mit Leichtigkeit den menschlichen Körper.

Wenn ein β´-Strahler in einem Organismus absorbiert ist, gibt er seine Energie in einer sehr engen Zone um seinen Emissionspunkt ab. Die mittlere Energie dieser β´-Strahlung ist schwach (5,7 keV) und die von diesen β´-Teilchen zurückgelegten Strecke liegen im Mittel bei 1 µm in Wasser und in organischem Gewebe. Da aber der Durchmesser einer Zelle in der Größenordnung von 10 µm liegt, kann folglich nur die innere Verseuchung eine Rolle bei der Strahlenschädigung der Zellen spielen (Aufnahme mit der Nahrung, durch Atmung und über die Haut). Die innere Belastung hängt ab von der Form der Ablagerung.

Die physikalische radioaktive Halbwertzeit beträgt 12,3 Jahre; somit verschwindet davon natürlich jedes Jahr 5,6 % durch Umwandlung in Helium (stabil).

Das Tritium existiert in drei verschiedenen chemischen Formen:

  • tritiertes Wasser (HTO) als die am häufigsten vorkommende Form von Tritium in der natürlichen Umgebung und den Lebewesen.
  • Gasförmiges Tritium (HT).
  • An organische Materie gebundenes Tritium (OBT = Organically Bound Tritium), gefunden in Pflanzen, wo es durch Photosynthese eingebunden wird, sowie bei Mensch und Tier.

Da tritiertes Wasser chemisch identisch ist mit Wasser, wird es allgemein als stärker radiotoxisch angesehen als Tritium-Gas.

  1. Herkunft des Tritiums in der Umwelt

Natürlicher Ursprung

Dies ist hauptsächlich Folge der Einwirkung kosmischer Strahlung auf Stickstoff, Sauerstoff und Argon. Etwa 99 % dieses Tritiums ist im Wasser enthalten und folgt dessen Kreislauf (Regen, Wasserablauf, Ozean, Verdunstung…): es ist tritiertes Wasser, welches folglich in jeder lebenden Umgebung eingebaut werden kann. Natürliches Tritium ist mit 1,3 x 1018 Bq (etwa 4 kg) vorhanden, und die jährliche Neubildung beträgt 7,2 x 1016 Bq (etwa 0,2 kg Tritium).

Künstliche Erzeugung

Militär

Bei den oberirdischen Atomwaffen-Versuchen von 1945 bis 1963 wurden etwa 630 kg Tritium in die Atmosphäre geschleudert – der mittlere Gehalt an Tritium auf dem Planeten stieg dadurch von 0,6 Bq/l Regenwasser auf 350 Bq/l. Davon waren 1995 noch etwa 65 kg übrig, verteilt auf die Atmosphäre und die Ozeane. Die in der Umwelt verstreute Menge an Tritium betrug 1970 etwa 2,4*1020 Bq. Gegenwärtig sind 4,3*1019 Bq Tritium im Ozean als Folge militärischer Versuche.

Bei der Herstellung von Atomwaffen fällt Tritium an, das in die Atmosphäre freigesetzt wird. So hat 1999 allein die militärische Anlage der CEA im Val Duc davon 2,67*1014 Bq abgegeben. Im See nahe der Militär-Anlage Val Duc beträgt der Gehalt an tritiertem Wasser 30 – 100 Bq/l.

Die Militärs benutzen das Tritium in den Nuklear-Köpfen der „H-Bomben“ [Wasserstoff-Bombe] sowie auch für die Entwicklung der Fusion in inerter Sicherheitshülle. Wegen seiner verhältnismäßig kurzen Halbwertzeit muß das Tritium in den gelagerten Sprengköpfen regelmäßig ersetzt werden.

