Rechte Sicht auf die Atomkraft am Beispiel des Karlsruher Bundestagsabgeordneten und Gemeinderatsmitglied Dr. Paul Schmidt

von Harry Block, Dez. 2025

Am 21. Mai 2025 hielt Dr. Paul Schmidt vor dem Deutschen Bundestag seine erste Rede und stellte sich mit folgenden Worten vor:

„Ich bin Kerntechniker in der zweiten Generation. Mein Vater hat im Kernforschungszentrum Karlsruhe eine Forschungsgruppe geleitet. Ich selbst habe nach der Promotion 25 Jahre in der Kerntechnik gearbeitet. Bis zur Abschaltung 2011 war ich Betriebsphysiker im Siedewasserreaktor KKP 1 in Philippsburg, danach bis zur Abschaltung Ende 2019 Betriebsphysiker im Druckwasserreaktor KKP 2. Seit 2014 bin ich zudem Betriebsrat in Philippsburg.

Betriebsphysiker waren in Deutschland in 25 Kernkraftwerksblöcken unverzichtbar. Jetzt kann man meinen Beruf in Deutschland gar nicht mehr ausüben. Ähnliches gilt für die Berufe vieler meiner Kollegen an den verschiedenen Kernkraftstandorten im Land. Wir alle hatten gehofft, dass sie von der Union nun endlich das versprochene Rückbaumoratorium in Kraft setzen und der Albtraum des Kernenergieausstiegs beendet wird. Wir wurden bitter enttäuscht!“

Diese persönlich motivierte, berufliche Enttäuschung über den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie machte ihn zum lautstarken Trommler in der AfD für die absurde Vorstellung der Wiederinbetriebnahme der letzten stillgelegten Atomkraftwerke in Deutschland, wie auch die Forderung nach neuen Atomkraftwerken.

Weitere sechs Reden hat er seither im Bundestag gehalten, die immer um das Thema „Atom“ (Endlagerung, Castortransporte) kreisten.

Am 10 Juli 205 holte er im Bundestag zum Rundumschlag gegen die Windenergie aus und endete mit der Feststellung:

„Wenn wir wirklich mehr CO2-armen Strom im deutschen Netz haben wollen, brauchen wir mehr Grundlastenergie, also mehr Kernenergie.“

Am 25. September stellte er in seiner Rede im Bundestag fest, dass seine Fraktion eine Arbeitsgemeinschaft „Kernkraft“ eingerichtet hat, weil

„Weltweit sind 439 Kernreaktoren in Betrieb und 69 in Bau“ … und endete mit:

„Echte Technologieoffenheit gibt es nur mit Kernkraft.“

Nur nebenbei: Bei dem im Bau befindlichen Atomkraftwerken befinden sich 41 in China und 23 in Russland.

Man könnte nun viel zum Pro und Contra Atomkraft ausführen. Lassen wir Herrn Schmidts ehemaligen Chef der EnBW, Georg Stamatelopoulos, zum Thema Atomkraft zu Wort kommen. Auf einer Pressekonferenz der EnBW am 2. April 2025 führte er aus:

„Kernkraftwerke: Also was die Zukunft betrifft, wenn wir die aktuell verfügbare Technologie betrachten, dann kommt mir immer in den Sinn, das Beispiel der Anlage, die aktuell in UK gebaut wird, das ist Hinkley Point, das ist ein Doppelblock mit einer Gesamtleistung von 3.200 Megawatt und Investitionskosten, heute geschätzt, von 53 Milliarden Euro. Nur diese Kombination zeigt, dass die Kernenergie, so wie wir die kennen, nicht wirtschaftlich ist. Ich nenne immer zum Vergleich unser Investitionsprogramm bei der EnBW bis zum Jahr 2030. Im Übrigen, das ist das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der Firma. Wir wollen über 40 Milliarden Euro bis 2030 investieren in allen Bereichen, wo wir unterwegs sind.

Und wir sind ein vollintegriertes Unternehmen. Wir haben Netze, wir haben Erzeugung, Handel, wir haben direkten Kontakt zum Kunden, wir haben Elektromobilität. Also in allen diesen Bereichen wollen wir 40 Milliarden Euro investieren und das reicht nicht mal, um ein Kernkraftwerk zu bauen. Also es ist nicht nur die Sache der Wirtschaftlichkeit, es ist auch eine Frage des Risikos.“

In den übrigen Reden von Herr Schmidt kritisiert dieser die gesamte Energiepolitik der Bundesregierung, einschließlich der Förderung erneuerbarer Energien. Er und die AfD setzen dabei nicht auf die alternativen Energieformen. Sie wollen eine Rückkehr zur Kernkraft und fossilen Brennstoffen. Er und die AfD (nur nebenbei auch die CDU) fordern kleine Atomreaktoren – die sogenannten Small Modular Reaktors.