Zivile Nutzung

In den Atomreaktoren entsteht Tritium bei der Kernspaltung bestimmter Isotope des Urans und des Plutoniums in drei Bruchstücke sowie durch Neutronen-Reaktionen auf leichte Elemente im Primärkreis. Das Tritium aus der Kernspaltung verbleibt überwiegend im Brennstoff (87 %). Die Abgaben an die Umwelt betreffen in erster Linie das durch Neutronen-Aktivierung gebildete Tritium (d.h. als radioaktives Folgeprodukt, entstanden durch den Neutronenfluß). Der Ausstoß eines Leichtwasser-Reaktors betrug im Zeitraum 1995 – 1997 im Mittel 2,4*1012 Bq an gasförmigem Tritium und 1,9*1013 Bq an tritiertem Wasser. Ein Druckwasser-Reaktor mit 1.300 MWe (Megawatt elektrisch) wie die von Golfech, Cattenom oder Civeaux läßt ungefähr 15*1012 Bq überwiegend in flüssiger Form ab.

Die Freisetzung von Tritium aus der Kernspaltung geschieht vornehmlich in den Anlagen zur Wiederaufarbeitung der abgebrannten Kernbrennstoffe während der Auflösung des Brennstoffes (10*1016 Bq je 1.600 behandelter Tonnen). 1999 betrug die Abgabe der Wiederaufarbeitungs-Anlage La Hague an gasförmigem Tritium 8*1013 Bq und 1,3*1016 Bq. an tritiertem Wasser ins Meer. In Frankreich ist La Hague darum die bedeutendste Tritium-Quelle und läßt nahezu das gesamte freigesetzte Tritium in die Luft und in das Meer ab. Im Ozean sind die Konzentrationen sehr niedrig, um 1 Bq/l; in den Gewässern in der Nähe der Wiederaufarbeitungsanlage von La Hague liegen die Werte zwischen 3 und 30 Bq/l.

Die tritiumhaltigen Abfälle liegen teils in fester Form, teils in flüssiger Form vor. In Frankreich stammen die festen Abfälle vornehmlich aus dem Betrieb der Herstellung und der Entwicklung der „Direction des Applications Militaires“ [Direktion Militärische Anwendungen] des CEA (89 % des Volumens). Zur Zeit sind etwa 1.500 m³ reiner Tritium-Abfälle in fester Form (in annähernd 8.000 Fässern) in Frankreich eingelagert (Société Française de Radio Protection, SFRP 2002 [französische Strahlenschutz-Gesellschaft]). Wegen der Entweichung von Tritium-Gas werden diese von der ANDRA (Agence Nationale de gestion des Déchets Radio Actifs [Nationale Agentur zur Verwaltung radioaktiver Abfälle]) nicht angenommen und derzeit in belüfteten Gebäuden gelagert.

Denn das Tritium stellt ein gewaltiges Problem dar für die Industrie, die es erzeugt.

  1. Gefährlichkeit des Tritiums

Das Risiko der Tritium-Exposition hängt ab vom Grad der inneren Verseuchung. Das Tritium ist in Gruppe 4: „schwache Radiotoxität“ eingeordnet. Die Aktivität, unterhalb der ein Gebrauch keiner Genehmigung mehr bedarf, beträgt eine Milliarde Bq (Europäische Direktive Nr. 96/29/ EURATOM v. 13. Mai 1996). Zum Vergleich: der Schwellenwert für Plutonium beträgt 37 Bq!

Gasförmiges Tritium stellt eine Brandgefahr und eine Gefährdung durch Radioaktivität dar. Die übliche Art und Weise, das Tritium-Gas zu fassen, besteht darin, es in das noch toxischer wirkende tritierte Wasser umzuwandeln. Darüber hinaus ist es außerordentlich schwierig, Tritium zu lagern, denn es entweicht selbst durch die allerkleinsten Poren. Beispielsweise durchdringt tritriertes Wasser Beton, sofern dieser nicht mit einer besonderen Auskleidung versehen ist, und tritriertes Wasser bildet in Gegenwart von Stickstoff salpetrige Säure, die die Behältnisse zerfrißt.

Als persönliche Schutzausrüstung des Arbeiters ist das Tragen einer Maske unzureichend; es ist notwendig einen „Tritium-dichten“ Schutzanzug zu benutzen, Schutzhandschuhe aus dickem PVC zu tragen, nach Möglichkeit 2 Paar Handschuhe zum Wechseln alle 20 Minuten (Vorschrift der kanadischen Kommission für nukleare Sicherheit, 2003), und nur in Bereichen zu hantieren, die sehr gut durchlüftet sind, um so die Tritium-Konzentration der Luft gering zu halten.

Im Falle einer Kontamination der Haut ist eine Dekontaminierung durch einfaches Waschen nötig. Im Falle einer inneren Kontaminierung muß die Urinausscheidung angeregt werden durch Verabreichen von 6 bis 8 Liter Wasser täglich unter ärztlicher Aufsicht mit Überwachung von Natrium und Kalium im Blut und im Urin, um eine Vergiftung durch Wasser zu vermeiden. Die biologische Halbwertzeit verringert sich dadurch von 10 – 12 Tage auf 3 – 4 Tage.

Für Trinkwasser empfehlen die Richtlinien der WHO (1993) einen Grenzwert von 7.800 Bq/l. Die für die Qualität des für den menschlichen Genuß bestimmten Wassers maßgebliche Europäische Richtlinie 98/83/CE legt als Indikator für eine Kontamination „die Konzentration an Tritium“ fest und schlägt als Warnschwelle den Wert von 100 Bq/l vor. Eine Ratsempfehlung der Regierung von Ontario/Kanada hatte 2003 vorgeschlagen, den erlaubten Höchstwert an Tritium im Trinkwasser innerhalb von 5 Jahren auf 20 Bq/l zu senken, und sieht eine noch viel weitergehende Verringerung vor.

  1. Das Tritium – was tut es uns an?

(Die Frage nach der Aufnahme und der Ausscheidung von Tritium und was daraus folgt)

Seit der „CIPR 60“[Internationale Strahlenschutz-Kommission ISSK], die die Strahlenbiologie des Tritiums in den Marmor geschrieben hat, wissen alle Strahlenschützer, daß sich dessen Radiotoxität auf dreierlei Weise äußert. Aus folgenden Gründen:

  • Weil die Art und Weise des Eindringens von Tritium-Gas, von tritiertem Wasser und von organischen Molekülen „OBT“ sich grundlegend von einander unterscheiden: das erstere gelangt auf dem Atemweg in den menschlichen Körper, das zweite durch Aufnahme von Trinkwasser und die letzteren werden allein mit der Nahrung aufgenommen.
  • Weil die Verteilung im Organismus ebenfalls sehr unterschiedlich ist:

Das eingeatmete Tritium-Gas verteilt sich im gesamten weichen Gewebe, doch ist die Aufnahme von Tritium-Gas etwa 1.000mal schwächer als die von tritiertem Wasser; die effektive Halbwertzeit (die die physikalische und die biologische Halbwertzeit berücksichtigt) beträgt etwa 10 Tage.

Tritiertes Wasser breitet sich in der Gesamtheit der flüssigkeitsführenden Abteilungen des Menschen aus, d.h. zugleich innerhalb und außerhalb der Zellen. Es wird durch Schweiß und Urin-Ausscheidungen entfernt. Doch 3% wandeln sich um in OBT. Die [biologische] Halbwertzeit beträgt maximal 40 Tage.

Die OBT treten in den Stoffwechsel ein je nach der Art des organischen Bestandteils, und ihre effektive Halbwertzeit beträgt maximal 550 Tage. Doch gilt es zu beachten, daß es außer zu dem betreffenden Stoffwechsel eine starke Bindungs-Neigung der OBT zu den Lipiden des Gehirns besteht.