Dazu sagte der EnBW-Chef Stamatelopoulos auf der gleichen Konferenz von oben:

„Diese SMR-Entwicklung, also Small Modular Reaktors, die ist da, hat ein gewisses Potenzial wirtschaftlich zu werden durch die Modularisierung, aber das ist auch keine erprobte Technologie. Es gibt ca. 70 Firmen, die solche Konzepte entwickeln. Gebaut sind weltweit drei Anlagen, eine in China, eine in Russland und eine in Indien. Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, 20 Megawatt in China, 30 Megawatt in Russland und 230 in Indien. Ob man die letzte als Small noch bezeichnen kann, ist erstmal dahingestellt, aber es gibt kein kommerziell verfügbares Produkt.“

Es bleibt festzuhalten: Der Fokus der AfD und von Herrn Dr. Schmidt (auch noch Mitglied im Karlsruher Gemeinderat) liegen auf Kernkraft und fossilen Kraftwerken und fordern die sofortige Wiederinbetriebnahme von Nordstream 2. Sie lehnen auchGeothermie- und Windkaftprojekte mehr oder minder kategorisch ab. Ihre Begründungen sind: Gefährlichkeit oder Landschaftsverschandelung (Frau Dr. Weidel: „Windmühlen der Schande“).

Über den von der AfD geleugneten menschlich verursachten Klimawandel in den letzten 100 Jahren (AfD-Grundsatzprogramm „Das Klima wandelt sich, solange die Erde existiert. … Seit die Erde eine Atmosphäre hat, gibt es Kalt- und Warmzeiten.“) könnte man noch viele Seiten schreiben.

Das JRC hat der europäischen Gemeinschaft ein Fehlgutachten über die Anwendung der Atomenergie = Taxonomievereinbarung geliefert.

Von Harry Block, Oktober 2025

Förderung der europäischen Atomenergie durch wissenschaftliche Inkompetenz

Joint Research Centre Karlsruhe darf keine Genehmigung für die Forschung an atomaren Brennstoffen im neuen Gebäude M bekommen.

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat 2021 eine Untersuchung in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse weitgehend unbeachtet blieben:

Fachstellungnahme zum Bericht des Joint Research Centre der Europäischen Kommission „Technical assessment of nuclear energy with respect to the ‘do no significant harm’ criteria of Regulation (EU) 2020/852 (‘Taxonomy Regulation’)”

Unter besonderer Berücksichtigung der Kriterieneignung für die Aufnahme der Kernenergie in die EU-Taxonomie“

Das Ergebnis der Nachprüfung ist vernichtend. Ich habe die wichtigsten Aussagen der 66 Seiten hier vollständig zitiert:

„Vorliegende Fachstellungnahme kommt zum Ergebnis, dass im JRC-Bericht Schlussfolgerungen getroffen wurden, deren fachliche Herleitung an zahlreichen Stellen nicht nachvollzogen werden kann. Darüber hinaus wurden Themenbereiche mit hoher Umweltrelevanz im JRC-Bericht nur sehr reduziert dargestellt bzw. ausgespart. So werden die Auswirkungen schwerer Unfälle – die es in den vergangenen Jahrzehnten der Nutzung dieser Energieform bereits mehrfach gegeben hat – auf die Umwelt nicht in die Bewertung der Taxonomie-Fähigkeit der Kernenergienutzung einbezogen. Dadurch stellt sich die Frage, ob das JRC einen zu engen Betrachtungsmaßstab wählt. Der genannte sowie weitere in dieser Fachstellungnahme aufgeführte Aspekte legen diesen Schluss nahe.

Ferner zeigt die vorliegende Fachstellungnahme auf, dass das JRC Themen zwar anreißt, diese dann allerdings nicht weiter berücksichtigt, obwohl sie in die Bewertung der Nachhaltigkeit der Kernenergienutzung einzubeziehen sind. Die Notwendigkeit, diese zu berücksichtigen, ergibt sich teilweise daraus, dass Auswirkungen auf die weiteren Umweltziele der Taxonomie-Verordnung bei einer umfassenderen Betrachtung zu erwarten sind oder zumindest nicht ausgeschlossen werden können. In anderen Fällen ergibt sie sich daraus, dass sich die Taxonomie-Verordnung in ihrem Nachhaltigkeitsverständnis auf den UN-Ansatz der Agenda 2030 bezieht, die etwa auch die Ziele „Berücksichtigung künftiger Generationen“ und „partizipative Entscheidungsfindung“ enthält.

Eine Nachhaltigkeit, insbesondere auch für künftige Generationen, kann nur gewährleistet werden, wenn frühzeitig versucht wird, eine Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen und den adäquaten Umgang künftiger Generationen mit der Kernenergienutzung und deren Hinterlassenschaften bzw. Abfällen zu ermöglichen und einen langfristigen Informations- und Wissenserhalt sicherzustellen. Prinzipiell ist festzustellen, dass das Problem der Entsorgung radioaktiver Abfälle bereits durch frühere Generationen auf heute verschoben wurde und zwangsläufig vielen weiteren Generationen „erhalten bleiben“ wird. Das vom JRC beschriebene Prinzip der (Zitat) „no undue burdens for future generations“ (Seiten 205 ff.) ist damit bereits (nicht heilbar) verletzt, die DNSH-Hürde bereits verletzt. Die Erzeugung großer Mengen gefährlicher Abfälle wird über Jahrzehnte ohne existierende und wirksame Entsorgungslösung fortgesetzt. Das JRC sagt selbst, dass die primäre und beste Strategie des Waste Management ist, radioaktive Abfälle erst gar nicht zu erzeugen. Diese Bewertung wird jedoch im Bericht nicht konsequent angewendet.