In dieser verworrenen Lage hat die ISSK mehrmals Modelle vorgeschlagen, die die unterschiedlichen relativen biologischen Wirkungen (EBR) berücksichtigen, und sie hat auch ein Rechenverfahren für die biologische Kinetik des Tritiums vorgeschlagen. Die globalen Ergebnisse ergeben nach letzter Lesung (die Toxität ist hierin ermittelt aus der Einheit der Zerfälle durch die Einheit der Radioaktivität):

Tritium-Gas: 1,8 10-15 Sv je Becquereltritiertes Wasser: 1,8 10-11 Sv je BecquerelOBT: 4,1 10-11 Sv je Becquerel

Diese Bewertung zeigt den Anteil des Tritiums an der Jahres-Grenzdosis für den Menschen mit 1 µSv ; die globale Jahres-Grenzdosis für die Bevölkerung insgesamt beträgt 1 mSv *).

Dies erklärt auch die wenigen Fälle eingeräumter Umweltbelastungen durch Tritium, und es erklärt außerdem die wiederholten Forderungen der Atomanlagen-Betreiber, die legale Freisetzung dieser RadionukleÏde zu erhöhen.

Die Auflehnung der Strahlenbiologen

Angefangen hat alles mit dem Einwand von MEWISSEN in 1978 (1). Seine ursprüngliche Absicht war, die krebserzeugende Auswirkung des Tritiums an neugeborenen Mäusen zu untersuchen. Er hat zunächst die Wirkung tritierten Wassers untersucht und dann eine traditionelle OBT mit markiertem Thymidin versucht und hat eine Vielzahl von Ergebnissen und eine große Bandbreite der Schädigungen gefunden, die in diesem Fall nicht reproduzierbar waren, insbesondere hinsichtlich der Chromosomenbrüche.

Er hat dann versucht, die DNA, die RNS und die Tritium markierten Proteine abzutrennen.

Seine Schlußfolgerung war einfach: nichts ist so verschiedenartig wie die Auswirkungen des Tritiums in der Zelle, und folglich ist die Berechnung einer Dosis nicht möglich, die eine einheitliche Verteilung voraussetzt. Daraufhin hat er eine Überarbeitung der offiziellen Normen gefordert, jedoch ohne jeglichen Erfolg.

Man mußte bis 1999 auf die Arbeiten des Japaners WANG et al (2) warten, um zu beginnen die wirklichen intrazellulären Auswirkungen der OBT zu verstehen. Erinnert man sich an die gewaltige Entdeckung der Rolle des Proteins P53 mit seiner Fähigkeit, den Zellenzerfall hervorzurufen (d.h. den programmierten Tod), erinnert man sich weiter an seinen mitochondrialen Ursprung (d.h. die Zell-Organiten erzeugen auf Befehl Proteine und statten diese mit DNA und RNS aus), dann kann man der Begründung von Wang folgen. Wenngleich das Tritium nur geringe Möglichkeiten hat, sein Elektron in einen Kern zu senden angesichts des geringen zurücklegbaren Weges, selbst wenn Schädigungen an den Chromosomen nachgewiesen sind, kann es hingegen sehr leicht die Mitochondrien der Zelle schädigen, und eine Möglichkeit diese Auswirkung zu messen besteht in der Dosierung des P53. Wang hat Zellkulturen von Maus-Embryos verwendet und diese einer schwachen γ-Strahlung, tritiertem Wasser und einer OBT, dem Methyl-H³-Thymidin, unterzogen. In allen Fällen ergab sich eine verminderte Zellteilung und insbesondere eine gesteigerte Ausscheidung von P53, 2 Stunden nach der Einwirkung und dies vor Eintritt des Zellentodes. Darüber hinaus zeigte sich, daß bei den trächtigen Weibchen, denen tritiertes Wasser zu trinken gegeben wurde, der Anteil an Nachkommen mit Zelltod im Gehirn deutlich größer war als bei jenen, die einer γ-Strahlung ausgesetzt waren.

Angeregt von diesen Ergebnissen wurde das Einheitsmodell der CIPR/ISSK erneut in Frage gestellt durch Arbeiten von HAMBY und PALMER in 2001 (3) sowie von RICHARDSON und DUNFORD in 2003 (4). Diese schlagen vor, die biologische Wirkung der OBT mit dem dreifachen Wert anzusetzen, und weisen vor allem auf die besondere Toxität und insbesondere die der OBT für das Gehirn hin.