Der JRC-Bericht betrachtet die Folgen und Risiken der Kernenergienutzung für Mensch und Umwelt sowie für nachfolgende Generationen nur unvollständig oder spart diese in seiner Bewertung aus. Soweit er sie behandelt, werden die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens zum Teil nicht korrekt berücksichtigt. Der JRC-Bericht liefert somit einen unvollständigen Beitrag, mit dem die Nachhaltigkeit der Kernenergienutzung nicht umfassend bewertet werden kann.“

Die Taxonomie-Einstufung der Atomenergie durch das JRC war, wie oben ausgeführt, fehlerhaft und als Gesamtkonsequenz ein für die klimaneutrale und sichere Energiebereitstellung eine wissenschaftliche Katastrophe. Dies ist ein von der Öffentlichkeit weitgehend verschwiegener Skandal. Die Vereinbarung müsste eigentlich noch einmal in das EU-Parlament gebracht und in Sachen Atomenergie zu Fall gebracht werden.

Die Anti-Atom-Initiative Karlsruhe begleitet seit vielen Jahren sehr kritisch die Forschungsaktivitäten des JRC in Sachen Brennstoffentwicklung für Atomkraftwerke und die dazu notwendige Herstellung von kleinen Brennstäben, die im Ausland in Atomreaktoren eingesetzt wurden. Sie kamen nach dem Einsatz nach Karlsruhe zurück und wurden in den heißen Zellen des JRC dann auf ihre Radionuklidzusammensetzung weiter untersucht. Dies war immer auch mit Abgabe von Alpha-Strahlung = Plutoniumabgabe über die Abluft verbunden. Diese Forschung stockt derzeit, weil der Neubau des Forschungs- und Lagerkomplexes ´Bau M´ immer noch nicht abgeschlossen ist. Wir haben schon oft bemängelt, dass die Transparenz des JRC in Sachen Atomforschung – die anderen Bereiche des JRC wie Ausbildung und Medizinforschung betrifft das nicht – sehr zu wünschen übrig lässt. Das Ergebnis dieses Fachberichtes bestärkt uns in unserer Haltung, dass es am JRC in Karlsruhe keine weitere Forschung in Sachen Brennstoffentwicklung geben darf. Das Umweltministerium darf die anstehende Genehmigung für den Betrieb nur unter strikten Auflagen = keine Brennstoffforschung genehmigen.

Kosten der ´Entsorgung´ der radioaktiven Atomabfälle ist im Bundeshaushalt ein Fass ohne Boden.

Beitrag von Harry Block

Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit stehen für seine Arbeit im Jahr 2024 insgesamt 2,403 Milliarden Euro (= 2.403.000.000 Euro) zur Verfügung. In dessen veröffentlichter Tabelle (siehe Text unten) wurden davon für Zwischenlagerung und Endlagerung radioaktiver Abfälle 1.144.100.000 Euro ausgegeben.

Kosten der ´Entsorgung´ der radioaktiven Atomabfälle ist im Bundeshaushalt ein Fass ohne Boden.

2,4 Milliarden Euro ist der Gesamtetat des Umweltministerium Deutschlands. 50 Prozent des Etats 2024 flossen dabei in nukleare Entsorgung oder in nukleare Sicherheit. Echter Umwelt- und Naturschutz (146.143.000 Euro) bleiben auf der Strecke:

PostenAusgaben des BMUV 2024
Zwischenlagerung und Endlagerung radioaktiver Abfälle1.144.100.000 EUR
Umweltschutz313.188.000 EUR
Umweltbundesamt183.556.000 EUR
Bundesministerium145.740.000 EUR
Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz137.954.000 EUR
Naturschutz146.143.000 EUR
Bundesamt für Strahlenschutz83.591.000 EUR
Zentral veranschlagte Verwaltungseinnahmen und -ausgaben83.930.000 EUR
Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung68.818.000 EUR
Bundesamt für Naturschutz56.361.000 EUR
Verbraucherschutz40.386.000 EUR

Zu diesem Trauerspiel passt auch, dass im April 2025 die Neue Lagerhalle für mittelaktive, radioaktive Abfälle auf dem KIT Campus Nord in Karlsruhe in Betrieb ging.

Die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE) ist für den Rückbau aller stillgelegten Atomanlagen des ehemaligen Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK) zuständig. Im altem Lager, das seit 1985 in Betrieb ist, lagern derzeit rund 2.400 Fässer. Dessen Kapazität wurde nun um 2.000 mittelradioaktive Abfallfässer erweitert. Dazu kommen auf dem Gelände noch rund 77.000 Fässer mit schwachradioaktiven Abfällen. Auch dieses Lager ist voll und muss durch ein neues Lager erweitert werden.