Ausgehend von dieser Feststellung einer besonderen Affinität des Tritiums zu den Lipiden des Gehirnes hat der Inder BHATIA in 2005(6) die Auswirkungen der nicht austauschbaren OBT, induziert durch tritiertes Wasser, auf das Gehirngewebe untersucht. Er hat dazu Mäuse im Alter von einer bis 3 Wochen verwendet und die in das Kleinhirn eingebrachten „Purkinje-Zellen“ untersucht. Bei der Behandlung mit tritiertem Wasser nimmt das Zellen-Volumen ab, und zwar stärker als nach einer Bestrahlung mit γ-Strahlen, und die Pycnocytose wird angeregt. Anschließend hat er die Kleinhirn-Ströme untersucht, um die Folgen der Tritium-Vergiftung auf die geistigen Fähigkeiten abzuschätzen. Er hat dabei eine Verringerung sowohl der Amplitude als auch der Frequenz des Potentials festgestellt. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse hat er eine starke Erhöhung der EBR (Efficacité Biologique Relative = relative biologische Wirksamkeit) der OBT für das Gehirn gefordert und die Debatte neu angestoßen über die Gefährlichkeit schwacher Dosen des Tritiums, zumindest in Form der OBT, auch wenn die Betreiber von Atomanlagen darauf beharren, diese als vernachlässigbar anzusehen.

Was ist daraus zu schließen?

Die Infragestellung des beruhigenden klassischen Modells zur Toxität des Tritiums steht hinsichtlich der OBT auf der Tagesordnung. Dies betrifft zuerst das Abfall-Tritium in seiner Form als tritiertes Wasser, weil dieses die OBT erzeugt. Die wichtigsten Lieferanten dieses Giftes sind die militärischen Reaktoren (8), moderiert mit Schwerwasser, und die Wiederaufarbeitung der nuklearen Abfälle. Die nukleare Weiterverbreitung verschlimmert diesen Zustand. Die Vorhaben der nuklearen Fusion lassen eine noch größere Erzeugung und Freisetzung an Tritium erwarten.

Der Abgeordnete Christian Bataille stellt fest, daß das Tritium für die menschliche Gesundheit nicht bestreitbare Gefahren darstellt, die nie vergessen werden dürfen. Er fügt hinzu: „Die verantwortlichen Behörden der atomaren Einrichtungen, ob zivil oder militärisch, müssen sich bewußt sein, daß die Freisetzung von Tritium in die Umwelt in den kommenden Jahren zu einem Hauptproblem und sicherlich zu einem der Hauptgründe des Anti-Atom-Protestes werden wird.“

Wir Mediziner rufen jetzt dazu auf, die Tritium-Frage zu einer Hauptachse unserer Kampagne „ICAN“ zu machen, denn das Ende seiner Herstellung und somit seiner Freisetzung wäre ein gutes Zeichen für die Schaffung einer Welt ohne Atomwaffen.

*) Das SIEVERT (Sv) ist die Einheit für den Zerfall unter Berücksichtigung späterer Strahlenschäden beim Menschen. Es ist die absorbierte Dosis ausgedrückt in Gray (Joule/kg) gewichtet mit einem Faktor der Strahlung Wr und einem Faktor für bestrahltes lebendes Gewebe Wt.

BIBLIOGRAPHIE

1- MEWISSEN DJ, FUREDI M, UGARTE A, RUST JH. Comparative incorporation of tritium from triated water versus triated thymidine, uridine and leucine. Curr. Top Radiat. Res. 0 1978, 12, 1-4, 225-54

2- WANG B, TAKEDA H, GAO WM, ZHOU XY, ODAKA T, OHYAMA H, YAMADA T, HAYATA I. Induction of apoptosis by beta irradiation from tritium compounds in mouse embryonic brain cells. Health phys. 1999, 77-1, 16-23

3- HAMBY DM, PALMER TS, Analysis of an internal kinetic model for free and bound tritium. Health phys. 2001, 81-4,426-37

4- RICHARDSON RB, DUNFORD DW. A biochemical based model for the dosimetry of dietary organically bound tritium-part 2: Dosimetric evaluation. Health phys. 2003, 85-5, 539-52

5- ICRP Relative biological effectiveness, Quality factor, and radiation weighting factor 2004, IAN FAIRLIE comments, 2004

6- BHATIA AL. Radiation risk: technological perspective and public perception of tritium toxicity in the environment. Proc. 9th international conference on environmental science and technology, 2005

7- ROUSSEL-DEBET S, OIERRARD O, RENAUD Ph. Tritium, carbone 14: mythe ou réalité? Contrôle (asn) 2007, 177, 79-84 ASN Ed.

8- GUETAT Ph, LE GOFF P et al Apport de la surveillance du centre CEA VALDUC sur la connaissance des transferts de l’eau tritiée dans les différents compartiments de l’environnement, RADIOPROTECTION, 48,3, 2013.

„nuclear justice now!“

Veranstaltung am Montag, 05. Juni 2023, 19.00 Uhr in der Kinemathek Karlsruhe Kaiserpassage 6, 76133 Karlsruhe, www.kinemathek-karlsruhe.de

Bundesweite Veranstaltungsreihe mit Betroffenen von Atomtests auf den Marshall-Inseln

Vortrag und musikalische Beiträge. Im Anschluss ausführliches Publikumsgespräch – Veranstaltung auf Englisch mit deutscher Übersetzung Eintritt frei

Mit dem Projekt ‚Nuclear Justice Now!‘ machen wir auf die Langzeitfolgen der über 2.000 Atomwaffentests aufmerksam, die bis heute für unzählige Menschen zu unermesslichem Leid führen. Nach einer Studie der internationalen Ärztinnen und Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) kam es allein durch oberirdische Atomwaffentests bis zum Jahr 2000 zu 430.000 zusätzlichen Krebstoten. Die betroffenen Regionen liegen fernab von den testenden Staaten und sind überwiegend von einer nicht-weißen Bevölkerung und ethnischen Minderheiten bewohnt.

So führten die USA zwischen 1946 und 1958 67 Atombombentests auf den Marshallinseln durch. Einige Atolle wurden dadurch unbewohnbar. Die Bewohner*innen wurden vor und während der Tests nicht informiert und geschützt, über die humanitären und ökologischen Folgen der Tests wurde gar nicht oder viel zu spät aufgeklärt. Die daraus resultierenden Umwelt- und Gesundheitsschäden, sowie die in den Gebieten weiterhin bestehenden Risiken wurden nicht erfasst. Angemessene Hilfen und Entschädigungen für die Opfer sind bis heute nicht erfolgt.

Als ehemalige Kolonialmacht dieser Inseln und Staat der nuklearen Teilhabe trägt auch Deutschland eine Verantwortung gegenüber den betroffenen Menschen.

Zusammen mit anderen Friedensorganisationen haben die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen DFG-VK Aktivist*innen von der Marshallese Educational Initiative aus den USA nach Deutschland eingeladen, um über die furchtbaren Folgen der Atomwaffentests für Mensch und Umwelt auf den Marshallinseln zu berichten. Dort wurden von den USA zwischen 1946 und 1958 67 Atomwaffentests durchgeführt.

Worum es uns bei dem Projekt geht

Mit „Nuclear Justice Now!“ wollen wir in der Zivilgesellschaft und bei Abgeordneten ein Bewusstsein für die Gefahren und Folgen von Atomwaffen und Atomwaffentests schaffen und die Notwendigkeit eines Verbots von Atomwaffen unterstreichen. Dabei wollen wir nicht nur über die Betroffenen reden, sondern sie selbst zu Wort kommen lassen.

Wir wollen den Druck auf verantwortliche Politiker*innen erhöhen, ihre Versprechen zu Opferfonds und Mittel für Umweltsanierung in die Tat umzusetzen.