Die Kosten des Rückbaus in Karlsruhe beliefen sich bisher auf über 2,5 Milliarden Euro. Davon haben die Betreiber gerade mal 0,5 Milliarden übernommen. Den Rest zahlen wir SteuerzahlerInnen. Ein Ende der Kostenspirale ist nicht abzusehen, weil sich die Betreiber neuerdings auch nicht mehr an den Endlagerkosten beteiligen.

Dazu gehören auch die Kosten der Zwischenlagerung von mittelaktivem und hochaktivem Abfall an den ehemaligen Atomstandorten. Allein Philippsburg kostet über 100 Millionen im Jahr.

Auch die sogenannte ´Endlagerung´ von mittelaktive Atommülls in Schacht Konrad steht noch aus. Die Befüllung wurde ständig verschoben. In den 2030er Jahren soll das Endlager in Betrieb gehen und Platz für bis zu 303.000 Kubikmeter Atommüll bieten.

Noch besteht keine Aussicht auf ein unterirdisches Lager dagegen für die rund 1.900 wärmeentwickelnden, hochradioaktiven Atommüllbehälter (= Castoren) an den 18 Atomstandorten in Deutschland. In den ziemlich schwach ausgelegten Zwischenlagern (80 cm Beton in Philippsburg anstatt 2 m beim eben in Betrieb genommenen Lagers für mittelaktiven Atommüll im KIT Nord) würde eine Kampfdrohne moderner Bauart genügen, um unsere Region radioaktiv zu verseuchen.

Atommüll im Meer versenkt


Beitrag von Harry Block und Anete Wellhöfer

Unter der Überschrift „Expedition zum Müll im Meer“ berichteten die BNN am 28. Juni 2025, dass hunderttausende Atommüll-Fässer vor Jahrzehnten im Ozean landeten. Im Artikel hieß es: „Zwischen den 1950er und 1980er Jahren haben etliche Staaten nuklearen Abfall im Ozean entsorgt.“

Neben den USA ´entsorgten´ bis 1991 auch Belgien, Schweiz, Niederlande und Frankreich tonnenweise strahlenden Müll im Nordatlantik. Aber auch Deutschland hat Stahlfässer mit radioaktivem Inhalt aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK, inzwischen KIT Nord) im Atlantik versenkt. Parallel zur Einlagerung radioaktiver Abfälle im alten Salzbergwerk ASSE II verfolgte die damalige Bundesregierung auch andere „Entsorgungswege“. Bei der Deutschen Atomkommission war man beeindruckt von der Möglichkeit, mit einer Verklappung im Meer schon bei der vorherigen Zwischenlagerung des Atommülls Geld sparen zu können, da infolge der späteren Verklappung die billigsten Fässer verwendet werden könnten.

Deshalb beteiligte sich im Mai 1967 die Bundesrepublik Deutschland an der Entsorgung radioaktiver Abfälle im Atlantik, 450 km vor der Küste Portugals. 480 Fässer aus dem KfK wurden in Emden auf die „Topaz“ umgeladen, die die strahlende Fracht zu ihrem Bestimmungsort brachte.

Auch bei diesem Transport wurde die Gefährlichkeit beim Umgang mit der gefährlichen Fracht wie immer verharmlost. Im Zwischenbericht der Studiengruppe Tiefenlagerung der Gesellschaft für Kernforschung – also der Abfalllieferanten – vom 29. Mai 1967 heißt es zur Aktion in Emden: „Die Umladung erfolgte ohne Störungen. Lediglich bei Beginn der Arbeiten zeigten die Schauerleute eine gewisse Scheu vor ihrer Tätigkeit und leisteten in geringem Umfang passiven Widerstand, da sie sich aus den Presseberichten über die Errichtung einer Salzkaverne in Bunde die Meinung gebildet hatten, dass jeder Umgang mit radioaktiven Abfällen in höchstem Maße gefährlich sei. […] Dank der wohlwollenden Unterstützung durch Hafenbehörden, Zoll und Gewerbeaufsichtsamt (die von der Gefährlichkeit der Abfälle ursprünglich auch überhöhte Vorstellungen hatten) konnten verschiedene kleinere Schwierigkeiten überbrückt werden“.

Insgesamt entsorgten europäische Staaten 220.000 Fässer mit radioaktivem Müll an 15 Stellen im Atlantik. Mehr als 28.000 Fässer davon liegen im Ärmelkanal vor der französischen Küste in etwa 100 Metern Tiefe.

Die letzte Fahrt eines deutschen Forschungsschiffes in die Versenkungsgebiete des deutschen Atommülls bei Portugal fand 2005 statt, wobei allerdings die radioaktiven Wasserproben laut Bundesregierung wegen ´technischer Defekte´ unbrauchbar waren.

Einen anderen Entsorgungsweg im Salz haben die damaligen Koryphäen der deutschen Atomforschung im KfK ebenfalls empfohlen und durchgeführt: die Lagerung von 128.000 Atommüllfässern im stillgelegten Salzbergwerk Asse, von denen rund 60.000 aus Karlsruhe stammen.

In das Bergwerk ist inzwischen ´Wasser eingedrungen´ (Klartext: das Bergwerk säuft ab), so dass für diese Fässer noch ein ´sicheres´ Lager bereitgestellt werden muss. Dies gilt auch für die noch im KIT Nord lagernden rund 75.000 Fässern mit schwach radioaktiven Atommüll in zum Teil schon verrosteten Fässern (eine neues Lager muss gebaut werden). Im neuen Zwischenlager für mittelaktiv strahlenden Atommüll befinden sich 6.500 Fässer, die täglich immer noch mehr werden, da der Abriss der Atomanlagen im ehemaligen KfK erst zu rund 30 % erfolgt ist. Für diesen Atommüll wie die noch vielen anderen tausenden von Fässern aus dem Abriss der deutschen Atomkraftwerke besteht ´Hoffnung´ auf das Erzbergwerk Schacht Konrad.

Doch hoffen auf Schacht Konrad könnte sich – im wahrsten Sinne des Wortes – als ein Schlag ins Wasser herausstellen: Aktuell gibt es keine Gebinde, die die Anforderungen aus den derzeit gültigen Endlagerungsbedingungen sowie der gehobenen wasserrechtlichen Erlaubnis vollumfänglich erfüllen und damit im Endlager Konrad eingelagert werden können. Bisher ignorieren die Verantwortlichen bei Bund und Land diese Tatsachen, eine Klage ist beim OVG Lüneburg anhängig. Ein Festhalten an Schacht Konrad verbaut den Weg für einen verantwortungsvollen Umgang mit ebendiesen Abfällen.

Ebenfalls keine Aussicht auf ein unterirdisches Lager besteht für die rund 1900 wärmeentwickelnden, hochradioaktiven Atommüllbehälter (= Castoren) in unseren gegen Terror (eine Kampfdrohne moderner Bauart würde genügen um unsere Region radioaktiv zu verseuchen) ziemlich schwach ausgelegten Zwischenlagern (80 cm Beton in Philippsburg anstatt 2 m beim Neubau des Lagers für mittelaktiven Atommüll im KIT Nord) an den 18 Atomstandorten in Deutschland.

Link zu Prof. Dr. Quaschning erklärt:

Prof. Dr. Volker Quaschning https://www.youtube.com/watch?v=0vR88n6LT_Q&t=165s

„Momentan gibt es kaum einen Tag, an dem CDU, CSU, FDP und AfD nicht über die Zukunft der Kernenergie in Deutschland philosophieren. Dabei ist die Kernenergie für die deutsche Energieversorgung inzwischen technisch und ökonomisch völlig sinnlos. Alle ehemaligen Kernkraftwerks-Betreiber winken ziemlich deutlich ab. Warum reden Merz, Söder und Weidel dann immer noch über die Kernenergie? Ist es mangelnder technisch-ökonomischer Sachverstand, reiner Populismus oder gibt es vielleicht sogar einen ganz anderen Grund? Geht es ihnen möglicherweise bei der Diskussion gar nicht um deutsche Kernkraftwerke, sondern um die Option einer Atombombe für Deutschland? Was auf den ersten Blick weit hergeholt wirkt, ergibt beim Blick auf die Fakten ein ganz anderes Bild, wie dieses Video zeigt.“

Weitere Zitate:

„Die CDU fordert Atomkraftwerke, die niemand betreiben will.

Markus Söder von der CSU, der ist irgendwie in einer Endlosschleife zur Kernenergie gefangen … dieses mediale Dauerfeuer das zeigt Wirkung:

60% der Deutschen meinen, die Kernenergie sollte weiter eingesetzt werden.

Die ehemaligen Betreiber der Kernkraftwerke haben da eine ganz andere Meinung.

RWE, EnBW und Preußen-Elektra, die drei, die sind sich heute alle einig:

 – Der RWE-Chef, der hält ein deutsches Atom-Comebeck für sehr unrealistisch.

 – Auch für das Kernkraftwerk Isa 2, das Söder immer wieder in Spiel bringt, da gibt es eine Zurückweisung: Zur Idee, das bayerische Kernkraftwerk Isa 2 wieder anzufahren, sagt der Preußen-Elektra-Geschäftsführer: Für uns gibt es kein Zurück mehr, das Thema Wieder-in-Betriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch.

—  Noch klarer ist die Aussage vom EnBW-Kernkraftwerkchef, der hält die Wieder-in-Betriebnahme für ausgeschlossen, und er geht noch weiter: Wir glauben nicht,dass der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland eine Lösung der Fragen zur heutigen Problemstellung der Energieversorgung wäre.“

Presseerklärung Bündnis CASTOR-stoppen

24.03.2025

Wieder CASTOR-Transport aus Sellafield abfahrbereit

Im Frühjahr 2025 soll erneut ein CASTOR-Transporte aus der

Plutoniumfabrik Sellafield (GB) nach Deutschland erfolgen. Nach den

Transporten nach Biblis (November 2020) und  Philippsburg (November

2024) soll dieser Transport in das Zwischenlager Ohu/Isar bei Landshut

erfolgen. Es gibt konkrete Hinweise darauf, dass dieser Transport in der

14. Kalenderwoche ab dem 31. März erfolgen wird.

Eines der in Frage kommenden Schiffe (Pacific Grebe) liegt im britischen

Hafen Barrow-in-Furness abfahrbereit am Kai. Da heute Morgen um 9:00 Uhr

der AIS-Sender des Schiffes deaktiviert wurde, ist davon auszugehen,

dass der Belade-Prozess begonnen hat. Das Schiff wird laut

Transportgenehmigung den niedersächsischen Hafen Nordenham ansteuern.