Gleichzeitig soll das Projekt unsere Forderung nach dem Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag voranbringen.

Gerade uns in Deutschland sollte das Schicksal der Marshallinsel und ihrer Einwohner*innen besonders interessieren, schließlich war Deutschland von 1899 bis 1919 Kolonialmacht der Marshallinseln. Außerdem steht Deutschland heute noch unter dem sogenannten „nuklearen Schirm“ der USA, die die Atomwaffentests zur Entwicklung ihres Atomwaffenarsenals durchführten.

Wer wir sind
Das Projekt ist eine Kooperation der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), des Netzwerk Friedenskooperative und der Marshallese Educational Initiative (MEI).

Beteiligt an der Planung und Umsetzung des Projekts sind junge Mitarbeitende und Ehrenamtliche aus den zwei oben genannten deutschen Organisationen. Sie alle waren Teil der Jugenddelegation der DFG-VK zur 10. Überprüfungskonferenz des NVV, wo sie die jungen Aktivist*innen von den Marshallinseln kennenlernten und die Idee zum Projekt entstand.

Weitere Infos: www.un-delegation.dfg-vk.de/nuclear-justice-now/

Kontakt in Karlsruhe: dfg-vk.karlsruhe@posteo.de

Leserinnenbrief von Brigitte Schilli,

Eggenstein-L. vom 11.3.2023

Zum BNN Artikel „Verzögerung beim AKW-Rückbau“ vom 6. März:

Zeit zum Ehrlichmachen

Wie schmallippig diejenigen werden, die noch bis vor kurzem für längere AKW-Laufzeiten, für Erneuerung der Brennstäbe (aus Russland) plädiert haben und beim Thema „Wohin mit dem ganzen AKW-Abrissmüll aus Philippsburg?“, oder wohin mit den Forschungsruinen im Hardtwald KIT Campus Nord es erstaunlich leise bleibt! Von der bis jetzt gescheiterten Endlagersuche für den in den Zwischenlagern geparktem hoch/mittel radioaktiven Atommüll ganz zu schweigen. Keiner braucht überrascht tun, weil die „Verschiebebahnhöfe woanders hin“ – in dem Fall in den Enzkreis – nicht mehr reibungslos funktionieren.

2018 betonte Landrat Schnaudigel, dass er für alle mineralischen AKW-Abrissabfälle ein Deponie-Konzept für den Landkreis Karlsruhe vorlegen werde, hatte aber, das war damals schon absehbar, die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Alle privater Deponie- und Recycling-Firmen im Landkreis Karlsruhe nehmen die von den AKW-Betreibern selbst „freigemessenen“ mineralischen AKW-Abfälle nicht an, weil sie um ihr zukünftiges Geschäft fürchten.

Man hat die Winkelzüge des Umweltministeriums Baden-Württemberg, die Tricksereien mit den Grenzwerten des umstrittenen 10-Micosivert-Konzepts erkannt, dass es einfach nicht stimmt, dass dieser gemischte mineralische „Freimessmüll“ frei von radioaktiven Stoffen ist.

Es wäre an der Zeit, dass sich die Politik ehrlich macht, statt das seit 40 Jahren fragwürdig betriebene St. Floriansprinzip anzuwenden – Landkreise, die noch über eine städtische Deponie verfügen, per Rechtsstreit zur Abnahme zwingen zu wollen. Abrissmüll aus AKWs und den der Atomforschungsruinen sollten unter Atomaufsicht bleiben, statt ihn nach einer sogenannten „Freimessung“ (ein verharmlosendes Wort) der Bevölkerung als normalen Bauschutt durch die Hintertür unterjubeln zu wollen und damit in die Umwelt oder den Wirtschaftskreislauf zu bringen.

Leserbrief von Harry Block

Zum BNN Artikel „Neue Halle nimmt erste Container auf “ vom 16. März, in dem es um die Zwischenlagerung von radioaktivem Abfall ging:

Hohe Last für Steuerzahler

Der „Tatortreiniger“ im KIT Nord, die KTE (Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH), leistet notwendige Abrissarbeiten am teuren, immer noch hochgefährlichen Erbe des Atomzeitalters im ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe. Über 600 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen versuchen, die teilweise hochradioaktiven Altlasten der Atomzeit des KIT Nord in möglichst sichere Form zu bringen.