Nach der Verladung der sieben CASTOR-Behälter auf die Bahn wird der

Transport über das Schienennetz mehrerer Bundesländer fortgesetzt.

Aus Protest gegen diesen Transport werden ab dem kommenden Wochenende

Kundgebungen, Mahnwachen und Aktionen stattfinden.

Den Auftakt macht eine Kundgebung am Bremer Hauptbahnhof am Sonntag, 30.

März ab 14:00 Uhr.

Anti-Atom-Gruppen wollen anlässlich dieses Transports auf die ungelöste

Problematik des vorhandenen Atommülls aufmerksam machen. Der geplante

CASTOR-Transport nach Isar ist die Fortsetzung der seit Jahrzehnten

stattfinden sinnlosen Atommüllverschiebung. Im bayrischen Zwischenlager

gibt es kein Reparaturkonzept für defekte Behälter. Die Halle ist nur

bis 2047 genehmigt und nicht ausreichend gegen Einwirkungen von außen

geschützt. Ein tiefengeologisches Atommülllager wird es bis 2047 nicht

geben. Bis zu einer verantwortbaren Lösung für die langfristige Lagerung

der hochradioaktiven Abfälle muss das Hin-und Herschieben von Atommüll

unterbleiben!

– es gibt weiterhin kein vertretbares Endlager-Konzept für den vorhandenen Atommüll

– CASTOR-Zwischenlager werden zu gefährlich ungeeigneten Langzeitlagern

– Atommüll ist nur ungefährlich, wenn er nicht entsteht:

Brennelementefabrik in Lingen und Urananreicherung in Gronau beenden!

– Atomkraft ist kein Klimaretter

Pressekontakt Bündnis CASTOR-stoppen:

Kerstin Rudek Tel. 015902154831

Castor-Alarm

Seit dem 1. März läuft der Genehmigungszeitraum für die ersten Castor-Transporte nach Bayern überhaupt. Es sollen sieben CASTOR-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll in das Zwischenlager am niederbayrischen AKW Isar (Niederaichbach im Landkreis Landshut) rollen.

Der Zeitpunkt ist Verschlusssache und somit noch streng geheim. Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass der Transport bereits in der 14. Kalenderwoche (erste April-Woche) erwartet wird. Klar ist auch die Transportstrecke, da sich diese aus der Transportgenehmigung des Bundesamtes für die „Sicherheit der BASE) ergibt. Laut Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), die den Transport übernehmen wird, werden die jeweils mehr als 100 Tonnen schweren Behälter zunächst per Schiff nach Nordenham gebracht. Anschließend geht es per Zug über Bremen und vermutlich Hannover und Göttingen durch die gesamte Bundesrepublik bis nach Niederbayern.

Wer aktuell über Neuigkeiten zu diesem Transport informiert werden will, kann sich hier für einen Newsletter per Mail anmelden.

Rechnungshof fällt vernichtende Bilanz der französischen Kernkraftstrategie


Der französische Rechnungshof (Cour des comptes) hat in seinem aktuellen Bericht eine vernichtende Bilanz der französischen Kernkraftstrategie veröffentlicht. Gefordert wird die Aussetzung aller Investitionen in weitere Kernkraftwerke, solange die tatsächlichen Kosten nicht seriös ermittelt werden. Die Rentabilität ist schlecht, der Stromgestehungspreis hat sich seit 2019 von 6 Cent pro KWh auf 10 Cent pro KWh erhöht. Ohne massive Steuersubventionen ist Atomkraft nicht rentabel. Der Rechnungshof fordert, die Pläne für vier neue AKWs zu stoppen. Die Kernbotschaft des Berichts: Politische Positionen für neue AKWs sind unseriös. Stattdessen lauten zentrale Empfehlungen für die Energiezukunft 2050:
Die Beeinflussung des Verbrauchs durch Energieeffizienz und Energiesparen ist unerlässlich, um die Klimaziele zu erreichen.
Das Erreichen der CO2-Neutralität bis 2050 ist nur möglich mit einem deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien.
In allen Szenarien müssen die Stromnetze rasch neu dimensioniert werden, um die Energiewende möglich zu machen.
Die Schaffung eines leistungsfähigen „kohlenstoffarmen Wasserstoffsystems“ ist von Vorteil
zur Dekarbonisierung bestimmter Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind.

Link zum Bericht des französischen Rechnungshofs auf ccomptes.fr

https://www.ccomptes.fr/sites/default/files/2025-01/20250114-La-filiere-EPR%20-une-dynamique-nouvelle-des-risques-persistants_0.pdf

KIT-Wissenschaftler tritt aktiv für eine Renaissance der Atomenergie ein

– KIT Nord forscht intensiv an ´neuen´Atomreaktorlinien –

Es gibt aktuell einige Parteien und deren VertreterInnen, die von einer Wiederkehr der Atomenergie träumen; Fukushima ist verblasst, die großen Gorleben-Proteste sind vorbei, und der Putin-Krieg gegen die Ukraine hat die Atomkraft-Sehnsüchte wieder hochgespült, weil man unabhängig von russischem Öl und Gas sein will. AfD, CDU und CSU gehören dazu und betonen dies lauthals in ARD und ZDF.

Wenn Herr Dr. Thomas Walter Tromm das KIT-Zentrum Energie im Rathaussaal (5. Juni 2024) vorstellt, so freut man sich auf das Topic Energiebereitstellung. Erneuerbare Energien, thermochemische Energieumwandlung, elektrochemische Energieumwandlung. Aber dann wird man schon etwas hellhöriger bei synthetischen/ alternativen/ biologischen Kraftstoffen, weil diese zur nachhaltigen Verkehrswende wenig bis nichts beizutragen vermögen. Aufhorchen lassen aber die Bereiche Fusionstechnologie und Kernenergie-Sicherheit. Bei der Fusion wird am KIT Nord vor allem an den Fusionstechnologien und Materialen geforscht.
Bei Atom liest man Nuclear Wast Management, Safety and Radiation Research. Wer kann schon etwas gegen die Erforschung der Endlagerproblematik von Atommüll und Sicherheit von Atomanlagen haben. Im KIT Nord werden derzeit die ´Altlasten der friedlichen Atomenergie vom 700 MitarbeiterInnen des KTE für hunderte von Millionen Euro jährlich abgerissen und in einem Lager für leichtaktiven Atommüll (rund 80.000 Fässer) und in zwei Lagern mit über 6000 Fässer für mittelaktiven Atommüll ´zwischengelagert.“ Diese gefährliche und teure Hinterlassenschaft der Atomindustrie vor der Haustüre müsste Herrn Dr. Tomm zeigen, dass Atomkraftwerke teuer, unsicher und vor allem auch nicht nachhaltig sind. Aber er tritt in den letzten Monaten eindeutig als Vertreter neuartiger Reaktorkonzepte auf und das macht besorgt, dass mit Landes-und Bundesmitteln der Wieder-Einstieg in die Atomkraft in Deutschland unter dem Mantel der Sicherheitsforschung der Weg bereitet werden soll.

Am 6. Dezember war Dr. Tromm in einer Online-Veranstaltung des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) und zeigte in einer Power-Präsentation die Arbeitsbereiche im KIT Nord in Sachen Atom: „Partizipation in EU-Projects (EURATOM Call2021, Projects ongoing)“

Screenshot aus seiner Präsentation

Der Gipfel seiner Behauptungen war, dass Strom aus Windenergie genauso teuer sei wie Atomenergie.
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat in einer Studie die gesamtgesellschaftlichen, realen Kosten verschiedener Energieformen verglichen. Eine Kilowattstunde (kWh) Atomstrom kostet so bis zu 42,2 Cent. Die Windenergie liegt hingegen nur bei etwa 8,1 Cent/kWh. Bei seinen Berechnungen hatte er nicht nur die massiven Steuervergünstigungen, Subventionen und anderen Finanzhilfen für Bau, Instandhaltung und Entsorgung (in Deutschland insgesamt etwa 187 Milliarden Euro in den vergangen vierzig Jahren) vergessen, sondern auch kein Wort zu den Sicherheitsrisiken verloren. Sein Kommentar zu meinen im Chat geäußerten Vorhaltungen gegenüber seinem Preisvergleich: „Ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler.“

Dennoch sein Fazit: Der Atomausstieg Deutschlands sei falsch gewesen. „Atomenergie ist eine mögliche zusätzliche Alternative zu den anderen Energieformen.“

Die anwesenden Wissenschaftler hielten ihm sehr sachlich entgegen:

  • Status: Erhebliche Anstrengungen zwischen den 1940er und 1970er Jahren, Wiederbelebung nach 2000, ein kommerziell nutzbares System ist nicht vor ~ 2050 zu erwarten
  • Sicherheit: Einige Vorteile möglich, aber
    – erhebliche technologische Entwicklung erforderlich (Materialien, Instrumentierung, Nachweisverfahren)
    – relevante Strahlenschutzprobleme auch im Normalbetrieb müssen gelöst werden
  • Abfälle: Verschiedene Abfallströme und andere relevante Nuklide (CI-36, C-14) Proliferation: spezifische Probleme aufgrund der erforderlichen Wiederaufbereitung von Brennstoff
  • Die Systeme sollen in den Bereichen Sicherheit, Ver- und Entsorgung, Non-Proliferation und Wirtschaftlichkeit Vorteile bieten.
  • Einzelne TL/RK bieten – bei konsequenter Auslegung – potenzielle Vorteile in einzelne Kriterien.
  • Kein Reaktorkonzept bietet aber gleichzeitig Vorteile in allen Kriterien,
  • Potenzielle Vorteile sind (fast) immer von der konkreten Umsetzung in Form eines Reaktorkonzepts abhängig, daher sind aus heutiger Sicht offen:
    – Wirtschaftlichkeit vs. Sicherheit
    – Bessere Brennstoffausnutzung wird durch Wiederaufarbeitung erzielt, mit der aber spezifische Proliferationsgefahren einhergehen.
    – Systeme setzten anstelle von Wasser ein anderes Kühlmittel ein. Damit sind spezifische Vor-, aber auch Nachteile verbunden. Es existiert signifikant weniger technologische Betriebserfahrung mit anderen Kühlmitteln wie z.B. Natrium.
  • Die Prinzipien der Technologielinien (TL) aller Reaktortypen sind im Wesentlichen seit den 1950er Jahren bekannt.
  • Da die Entwicklung von TL nicht „linear“ erfolgt, wäre eine Einordnung als „Generation II-B“ eher angebracht als von der Generation IV zu sprechen.
  • Trotz zum Teil jahrzehntelanger Entwicklung befinden sich viele TL bzw. Reaktorkonzepte (RK) hinsichtlich ihres Technologischem Reifegrads weiterhin in frühen Phasen der Entwicklung → zwar graduelle Fortschritte, aber keine grundlegenden Durchbrüche erkennbar.
  • Zeitpläne wurden systematisch nicht eingehalten.
  • Insbesondere Brennstoff-/Materialienentwicklung ist zeitlich limitierend.
    Der Zeitbedarf bis zu potenziellen „kommerziellen“ Systemen liegt wahrscheinlich im Bereich einiger Jahrzehnte.

Mein Fazit: Einige ´neue Reaktoren´ werden mit viel Finanzaufwand auf der Welt gebaut werden. Sie sind aber weder notwendig, keineswegs sicher und schon gar kein Beitrag zur klimaneutralen Energiewende.

Auch dem Traum von Partition und Transformation erteilten die beiden Wissenschaftler eine Abfuhr.
Für sie bedeutet P&T

  • sehr hohen Aufwand (Dutzende Reaktoren und Wiederaufarbeitungsanlage) für
  • sehr lange Zeiträume (>100 Jahre) bei
  • begrenzter Wirksamkeit (Endlagernotwendigkeit durch Restmengen) und
  • erheblichen Belastungen (Sicherheit, Proliferation, Gesellschaft)

Dabei leistet P&T (selbst) im Idealfall:

  • keinen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der Wärmeproduktion (Flächenbedarf)
  • keinen Beitrag zur Reduktion des Abfallvolumens durch Abtrennung von Uran aus den HLW. Das abgetrennte Uran muss anderweitig entsorgt werden (mittelradioaktiver Abfall).
  • keinen nennenswerten Beitrag zur Langzeitsicherheit und reduziert daher auch nicht die Anforderungen an die Isolation.

Aber dies alles kümmert Herrn Dr. Tromm nicht. Am 7. Dezember stellt er in der Landesschau Ba-Wü das Kalla-Labor im KIT mit den Worten vor: “Hier forschen wir an innovativen Reaktorkonzepten. Die nächste Stufe der Kernreaktoren …“
Es wird dort die Kühlung von Mini-Akws erforscht. Dr. Tomm ist überzeugt, dass der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie ein Fehler gewesen sei. Er bezweifelt, dass der Weg in die erneuerbaren Energien in Deutschland der richtige sei und führt Tschechien, Finnland und Frankreich an, die an der Atomenergie festhalten. Er will die „small reactors“ als ´Ergänzung´ zu den anderen Technologien. Die Sendung endet aber mit den Einwänden gegen den Einstieg in eine neue Atomtechnologie.

Angela Merkel, Atomphysikerin, hat in ihrer soeben erschienenen Autobiografie auf Seite 608 ihre Antwort auf Söder, Merz und andere Atombefürworter sehr knapp und bündig formuliert: „Ich kann Deutschland auch in Zukunft nicht empfehlen, wieder in die Nutzung der Kernenergie einzusteigen. Wir können die Klimaziele auch ohne Kernenergie erreichen, technologisch erfolgreich sein und damit auch anderen Ländern der Erde Mut machen.“

Wir fordern die Landesregierung und die Bundesregierung auf, die finanzielle Unterstützung für Forschungen an ´neuen Reaktoren´ im KIT Nord einzustellen und die Forschungsgelder in die anderen nachhaltigeren und Erfolg versprechenden Energieforschungen zu investieren.

Harry Block

Atommüll und Zwischenlager-Problematik

Der radioaktive Müll wird in Zwischenlagern sicher aufbewahrt.
ODER?
Der hochradioaktive Müll, verpackt in sogenannten Castor-Behältern, wir in Zwischenlagern meist oberirdisch in Hallen aufbewahrt.
Geplant für 40 Jahre, laufen die ersten Genehmigungen bereits 2034 aus. Schon jetzt ist klar, dass ein noch zu findendes Endlager frühestens Anfang/Mitte des nächsten Jahrhunderts zur Verfügung steht.
Und bis dahin? Halten die Castor-Behälter die permanente radioaktive Strahlung und Hitzeentwicklung aus? Bleiben sie transportfähig? Was ist, wenn das Material spröde wird?
Eine Reparatur ist derzeit an keinem Standort möglich.

Alles klar, oder?
www.antiatom.net