Die in dem alten Zwischenlager (zu 92 Prozent gefüllt) bereitgestellten über 70.000 Atommüllfässer, die in circa 7.000 Konrad-Container und rund 7.000 Einzelabschirmungen zusammengefasst sind, warten auf ihren Abtransport zum Schacht Konrad (geplant war mal ab 2027). Um weiterhin abreißen zu können, wurde Ende Februar ein neues Zwischenlager für 23 Millionen Euro in Betrieb genommen, das eine Kapazität für weitere 1.600 Konrad-Container hat. Wann das alte und das neue Lager dann ihre radioaktiven Abfälle in das sogenannte „Endlager Konrad“ mit zwei Zügen pro Woche über viele Jahre hinweg abgeben können, steht aber immer noch in den Sternen.

Diese Abrissarbeiten machen deutlich, dass mit dem Ende der friedlichen atomaren Nutzung nicht die Probleme dieser Hochrisikotechnologie beendet sind. Ganz im Gegenteil. Der Abriss stellt nicht nur für die Mitarbeiter eine körperliche Belastung dar, sondern auch für die Umwelt, weil radioaktive Emissionen auch mit den besten Filtern, die im KIT zum Einsatz kommen, nicht vollständig beseitigt werden können.

Redet man bei Abriss von Atomkraftwerken wie Philippsburg oder dem Mehrzweckforschungsreaktor im KIT von einer radioaktiven Strahlung im Millisievert-Bereich, so steigt diese in der seit über 20 Jahre stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage (WAK) auf mehre 100 Sievert an (tödliche Strahlendosis liegt bei 5 bis 7 Sievert). Dies stellt die KTE vor die sehr schwierige Aufgabe, diese tödlichen Strahlungsbereiche fernhantiert zu zerlegen und „sicher“ in Lagerbehälter zu verbringen. Diese müssen dann aber in das ebenfalls neue Zwischenlager für weitere 6.000 Fässer mittelaktiven Atommülls gebracht werden.

Die Kosten für alle Lager im KIT Nord, den Abriss der Atomreaktoren, der Heißen Zellen und der zu der WAK gehörenden Verglasungsanlage verschlingen jährlich Hunderte von Millionen Euro. Auch dies gehört zur Bewertung der angeblich so billigen Atomenergie, deren Entsorgungskosten heute alle zu Lasten der Steuerzahler gehen. Die Tausende von Tonnen Beton und Stahl für die alten und neuen Lager im KIT, wie auch die anderen an den jeweiligen AKW-Standorten, und die Hunderte Tonnen Stahl für die Behälter für die sogenannte „Endlagerung“ verweisen auch die Mär von der klimaneutralen Atomkraft ins Reich der Märchen.

Busfahrt zur Fukushima – Demo am 11. März 2023 zum AKW-Neckarwestheim

Mitfahrgelegenheit zur Demo nach
Neckarwestheim zum Atomkraftwerk GKN 2
am Sa., 11.03.2023
Anmeldung unter initiative@anti-atom-ka.de

Hallo Anti-Atom-Bewegte,

die Anti-Atom-Ini KA unterstützt die Abschalt-Demo in Neckarwestheim und wir haben mehrere Stadtmobil 9-Sitzer gebucht um gemeinsam von Karlsruhe zur Demo nach Neckarwestheim zu fahren.
Jede und jeder von euch ist wichtig: Fahrt mit!

Abfahrt am 11.03.23 um 11 Uhr am KA Hbf Süd.
Verbindliche Anmeldung mit Vor- und Zuname, E-Mailadresse und Handy-Nr. unter: initiative@anti-atom-ka.de.
Fahrpreis 15 €, weniger ist auch möglich – nach Selbsteinschätzung.